Waldwohnungen

Wohnen im Walde, Heidemühle, Zschernick, Pechhütten  und Forsthäuser


Annaburger Pechhütte – Zschernick


5,5 km Schulweg jeden Tag – hin und zurück – zu fuß. Bei Hitze, Sturm, Regen – wer kann sich so was heute noch irgendwie vorstellen? Fahrrad – Fehlanzeige für die meisten Waldarbeiter waren die damals 100 Mark – ein „Vermögen“ was man für Kinder niemals ausgeben konnte. Die Forst- und Landarbeiterkinder vom Zschernick aber, mussten diese Strecke laufen! Wer musste denn da laufen – von wo nach wo? Es ist die Rede von den Kindern die zur Kaiserzeit und auch noch später am Zschernick wohnten. Ihre Schule war in Annaburg (In der preußischen Zeit hatten sie kurzfristig eine eigene Schule). Aber nicht nur das. Die Menschen waren meist gläubig. Auch Protestanten mussten oder wollten wenigstens jeden Sonntag zur Kirche gehen – auch hier zu fuß, 5,5 km hin und 5,5 km zurück.

Aus der Entstehungsgeschichte des Zschernicks

Der Zschernick, eigentlich Kolonie Zschernick, ist als Siedlung aus der Annaburger Pechhütte hervorgegangen – wann verraten uns die Quellen nicht. Auf der Karte von 1556 ist die Siedlung „am Zschernicker Graben“ als „Zschernicker Dorfstedt“ eingetragen. Diese Siedlung war damals aber näher an Lochau (Annaburg) gelegen – in etwa auf Höhe der heutigen Kreuzung des Kreuzweges. 

Ort politischer Zusammenkunft

Zwanzig Jahre davor fand am 16. September 1536 an diesem Ort am Weg nach Mahdel bei einer Eiche eine Zusammenkunft der damaligen Kurfürsten Johann Friedrich des Großmütigen von Sachsen, Hermanns V. von Köln und Joachims II. von Brandenburg. Beraten wurde Frage in Sachen der „neuen“ protestantischen Religion. Die Stelle des Treffens heißt anfänglich „Der dreyer Churfürsten Tisch“ (Karte von 1556) in späteren Jahren „Drei-Kurfürsten-Eiche“ (Gründler u. O. Heintze). Wie sich der letzte Besitzer der Haidemühle erinnert, ließ sein Vater ungefähr um 1830 an dieser so bezeichneten Stelle eine sehr alte, starke Eiche fällen, vermutlich war sie mit dem Waldzeichen für den „Der dreyer Kurfürstentisch“ gekennzeichnet. So wurde wohl aus Tisch – Eiche und dieser Ort erfuhr im Geschichtsgedächnis der Menschen eine leicht geänderte Bezeichnung. Aber weiter nach Otto Heintze:

 „…und lange Jahre hindurch stand auf der rechten Seite des Neugrabens unter einem Wetterdach ein 2 Ellen breites und fast 1 Elle hohes Bild von dieser historischen Begebenheit. Zu ’Mutter Annas’ Zeiten befand sich auf dem Zschernick ein Jagdhaus zum Absteigen der Herrschaften, die sich der Fischerei wegen hier einfanden“. 

Über dieses Bild erfahren wir an anderer Stelle noch:

"Nachdem es jahrelang verschwunden war, wurde es 1775 bei einer Räumung des Neugrabens wiedergefunden. Nach Prof. Schmidt, „Kursächsische Streifzüge“ hat August der Starke das „Drei-Kurfürsten-Bild“ auffrischen lassen und eine Kopie davon anfertigen lassen. Nach der Kopie ist dann ein Kupferstich gefertigt und im 12. Band der Sammlung „Vermischte Nachrichten zur Sächsischen Heimat“ veröffentlicht. Von dem Original und der Kopie hat man leider bis heute nichts wieder gefunden."

