Forststrukturen

Forstamt Annaburg


Wild- und Forstmeister


Annaburg war in Sächsischer Zeit der Sitz eines Forst- und Wildmeisters. Paul von Hogenest war einer der ersten Nachgewiesenen sächsischen Wildmeister. Von ihm ist bekannt, dass er sich 1493 auf der Wallfahrt Friedrich des Weisen nach Jerusalem im Kurfürstlichen Gefolge sich befand. Um 1500 steigt er zum Jägermeister des Kurfürsten auf und diesem wird 1509 das Amt Lochau übergeben. Schosser zu dieser Zeit war Jürgen Hesse, der später von Matthes Wolf abgelöst wurde. Heidevogt in der Lochauer Heide war Jörg Weidemann.

Dabei wurde die Lochauer (Annaburger) Heide anfänglich in zwei so genannte „Beritte“ (spätere Bezeichnung dann Forstreviere) eingeteilt, später wurden daraus 5 an der Zahl: Mahdel, Naundorf, Rosenfeld, Züllsdorf und Fermeswalde. Als Personal standen anfänglich 2 berittene Förster, die später auf 6 anstiegen und 1 Fußknechte, später 4 an der Zahl, zur Verfügung.

Unter den Wettinern erfahren wir, dass als Oberforstmeister zur Lochau wieder ein Paul von Hogenest eingesetzt wurde. Dabei kann es sich nur um den Sohn vom vorigen Forst- und Wildmeister gehandelt haben, der da auf Anweisung Kurfürst Moritz vom 11.05.1549 die Lochauer Schosserei (Amt) übergeben bekommt. Der bisherige Schosser war Hieronymus Lachnicht, der Bettmeister Heinrich Beyer und der neue Amtsschreiber Bartel Wagner.

 


Die Annaburger Heide wurde später nach dem dreißigjährigen Krieg in 10 Forstreviere eingeteilt. Das Annaburger Forstrevier war das größte und wurde daher halbiert, wobei die Reviere nach ihren Oberförstern benannt waren. So z.B. im 18 Jahrhundert in das Wütten Revier und das Retslob Revier. Später erfolgte die Unterteilung in das Annaburger Revier und in das Revier Thiergarten. Die weiteren Reviere waren das Löbener oder Meuselicker Revier; das Arnsnester Revier; das Madeler Revier, das Frömmersdorfer (Fermeswalde) Revier, das Zilldorfer (Züllsdorf) Revier, das Rosenfelder Revier und das Nauendorfer Revier. Im 17. Jahrhundert gehörte noch das Revier Zweisigko (Gerbisbach) dazu, welches später teilweise in das Annaburger Revier einfloss.

Personell wurden die zuvor beschriebenen Reviere besetzt: Fermeswalde mit einem Förster; Zweisigko (Gerbisbach) mit einem Fußknecht; Annaburg zwei Fußknechte; neue Lochau zwei Fußknechte; Meuselkow ein Fußknecht; Mahdel zwei Förster (eigentlich Züllsdorfer Pechhütte); Züllsdorf 1 Förster; Rosenfeld  (eigentliche Kleenesee) 1 Förster; Naundorf 1 Förster und Brucke (kam zeitlich später dazu) 1 Förster. Der Forst- und Wildmeister aus Annaburg war neben der Annaburger Heide auch für die kurfürstlichen Waldungen der Ämtern Annaburg, Schweinitz, Schlieben und Seyda zuständig.

Außer Paul von Hogenest, der uns u.a. auch wegen der gegen ihn geführten Untersuchung von umfangreichen Unterschlagungsvorwürfen im Amt bekannt wurde, sind uns aus einer späteren Zeit des dreißigjährigen Krieg Martin Rohrwacher als Forst- und Wildmeister bekannt (Forstmeisterkreuz). Aus den Floßakten ist uns um 1700 Theodor Oberwein hier schon als Oberforstmeister zu Annaburg überliefert, gefolgt von Johann Christoph von Grunau um 1711 und dann um 1735 Hans Siegmund von Ende. Um 1765 hat das Amt des Oberforstmeister Carl Heinrich von Armin inne bevor es an den letzten sächsischen Oberforstmeister von Reitzenstein um 1810 ging.

