Andrei Andrejewitsch,
Wlassow war ein sowjetischer General. In deutscher Gefangenschaft wechselte er die Seiten und baute die Russische Befreiungsarmee (ROA) auf, die auf der Seite des nationalsozialistischen Deutschen Reiches gegen die Sowjetunion kämpfte.
Wlassow wurde am 14.09.1901 als achte Kind eines Bauern im Dorf Lomakino im Gouvernement Nischnij Nowgorod geboren. Vor der Oktoberrevolution studierte er am russisch-orthodoxen Priesterseminar, begann dann kurz noch Landwirtschaft zu studieren, um ab dem Frühjahr 1919 zur Roten Armee zu gehen und dort Karriere zu machen. Nach den Interventionskämpfen studierte er in den 30iger Jahren an der Militärakademie für Infanterie welcher er 1929 abschloss. 1930 trat Wlassow in die Kommunistische Partei ein und wurde 1935 Hörer an der Frunse-Militärakademie.
In der Zeit der „Großen Säuberung“ 1937–1938 war er zeitweilig Mitglied des Militärgerichtshofes im Leningrader und Kiewer Militärbezirk und wurde ab 1937 Kommandeur des 133. Schützenregiments der 72. Schützendivision, wo er dann 1938 zum stellvertretenden Kommandeur dieser Division aufstieg. Im Herbst 1938 wurde er unter dem Decknamen Wolkow zur sowjetischen Beratergruppe nach China abkommandiert. Er diente dort 1939 beim Obersten Militärrat. Dafür erhielt er den Orden des Goldenen Drachen. Zurückbeordert übernahm er die als undiszipliniert verschriene 99. Schützendivision, die er binnen Jahresfrist derart aufmöbelte, dass sie als beste Division der Armee preisgekrönt werden konnte. Er führte im Juli 1941 mit dem IV. Mechanisierten Korps bei Berdytschiw einen Gegenangriff, befehligte im September 1941 die 37. Armee bei der Verteidigung von Kiew gegenüber der deutschen 6. Armee und erkämpfte sich noch rechtzeitig den Ausbruch aus dem Kessel. Er erhielt während der Schlacht um Moskau den Befehl über die 20. Armee bei der Westfront und eroberte nach dem Beginn der sowjetischen Gegenoffensive im Januar 1942 die Stadt Solnetschnogorsk zurück. Danach übernahm der den Befehl über die 2. Stoßarmee die an den Kampfhandlungen an der Wolchow-Front um die Befreiung Leningrads eingesetzt wurde. Dieser Armee gelang es, weiter als die anderen Armeen vorzustoßen, sie konnte allerdings in den erreichten Stellungsräumen nicht versorgt werden; ein Rückzug wurde untersagt. Nachdem die Soldaten ihre Pferde, später Baumrinde und Gegenstände aus Leder verzehrt hatten und viele verhungert waren, wurde der Rest von den Deutschen aufgerieben. Wlassow konnte sich noch fast zwei Wochen lang verbergen, wurde aber am 12. Juli 1942 von den deutschen Truppen gefangen genommen.
In deutscher Gefangenschaft initiierte er unter den Häftlingen ein gegen Stalin gerichtetes Komitee. Der SS-Chef und Oberbefehlshaber des Ersatzheeres Heinrich Himmler überzeugte den zunächst zögerlichen Adolf Hitler davon, eine Russische Befreiungsarmee mit zehn Grenadier-Divisionen, einem Panzer-Verband und eigenen Luftstreitkräften zu gründen. Die Rekrutierung begann aber erst im Herbst 1944. Wlassow verbündete sich mit Hitlers Wehrmacht und baute mit ihrer Hilfe die Russische Befreiungsarmee (ROA) auf. Am 10. Februar 1945 übernahm er in Münsingen auf der Schwäbischen Alb den Oberbefehl über die neue Armee.
In den ersten Maitagen 1945 brach Wlassow das Bündnis mit Deutschland, indem er es zuließ, dass sich seine 1. Division unter General Sergei Kusmitsch Bunjatschenko vorübergehend den Aufständischen in Prag anschloss. Er selbst stand diesem Unternehmen offenbar distanziert gegenüber. Nach der Befreiung Prags von der deutschen Besatzung durch die russischen antibolschewistischen Truppen ergab er sich den amerikanischen Truppen. Auf einer Autofahrt am 12. Mai 1945 wurde er aber durch russische Truppen gefangen genommen. Ob die Amerikaner dieser Festnahme Vorschub geleistet haben ist umstritten. Der Prozess wurde ihm unter Ausschluss der Öffentlichkeit am 30.06.1946 gemacht und endete schon zwei Tage später mit dem Todesurteil welches am 02.08.1946 im Moskauer Taganka-Gefängnis vollstreckt wurde.
Seine politischen Ziele veröffentlichte Wlassow im propagandistisch motivierten so genannten Prager Manifest vom 14. November 1944. Er wollte einen Sturz des Bolschewismus in der Sowjetunion erreichen. Er proklamierte bürgerliche, freiheitliche Grundrechte und den Schutz des Einzelnen vor jeglicher Willkür. Aber auch die Möglichkeit der Aneignung der Früchte eigener Arbeit, ferner die und den Schutz des durch eigene Arbeit erworbenen Privateigentums.