Tatsächlich waren am Zschernick lange Zeit hindurch hier zwei größere Teiche gelegen – der Obere und der mittlere Teich. Sie waren schon auf der oben gezeigten Karte verzeichnet. Ob hier allerdings auch schon in der sächsischen Zeit ein Jagdhaus stand ist an Hand der Unterlagen nicht zu beweisen. Tatsächlich gab es etwas weiter oberhalb am Zschernicker Graben den als „Horles Krug“ bezeichneten Waldort 1556. Es ist wohl eher zu vermuten, dass dieser Ort das vermeidliche Jagdhaus war. Die Teiche hingegen standen anfänglich nicht in Verbindung mit dem Neugraben. Sie entwässerten über den Selbstfluss Graben. Wir vermuten dass sie einst künstlich für die Fischzucht angelegt wurden. 

Als Mühlteich wurde keiner von ihnen verwendet. Verwendung fanden sie hingegen während der Holzscheitflößerei als Holzaufgabeteiche. Im weiteren können wir bei Heintze noch erfahren:

 „1619 wurde am Teiche bei ‚der drei Kurfürsten Tisch’ die Zschernicker Mühle erbaut. Das obenerwähnte Bild verschwand und wurde 1775 in der Heidemühle wieder gefunden. Über seinen heutigen Verbleib ist nichts bekannt geworden.“ 
Die Schlobachs

Die Heidemühle befand sich seit 1702 im Familienbesitz der Schlobachs, die zuvor die Pechhütte auf dem Zschernick bewirtschafteten. 1840 lebten auf dem Zschernick mit der Pechhütte und der Heidemühle 88 Bewohner. Der letzte Besitzer gab den Mühlenbetrieb 1898 auf und verkaufte die Wasserkraft und das Grundstück an den Forstfiscus. Der Grund sollte hierin gelegen haben:

"Mitte bis Ende des vorigen Jahrhunderts nahm der Wildbestand in der Annaburger Heide derartig zu, dass, wie den Schlobachschen Familienmitteilungen entnommen werden kann, man bei der Haidemühle z.B. keine Hand hinlegen konnte wo nicht eine Wildfährte gewesen wäre. Sehr zum Leidwesen der Besitzer der Mühle; denn mit der Vermehrung des Wildes vermehrte sich auch in erschreckendem Maße der Wildschaden, den die Felder der Heidemühle erlitten."

Die Mühle wurde abgerissen und auf dem Grundstück ein Forsthaus errichtet. Herr Schlobach wurde Steuereintreiber (Steuererheber) in Annaburg. Am Zschernick blieben aber die Waldarbeiter weiterhin wohnen.

Der Jäger Paul von Hindenburg

Und weiter berichtet Otto Heintze:

Aus neuester Zeit sei noch erwähnt, dass in den Jahren von 1906 und 1910 sich alljährlich im Herbst Paul von Hindenburg auf dem Zschernick aufhielt und hier seinen ‚Geweihten’ zur Strecke brachte.

Paul von Hindenburg war sicher in der damaligen Revierförsterei Zschernick untergebracht. Das Forsthaus wurde 1935/36 zu Wohnungen für Waldarbeiter umgestaltet. Im April 1945 kam es zwischen Aufklärungseinheiten der Roten Armee und SS-Einheiten im Zschernick zu den einzigen Kampfhandlungen im heutigen Stadtgebiet, dabei wurden das Forsthaus und einige andere Gebäude zerstört. Der größte Teil der dort wohnhaften Waldarbeiter mussten nun diese Siedlung verlassen, denn es blieben nur zwei (anderen Quellen nach 3) Häuser bewohnbar. Seit 1959 sind die restlichen Grundstücke vom Zschernick verschwunden, da die Heide seitdem militärisch genutzt wird.


 

Pechhütten

Im Mittelalter war die so genannte Pechsiederei als Handwerk weit verbreitet. Im ostdeutschen Raum soll es insgesamt ca. 300 Pechhütten gegeben haben.

