Küchengarten

eigentlich Würz- und Küchengarten


Auch Würzgarten, Rosengarten und Safrangarten sind für das Gartenreich Friedrich des Weisen nachgewiesen. Schon 1495/96 wurde ein neuer Würzgarten gebaut nachdem dort ein Jahr zuvor das Terrain mit einer umgebende Mauer versehen wurde. Vielleicht um so den Zugriff auf seltene und teurere Pflanzen sicher zu begrenzen? Wohl eher um ihn somit besser in die Schloss- und Gartenlandschaft einzufügen und ihn sehenswerter zu gestalten.

Die Gartenteile die schon zum alten Schloss vor 1500 gehörten – Rekonstruierte Darstellung in GoogleEarth

Denn der Küchen- und Würzgarten gehörte schon immer zu einer Burg/Schlossanlage. Hier wuchsen die Küchenkräuter die man für die Speisezubereitung benötigte und auch das dazugehörige Gemüse. Er war zwar schon immer da, wurde aber von der oberen Schicht bisher nicht wahrgenommen. Das änderte sich nun durch den verstärkten Anbau exotischer Küchenkräuter, Gewürze und Gemüse. Pfeffer, Safran, Tomate, Möhren und anderes hielten nun neben den einheimischen Gewächsen Einzug in diese Gärten. Über den Umfang der Pflanzungen gibt Thomas Lang Auskunft: „Einige tausend einheimische Setzlinge, die das Lochauer Hofgesinde jedes Jahr (1489) einkaufte und anpflanzte, sind wohl für den Küchengarten gedacht gewesen.“ Deswegen wurde nun auch der Würz- und Küchengarten nach 1500 verstärkt „verschönert“. So arbeitete z.B. 1501/02 Meister Lorentz an einem Würzgarten im Gedinge für 10 Gulden (3 ßo 30 gr). 1510/11 wurden die Mauer und die Türen im Würzgarten erneuert. Auch weil die Klostergärten im protestantischen Sachsen ihre Existenzberechtigung verloren war es wichtig, dass auch Heilpflanzen gleiche Wertschätzung wie Küchenkräuter und Gemüse in diesen Gärten fanden. So gehörte Rosen und Nelken gleichfalls in diesen Garten. Nutz- wie Schauwert hielte sich ja noch die Waage. Aber für den Safran wurde bereits ein eigenständiger Garten geschaffen der 1508/09 sogar umzäunt wurde. Aber auch die Rosen standen seit dieser Zeit in einem separaten eingezäunten Bereich. Der Unterhalt all dieser Gartenbereiche benötigte eine intensivere Bewirtschaftung und verursachte auch entsprechende Kosten. 

Gesamtgesellschaftlich betrachtet; wurden hier durch das Luxusbestreben der Oberschicht, die Voraussetzung der Kultivierung zur späteren (massenhaften) Nutzung von bisher unbekannten Pflanzen geschaffen.

Aus  diesem Gartenbereich entstand in den kommenden Jahren der eigentliche Schlossgarten, derselbe der dann von Gründler beschrieben wurde und sich dann auch unverändert in unserem „Schlossbuch“ wiederfindet. Ein Schlossgarten der erst im Barock entstanden ist.

 

BERND HOPKE
ORTSCHRONIST

AnnaOffice©2023-05-17

Quelle

  • Thomas Lang; Auszüge zum Jagdschloss Lochau aus dem Manuskript seiner Dissertation über die ernestinische Hofhaltung im ausgehenden Mittelalter im Übergang zur Neuzeit; unveröffentlicht 2022;
  • Stephan Hoppe „Anatomie einer frühen Villa „Rustica“ 2004;
  • Ingetraut Ludolphy: Friedrich der Weise – Kurfürst von Sachsen 1463-1525, Leipzig 2006,
  • Gründler, E.: „Schloß Annaburg“ Festschrift zur einhundertfünfzig-jährigen Jubelfeier des Militär-Knaben-Instituts zu Annaburg, Verlag von Oscar Haebringer, Berlin 1888;
  • Verein f. Heimatgeschichte u. Denkmalpflege Annaburg (Hrsg.) Jagdschloß Annaburg – Eine geschichtliche Wanderung, Horb/Neckar 1994;
  • Waldkarte von 1556; Lochische und Seydische Heide mit den umliegenden kleineren Wäldern und Gehölzen, Sächsisches Staatsarchiv 12884 Karten und Risse, Nr. Schr 006, F 077, Nr 014;