Die Annaburger Schulentwicklung
Die Lochauer (Annaburger) Kirchschule in sächsischer Zeit
Bis zum 16. Jahrhundert gab es in den deutschen Fürstentümern und Reichsstädten Schulen nur für eine kleine privilegierte Minderheit, vor allem Kloster- und Lateinschulen.Im Zuge der Übernahme der Kirchenverwaltung in den 1540er Jahren nach Einführung der Reformation fiel dem sächsischen Kurfürsten auch das Aufgabenfeld des Bildungswesens zu, welches zuvor in der Kompetenz der Kirche gelegen hatte. So entstanden die drei sächsischen Fürstenschulen aus säkularisiertem Klosterbesitz zur Vorbereitung auf die neu gegründeten Universitäten. Es wurden die Schulämter Pforta, Grimma und Meißen gebildet, die dem Unterhalt der drei Landes- und Fürstenschulen dienten. Dem niederen Bildungswesen dienten die so genannten Küsterschulen, die vom Küster der Gemeinde betrieben werden. Ein weiterer, allgemeiner Begriff für diesen Schultyp ist Kirchschule, was sich daher ableitet, dass die Schulaufsicht in der Person des Pfarrers als Schulinspektor wahrgenommen wurde. Als Lehrer wurden meist das Kirchenpersonal wie der Küster und oder der Kantor eingesetzt. In größeren Gemeinden konnte er durch andere Personen zusätzlich unterstützt werden. Im Rahmen der flächendeckenden Visitationen zur Durchsetzung der Reformation in Kursachsen ab 1528 erfolgte auch die Bestandsaufnahme und Prüfung des Unterrichts durch die Küster und Pfarrer in den Kirchengemeinden. Ein flächendeckender sächsischer Schulplan innerhalb der entstehenden sächsischen Kirchenordnung wurde erst nach der Staatskonsolidierung durch Kurfürst August 1580 mit seiner Kursächsischen Kirchen- und Schulordnung geschaffen. Diese regelte den Aufbau von städtischen Lateinschulen und ländlichen Küsterschulen, in denen das Lesen, das Schreiben und das Singen von Kirchenliedern für Jungen und Mädchen gefordert wurden. Die Einbeziehung der Mädchen in das niedere Bildungswesen war gegenüber dem Rest von Deutschland sehr fortschrittlich (Preußen zog erst 1729 hier nach). Die so geschaffenen Schulen auf dem Lande waren Parochialschule, deren Träger für fast 300 Jahre die Pfarreien waren. In den Städten lag das Schulwesen bei den Stadtkommunen, wurde aber vielfältig auch durch die Pfarrer geführt, außerdem gab es hier aber auch schon private Bildungseinrichtungen wie z.B. die Fränkische Stiftung in Halle.
Das sächsische Bildungssystem welche in der Reformationszeit entstand war ein „ständisches“, die für die Stände, Bauern, Bürgern und Edelmann jeweils einen anderen Bildungsweg vorsah. Weiterführende Bildungseinrichtungen für den dritten Stand, die über das Niveau einfacher Landschulen hinausgingen gab es nicht. Eine Schulpflicht bestand zwar, aber nicht im heutigen Sinne, sie wurde erst 1835 im Königreich Sachsen eingeführt. In diesem System war Annaburg ein Dorf und für die Kinder aus unserem Städtlein legte ihre Geburt den Bildungsweg auf der Küsterschule fest.(13)
1571
im damaligen Lochau wird ein Moritz Cordian als Schulmeister genannt
1573
wird Lochau in Annaburg umbenannt
1575
wird erstmalig eine Schule in Annaburg erwähnt
1578/79
Auf Anordnung Kurfürst August, wurde auf Tendlers Vorschlag, um dem Markte ein besseres Aussehen zu geben, der Kirchhof auf Kosten des Pfarrers Garten erweitert. Dazu wurde das Pfarrhaus „herfür an die Gasse gerückt“ und ein Platz am Kirchhof zu einem Schulhaus freigelassen.(5)
1580
auf dem Schloss Annaburg wird die „Annaburger Schulordnung“ verfasst. Diese wird für das ganze damalige Kursachsen gültig.
1583
In diesem Jahr bekam die Gemeinde Annaburg eine eigene Dorfschule. Bis dahin wurden die Schüler im Wohnhaus des Schulmeisters in den oberen Stuben unterrichtet.
1599
der damalige Schulmeister M. Jakoby Hennig schrieb in Ermangelung eines „Advocatus“ viele Bittschriften und Beschwerden zur Armut, Frondiensten und Abgaben.
1769
Es wird in Dresden verordnet, dass wer seine Kinder nicht in die Schule schickt eine Strafe von 60 gr. zu bezahlen hat, allein es wird kaum durchgesetzt.
1773
Erließ die Regierung in Sachsen am 17.März eine erneuerte Schulordnung, die auf die aktuellen Gegebenheiten einging und gleichzeitig auf die Kirchen- und Schulordnung von 1580 zurückgriff. Ab jetzt bestand für alle Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren die Pflicht, in die Schule zu gehen. Dadurch stieg die Anzahl der Schüler durch die Erweiterung der Schulpflicht.
1800
In Annaburg waren drei Lehrer tätig
Die Annaburger Elementarschule in preußischer Zeit
Die Annaburger Elementarschule wird auch weiterhin als Parochialschulen durch die evangelische Kirchengemeinde geführt. Damit liegt die Schullast zum überwiegenden Teil beim Kirchenvermögen, bzw. bei der Kirchengemeinde. (14)Die allgemeine Schulpflicht bestand in Preußen schon seit dem 28. September 1717. So wurde sie auch (einschließlich der Mädchen) in der Preußischen Provinz Sachsen verbindlich und damit auch in Annaburg. Die Schulzeit wurde auf 8 Jahre reduziert. In der preußischen Zeit blieb die Bevölkerungsanzahl der Gemeinde Annaburg noch konstant. Auch in Preußen galt die "ständische" Auffassung bei der Gestaltung des Bildungssystems, daher waren für die Kinder aus Annaburg nur der niedrigste Bildungsweg vorgesehen. Wer einen höheren Bildungsweg für seine Kinder anstrebte musste sie wegschicken (z.B. in die Fränkische Stiftung nach Halle). Da nur drei Klassen in den Quellen genannt wurden, können wir davon ausgehen, dass auch in Annaburg mehrere Jahrgänge in einer Klasse unterrichtet wurden.