Die Hauptblütezeit der Pechsiederei lag im 17. und 18. Jahrhundert. Die Pechgewinnung erfolgte durch trockene Destillation, auch als Schwelen oder Schmolen bezeichnet. Der Schwelprozess fand in einem kreisrunden Kuppelofen statt, der aus Lehmziegeln oder Steinen errichtet wurde. Ein Teerofen hatte Raum für 15 Klafter (l Klafter = 3,34 m3) Kienholz. Der Schwelprozess dauerte 8 Tage und 8 Nächte, es werden aber auch 18 Tage genannt, Das Endprodukt waren so genannte Pechsteine – in Erdformen gegossenes Pech. Als Nebenprodukt entstand Holzkohle u a. Erzeugnisse. Die Erdölförderung und deren Produkte ließen dieses alte Gewerbe im 19. Jahrhundert eingehen.

In der Annaburger Heide sind drei derartige Standorte bekannt und zwar:

    • Pechhütte beim Pechberg in Annaburg
    • die Pechhütte auf dem Zschernick
    • und die Züllsdorfer Pechhütte.

Annaburger Pechhütte (Zschernick)

Über die Pechhütte am Pechberg in Annaburg wissen wir nicht viel, zu vermuten ist, dass hier zurzeit Friedrich des Weisen und davor den Gewerbe des Pechsiedens nachgegangen wurde. In der Zeit der Entstehung der Annaburg wird sie noch an diesem Standort gestanden haben, aber dann wurde sie vielleicht zum Zschernick verlegt. Diese Pechhütte am Zschernick bestand bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts und war im Besitz der Familie Schlobach. Sie befand sich in der Nachbarschaft zur später errichteten Wassermühle. Otto Heintze schreibt darüber:

„Auf dem Zschernick stand in der Nähe des Forsthauses einst zur Zeit des Pechsiedens in der Annaburger Heide eine Pechhütte.“

Züllsdorfer Pechhütte

In der „Pechhütte“ in Züllsdorf wurde 1959 ein Zweifamilienhaus (heute: Am Pechdamm Nr. 2 und 3) errichtet. Dabei fand man im Baugrund umfangreiche Holzkohleschichten (Gemarkung Züllsdorf, Flur 16, Flurstück 35, Stand: 1984). Bei Grabungen in Hof und Garten sind Holzkohlerückstände auch heute noch Nachweisbare.

Im Umfeld der Züllsdorfer Pechhütte sollen im Jahr 1825 acht Häuser gestanden und 83 Einwohner gelebt haben, während der Ort Züllsdorf 86 Hauser und 336 Einwohner hatte. Der Namen Pechdamm und Pechbrücke erinnern heute noch an diese Zeit.

 


Revierförstereien

Mit der „Wende“ sind auch die letzten in Stein verewigten Organisationsstrukturen einstiger Förstereien verschwunden. Gemeint ist, dass der Revierförster auch in seiner meist abseits gelegenen Revierförsterei mit seiner Familie lebte. Der Prozess begann zwar schon lange vorher, aber „Gefühlt“ war ab diesem Zeitraum Schluss damit. Um die Erinnerung an die ehemaligen Forstobjekte – die Revierförstereien wach zu halten, habe ich mich bemüht hier einiges darüber zusammen zutragen. Über Ergänzungen und weiteren Hinweisen – auch das Aufzeigen möglicher Fehler – würde ich mich freuen.

Als der Preuße, genau genommen die preußischen Forstmänner, vor 200 Jahren in unsere Region kamen, waren ihnen die vorgefundenen sächsischen Forststrukturen nicht sonderlich fremd. Heinrich Cotta hatte auch bei uns schon den Samen zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung gelegt. Dennoch kam er erst unter der preußischen Verwaltung voll zum Zuge. Dafür stehen nicht nur die Gestelle mit den von hier ausgerichteten Jagen, sondern auch die eingerichteten Revierförstereien mit ihren Forsthäusern.Die Försterei (Revierförsterei) wurde als eine einheitliche Unterbehörde der preußischen Forstverwaltung eingeführt. Sie war zuständig für die Betreuung der Waldflächen und unterstand einer höheren Forstbehörde, der Oberförsterei oder direkt dem Forstamt. Der Leiter der Försterei war ein Revierförster. Die Aufgabe bestand in der Bewirtschaftung des Waldes unter den nachhaltigen betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten. Als Förster im Revierdienst, also dem forstlichen Außendienst, sind Forstrevierleiter die Förster im engeren Sinne bzw. in der öffentlichen Wahrnehmung die „klassischen Förster“. Vor 200 Jahren ohne die Mobilität der heutigen Zeit wohnten diese Revierleiter in der Regel auch in ihren Revieren. Dazu wurden die Forsthäuser im Wald, oder nahe am Wald errichtet als Betriebs- und als Wohnsitz des Försters.


