Textilgeschäfte

Die Textilgeschäfte von Annaburg

– Gewerbetreibende des vergangenen Jahrhundert 1900-2000


Textilgeschäft Quehl – rechte Bildecke

Auf dem Markt hatten die Geschwister Marianne und Karl Quehl das Textilgeschäft der Eltern übernommen. Das Geschäftshaus ist 1900 von Herrn Karl Quehl, ihren Vater erbaut worden und er hat ein Textilgeschäft darin eröffnet. Die Geschwister führten das Geschäft bis 1986, dann wurde es von der HO übernommen und als Jugendmode in Annaburg weitergeführt. Nach der Rückübertragung des Eigentums, wurde das Geschäftsgebäude von den Erben der Fam. Quehl an die Volksbank Elsterland verkauft und der neue Besitzer ist mit seiner Bankfiale dort eingezogen.Der zweite Textilladen auf dem Markt war 1926 von Emil Bortfeld eingerichtet worden. Das Haus gehörte davor der Frau Holmig, die dort selbst wohnte und den freien Wohnraum vermietet hatte. Neben dem Haupteingang hatte sie rechts die Räume an das Amtsgericht Prettin vermietet. So wurden hier in Annaburg gerichtliche Sachen gleich im Ort geregelt. Im Jahre 1928 verkaufte Frau Holmig ihr Grundstück an Herrn Emil Bordfeld, der in der unteren Etage sein Textilladen eingerichtet hatte. Der rechte Wohnungsteil, den das Gericht gemietet hatte wurde die Auszugswohnung von Frau Holmig. Das Gebäude blieb bis 1945 im Familienbesitz der Fam. Bordfeld. Im Jahre 1945 wurde das Grundstück von Emil Bordfeld als Ortskommandantur der Sowjetische Truppen beschlagnahmt.
Nach der Ablösung der Ortskommandantur übernahm die Konsumgenossenschaft den Laden als Textilgeschäft und daneben wurde vom Fotografen May der Laden eingerichtet. In der oberen Etage wurde eine Arztpraxis mit Wohnung für den Hausarzt eingerichtet. Die Praxis im ersten Stock des Hauses mit der dazugehörigen Wohnung wurde von Dr. Müller Dieckert (mit dem Inventar von der Arztpraxis von Dr. Springer) genutzt. Nach Dr. Müller Dieckert übernahm Dr. Barbara Peters die Arztpraxis, die dann später verstaatlicht wurde.
Im Jahre 1993 pachtete Dietrich Becker den Textilladen mit dem Ladenraum vom Fotografen und führte darin ein privates Textilgeschäft (Schlüpfer-Becker im Annaburger Volksmund genannt) und rechts vom Haupteingang wurde das Fotogeschäft verpachtet. Die oberen Räume sind als Wohnung vermietet und links vom Textilladen ist ein Dönerimbiß eingerichtet. Das Textilgeschäft hatte keinen langen Bestand mehr in einer so kleinen Stadt – es musste geschlossen werden. In die freien Geschäftsräume zog „Dörtes dies und das“ – ein Haushaltswaren/Spielwarengeschäft mit der Annaburger „Hilfspoststelle“ – ein.

Die Textilgeschäfte in Zentrumslage wurden ergänzt durch Kurzwarenläden und Maßschneidereien. Diese lagen in der angrenzenden Mittelstraße. Hier hatte u.a. Ida Höhne mit ihrem Kurzwarenladen und einer maschinellen Strickerei ihr Geschäft und Tätigkeit.
Weiterhin war in der Mittelstraße der Schneidermeister Otto Simon tätig und seine Schwiegermutter Helene Arndt hatte im gleichen Haus ihren kleinen Textilladen, den dann später ihr Schwiegersohn Otto Simon mit übernahm. Der zweite Kurzwarenladen gehörte Willi Miersch in der Mittelstraße. In der Torgauer Straße/Ecke Mittelstraße hatte der Schneidermeister Wilhelm Simon sein Textilgeschäft und die Maßschneiderei. Dieses Geschäftshaus kaufte der Schneidermeister Wilhelm Simon 1930. Er fand sein Auskommen dort, denn Herrensachen nach Maß und Uniformen für die Feuerwehr und den Schützenverein war sein Angebot. Es blieb bei der ersten Generation, denn sein Sohn Joachim Simon veräußerte das Ererbte Gebäude wieder. Das Geschäft verschwand und es wurde ein Wohnhaus daraus.

Textilladen Curt Grau – rechter Bildrand

In der Torgauer Straße hatte auch 1946 – 1948 Curt Grau seinen Textilladen. Das Grundstück mit dem Geschäftshaus hatte der Baumeister Wilhelm Kunze errichtet und genutzt. Er hatte hier seinen Laden, um seine Möbel aus seiner Tischlerei dort zum Verkauf anzubieten. Später kaufte dann Ernst Peschke das Haus und richtete einen Textilladen darin ein. Der neue Pächter war 1945 Kurt Grau, der sein Geschäft hier bis 1948 führte. Auch die HO zeigte Interesse um ihre Ware dann anbieten zu können. So entstand der HO Textilladen. Nach der Wiedervereinigung wurde das Haus verkauft und nach langem Leerstand kurzzeitig als Singeschule der Evangelischen Kirche genutzt, jetzt für den gemeinnützlichen Altkleiderverkauf.

Bernd Hopke
Ortschronist

Quelle:
Eberhard Förster; Gewerbe- und Handwerksbetriebe Annaburg – Manuskript für die Filme „Straßen von Annnaburg“; Annaburg 2012 Privatarchiv, unveröffentlicht
Eberhard Förster; Gewerbe in Annaburg – Handwerk, die Gewerbetreibenden, den Einzelhandel und Gaststätten in Annaburg von dem Jahr 1900 bis 2010; Annaburg 2012 Privatarchiv, unveröffentlicht