Eine Standesgemäße „höhere Bildung“ war dem Adel in ihrem (Latein) Gymnasium vorbehalten. Durch die einsetzende Industrialisierung und den steigenden Einfluss den das Bürgertum auch in Preußen erlangte, stieg deren Bildungsanspruch in der aufstrebenden gesellschaftlichen Mitte, so wurde hier eine solidere Ausbildung ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert benötigt, die dann durch sich bildenden städtische Realschulen (Mittelschule) bedient wurde. Hier wurde bei der Ausbildung dem Bedarf an Qualifikationsanforderungen von Technik, Handel, Wirtschaft und einer expandierenden Verwaltung Rechnung getragen. In Annaburg bediente diesen Bedarf das MKI, was auch erklärt warum man das Institut bei der Suche und Umsetzung neuer Ausbildungsweg und Methoden anfänglich gewähren ließ. Es erzeugte die benötigten gehorsamen und gebildeten Staatsdiener.
Die Annaburger Volksschule verfolgte hingegen solch höhere Bildungsziele nicht. Sie war daher chronisch unterfinanzierte, mit überfüllten Klassen behaftet und stark konfessionell geprägte (Schul- und Kirchenrat), sie hatte den Auftrag, gehorsame und gottesfürchtige Untertanen hervorzubringen. Dazu wurden die Lehrpläne ganz bewusst auf kulturtechnische Minimalstandards beschränkt. Trotzdem gab es auch hier Personen aus dem Bildungsbürgertum die für eine Besserung der Lage eintraten und ihren Schutzbefohlenen möglichst viel Wissen auf ihren Lebensweg mitgeben wollten. Das betraf vor allem auch den Bereich der Mädchenbildung für die die Schulpflicht ja schon lange galt.(8)
1825
wurde das Schulgebäude neben dem evangelischen Pfarrhaus am Markt neu gebaut, was ohne die geleisteten Dienste der Annaburger Kirchengemeinde gegen 2.600 RT kostete. Das alte Gebäude befand sich zuvor 100 Fuß weiter zurückgesetzt. (2)
Der Bedarf reichte völlig aus, da der Forstbereich als eigenständiger Forstgutsbereich geführt wurde, der auch für die Elementarschule dann zuständig war, was u.a. dazu führte, dass auf dem Zschernick eine eigenständige Schule bestand.
1837
Lehrer Daniel Große organisiert in Annaburg das erste Kinderfest
1838
Seit diesem Jahr wird hier jährlich ein Schulfest auf dem Anger hinter der Mühle gefeiert. Die Stiftung dieses Festes ist ein Werk unseres Hochverehrten Seelsorgers Herrn Dr. Seyler. (2)
1841
Es werden für Annaburg drei Lehrer benannt; der Cantor und erster Lehrer Herr Johann Daniel Große, der Küster und zweite Lehrer Herr Johann Christian Blochwitz und als dritter Lehrer der Herr Albin Thierbach.
An Schülern zählt die Cantor-Klasse 156 Schüler, die 2 Klasse Abteilung 1 zählt 125 Schüler und die 2. Klasse Abteilung II hat 112. Insgesamt gehen aus Annaburg und den Neuhäusern 393 Schüler zur Schule.
Der Zschernick hat seinen eigenen Lehrer, Herr Carl August Neuhse und die Kinder der Gerbis Mühle gehen der Nähe wegen nach Zwiesigko (Gerbisbach) in die Schule. Das Schulgeld beträgt 2 Mark und 6 Pfennige.(2)
1849
Die 2 Kornhäuser vom Gut werden abgerissen. An dieser Stelle ist dann ein zweites Schulhaus gebaut worden und später noch ein weiteres daneben. (1)
1850
Am 9.11. wurde das zweite Schulgebäude der Annaburger Schulgemeinde feierlich eingeweiht. (4)
1850
Zur finanziellen Unterstützung der Aufwendungen der Schulgemeinde zur Schaffung einer vierten Lehrerstelle wurde die Seyler Stiftung gegründet, die bis ca. 1939 bestand. Der Stiftungszweck wurde später zur Errichtung einer „Kinderbewahranstalt“, einer Vorschule im heutigen Sinne abgewandelt.
Außerdem sollte aus ihr die Besoldung einer Lehrerin für die (obere Klasse) Mädchenschule erfolgen, da es bisher üblich war, dass sich zur unentgeltlichen Unterrichtserteilung mehrere Frauen und Jungfrauen vereinigt haben. Die Schulgemeinde konnte damit aber auch weitere Schulprojekte mitfinanzieren. (4)
Diese Stiftung bestand bis 1939
Die Annaburger Schule wird eine Volksschule in der deutschen Kaiserzeit
In Deutschland wird das staatliche Schulwesen als ein Bestandteil des „Kulturkampfes“ zur Minimierung des kirchlichen Einflusses (vorrangig der katholischen Kirche) institutionalisierte. Das Unterrichtsgesetz von 1870 begründete die öffentliche Volksschule, die Unterrichtspflicht, die staatliche Lehrerausbildung und, durch die Bestätigung der seit 1860 in Preußen eingesetzten Oberschulbehörde, die staatliche Schulaufsicht. In einem langwierigen Prozess werden die Parochialschulen in die staatlichen öffentlichen Volksschulen überführt. Erschwerend für Annaburg ist die unverhältnismäßig große Entwicklung der Gemeinde, die in den sechziger Jahren noch 1839 Einwohner hat und auf dieser Höhe sich bis Mitte der achtziger Jahre gehalten hat, dann aber bis auf 3587 angewachsen ist. Hier findet man den Grund für den höheren Schulbedarf, obwohl es sich doch „nur“ um eine Volksschule handelte bei der kein mittlerer Bildungsweg angeboten wird. 1885—1896 werden 4 Lehrern in 4 Klassen beschäftigt. 1897 steigt der Bedarf auf 6. Lehrer und im Jahre 1908 sind für 12 Schulkassen schon 10 Lehrkräfte angestellt. Der (städtische) Mittlere Bildungsweg – diese Mittelschulen entstehen in Herzberg, Torgau und Wittenberg – in Annaburg können ihn die meisten Kinder nicht beschreiten.(14) Das Militär-Knaben-Erziehungsinstitut entwickelt sich im Kaiserreich immer mehr zu einer Militärischen Spezialschule. Wo früher die Gelder nur spärlich flossen, wird jetzt richtig geklotzt. Eine Vielzahl von Gebäuden die noch heute das Stadtbild von Annaburg prägen, sind in dieser Zeit im Zusammenhang mit dem MKI und der aus dieser Einrichtung hervorgegangenen Unteroffiziersvorschule entstanden. Mit dieser Einrichtung konnte man nun die bestehende Lücke zwischen Konfirmation und Volljährigkeit (Eintrittsalter in die Armee) der MKI-Zöglinge effizient schließen. Die Musikschüler verblieben ja schon immer bis zum 18. Lebensjahr in der Musikschule. Die Ausbildung im MKI entspricht einem Mittleren Bildungsabschluss. Wer diese Ausbildung durchlaufen hatte verfügte über ein höheres Bildungsniveau als die Schüler aus der Annaburger Volksschule.