Zur Annaburger Heide gehörten folgende bekannte Forsthäuser.

 
Revierförsterei Kreuz

Revier Kreuz entstand erst in geschichtlich jüngerer Zeit, es entstand aus dem Flächenbestand der vor 1840 zu den Revieren Eichenheide und Brucke gehörte. Das Forsthaus des Revier Kreuz stand nicht etwa an der Heidemühle die in diesem Revier ja lag, sondern war bei der Züllsdorfer Pechhütte zu finden.

Das heutige Gebäude dieser Revierförsterei wurde um 1900 errichtet und bis 1945 durch die jeweiligen Revierförster bewohnt und als Dienstsitz genutzt. Ab 1945 wurde es bis ca. 1955 als Wohnhaus genutzt und war dann von 1955 bis 1962 der Dienstsitz der Oberförsterei Züllsdorf. Ab 1963 wohnten dann in diesem Gebäude zwei Familien.

Die Revierförsterei Kreuz gehörte ab 1961 zum „Forstwirtschaftsbetriebe der NVA Annaburg“. Heute gehört dieses Revier zur Bundesforst.

Revierförsterei Brucke

Das Forsthaus Brucke entstand an dem Ort, wo in Sächsischer Zeit von der Lichtenburg aus die meisten Treibjagden (Eingestellte Jagd) in der Annaburger Heide ihren Endpunkt hatten. Hierher wurde aus unterschiedlichen Richtungen das zahlreiche Wild durch die Treiber dem Kurfürsten und seinen hohen Jagdteilnehmern vor die Flinten getrieben. Hier lagen sie dann, die erlegten Tiere, die zu hunderten ausgerichtet als „Jagdstrecke“ – von denen die kurfürstlichen Jagdbücher im Dresdener Landesarchiv noch heute berichten. Diese Bücher dokumentieren nicht den Wildreichtum eines Jagdgebietes, sondern wohl eher das maßlose und sinnlose Gemetzel, welches mit hohem gesellschaftlichen Aufwand zum Vergnügen eines winzigen Teils der sächsischen Bevölkerung betrieben wurde. 

In der preußischen Zeit fanden solche „Staatsjagden“ nun nicht mehr statt. Die Annaburger Heide unterlag jetzt einer anderen, einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Weil auf diesen Ort sehr viele Waldwege ausgerichtet waren kam nun auch eine Revierförsterei hier her. 

Das Wohnhaus mit Stall und Scheune wurde 1882 errichtet, das Wasch- und Backhaus kam 1906 dazu und 1931 erfolgte noch der Anbau eines Holzschuppen an der Scheune. Der größte Flächenbrand in der Annaburger Heide wütete im Forstrevier Brucke 1947. Dabei wurden 413 ha Waldfläche, 40% des damaligen Revierbestandes. Dabei war auch das benachbarte Revier Eichenheide mit 176 ha betroffen. Die Wiederaufforstung dauert bis 1952.

Letzter Revierleiter der diese Revierförsterei noch „Wohnhaft“ von 1952-54 nutzte, war Herr Otto Nitsche. Da das umliegende Gelände nach 1961 militärisch genutzt wurde, erfolgte im Zeitraum 1975 – 1980 der Abriss aller Gebäude. Das Revier wurde danach als Forstrevier Dautzschen weiter geführt.

