Wasserreichtum

Vom einstigen Wasserreichtum der Heide


Einst lag Annaburg mitten im Wald, entstanden an einer Bruchlinie über die ein Großteil der Annaburger Heide entwässert wird. Ausgehend von unserem heutigen Bruch (damals Kranichbruch) folgte in südöstlicher Richtung der Rotbuchenbruch, dem sich nahtlos der Zschernicker Graben anschloss. Beim Zschernick war so was wie eine Wasserscheide, denn die Teiche wurden über den Selbstflussgraben entwässert. Diese Bruchlinie wird im Südosten nach Züllsdorf hin durch eine Hügelkette, den Bienenbergen, begrenzt und nach Westen durch die heutige Waldgrenze.Im Süden durchzieht nochmal ein Graben, der Mollgraben die Annaburger Heide. Dann folgt das Kerngebiet des Waldgebietes, etwas erhöht von 79 auf 82 m NN ansteigend und wellig, moduliert durch ehemalige Streichdünen. Auch zwischen diesen Gräben befinden sich diese Sanddünen. Hier fehlt das Wasser und der Waldboden bietet nur den reinsten Sand. Aber das Gelände welches den Siedlungsraum von Annaburg beeinflusst ist der nördliche Teil. Dieses Gelände liegt im Nördlichen Teil bei ca. 75 – 76 m NN und steigt geringfügig nach Südosten auf  80 m NN an. Die Berge, eigentlich ehemalige Streichdünen liegen bei 88 – 100 m NN und dazwischen kleine Rinnsale die auf Grund des geringen Höhenunterschieds zur „Verwilderung“ neigen und damit zur hochgradigen Vernässung des Gebietes beitrugen. So standen neben den Stieleichen dort die Eggen- und Erlengründe. Das traf vor allem auf den nördlichen Teil der Annaburger Heide, von der Linie Annaburg – Zschernick – Madel aus, zu. Der Bereich war auch bei den periodischen Hochwässern der Schwarzen Elster am meisten Betroffen. Die Gründe und Brüche erhielten so ständig neues überschüssiges Wasser, deren Abfluss durch das geringe Gefälle erschwerte war. Hier tummelten sich gerne die Wildschweine. Dieser Teil war früher auch der klassischen Treibjagd auf Schwarzwild vorbehalten.Vermutlich bereits zu Zeiten des Jagdsitzes der Askanier hat man begonnen die zur Verwilderung neigenden Wasserrinnen zu vertiefen und über ein Grabensystem die Brüche teilweise zu entwässern. Sicherlich auch, weil die Pechhüttenbetreiber im Umfeld ihres Hüttenortes Ackerbau für den Eigenbedarf betreiben mussten. Auch die Teiche wurden durch die Hüttenbewohner angelegt, nach den Karte nach wurden sie durch einen Damm künstlich angestaut. Der Zschernicker Graben entwässerte das Nutzland im Umfeld der Pechhütte, aber indem man diesen Graben durch die Bienenberge verlängerte, konnten auch die Brüche um Züllsdorf entwässert werden.

Allerdings muss man wissen, dass der Wiesengrund in der Heide nicht nur morastig, sondern das ziemlich hoch anstehende Grundwasser sehr eisenhaltig ist. Tritt dieses nach starken Regenfällen, nach der Schneeschmelze oder in Folge von Hochwasser an die Oberfläche, bildet sich auf der Wasserfläche eine in allen Farben schillernde ölige Hautschicht, die sich an der Luft auflöst, zu Boden sinkt und dabei sich an den schon vorhandenen Raseneisenstein ansetzt oder neues bildet.Hochanstehendes Grundwasser, geringer Abfluss des anstehenden Wassers (fehlende Vorflut) und dieser hohe Eisengehalt mit dieser öligen Hautschicht – alles zusammen ergibt kein gutes Oberflächenwasser. Am Rande der Heide war die Wassersituation etwas besser. Durch die periodischen Überflutungen wurde hier das abgestandene Wasser häufiger gewechselt. Bedingt durch diese periodischen Hochwasserereignisse konnten in den vom Fluss abgetrennten Seitenarmen gefahrlos junge Fische heranwachsen. Damit war die natürliche Popularität ungleich größer als in anderen Flüssen. Deswegen war auch die Schwarze Elster einst der fischreichste Fluss in ganz Deutschland.