1872
Bau der Turnhalle – der heutigen Schulturnhalle
1876
Bau des Stabsgebäudes, heutige Grundschule „Michael Stifel“
1878
Es wird die Schlosskirche des MKI gebaut, welche anfangs noch als Speisesaal genutzt wurde.
1881
Die Kaserne der Unteroffiziersvorschule – heutiges Altenpflegeheim II des DRK – wird errichtet.
1883
Für den gestiegenen Bedarf an Lehrkräften wird das Lehrerhaus und spätere Postamt – heute Wohnhaus – erbaut.
1884
Der Speisesaal des MKI wird neben Schlosskirche und Stabsgebäude gebaut, damit konnte die Schlosskirche geweiht und als solche auch genutzt werden.
1895
Der Gemeindevorstand beschließt den Bau eines weiteren (zweiklassigen) Schulhauses am Standort der ehemaligen Kornhäuser am Markt (3)
1895
Bei der hiesigen Volksschule in Annaburg, in der bisher ca. 500 Schüler von nur 4 Lehrern unterrichtet werden, werden Ostern noch zwei Klassen eingerichtet. Ein neues Schulhaus mit zwei Klassenzimmern und zwei Lehrerwohnungen ist bereits im Rohbau fertig. Die erforderlichen Lehrkräfte sind noch zu ernennen. (3)
1900
Endlich wird die Tiefbrunnenanlage gebaut. Damit wird die alte Röhrleitung vom Gorrenberg außer Betrieb genommen und das MKI verfügt nun über tatsächlich frisches fließendes Wasser.
1902
Das zentrale Toilettenhaus wird neben dem Kellerberg errichtet. Damit konnten die Latrinen über dem „Scheißgraben“ am Markt neben dem Schlosseingang endlich abgerissen werden.
Schulleiter der Annaburger Volksschule ist Rektor Jähnig
1903
Bau der Militär- und Musikschule für das Militär-Knaben-Erziehungsinstitutes (MKI)
1907
Zuletzt wurde noch das neue Lazarett – heutiges Altenpflegeheim I des DRK – errichtet.
1910
Zirka 498 Schüler besuchen die Annaburger Volkschule, es wurden 13 Klassen gebildet, zur Verfügung standen aber nur 11 Klassenräume. Zu vermuten ist, dass jetzt auch Jahrgangsweise die Klassen unterteilt waren, was das Lernen in der Annaburger Volksschule wesentlich gegen über den dörflichen Schulen verbesserte.
1912
wegen der katastrophalen Schulzustände (u.a. fehlende Klassenräume) plant die Gemeinde Annaburg einen Schulneubau mit Turnhalle und Pausenplatz. Dazu erwirbt die Gemeinde das Gartengrundstück Holzdorfer Str. 12. Heute „Schulstraße“ bebaut mit AWG-Wohngebäuden (DDR Neubauwohnungen)
1914/18
Erweiterung der Unterrichtsräume am Markt (heutiges Sparkassengebäude),da der geplante Schulneubau durch die Gemeinde Annaburg nicht finanziert werden konnte
Die Annaburger Schule in der Weimarer Zeit
Nach zähen Auseinandersetzungen wurde die heute als "Weimarer Schulkompromiss" bekannte Schulreform auf der Grundlage des Grundschulgesetzes von 1920 auf den Weg gebracht. Erstmals in der deutschen Geschichte sollte eine für alle Kinder gemeinsame "Grundschule" geschaffen werden. Allerdings sah der Kompromiss eine Grundschuldauer von lediglich vier Jahren vor, anschließend sollten die Schülerinnen und Schüler wieder auf verschiedene Schulformen aufgeteilt werden, die gemäß der "Mannigfaltigkeit der Lebensberufe" als einfache (Volksschule), mittlere (Realschule) und höhere (Gymnasium) Bildungsgänge unterschieden wurden. Darüber, welche dieser Schulen ein Kind besuchen würde, sollte fortan einzig und allein die in der Grundschule festgestellte "Anlage und Neigung" entscheiden, "nicht die wirtschaftliche und gesellschaftliche Stellung oder das Religionsbekenntnis seiner Eltern" (Artikel 146, Weimarer Reichsverfassung). Als gemeinsames Fundament der weiterführenden Schulformen sollte die Grundschule auch Ort der Begegnung unterschiedlicher Sozialschichten sein und so zum Abbau der scharfen sozialen Klassengegensätze beitragen, welche die Gesellschaft prägten. Die neuen Schulfächer, die im Sekundarbereich aller drei Schulformen eingeführt wurden, "Staatsbürgerkunde" und "Arbeitsunterricht", sollten zudem die demokratische Gesinnung der Heranwachsenden und so den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der jungen Demokratie stärken. In einer Gesellschaft mit hoher Arbeitslosigkeit, Klassenspannungen und einer weiterhin autoritären Schulkultur war dies ein schwieriges Unterfangen. Die Gemeinde Annaburg, aber auch die Stadt Prettin besaß nur eine Volksschule.
1919
wird der regelmäßige Schulbesuch als Pflicht und als Recht für alle Kinder in die Weimarer Verfassung aufgenommen. Und so steht es auch heute im Grundgesetz. (7)
1919
Schließung des MKI mit der dazugehörigen Musikschule und Unteroffiziersvorschule auf der Grundlage des Versaillervertrages.