Revierförsterei Eichenheide

Die Revierförsterei Eichenheide wurde in preußischer Zeit am Rande der Annaburger Heide am Ploßiger Weg errichtet. Zu dieser Zeit gab es die Kolonie Naundorf noch nicht und (Groß) Naundorf war noch über den „Apfelweg“ mit Annaburg verbunden. Dieses alte Gebäude brannte in den 40iger Jahren aus und musste abgerissen werden. Es wurde dann auf dem gleichen Grundstück aber an anderer Stelle das heute noch vorhandene Gebäude als Revierförsterei errichtet. Die Kolonie, der Gemeindeteil von (Groß) Naundorf entstand in unmittelbarer nachdem die Revierförsterei zu preußischer Zeit entstanden ist. Dieses Siedlungsgebiet auf ehemaligem Forstgrund wurde den Forstarbeitern verpachtet bzw. verkauft. Hier bauten sie sich dann ihre kleinen Häuser zu denen meist auch eine kleine Ackerfläche für den Eigenbedarf gehörte.  

Revierförsterei Frauenhorst

Das Forsthaus der Revierförsterei Frauenhorst wurde erst 1856 erbaut, damit war es auf der Urmesstischaufnahme des Oberleutnant Eberling noch nicht eingetragen. Back- und Waschhaus wurde 1890 erbaut und 1892 kamen noch das Stallgebäude sowie der Erdkeller dazu. Letzter Revierleiter von 1964 bis 1970, der dort auch wohnte, war Herr Peter Fichtner.

Danach wurde das Grundstück nicht mehr als Revierförsterei genutzt. Etwa 1980 erfolgte der Rechtsträgerwechsel an den damaligen VEB Bau Falkenberg/Schmerkendorf. Jetzt ist das Objekt seit 1998 dem Verfall preisgegeben.

Revierförsterei Arnsnesta

Das Forsthaus der Revierförsterei in Arnsnesta steht jetzt auf dem Gebiet der Stadt Annaburg, will sagen Ort und Forsthaus sind durch die Schwarze Elster getrennt. Auch dieses Gebäude wurde als Revierförsterei erst in preußischer Zeit errichtet.

Revierförsterei Meuselko

Sie entstand in preußischer Zeit am Rande der Annaburger Heide am Weg von Annaburg nach Löben.  Auf der Karte von 1847 (Preußische Uraufnahme) war das Gebäude bereits eingezeichnet. Otto Heintze erwähnt es als Orientierungspunkt in seiner Schrift. Es bestand über 100 Jahre an dieser Stelle. 1961/1962 erfolgte die Erweiterung des militärischen Bereiches des Truppenübungsplatzes bis an Schwarze Elster. Damit gehörte nun auch das Forstrevier Meuselko zum militärischen Bereich. Aber die Revierförsterei wurde mit den Waldflächen nicht übergeben. Sie blieb in Rechtsträgerschaft des Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes Jessen in Annaburg. Letzter Revierleiter von 1952 – 1955 soll Herr Ernst Liebelt gewesen sein. Wer von 1955 bis 1961/62 hier tätig war, kann ich nicht mehr rekonstruieren. Nach Neuzuschnitt des Reviers im Forstwirtschaftsbetrieb der NVA Annaburg in Züllsdorf wurde von 1965 – 66 durch Herrn Wilfried Wenzel der Bereich geführt. In der Zeit seines Nachfolgers Herrn Peter Krönert wurde eine neue Revierförsterei am Rande der Siedlung in der Stadt Annaburg 1975/76 errichtet. Herr Krönert stand diesem Revier bis 1996 vor, danach folgte Herr Timo Tönnies. 

Revierförsterei Züllsdorf

Das heute hier stehende Gebäude stammt aus dem Jahr 1900. Die dazugehörende Scheue brannte 1930 ab und wurde im darauf folgenden Jahr neu erbaut.

