Kampftag der Arbeiterbewegung
Der 1.Mai als „Kampftag der Arbeiterbewegung“ ist keine Erfindung der DDR oder der ehemaligen sozialistischen Staaten. Er geht auf amerikanische Ereignisse zurück.
Anfang 1886 rief die nordamerikanische Arbeiterbewegung zur Durchsetzung des Achtstundentags zum Generalstreik am 1. Mai − in Anlehnung an die Massendemonstration am 1. Mai 1856 in Australien, welche ebenfalls den Achtstundentag forderte − auf. Es kam darauf zu Massenstreiks und Demonstrationen in den Industrieregionen. Dabei kam es in Chicago zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Demonstranten und der Polizei, wobei zwei Demonstranten getötet wurden. Bei einer Protestkundgebung am darauf folgenden 4. Mai eskalierte die Gewalt. In die Reihen der Polizei wurde von einem Unbekannten eine Bombe geworfen, die einen Polizisten tötete und zahlreiche Polizisten wie auch Demonstranten verletzte. Bei dem anschließenden Aufruhr, wurden mehr als 200 Arbeiter verletzt, die Zahl der Toten wurde niemals offiziell bestätigt.
Acht Organisatoren der Kundgebung wurden festgenommen und der Verschwörung angeklagt. Vier von ihnen wurden am Strang hingerichtet, einer beging in seiner Zelle Selbstmord. Die noch lebenden drei wurden sechs Jahre später begnadigt.
Auf dem Gründungskongress der Zweiten Internationalen (Arbeiterbewegung) 1889, wurde zum Gedenken dieser Opfer der 1. Mai als „Kampftag der Arbeiterbewegung“ ausgerufen. Am 1. Mai 1890 wurde zum ersten Mal dieser „Protest- und Gedenktag“ mit Massenstreiks und Massendemonstrationen in der ganzen Welt begangen.
Die Weimarer Nationalversammlung bestimmte am 15. April 1919 den 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag. Das Gesetz, bestimmte aber nur einmalig den 1. Mai 1919 als Feiertag. Gesetzlicher Feiertag wurde der 1. Mai erst ab 1933 durch die Nationalsozialisten, damals benannt als „Tag der nationalen Arbeit“. Einen Tag nach der Einführung des Feiertages stürmten die Nazis die Gewerkschaftshäuser und verboten die Gewerkschaften.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der 1. Mai 1946 durch den alliierten Kontrollrat bestätigt.
In den ersten Jahren des Sozialismus wurde der 1. Mai besonders gefeiert. Mit der Aufstellung zum Marsch durch Annaburg begann der Tag. Ein Spielmannzug spielte Arbeiterlieder. Allen voran schritt der Bürgermeister und Altgenossen.
Auch hier waren die Häuser mit Birkengrün und kleinen Fähnchen geschmückt. Das heraushängen der Arbeiterfahne, oder DDR-Fahne war meist eine Selbstverständlichkeit. Das am besten geschmücktes Haus bekam mancherorts eine Prämie.
Der Bürgermeister hielt eine Rede. Nachdem der Spielmannzug noch ein Arbeiterlied spielte, wurden Genossen ausgezeichnet und Beförderungen bei der Freiwilligen Feuerwehr vorgenommen. Eine Wanderfahne wurde überreicht. Nach dem Spiel der Nationalhymne folgte der schwere Gang zur Kneipe. Am Abend klang der Tag bei einem Tänzchen aus.
Bereits am Vorabend erfolgte ein Fackelumzug durch den Ort, mit anschließendem Feuerwerk und Lagerfeuer. Symbol des 1. Mai war die rote Mainelke.
Bernd Hopke
Ortschronist
AnnaOffice©2020-12-29
Quelle:
Material des Vereins für Heimatgeschichte und Denkmalpflege e.V. Annaburg
Wikimedia Foundation Inc. unter http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Mai (Zugriff 01.2008)