1921
Im April fand die erste Jugendweihe im „Bürgergarten“ statt. Sie wurde von den Annaburger Freidenker ausgerichtet. (11)
1922
Übernahme der Militär- und Musikschule durch die Gemeinde Annaburger
1922
Am 24.11.erfolgte der feierliche Um- und Einzug in die „Schlossschule“ mit Musik für die Kinder um 10.00 Uhr und abends mit einer Feierstunde für die Erwachsenen im Musiksaal (heute Aula)
1925
Es wird eine einheitliche strenge Klassenordnung erlassen. Sie billigt und Fordert auch die körperliche Züchtigung (sie war ja in der Vergangenheit überall gebräuchlich. Die Lehrer und ehemals die Schulmeister konnten von ihr willkürlich und nach gut dünken Gebrauch machen. Dieser „Willkür“ bei der körperlichen Züchtigung wurde mit der „Klassenordnung“ ein Ende bereitet, ein sehr kleiner Schritt in die richtige Richtung.
Sie legt eine strenge Sitz- und Meldeordnung und Verhaltensvorschriften gegenüber den Lehrern fest. Aber auch das „Verhalten“ der Lehrer wird reglementiert. Frauenfeindlich war, dass die Lehrerinnen ledig und bei Heirat aus dem Schuldienst ausscheiden mussten. In Annaburg (DDR) war das bis 1945 gültig. In den alten Bundesländern, wie Baden-Würtenberg sogar bis 1956.
1927
Es wird ein obligatorischer Schwimmunterricht im Waldbad an der Herzberger Straße, in der Nähe der „Hohen Holzbrücke“.
1932
Es werden feste Essenzeiten für die Schulspeisung, z.B. Erbsensuppe mit einem Brötchen für Jungen und Mädchen getrennt und wechselseitig eingeführt. Die Anzahl der teilnehmenden Schüler steigt auf 160 Jungen (Montag, Mittwoch und Freitag) und 140 Mädchen (Dienstag, Donnerstag und Samstag)
1932-45
Schulleiter war Rektor Werner Gerth
Die Annaburger Schule in der Zeit des Nationalsozialismus
Schon wenige Wochen nach der Machtübernahme 1933 erhielt die Ideologie der Nationalsozialisten Einzug in das deutsche Schulwesen. Im Zuge der "Gleichschaltungspolitik" wurden die liberalen und demokratischen Beamten aus dem Schulsystem und den Schulbehörden entfernt. Die Schulverwaltung, die bis dahin – dem Prinzip des Kulturföderalismus folgend – immer in der Hand der einzelnen Gliedstaaten gelegen hatte, wurde im Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung zentralisiert und damit die Voraussetzungen dafür geschaffen, das Führerprinzip in den Schulen durchzusetzen und die Lehrpläne nach völkischen Kriterien umzuschreiben. Mit dem "Reichsschulpflichtgesetz" am 6. Juli 1938 wurde das in Art. 146 der "Weimarer Reichsverfassung" formulierte demokratische Ziel, eine für alle gemeinsame Grundschule einzurichten, völkisch umgedeutet (8) Die Stadt Annaburg und Prettin kämpften in dieser Zeit für die Errichtung einer gemeinsamen Mittelschule Annaburg – Prettin. (12)
1933
Es begann die Zeit der Hitlerdiktatur. Die Jugendweihe wurde verboten und gemeldet wurde sich im Unterricht jetzt mit ausgestrecktem Arm. (11)
1939
Am 1. April wurde in Annaburg die Mittelschule Annaburg – Prettin gegründet. Sie wurde im Vorderschloss untergebracht in dem Flügel der an den ehemaligen Spielplatz grenzt, sodass er nun als Pausenhof dienen konnte. Wer diese Mittelschule besuchen wollte musste eine Aufnahmeprüfung ablegen. Jeder der 4 Jahre Volksschule besucht und die Aufnahmeprüfung bestanden hatte, konnte mit Einwilligung seiner Eltern in diese Mittelschule aufgenommen werden. Die gesamte Schulzeit mit der Volksschule waren 10 Jahre und der bestandene Abschluss war dann die Mittlere Reife. Die Mittlere Reife war für viele Berufe die Grundlage zur weiteren Ausbildung als Ingenieur, Lehrer, Verwaltungsdienst, Militärdienst usw: Es war möglich mit 8 Jahren die Mittelschule zu beenden und dann eine Handwerkerlehre zu beginnen. Eine Fremdsprache (Englisch) war Pflicht und die zweite Fremdsprache konnte von der Schule ausgewählt werden. Je nach den Familienverhältnissen musste Schulgeld gezahlt werden, nur die Bedürftigen konnten auf Antrag befreit werden. Schuleinzugsgebiet waren die Städte Annaburg und Prettin, sowie Axien, Groß Naundorf, Hohndorf, Axien, Plossig, Naundorf, Kolonie, Bethau, Großtreben, Jessen, Schweinitz, Klossa, Purzien und Gerbisbach. Von Prettin wurde die Kleinbahn für die Schüler mit genutzt. Die Schüler aus den Dörfern Großtreben mussten mit dem Fahrrad nach Prettin, aus Axien nach Hohndorf, aus Bethau nach Naundorf um die Kleinbahn zu erreichen. Von Jessen kamen die Schüler mit der Reichsbahn und von Schweinitz, Klossa, Purzien und Gerbisbach mit dem Fahrrad nach Annaburg. Schulleiter wurde Rektor Werner Gerth, der von der Volksschule zur Mittelschule versetzt wurde. Nachfolger in der Volksschule wurde kurzzeitig Rektor Herr Prieß. Seine Einberufung erfolgte im Herbst und Rektor Werner Gerth musste ab da beide Schulen leiten. (12)
1940
Das Schulgebäude (Ehemalige Musikschule des MKI) wird geräumt und von der Wehrmacht als Verwaltungssitz und Unterkunft einer Wacheinheit genutzt. Das Gelände wird eingezäunt und auf dem ehemaligen Schulgelände werden Baracken (Anzahl 4) errichtet. Sie dienten als Unterkünfte für die Kriegsgefangenen, anfänglich für den gefangenen serbischen Generalstab, für gefangene britische oder amerikanische Flugzeugbesatzungen und später für die indischen Kriegsgefangenen.