Der Neugraben

Mit dem Ausbau des Jagdsitzes zum Schloss um 1450, was den höheren Stellenwert den die Annaburger Heide (damals noch Lochauer Heide) als bevorzugtes Jagdgebiet auswies, stieg auch der Bedarf nach frischeren Wasser. So entstand die Idee frisches Wasser heranzuholen. Das benötigte „Frischwasser“ sollte über ein Grabensystem von der Elster hergeleitet werden. Die Übigauer Bürger hatten ein ähnliches Interesse am frischen Wasser, aber auch an der Energiequelle der damaligen Zeit – sie brauchten eine Wassermühle.

Wie heißt das so schön verklärt bei Gründler, der Neugraben –

„Angelegt wurde er zur Versorgung der Gräben und Teiche um Schloss Lochau sowie des Tiergartens mit frischen Wasser zu versorgen“. 

Trivialere Gründe bestanden wohl darin, dass fließende Gewässer neben der „Energiequelle“ eine wesentliche Rolle bei der Abfallentsorgung spielten. Ja, natürlich,, ein Wasserschloss welches in einer stinkenden Brühe steht, stand den Nasen der wohlfeinen Gesellschaft auch nicht an. Wenn man vor den Ausdünstungen der mittelalterlichen Stadt Wittenberg aufs Land in die herrlichen Waldungen der Annaburger Heide floh, dann wollte man auch frische Luft haben.

Deshalb nennen die Urkunden aus der Zeit Kurfürst Friedrich des Weisen bereits 1523 den „Neuen Graben“. Mit der Erhebung der Lochau, des Jagdsitzes zum Schloss wechseln 1451 die Dörfer Gerbisbach (damals Zwesikow) und Lochau (heute Annaburg) die Besitzer. Sie wurden durch den sächsischen Kurfürsten für ein Altarbild von den Antoniermönchen der Lichtenburg eingetauscht.Wann genau der Neugraben gebaut wurde, wissen wir nicht. In den uns bekannten Urkunden wird er erst 1521 bei der Verhandlung in Sachen Wassermühle der Uebigauer mit dem sächsischen Kurfürsten benannt. Jedenfalls sichert erst der Neugraben als Fließgewässer das Betreiben der Lochauer Amtsmühle. Mit ihr entstand dann auch der Teich hinter der Pfarre als Mühlteich. Durch „Schuttenbauten“ (gemeint sind Dämme) entstanden neben dem großen Schlossteich und dem Kellerberg, weitere Gartenbereiche die vom Wasser umgrenzt waren. Aus den Quellen wissen wir, dass Friedrich der Weise seine „Lochau“ 1492 umgestalten ließ. Neben Bauelementen der Spätgotik waren es nun Renaissancemerkmale, die das Aussehen des Schlosses bestimmten. Die Außenanlagen wurden 1498 umgestaltet, ein Tiergarten (Reitzensteingrundstück) wurde angelegt (Eine Art Kühlschrank der damaligen Zeit für die Kurfürstliche Tafel) und mit einer schönen Mauer umgeben. Daneben entstanden ein Schlossgarten, ein Weingarten (z.B. auf dem Schuttenbauwerk – Kellerberg), ein Würzgarten (Krätzgarten) und ein Wolfsgarten.

 Unter August und Anna 1572 – 85

Unter dem Kurfürsten August und seiner Kurfürstin Anna wurde 1572-74 das Jagdschloss als völlig neues Renaissanceschloss errichtet. Als der Bau beendet war, wurde der heutige, im Verhältnis zum Schloss riesige Tiergarten angelegt und das ganze Gehege mit einer 8,5 km langen Mauer umgeben. Die Mauer war über 2 m hoch und wurde in der Innenseite des Gartens von einem 8 m breiten Graben begleitet – dem Mauergraben. Hinter unserer Stadtkirche trennt eine hohe weiße Mauer den Barockfriedhof vom Auerbach, dieses Stück Mauer ist das einzige Überbleibsel dieses langen Mauerwerkes.

