Teich

Der große Schlossteich

Ich gehe davon aus, dass mit der Errichtung des wasserdichten Kellers unter Verwendung von Tonerde nach den Rechnungen aus dem Jahr 1497/98 unser heutiger Kellerberg gemeint ist. Er nimmt eine dominierende Stelle bei der Entstehung des großen Teiches ein – bildet er doch so was wie ein „Staudamm“ hinter dem sich das Wasser zum Teich anstaut. Der Teich erreicht am Ende seiner Entstehungszeit eine Größe von 300 x 150 m, mit einem Unfang von 850 m und nimmt eine Fläche von 4,5 ha ein. Das sind rund 10% der Gesamtgartenfläche.

1499 begann auch die Arbeit an den Lochauer Teichen. Der Teichmeister erhielt für die Arbeiten und Werkzeuge etwa 250 Gulden. Mit dem Ausheben von Teichen beim Schloss näherte sich die Lochauer Anlage dem Bild des von Seen umgebenen, brabantischen Jagdschlosses Tervuren weiter an. Beschreibungen späterer Jahre belegen, dass das Wasser für die Teiche und den Schlossgraben aufwendig über etwa neun Kilometer vom Gorrenberg bei Schweinitz durch den alten Graben und Röhren nach Lochau geführt werden musste. Die direkte Zuleitung aus der Schwarzen Elster bereitete hingegen Probleme, da der Schlossgraben etwas höher lag, als der Fluss. Letztendlich wurde das Wasser 38 km Flussaufwärts von der Schwarzen Elster aufwendig hergeleitet. Es handelt sich bei der Anlage der Teiche also um einen des aufwendigsten, großräumigsten Eingriffs in die damalige Landschaft. 1503 scheinen die ersten Arbeiten abgeschlossen. Der Küchenteich wird mit Dämmen umgeben und der Schlossgraben mit Schwänen und Enten besetzt.

Auch wenn Hans Herzheimer ihm kein Thema zuordnet – er war der Themengarten Nr.1. Er schreibt über den Schlossteich:

Neben der Bastion gibt es einen ausgedehnten Teich mit großen Karpfen und Hechten und anderen Fischarten. Seine Kurfürstliche Majestät kann einen geladenen Gast oder eine schöne edle Dame dorthin bringen. Seine Kurfürstliche Majestät befiehlt dann eine Jagd in dem zuvor erwähnten schönen Wald, der an diesen Teich angrenzt. Und die Hirsche werden in den Teich gejagt, wo sich die geladenen Gäste, junge Damen und Frauen, Arme und Reiche, in der Nähe amüsieren. Im runden Vergnügungshaus, wo sie Karten spielen, essen und trinken, singen, Instrumente spielen und fröhlich machen können. Sie jagen die wilden Kreaturen in den Teich und erschießen sie dann, wie sie es wünschen [...] Hierauf derselbe Teich, wenn der Kurfürst etwas Unterhaltung wünscht, wird eine Reiherjagd organisiert. Es kann beobachtet werden, wie man sich entscheidet, aus der runden Lustkuppel herauszuschauen.
Die Gesamtgartenanlage um 1520 – – Rekonstruierte Darstellung in GoogleEarth

Weniger spektakulär, aber man kann in diesem Teich auch fischen, oder einfach nur den Reihern beim Fang zusehen, den Fröschen lauschen, oder darauf sich mit den Kahn schaukeln lassen. Wenn man dem Teich seine Ruhe lässt, dann kann man sie auch in der „Natur“ finden.

Wir sollten dabei immer im Hinterkopf haben, die Herrschaften holten sich mit diesem Garten ein Stück berechenbare Natur ins „Wohnzimmer“. Die „jungen Damen und Frauen“ von denen Herzheimer sprach, kamen in ihrem Leben sonst der Natur nicht zu nahe. Die Jagd an sich war schon ein gefährliches Unterfangen. Hier im Garten wurde die Jagd inszeniert und den „jungen Damen und Frauen“ im gesicherten Abstand vorgeführt.  

Cranachs „Hirschjagd“ sieht man jetzt in einem ganz anderem Licht

 

BERND HOPKE
ORTSCHRONIST

AnnaOffice©2023-05-29

Quelle;

  • Thomas Lang; Auszüge zum Jagdschloss Lochau aus dem Manuskript seiner Dissertation über die ernestinische Hofhaltung im ausgehenden Mittelalter im Übergang zur Neuzeit; unveröffentlicht 2022;
  • Stephan Hoppe „Anatomie einer frühen Villa „Rustica“ 2004;
  • Ingetraut Ludolphy: Friedrich der Weise – Kurfürst von Sachsen 1463-1525, Leipzig 2006,