1940-1945
Der Unterricht wird wieder in den Räumen der alten Schule am Markt Nr. 24 und 25 (Sparkassengebäude) aber auch im Saal im „goldenen Ring“ (da ja viele Festlichkeiten in der Zeit des Krieges nicht mehr stattfinden dürfen) durchgeführt.
1940/41
Es gehen in diesem Schuljahr 441 Schüler in die 8 klassige Annaburger Volksschule
1942
Die Annaburger-Prettiner Mittelschule wurde in eine Hauptschule umgewandelt. Sie war genau wie vorher eine 10 Klassenschule mit dem Abschluß der Mittleren Reife oder den Abgang nach der 8. Klasse um einen Beruf zu erlernen. Die Aufnahmeprüfung wurde abgeschafft und dafür eine Probezeit von 1/4 Jahr eingeführt. Waren die Aufgaben nicht erfüllt und die Zensuren nicht zufrieden stellend mussten die Schüler in ihre Volksschule ihres Heimatortes zurück. Schulgeld für die Hauptschule wurde nicht erhoben. Die Mittelschullehrer waren auch mit dem gleichen Lehrstoff im Unterricht unsere Lehrer in der Hauptschule.(12)
Die Mittelschullehrerin Pauline Stubenrauch (17.4.1892) wechselt von der Volksschule Querfurt zur Mittelschule nach Annaburg.
Ehemalige beamtete Lehrerinnen die wegen Heirat aus dem Schuldienst ausscheiden mussten, können wenn ihre dauernde wirtschaftliche Versorgung weggefallen ist, bei entsprechenden Bedarf wieder eingestellt werden.
1945
Am 16. April hatten wir die 1. Stunde Englischunterricht und wollten eine Klassenarbeit schreiben. Da sagte uns unser Englischlehrer Herr Biegel, die Fronten von Ost und West sind sehr weit an uns heran gerückt und die Schule wird „vorübergehend“ geschlossen. (12)
Die Annaburger Schule in der Nachkriegs- und DDR-Zeit
Es entstand nach dem Krieg eine Vielzahl an unterschiedlichsten Bildungseinrichtungen in den ab 1952 bestehenden Bezirk Cottbus, dem Annaburg angehörte. Von Ende der 50er-Jahre an durchliefen Kinder und Jugendliche in der DDR ein einheitliches Bildungssystem. Die Annaburger Schule entsprach dabei dem klassischen Regelfall mit einer anfangs 8-jährige und später einer 10-jährige Ausbildung an einer Polytechnischen-Oberschule (POS). Abitur konnte bei besonderer Eignung nach 12 Jahren, aber nicht in Annaburg erworben werden. Das gesamte Bildungssystem der DDR war darauf ausgerichtet, gut ausgebildete Arbeitskräfte für die Produktionsbetriebe zu gewinnen. Auf allen Ebenen stand die breite Bildung im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich im Vordergrund. Zentral für das polytechnische Prinzip war die Verbindung von Theorie und Praxis. Im Unterricht sollte nicht nur Wissen vermittelt werden, sondern auch praktische Fähigkeiten. Daher spielten Experimente, praktische Übungen und Projekte eine zentrale Rolle im polytechnischen Unterricht. (9)
1945
Am 11.05.1945 wurde der Schulunterricht in der Annaburger Volksschule mit Hilfe des Annaburger Militärkommandanten Gardekapitän Schakirow, organisiert durch den Bürger Alfred Prüfer, in den kleinen Schulhäusern am Markt mit nur 221 Schülern wieder aufgenommen. Der Unterricht in diesen Räumen ging bis zum 14. 07., dann begannen die Ferien. (15)
Anfang Juli 1945 begann in Annaburg wieder der Unterricht in der Mittelschule. Am ersten Tag mussten wir alle unsere Lehrbücher abgeben, auch die von den Fächern, wo nichts politisches aus der N. S. Zeit darin stand. Den Lehrern wurden nach der Durchsicht der Bücher und die Entfernung von politischen Teilen das Buch für ihren Unterricht übergeben und sie konnten nach der Überarbeitung und der Ausarbeitung ihres Lehrvortrages den Unterricht in Vortragsform den Schülern übermitteln.(12)
Befehl Nr. 40 von Marschall Schukow vom 25. August 1945 „über die Vorbereitung der Schulen zum Schulbetrieb“ wird erlassen, auf deren Grundlage der Schulbetrieb in Ostdeutschland ab dem 01.10.1945 wieder aufgenommen wurde.
Ab diesem Datum wurde auch wieder die ehemalige Musikschule des MKI, als Schulgebäude (heutige Sekundärschule) durch die Annaburger Schüler, als eine Grundschule mit den Klassen 1-8, genutzt.
Dazu wurde auf Anordnung des Militärkommandanten das ehemalige Schulgebäude (Musikschule) durch das Militärlazarett geräumt und alle Handwerker der Stadt aufgeboten um das Gebäude in einem für unsere Kinder schöneren Zustand zu versetzten. Durch die Lehrerschaft wurde die verstreuten Schulmöbel zusammengetragen und instand gesetzt. Auch die abhanden gekommenen Lehrmittel wurden soweit es möglich war wieder zusammengetragen. Das Schulgebäude konnte ab dem 04.10. wieder genutzt werden. (15)
In Annaburg beginnt das neue Schuljahr für 307 Jungen und 263 Mädchen wieder mit regelmäßigen lernen. (11)
Der ehemalige Rektor Werner Gerth und einige Lehrer mit NS-Vergangenheit werden entlassen. Die Schüler aus der ehemaligen Annaburg – Prettiner Mittelschule wurde in so genannte Sonderklassen in die Annaburger Schule integriert.(12)
In den folgenden Jahren wuchs die Anzahl der Schüler durch die heimatvertriebenen Umsiedler schnell auf ca. 1.100 Schüler in einer Klassenstärke bis 63 Schüler an. Unterrichtet wurde von Montag bis Sonnabend zu 6 Stunden durch insgesamt 20 Lehrkräften.
Als Schulleiter wurde ab 01.09.1945 Rektor Alwin Jäger eingesetzt.
1946
Der Unterricht erfolgt auf der Grundlage vollständig neuer und einheitlicher Schulbücher in der Sowjetischen Besatzungszone, wozu auch Annaburg gehört.