Der neue Neugraben

Wasser muss fließen – also erfolgte 1577 im Auftrag des Kurfürsten August die vollständige Erneuerung des heutigen Neugrabens. Vorher mündete dieser Elstergraben im großen Schlossteich und von dort über den Bereich des Wasserschlosses „Lochau“ wurde der Mühlteich hinter der Pfarre gespeist. Das änderte sich jetzt. Der Neugraben wird nördlich an Lochau (Annaburg) vorbeigeführt, er umflutet den Ort. Da der Mauergraben und auch der Schlossteich über den ehemaligen Lauf des Neugrabens sein Wasser erhält, wird der neue Lauf des Neugrabens auch Flutergraben genannt. Die Stadtmühle wird 1578 am heutigen Mühlenend als Amtsmühle mit 2 Mahl- und einem Schneidegang errichtet, jetzt wird den neue lauf des Neugrabens auch Mühlgraben genannt. Dabei wurde Zeitgleich die Mühle am „Gässlein, da man von Torgau hereinziehet“, unweit des Reitzensteinischen Gutes, die aus der Zeit Friedrich des Weisen stammte, abgerissen. An dieser Stelle wurde, um den Wasserstand der Schlossgräben und des Schifffahrtsgraben (Mauergrabens) zu halten eine Schleuse errichtet. Dadurch blieben auch der „Teich hinter der Pfarre“ und das Jagdschloss als Wasserschloss bestehen. Ab 1577 wird die Heide nicht mehr Lochauer Heide sondern bereits Annaburger Heide durch den Kurfürsten so benannt. 

Die Heidemühle

Erst viel später 1619 entstand mitten in der Lochauer Heide (Annaburger Heide)  am Neugraben im Zschernick bei der alten Pechhütte eine Wasser- und Schneidemühle. Diese Wassermühle wurde „Heidemühle“ genannt, und wurde als ein kurfürstliches Kammergut bis 1702 verpachtet, bis sie dann in private Hand überging. Es ist die Zeit (1621) ab der die Bürger ihr Städtlein Annaburg nennen werden.

Der Dreißigjährige Krieg brachte Verwüstung, Hunger und Tot. Für den Neugraben und die anderen künstlichen Gräben bedeutete es, dass sie nicht mehr oder nur sehr notdürftig instand gesetzt werden konnten. Da keine zentrale Macht an deren Unterhalt übermäßig interessiert war, gab es beständigen Kampf zwischen Bauern, Mühlenbetreibern und den zuständigen Ämtern, der hier in Sachsen meist vor Gericht ausgefochten wurde.

Holzscheitflössen

Da man das Holz für den Salzbergbau und den Salinen dringend benötigte und der Kurfürst von Sachsen es liefern und verkaufen wollte, wurde 1697 das Flößen auf der Schwarzen Elster und auf dem Neugraben anbefohlen. Geflößt wurde auf dem Neugraben hauptsächlich zur Brenn- und Nutzholzversorgung der Saline Groß-Salze (heute Schönebeck). Damit hatte eine zentrale Macht wieder ein überwiegendes Interesse an der Instandsetzung und Unterhaltung des bestehenden Wassersystems. Notwendige Um- und Ausbauten wurden dazu mühselig mit den Beteiligten ausgehandelt und realisiert. Wasserbautechnisch ging es vor allem um die Holzaufgabeplätze und die dazu nötigen Flößerteiche, die die „Flutwelle“ auslösen mussten mit deren Hilfe die Holzscheite abgeschwemmt wurden bis zu der Stelle wo ein Rechen sie an der Weiterbewegung hinderte. Meist wurden dazu die vorhandenen Mühlenteiche genutzt und entsprechend ertüchtigt. Aber auch die Eingriffe in die Mühlenbelange mussten ausgeglichen werden. Das Flößen auf dem Neugraben wurde bis zur aufkommenden Industrialisierung und der Schaffung anderer Transportmöglichkeiten (Eisenbahnstrecke Wittenberg – Falkenberg – Kohlfurt) beibehalten. Zum Abtransport der gefällten Bäume wurde in der Annaburger Heide ab 1895 eine Waldeisenbahn betrieben.
Das Interesse am Erhalt des bestehenden Wassersystems erlosch. Jahre zuvor stürzte in Folge eines Wolkenbruchartigen Regens am 26. Juli 1831 die Schleuse unter dem Torgauer Torhauses ein, was den Abbruch des vom Fiskus zu unterhaltendem Gebäudes zur Folge hatte. An dieser Stelle wurde vom Fiskus eine Steinerne Brücke erbaut. Ohne diese Schleuse verschwand der Teich hinter der Pfarre genauso wie der große Schlossteich zu verlanden begann und aus dem Wasserschloss wurde ein Landschloss. Die Fäkalienentsorgung des MKI bereitete immer größere Schwierigkeiten, weil das notwendige Frischwasser fehlte. Diese Problematik nahm nach der Einstellung Holzscheitflössung mit beginnender Verwilderung des Neugrabens noch zu.