Diese Revierförsterei bzw. das Nebengebäude diente mit Beginn der militärischen Nutzung von 1953 bis 1955 als Verwaltung für die eingerichtete Forstdienststelle. Danach bis 1966 als wieder als Revierförsterei. Revierleiter als 1951 bis 1966 war Herr Siegfried Pfeiffer. Im Anschluss wurde das Gebäude von Oberförster Wolfram Schmidtchen von 1967 bis 1974 bewohnt. In dieser Zeit (1967) wurde in den Nebengebäude zwei zusätzliche Wohnungen eingerichtet. In der Folgezeit werden die Gebäude als Vermietobjekte (Wohnungen) genutzt.

Revierförsterei Kleinesee

Nach der preußischen Übernahme wurde auch das Annaburger Gestüt wieder geschlossen und die Reste nach Granitz verlegt. Damit wurde der „Pferdewaschplatz“ am Schwanenteich nicht mehr benötigt. In diesen zum Annaburger Gestüt gehörenden Gebäude zog die neugeschaffene Revierförsterei ein. Sie erhielt, da am kleinen Schwanensee gelegen, den Namen „Kleinesee“. 1885 erfolgte der Neubau der Revierförsterei an der heutigen Stelle. Der Name zog mit um und so heißt die Revierförsterei noch heute „Kleinesee“. Seines Alters wegen besitzt dieses Gebäude auch einen hohen Denkmalwert, denn:

"Das Revierförsterei-Gehöft in Kleinesee ist das einzige, weitgehend original überlieferte Zeugnis aus dem späten 19. Jahrhundert im Altkreis Herzberg. Aus den oben angeführten Gründen stellt die ehemalige Revierförsterei Kleinesee ein wichtiges Zeugnis preußischen Forstwesens dar und hat insofern eine Bedeutung für die Forstgeschichte der Region Elbe-Elster“. 

Das Revier Kleinesee ist in heutiger Zeit in das Forstrevier Rosenfeld eingeflossen.

Oberförsterei (Revierförsterei) Rosenfeld

Die Oberförsterei Rosenfeld ist sicher das älteste noch bewohnte Forstgehöft im Umfeld der Annaburger Heide. Das Gebäude wurde um 1750 als Sitz der Oberförsterei Rosenfeld errichtet. 1885 erfolgten die üblichen Erweiterungsbauten wie Wasch- und Futterküche. 1912 der Badanbau und 1925 der Obergeschossausbau (Dachausbau) und der Stromanschluß.

Als Revierförsterei wurde es zuletzt vom 01.06.1955 bis 31.12.1993 durch Herr Oberförster Siegfried Lehnigk geleitet und auch bewohnt. Er war mit 38 Dienstjahren im Revier Rosenfeld der nachweislich dienstälteste Revierleiter in der Annaburger Heide.

Das Dienstgebäude der Oberförsterei Rosenfeld wurde von der Bundesforst nicht übernommen, weil durch die überwiegende militärische Nutzung des Waldgebietes keine Verwendung mehr bestand. Die Gebäude wurden der Kommune übergeben und teilweise privatisiert.

Dagegen ist die Revierförsterei relativ jung. Sie wurde in Rosenfeld 1976/77 als Zweifamilienhaus errichtet. Dabei sollte die eine hälfte zu Wohnzwecken genutzt werden und die andere Hälfte der Dienstsitz. Auf Grund der Wohnungsknappheit wurde dieses Variante aber nicht verwirklicht. Letztlich bewohnten zwei Waldarbeiterfamilien den Neubau. Heute wird es aber entsprechend genutzt als Dienstsitz des Forstreviers Rosenfeld. Jetziger Revierleiter (seit 1.6.95) ist Herr Bernd Fassig

Revierförsterei Pechhütte

Wurde als Forsthaus um 1900 oder 1910 erbaut und wurde u.a. nach dem Abriss des Forsthauses an der Heidemühle als Revierförsterei für das Revier Heidemühle genutzt. Damaliger Revierleiter und Bewohner war Herr Kurt Kühnast der diese Funktion in den 30iger Jahren bis 1949/50 ausübte. Von 1955 – 62 wurde das Gebäude als Dienstwohnung genutzt. Danach wurde das Gebäude bis 1993 als Wohnung verwendet. Seit dem 01.08.1994 wird das Gebäude wieder als Dienstsitz für das Forstrevier Heidemühle verwendet. Damaliger Revierleiter Herr Holger Baumgartl.