Auf der Grundlage des Befehles 150 der SMAD mussten 120 Lehrer in zwei Monaten neue Schulbücher für alle Klassenstufen zusammenstellen deren Druck im Zeitraum August bis November durch den Verlag „Volk und Wissen“ zu gewährleisten war (8. Millionen bis zum 01.10. und weitere 7 Millionen bis zum 15.12. für alle Klassen und Schulen in der sowjetischen SBZ) (6)
Das Schulfrühstück wird wieder eingeführt, es bestand aus einem Brötchen und einer Tasse Malzkaffee. Im Winter wurde die Turnhalle am Kellerberg als Getreidespeicher genutzt und stand damit den Schülern nicht zur Verfügung.
Russisch wird als Unterrichtsfach eingeführt. Im Juni sind die Kinder zur Kartoffelkäfersuche auf den Feldern. So konnte auch die Turnhalle nicht genutzt werden, da sie als Getreidespeicher benötigt wurde. In Zeiten, in denen Lebensmittel knapp sind, muss die Ernte bewahrt werden. Allerdings bleiben in den Klassen 1-4 auch 53 Schüler sitzen. Das Fußballspielen auf dem Schulhof ist verboten, um die Schuhe zu schonen. (11)
1947/48
Die Annaburger Volkschule wurde zur „Zentralschule Annaburg“ für die 1.-8. Klasse mit dem erweiterten Einzugsgebiet ab der 5. Klasse aus Plossig, Bethau, Groß Naundorf und Kolonie. Für den Transport wurde die Kleinbahn Annaburg-Prettin genutzt. Damit will man die auf den Dörfern bestehenden „Einklassenschulen“ allmählich abzuschaffen. Als Schulleiter wird Rektor Emil König eingesetzt (verstorben am 21.11.1947). Ab Dez. 1947 übernimmt wieder der gesundheitlich angeschlagene Alwin Jäger die Schulleitung der Annaburger Zentralschule.Es wird eine Lehrer- und Schülerbücherei in der Schule eingerichtet.
1948
Ab Mai zieht Lehrer Axel Prüfer nach Annaburg und wurde als neuer Schulleiter und als sein Stellvertreter Alwin Jäger eingesetzt.
1949
Die Aula, ein kahler, lieblos nüchterner Raum wurde neu hergerichtet und für Feierstunden genutzt. Die Einrichtung der Schulräume wurde ergänzt und verbessert. Auch der Lehrmittelbestand wurde erheblich erweitert, zu seiner Unterbringung wurden drei Lehrmittelräume geschaffen. (15)
An der Annaburger Zentralschule unterrichten 21 Lehrkräfte überwiegend Lehrerinnen.
Die körperliche Züchtigung wird flächendeckend verboten. In der BRD wird dieses Verbot erst im Jahr 1983 (!) erteilt. (7,10)
1950-54
Die Lehrer der Oberstufe werden zu „Fachlehrern“ um- und weitergebildet.
1950
Ab Mai wurde auf Weisung der Schwimmunterricht in der Zentralschule Annaburg eingeführt. Durch die Schule wird die kostenlose „Ferienbetreuung“ eingeführt, woran erstmalig 100 Schüler der Annaburger „Zentralschule“ teilnehmen.
Der Annaburger Kindergarten wird als vorschulische Einrichtung in das Bildungssystem eingebunden. Auf Anordnung hatten Kindergarten und Schule in dieser Frage zusammenzuarbeiten.
Auf behördliche Anordnung müssen vor ihrer Einschulung alle Kinder sich der Reihenuntersuchung zur TBC-Früherkennung unterziehen. Wer nicht untersucht ist wird nicht eingeschult.
In dieser Zeit wird unterrichtet durch Frl. Stubenrauch, Frl. Kühn, Frl. Reichenbach Frl. Freisinger, Frl. E. Reichelt, Frl. Rasche, Frl. Sofke, Frl. Bittner, Frl. Schwabe, Frl. Heymann, Fr. Lange, Fr. Liselotte Eckert, Fr. Stahnkopf, Herr Böhland, Herr E. Däumichen, Herr Müller, Herr Kasper, Herr Busse, Herr Biegel; Herr Alwin Jäger und Herr Rektor Axel Prüfer.
1952
Da das Schulgebäude aus dem vorigen Jahrhundert stammte und als reine Jungenschule gab es noch keine ausreichenden sanitären Anlagen. Die Schüler mussten das Sanitärgebäude am Kellerberg, welches einst für das MKI gebaut wurde nutzen. Die Toiletten im ersten Stock standen nur den Lehrern zur Verfügung. 1952 erfolgte deswegen ein Anbau für Toilettenanlagen für die Schüler zweiflüglig auf der Hofseite zur Straße hin für 42350 DDR-Mark. Auch die Heizungsanlage wurde von einer Heißluftanlage in eine Wasserdampfheizung mit Kessel umgebaut und entsprechend erneuert (Der Kessel stammte aus dem Sintulanwerk; Baujahr 1880)
1954
Die Schule wurde zur „Mittelschule Annaburg“ jetzt für die Klassen 1.-10. Die Schülerzahl lag bei ca. 800 mit einer Klassenstärke bis max. 37 Schüler.
1959
Mit dem Schulgesetz von 1959 wurde der polytechnische Unterricht in der Oberschule gesetzlich verankert. Er bestand aus dem Fach „Einführung in die sozialistische Produktion“ (ESP), das durch die Praxisphase „Unterrichtstag in der Produktion“ (von 1970 an „Produktive Arbeit“) ergänzt wurde. Damit war die Polytechnische Oberschule gegründet. (9)
1959/60
Die Schule wurde umgebildet in eine „Zehnklassigen allgemeinbildenen polytechnischen Oberschule – kurz POS Annaburg. Der Schulleiter Axel Prüfer.
1965
Erneuter Umbau der Heizungsanlage der gesamten Schule auf eine effizientere Warmwasseranlage.