Meliorationsarbeiten

Mit der Industrialisierung wurde der seit dem Dreißigjährigen Krieg durchgeführte Raubbau an den deutschen Waldungen offensichtlich. Nicht nur in der Annaburger Heide lagen einst für die Waldwirtschaft genutzte Gebiete brach. Das führte bei der Waldnutzung zumindest zum Umdenken. Es begann die Zeit der nachhaltigen, aber auch intensiveren Waldnutzung. Sie führte neben Monokulturen, die den notwendigen schnelleren Waldaufbau ermöglichte auch dazu, dass bisher nicht beanspruchten Flächen einer Nutzung zugeführt wurden. In der Annaburger Heide waren es die Brüche und feuchten Gründe, die durch Rabattierung (Grabensystem wie Blumenrabatten) einer einheitlichen forstlichen Nutzung (Kieferbestände) zugeführt wurden. Schon 1846 berichtet Oberpräsident v. Bonin nach Berlin,

dass in der Annaburger Heide die Melioration des Bodens vorzugsweise durch die jetzt schon dringend benötigten Entwässerungen erstrebt wird…“. 

Das führte auch zum „Aus“ der Flößerei, denn die erzeugte durch den notwendigen Wasserstau einen hohen Wasserstand. Jedenfalls sah der Kulturplan für die Oberförsterei Thiergarten für die Jahre 1846-55 12% der bereitgestellten Gesamtkosten für Entwässerungsmaßnahmen vor (1226 Taler). 1853 wird mit der Regulierung des Mollgrabens begonnen um die Gemarkungen von Döbrichau, Löhsten und Züllsdorf zu entwässern. In dieser Zeit wird auch der Zeckritzer Bruch trocken gelegt.Trotzdem heißt es noch 1889, dass Mollgraben wie Neugraben infolge geringen Gefälles unter Rückstau und mangelnder Vorflut leiden. War der Schwanensee noch 1860 dauernd unter Wasser und von Wildenten bevölkert, verschwand er nach dem der Petersgraben der bereits 1853 angelegt, 1912 verbreitert und auch der Mollgraben 1923 instand gesetzt wurde. Mit Aufgabe der Holzscheitflößerei verschwand Mitte des 19. Jahrhundert auch der „Große Blaue“ ein Gewässer am Neugraben in Höhe der Züllsdorfer Pechhütte. Der „Große Blaue“ lag zwischen Rottenbrücke, über die der Buckauer Heuweg führte und der Zätschbrücke am Neugraben. Der „Große Blaue“ spielte seine hauptsächliche Rolle als Holzaufgabeplatz bei der Holzscheitflößerei. Mit Aufgabe der Flößerei auf dem Neugraben verlor er seine Bedeutung und verlandete ziemlich schnell. Als 1847 Leutnant Eberling das Züllsdorfer Gebiet (Messtischblatt TK 4344 Züllsdorf) kartografierte, war vom „Großen Blauen“ nichts mehr geblieben.       

Dennoch konnte ein Massensterben von Kiefernbeständen infolge der Hochwasserereignisse von 1926 nicht verhindert werden.Wer gegen den Rest der Welt Krieg führen will, muss autark sein. Letztmalig wurden in Vorbereitung des zweiten Weltkrieges umfangreiche Meliorationsarbeiten in der Annaburger Heide durchgeführt und auch der Neugraben wurde noch mal auf seiner vollständigen Länge reguliert um ihn als Vorflut besser nutzen zu können.

Der RAD leistete unweit Annaburg eine Arbeit, die 7300 ha Land vom … Stauwasser befreite,“ heißt es dazu in den Quellen. Weiter erfahren wir darüber: “Diese Sumpfländereien erhielten ein umfangreiches Grabennetz von insgesamt 126 km Länge, das besonderst auch … dem Forstamt Thiergarten zugute kommt.

Otto Heintze berichtet darüber:

Was Zwangsarbeit vor nunmehr 350 Jahren geschaffen, das hat der Reichsarbeitsdienst von heute bei der Regulierung des Neugrabens wieder in Ordnung gebracht. Der Wasserlauf war im Laufe der Jahre stark verschlammt, abgeschwemmt und stellenweise mit Strauchwerk und Gehölz verwachsen. Durch den Reichsarbeitsdienst ist er sauber ausgeschachtet, und  die Ufer sind stellenweise ausgeflochten, so dass sein Bett in niederschlagsreichen Zeiten fast die doppelte Wassermenge aufnehmen kann als bisher. Die scharfen Ecken und die hemmenden Biegungen sind verschwunden. Der Graben erhält von den tief gelegenen Äckern und Wiesen die Niederschlags- und Winterwässer und führt sie schnell (0,5 Meter in der Sekunde bei Annaburg) in die Elster ab.