Revierförsterei Zschernick

(auch Revierförsterei Heidemühle genannt)

Das Forsthaus wurde auf dem Grundstück errichtet, das zur ehemaligen Heidemühle gehörte und nach 1898 durch den letzte Mühlenbesitzer an den Forstfiscus verkaufte wurde. Die Revierförsterei bestand nur bis zum 01. Oktober 1935. Danach wurde das Forsthaus zu Wohnungen für Waldarbeiter umgestaltet. Im April 1945 kam es zwischen Aufklärungseinheiten der Roten Armee und SS-Einheiten im Zschernick zu den einzigen Kampfhandlungen im heutigen Stadtgebiet, dabei soll auch das Forsthaus und einige andere Gebäude zerstört worden sein. Der größte Teil der dort wohnhaften Waldarbeiter mussten nun diese Siedlung verlassen, denn es blieben nur wenige Häuser bewohnbar. Ein einziges Haus war noch 1959 bewohnt, welches wegen der bevorstehenden militärischen Nutzung geräumt werden musste. 1962 stand dann kein Haus mehr an der alten forstlichen Siedlungsstelle.

Einer anderen Quelle zu folge, soll das Gebäude der Revierförsterei Heidemühle noch bis 1960 bewohnt gewesen und der Abriss erst 1963 erfolgte sein.

Kolonien

Wo wohnten eigentlich die einfachen Waldarbeiter? Unsere Quellen sind hier nicht sehr ergiebig. Aus der sächsischen Zeit wissen wir darüber nicht viel. Anfänglich wurde die Annaburger Heide nur mit den fronpflichtigen Bauern aus den „Walddörfern“, d.h. aus den Dörfern die zum Amt Annaburg gehörig waren, bewirtschaftet. Änderungen in der Arbeitskräftenachfrage erfolgte mit der Verschiebung der Jagd mit ihrem neuen zentralen Jagdpunkt bei Dautzschen beginnend in der Zeit nach dem 30.igjährigen Krieg. Vor allem die erst im 18. Jahrhundert erfolgte Holznutzung der Annaburger Heide mit dem befohlenen „Holzflössen“ schuf einen erhöhten Arbeitskräftebedarf. dazu mussten die „Fachkräfte“ vor Ort angesiedelt werden. Wo entstand nun der notwendige Lebensraum dieser zusätzlichen Waldarbeiter? Lebensraum deswegen, weil zur damaligen Zeit die Waldarbeiter keinen Lohn erhielten. Sie erhielten Land zu ihrer Nutzung, für die Hausstätte und zur Eigenversorgung. Dafür mussten sie im Wald arbeiten. So war es im 18. Jahrhundert.

Ausschnitt Groß Naundorf mit dem Gebiet der späteren Kolonie
Ausschnitt Groß Naundorf mit Kolonie, rechts im Bild die Waldeisenbahn

Dafür wurde Land benötigt. Fruchtbar wusste es auch sein. Die Sanddünen wo die Kiefernbestände stehen eignen sich nicht dazu. Diese Wohnstätten entstanden also auf Waldgebieten, ehemaligen Forstgrundstücken, so bei den Neuhäusern, im Zschernick aber auch die Kolonie von Groß Naundorf ist so entstanden. Während die Waldarbeiter im Zschernick und in den Neuhäusern überwiegend beim Holzflössen Beschäftigung fanden, dürften die Waldarbeiter aus der Kolonie bei Groß Naundorf Ende des 19. Jahrhunderts sich auf den Betrieb der Waldeisenbahn spezialisiert haben. Im 19. Jahrhundert mit Auflösung der Leibeigenschaft und Umwandlung der Frondienste in Geldwerte, änderte sich auch die Beschäftigungsstruktur dieser speziellen Siedlungen. Ihre Bewohner wurden zu zeitweiligen Wanderarbeiter, die im Sommer in den nahen Städten (Berlin, Leipzig) sich im Baugewerbe verdingten und im Winter bei der Forst arbeiteten.   