1969/70
Neuer Schulleiter wird J. Eckerlein
1974
Schulen erhielten in der DDR sehr oft Namen von Menschen, die sich für die sozialistische Gesellschaft, für den Frieden oder in irgendeiner Weise gegen Unterdrückung eingesetzt hatten. Die POS Annaburg erhielt den Namen „Wilhelm-Pieck-Oberschule“. Wilhelm Pieck lebte von 1876 -1960, war Tischler von Beruf und der erste Präsident der DDR. (11)
1975
es folgt das letzte Schuljahr als Zentralschule mit dem erweiterten Einzugsgebiet. Die POS Groß Naundorf wird erweitert für die Klassen 1.- 10. Damit endet die Zeit der „Fahrschüler“ und die Schülerzahl reduziert sich auf 500-600 Schüler. Als Schulleiter wurde G. Riedel eingesetzt.
1978/79
Im Jahrhundertwinter fror die Heizungsanlage infolge Stromausfalls ein und der 100 jährige Kessel musste erneuert werden.
1980-85
Es werden die Fenster gestrichen und teilweise erneuert. Die Fußböden der Flure und Klassenzimmer erhalten einen Gummibelag. Die Treppen erhalten Terrazzostufen und der Schulhof wird mit Betonplatten gepflastert und eingezäunt. Für die Schüler wir noch eine Sitzmauer errichtet.
1989-91
Schülerzahl beträgt noch ca. 460 Schüler in den Klassen 1 -10. Diese werden unterteilt in die Unterstufe (Klasse 1.-4) und in die Oberstufe (5.-10. Klasse)
Die Annaburger Schule im vereinigten Deutschland
Am 3. Oktober 1990 erfolgte mit der Deutschen Wiedervereinigung die Neubildung des Landes Sachsen-Anhalt mit den ehemaligen Bezirksterritorien Halle und Magdeburg. Die Bewohner des Landkreis Jessen (Bezirk Cottbus) votierten für Sachsen-Anhalt. Damit gehörte Annaburg nun zum Land Sachsen-Anhalt. Die Schulstruktur unterlag nun dem Föderalismus. Die stufenförmig organisierte DDR-Einheitsschule wurde in das gegliederte System der Bundesrepublik aus der Zeit der Weimarer Republik zurückgewandelt. Dabei wurde das Gymnasium nach der Wiedervereinigung in allen Neuen Bundesländern flächendeckend eingeführt, dagegen verzichtete man aber auf die Einrichtung einer eigenständigen Hauptschule zugunsten einer differenzierten Mittelschule, der Sekundarschule, die als ersetzende Alternative zur westdeutschen Gesamtschule angepriesen und eingerichtet wurde. Außerdem erfolgte eine Lehrkörperbereinigung die zur Entlassung eines Teiles der Systemnahen Lehrer führte. Die Verbindung von Theorie und Praxis in der Schulbildung wird in wesentlichen Teilen aufgehoben und durch Wahlpraktika ersetzt. Auch die Bildungsinhalte und Ansprüche variieren nun von Bundesland zu Bundesland. (10) Die Stadt Annaburg ringt lange Zeit (beständig) um den Erhalt des Schulstandortes Annaburg, eine der Voraussetzung ist, das im Schuleinzug auch weiterhin die „Zweiklassen je Schulkassestufe“ gesichert bleibt. Wenn der Schulbusverkehr nach Annaburg wegfällt, fällt auch der letzte klägliche Rest eines Nahverkehrs im Stadtgebiet von Annaburg weg.
1990
In der DDR beginnt die politische „Wende“. Für das Schuljahr 1990/91 bleibt es noch bei den alten Strukturen. Nur der Name „Wilhelm Pieck“ wird abgeschafft. (11)
1991-92
Die Schulstruktur wird der BRD angepasst. Die alten Schulstufen entstehen wieder, Grundschule, Sekundarschule und Gymnasium. Anfänglich sogar mit alle drei Schularten hier in Annaburg.
Die Grundschule Annaburg im ehemaligen „Stabsgebäude“ im Schlossbereich mit der 1.-4. Klasse. Ca. 200 Schüler in 12 Klassen, betreut durch 14 Lehrkräfte. Erste Schulleiterin wird D. Kühn.
Die Sekundarschule mit den Klassen 5.- 10. Klasse, mit ca. 250 Schülern in 12 Klassen wird durch 19 Fachlehrer betreut. Erster Schulleiter wird Herr D. Glöckner.
Die Sekundarschule verbleibt im bisherigen Schulgebäude und belegt dort die Klassenräume der 1. und 2. Etage.
In die Räume die durch die ehemalige Unterstufe genutzt wurden zieht das sich im Aufbau befindlichen Gymnasiums (7.-12. Klasse) mit 180 Schülern in 7 gebildete Klassen der Stufe: Klasse 7. bis 9. ein.
1991-95
Die Schulen Annaburg und Groß Naundorf werden mit dieser „Schulreform“ wieder zusammengeführt. Dabei werden anfänglich noch die Räume in Groß Naundorf durch die Schüler des „Gymnasium Annaburg“ und der „Sekundarschule Annaburg“ aus dem bisherigen Einzugsbereich dort gemeinsam Übergangsweise genutzt.
1991
Umfangreiche bauliche Maßnahmen werden mit den Mitteln der „Ostförderung“ am alten Schulgebäude durchgeführt:
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- Instandsetzung Turmuhr und Glockenwerk (Bj 1904) durch die Fa. Meißner
- Dacheindeckung mit Originalziegel durch Fa. Schräpler
- Dachentwässerung; Sims- und Fensterbrettabdeckung durch die Fa. Jessener Dachbau
- Erneuerung der Fenster in Orginalform im Treppenhaus und der Aula durch die Fa. Schröder
- Die Elektroanlage wird auf Bundesstandart erstmal in den Nassbereichen, wie Treppenhaus, Flure und Toiletten modernisiert durch die Fa. Giesa
- Erneuerung der Fußböden und Beläge im Erdgeschoß durch die Fa. Bau GmbH Jesse
- Reinigung der Außenfassade und Erneuerung des Außenputzes im angebauten Toilettentrakt durch die Fa. Berger Bau GmbH
- Blitzschutzanlage wird entsprechend den neuen DIN-Vorschriften überarbeitet und erneuert durch die Fa. Bittner, Elster
- Malerarbeiten im Flur und Treppenbereich und in einigen Klassenräumen durch die Fa. H. Krienitz und die Fa. R.Girke
1995
Der Schulstandort Groß Naundorf wird geschlossen. Die Sekundarschüler werden in der Annaburger Schule intrigiert. Die Schüler aus dem Annaburger Gymnasium vom Standort Groß Naundorf sowie dem Standort Annaburg werden nach Jessen verlegt und in die dortige bestehende Einrichtung intrigiert.
