Stutenstall

das Lochauer Gestüt

 

Darstellung des Stuten-Stall auf der Karte von 1556 – rote Linie Ausdehnung der Gesamtgartenanlage von 1519

Auf der Karte von 1556 ist östlich vom Schloss als topografisch markanten Gebäudebereichs ein Stutenstall eingetragen, welcher es auch in die frühen Forstzeichenbüchern bei der Beschreibung des Hornweges schaffte. Die Bezeichnung des Stutenstalles geht auf die Nutzung dieses Gebäudekomplexes vor 1500 als Gestüt zurück. Hier befanden sich zumindest der Stuten- und Fohlenstall, der noch bis 1502 in Lochau befindlichen Nebenzucht und bildeten einen eigenen Stutenhof (der späteren Domäne/bzw. Käserei von Mutter Anna).

Rekonstruktion der Gesamtgartenanlage mit ausgewählten Gartenbereiche (2) Stutenstall

Um 1502 soll dieses Gestüt dann nach Seyda verlegt worden sein, damit die Stallungen für einen Teil der Renn- und Stechpferde genutzt werden konnte. Sicherlich war das aber auch notwendig, um die nach 1500 verstärkte Nutzung Lochaus als Nebenresidenz vielen Pferde des fürstlichen Gefolges aufzunehmen. So waren nach Thomas Lang z.B. nach 1502 oft über 100 Pferde und deren Reiter im fürstlichen Gefolge im Jagdschloss eingetroffen und zum Teil über Wochen zu versorgt gewesen. Jedenfalls bildeten das ehemalige Gestüt und nachfolgend die Stallungen mit den dazugehörigen Weiden, gelegen im östlichen Bereich des Schlossgartens, gleichfalls ein Themen(garten)komplex. Auch wenn dieser nicht im Herzheimer Bericht so benannt und enthalten ist. Das präsentieren edler Renn- aber auch der schweren Schlachtrösser gehörten durchaus zu den Geflogenheiten hohen Adligen in diesen Kreisen.

Erst Ende des 18. Jahrhundert wird Annaburg (Lochau) wieder ein Gestüt beherbergen – von 1793 bis 1815 das königliches Land-Gestüt von Graf Marcolini.                                        

BERND HOPKE
ORTSCHRONIST

AnnaOffice©2023-05-17

Quelle

  • Thomas Lang; Auszüge zum Jagdschloss Lochau aus dem Manuskript seiner Dissertation über die ernestinische Hofhaltung im ausgehenden Mittelalter im Übergang zur Neuzeit; unveröffentlicht 2022;
  • Stephan Hoppe „Anatomie einer frühen Villa „Rustica“ 2004;
  • Ingetraut Ludolphy: Friedrich der Weise – Kurfürst von Sachsen 1463-1525, Leipzig 2006,
  • Waldkarte von 1556; Lochische und Seydische Heide mit den umliegenden kleineren Wäldern und Gehölzen, Sächsisches Staatsarchiv 12884 Karten und Risse, Nr. Schr 006, F 077, Nr 014;