BERND HOPKE
ORTSCHRONIST

AnnaOffice©2024-02-29

 

Quellen- und Literaturhinweise:

  • Otto Heintze „Die Annaburger Heide“; Verlag Steinbeiß; von 1938;
  • Gründler, E.: „Schloß Annaburg“ Festschrift zur einhundertfünfzig-jährigen Jubelfeier des Militär-Knaben-Instituts zu Annaburg, Verlag von Oscar Haebringer, Berlin 1888;
  • Johannes Falke, Die Geschichte des Kurfürsten August von Sachsen in volkswirtschaftlicher Beziehung; Leipzig S. Hirzel 1868;
  • Verein f. Heimatgeschichte u. Denkmalpflege Annaburg (Hrsg.) Jagdschloß Annaburg – Eine geschichtliche Wanderung, Horb/Neckar 1994;
  • Dankegott Immanuel Merkel „Erdbeschreibung des Königreiches Sachsen“  Band 7; 18. Jahrhundert;
  • Autorenkollektiv: Forsteinrichtungsbücher, Ergebnisse der Standorterkundung, Teil I u. III, Institut für Forsteinrichtung und Standortserkundung Potsdam, Falkenberg/Elster 1956
  • Autorenkollektiv unter Leitung von Willy Hartung; „Betriebsgeschichte des Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes Jessen in Annaburg“,um 1985 unverlegt; Eigenverlag,;
  • G. Bethig: Annaburger Heide; interne Informationsschrift der Bundesforst um 2000;
  • Danckelmann; Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen, Heft 13 von 1881; Berlin; S629-632;
  • Öder, Georg d. J., Forstzeichenbuch, 16.Jh. –   Sächsisches Staatsarchiv, 12884 Karten und Risse, Nr. Forstzeichenbuch 47;
  • Karte Nachzeichnung (18. Jh):  Lochische und Seydische Heide mit den umliegenden kleineren Wäldern und Gehölzen, 1556, im Sächsisches Staatsarchiv, 12884 Karten und Risse, Nr. Schr 006, F 080, Nr 013;
  • Karte der Annaburger Heide, 1633, Sächsisches Staatsarchiv, 12884 Karten und Risse, Nr. Schr 003, F 044, Nr 001;
  • Straßenkarte des Amtes Annaburg, 1692,  Sächsisches Staatsarchiv, 12884 Karten u. Risse, Nr. Loc. 34333, Rep.41, Gen. Nr.178, Bl. 22;
  • Brecht, Hofmaler, Kurfürst August (?); Annaburger Heide 16.Jh. (1678) mit Vermessungspunkte, Waldzeichen, typische Ortsbilder; Sächsisches Staatsarchiv, 12884 Karten und Risse, Schr R, F001; Nr. 006;
  • Beutel oder Beutelschule; Nachzeichnung (18. Jh): Lochische und Seydische Heide mit den umliegenden kleineren Wäldern und Gehölzen (nach Humilius-Risse um 1654) ; Sächsisches Staatsarchiv, 12884 Karten und Risse, Nr. Schr 006, F 080, Nr 013; Datei: MF17526;
  • Karte, Amt Annaburg; mehrfarbig; 17. Jh.; Johann Georg Schreiber; Sächsisches Staatsarchiv.;
  • Karte, Amt Annaburg; mehrfarbig; 17. Jh.; Matthaeo Seuttero, Georg Caesar; Sächsisches Staatsarchiv.;
  • Chronik von Groß Naundorf – unveröffentlicht, Archiv der Stadt Annaburg, Lagerstelle Prettin 
  • Geschichte der Kartografie – Wikipedia unter de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Kartografie; Zugriff 01/2011;