Renaturierung

Ja und heute sind die Zeiten der blühenden Landschaften angebrochen. Der Wald erfährt keine intensive Nutzung mehr. Die reiche Bundesrepublik kann ja im Ausland problemlos dazukaufen. Monokulturen sind passé, Flüsse, auch der Neugraben sollen renaturiert werden. Schwarze Elster und Elbe haben sich aber mittlerweile so tief in ihr Flussbett gegraben, dass der Grundwasserstand erheblich gefallen ist, dazu kommen noch die gegenwärtigen Klimatischen Veränderungen der begonnen Warmzeit. Ja vom einstigen Wasserreichtum der Annaburger Heide an ihren randzonen ist nicht mehr viel geblieben.  

Neben den geänderten Wasserverhältnissen kommt noch die geänderte Waldnutzung, statt Monokulturen Mischkulturen, das ist das Beste was der Annaburger Heide geschieht, allerdings begannen diese Änderungen lange vor 1990. Der Waldbrandschutz machte das schon erforderlich. Damaligen Erkenntnissen entsprechend senkte Mischwald die akute Brandgefahr um 50 %, außerdem konnte der Umfang des Insektenfraßes minimiert werden.

Demgegenüber verbleibt das geschlagene Holz aus Kostengründen viel zu lange in unseren Wäldern (Lagerplätze kosten Geld – das verbleiben im Wald kostet dagegen z.Z. in den neuen Bundesländern nichts), tägliches benässen wird nur in den alten Bundesländern vorgeschrieben. Das begünstigt die unkontrollierte Ausbreitung z.B. der Borkenkäfer die sich in den geschlagenen Holz schnell vermehren und anschließend die lebenden Bäume befallen. 

Dazu setzt man, wohl mehr aus Kostengründen auf die Selbstverjüngung der Waldbestände statt auf künstliche Aufforstung. Das ist nicht so Arbeitskräfteintensiv. Leider ermöglicht diese natürliche Verjüngung keine,  nachhaltigen forstlichen Nutzung. Sie führt zu großen Bestandslücken, zu breitwachsende Baumkulturen und dadurch zu niedrigeren Erträgen. Leider werden diese vereinsamten Bäume, die den Schutz des Waldverbandes beraubt wurden, schnell Opfer heftiger Wetterereignisse die uns wegen der „Klimakatastrophe“ verstärkt heimsuchen sollen (z.B. Sturm). Aber das ist noch keine Geschichte – eher Realpolitik – lassen wir es daher dabei bewenden.  

 

Bernd Hopke
Ortschronist

AnnaOffice©2022-04-02

Quellen:
Otto Heintze „Die Annaburger Heide“; Verlag Steinbeiß; von 1938;
Gründler, E.: „Schloß Annaburg“ Festschrift zur einhundertfünfzig-jährigen Jubelfeier des Militär-Knaben-Instituts zu Annaburg, Verlag von Oscar Haebringer, Berlin 1888
Betriebsgeschichte des Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes Jessen in Annaburg, 1985 unverlegt; Eigenverlag, Autorenkollektiv unter Leitung von Willy Hartung;
Karte Nachzeichnung (18. Jh):  Lochische und Seydische Heide mit den umliegenden kleineren Wäldern und Gehölzen, 1556, im Sächsisches Staatsarchiv, 12884 Karten und Risse, Nr. Schr 006, F 080, Nr 013;
Karte der Annaburger Heide, 1633, Sächsisches Staatsarchiv, 12884 Karten und Risse, Nr. Schr 003, F 044, Nr 001;
Öder, Georg d. J., Forstzeichenbuch, 16.Jh. –   Sächsisches Staatsarchiv, 12884 Karten und Risse, Nr. Forstzeichenbuch 47;
Autorenkollektiv unter Leitung von Willy Hartung; „Betriebsgeschichte des Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes Jessen in Annaburg“,um 1985 unverlegt; Eigenverlag,;
Georg Karl Hugo Stubenrauch, königlicher Forstmeister; "Aus der Annaburger Heide"; Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen; Jahrgang XLVII:, April 1915, viertes Heft