Bis jetzt teilten sich die Sekundarschüler das Gebäude mit dem Gymnasium. Die Gymnasiasten in der unteren Etage, die Sekundarschüler oben. Die Fachräume wurden gemeinsam genutzt. Jetzt gehen alle Gymnasiasten in das 9 km entfernte neue Gymnasium Jessen.
Kleinere Schulen der umliegenden Orte werden nach und nach geschlossen. So kommen auch die Sekundarschüler der Schulen Groß-Naundorf, Prettin, Holzdorf und Linda nach Annaburg. Wir haben hier einen regen Busverkehr.(11)
1998/99
Die Fachräume für Chemie, Physik und Biologie werden modernisiert und im Erdgeschoss wird ein Computerkabinett eingerichtet.
1999/00
Feuerwehrnottreppen werden auf der Hofseite zur Kellerbergstraße errichtet.
2001
Schließung der Sekundarschule in Prettin
2002
Neuer Schulleiter der Sekundarschule Annaburg wird Frau A. Müller
2004
Um den wachsenden Aufgaben an der Schule gerecht zu werden, wurde am 09.11.2004 der Schulförderverein gegründet. Er unterstützt die Schule tatkräftig u.a. bei der Antragstellung für Förderprogramme und Projekte. (11)
2005
Wir haben den Status einer Ganztagsschule bekommen. Bis 15.30 Uhr werden Arbeitsgemeinschaften und Förderstunden angeboten. (11)
2008
Seit Bestehen der Ganztagsschule haben sich verschiedene Arbeitsgemeinschaften und Projekte etabliert. Einen besonderen Stellenwert nimmt die Berufsorientierung ein. Als eine der ersten Schulen wurde uns am 10. Juni 2008 das „Berufswahlsiegel Sachsen-Anhalt“ verliehen, welches wir im Schuljahr 2010/11 erfolgreich verteidigen konnten. (11)
2009
Wir haben einen Bolzplatz! Organisiert vom Schulförderverein haben unsere Schüler im Rahmen des Schulsportfestes einen Sponsorenlauf veranstaltet. (11)
2012
Nachdem bereits im Vorjahr die Brandschutzauflagen für unsere Schule erhöht wurden, haben wir jetzt zusätzliche Fluchtwege über Außentreppen sowie durch Umbauarbeiten mehr Sicherheit im Inneren des Gebäudes. (11)
2013
12. Juli Verleihung des Titels „Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage“(11)
Dietrich Glöckner und Bernd Hopke
Quellen
- Eberhard Förster; Gewerbe in Annaburg; Handwerk, die Gewerbetreibenden, den Einzelhandel und Gaststätten in Annaburg von dem Jahr 1900 bis 2010. Manuskript für das Info-Video Annaburger Markt; Archiv des Heimatverein und Denkmalpflege e.V. Annaburg
- Friedrich Uhlig, 17. Juni 1841; Nachricht aus dem Knopf des Kirchturmes der evangelischen Stadtkirche, Kirchenarchiv der ev. Stadtgemeinde Annaburg;
- Ausschnitte aus dem Schweinitzer Kreisblatt 1895; Archiv des Heimatverein und Denkmalpflege e.V. Annaburg
- Schriften und Urkunden des Curatorium der Seyler-Stiftung 1850 – 1914; Kirchenarchiv der ev. Stadtgemeinde Annaburg;
- Gründler, E.: „Schloß Annaburg“ Festschrift zur einhundertfünfzig-jährigen Jubelfeier des Militär-Knaben-Instituts zu Annaburg, Verlag von Oscar Haebringer, Berlin 1888
- Befehl 150 der SMAD vom 18.05.1946; unter: https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Bilder/Virtuelle-Ausstellungen/Volk-und-Wissen-Verlag/05_smad-befehl_dr-200-1563.jpg?__blob=poster
- Die Geschichte der Kinderrechte, unter https://www.kinderrechte.de/kinderrechte/geschichte-der-kinderrechte/
- Bundeszentrale zur politischen Bildung; Schulgeschichte bis 1945; unter https://www.bpb.de/g | bpbesellschaft/bildung/zukunft-bildung/229629/schulgeschichte-bis-1945
- Bundeszentrale zur politischen Bildung; Von der Krippe bis zur Hochschule – das Bildungssystem der DDR; unter: https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/zukunft-bildung/230383/von-der-krippe-bis-zur-hochschule-das-bildungssystem-der-ddr
- Bundeszentrale zur politischen Bildung; Schulgeschichte bis 1945; unter https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/zukunft-bildung/229702/schulgeschichte-nach-1945
- Homepage der Sekundarschule Annaburg; Eine Schule im Wandel der Zeit – Schulgeschichte unter: https://www.sks-annaburg.bildung-lsa.de/unsere-schule/geschichte/
- Eberhardt und Ilse Förster; unsere Schulzeit; Annaburg 2009; unveröffentlicht; Archiv des Heimatverein und Denkmalpflege e.V. Annaburg
- Kurfürstentum Sachsen – Bildung unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Kurf%C3%BCrstentum_Sachsen
- Herrmann, Johannes; Die Entwicklung der ländlichen Gemeindeabgaben im Kreis Torgau (Elbe); Inaugural-Dissertation an der Universität Halle-Wittenberg; Halle 1910
- Edwin Kretzschmann; Ein geschichtlicher Rückblick auf die schulische Entwicklung der Volksschule in der Stadt Annaburg von 1945-1955; unveröffentlicht; Archiv des Heimatverein und Denkmalpflege e.V. Annaburg
- Haushaltsplan der Annaburger Volksschule zum Rechnungsjahr 1940; Schulfund 2020; Archiv der Stadt Annaburg
- amtliche Schulmittelungen Jan. 1942, 53.Jahrgang; Schulfund 2020; Archiv der Stadt Annaburg
- Protokollbuch der Annaburger Zentralschule von 1950; Schulfund 2020; Archiv der Stadt Annaburg
- Geschäftsbuch der Zentralschule Annaburg 1947-50; Schulfund 2020; Archiv der Stadt Annaburg