In der Regel standen dem Forst- und Wildmeister in Annaburg, anfänglich ein Schreiber für Amt und Wildmeisterei zur Verfügung. Er war auch gleichzeitig der Bettmeister im Schloss. Der erste führte daher auch den Namen Paul Bettmeister. Später wurde hier aufgestockt und für die Wildmeisterei stand ein Forstschreiber zur Verfügung. Auch das Amt verfügte jetzt über einen Amtsschreiber. Die Neuerung wurde unter Kurfürst August neben der strikten Trennung zwischen Amt und Wildmeisterei, eingeführt.

Der alte Forsthof vom Amtshaus durch den Kunstgraben getrennt, liegt an der Holzdorfer Straße. Das Gebäude ist vermutlich kurz nach dem dreißigjährigen Krieg erbaut und wurde auf dem Grundstück des einstigen Jägerhofes errichtet. Dieser war auch schon zu Kurfürst August Zeiten der Sitz des Forst- und Wildmeisters.

Nach erfolgter Übernahme durch Preußen wird die bestehende Forstverwaltung Umstrukturiert. Annaburg wird Sitz eines preußischen Forstinspektors, dem dann die Oberförstereien Annaburg, Tiergarten, Züllsdorf, Seyda, Glücksburg und Hohenbucko unterstanden. Sein Dienstsitz wird der alte Annaburger Forsthof.

Erster Forstinspektor wurde Otto von Hagen um 1830 als Forstmeister zu Annaburg und dann um 1850 mit der Verlegung des Amtes nach Torgau hat Herr Lichterfelde dieses Amt inne. Mit ihm Ende dann auch die Geschichte dieses hohe Amtes in Annaburg. Durch die Ablösung der Forstberechtigungen, neben zahlreichen Institutionen (Schulen, Pfarren und Deichamt) hatten an die 30 Gemeinden nachweisbare Berechtigungen die bis ins 15. Jahrhundert zurückreichten und unter preußischen Zepter vorrangig durch Landvergabe abgelöst. Dabei wurden große Waldflächen aufgeteilt und einige Revierförstereien aufgelöst. Zum Opfer fielen die Försterei Döbrichau, Winkelbusch und Tugendbusch. Diese gehörten in sächsischer Zeit ohnehin nicht zur Annaburger Heide. Diese Seperationsverhandlungen ziehen sich von 1840 bis 1924 hin. Die umfangreichen „Flächenbewegungen und Veränderungen kamen aber schon 1889 zum Abschluss.


Oberförstereien

Die Oberförstereien wurden im Zuge der preußischen Umstrukturierung gebildet. Für die Bewirtschaftung der Annaburger Heide waren die Oberförstereien Annaburg, Thiergarten – beide mit Sitz in Annaburg und die Oberförsterei Züllsdorf (früher Rosenfeld) zuständig.

    • Zur Oberförsterei Annaburg gehörten um 1874 die Forstreviere Kreuz, Brucke, Annaburg, Eichenheide und Klöden. Dabei war Klöden eigentlich nur eine Waldwärterei und gehörte später zum Revier Jessen. Die Oberförsterei hatte ihren Dienstsitz im Annaburger Forsthaus.
    • Die Oberförsterei Thiergarten wird im Verwaltungsgebäude des aufgelösten Annaburger Gestütes untergebracht. Zu ihr gehörten 1846 die Forstreviere Mahdel, Frauenhorst, Arnstnesta, Meuselko und Thiergarten. Ab 1852 kam dann noch das Forstrevier Holzdorf (eigentlich Branditz) dazu.
    • Zur Oberförsterei Züllsdorf (auch Rosenfeld) gehörten 1890 die Reviere Falkenstruth, Görnewitz, Fermeswalde, Züllsdorf, Kleinesee und Rosenfeld. Dienstsitz war anfänglich in Rosenfeld, später dann in Züllsdorf.

Trotzdem trat keine allzu lange Ruhe mehr ein. Nächste Strukturelle Änderungen folgen nach 1945. In der SBZ entstanden in der Annaburger Heide die zuständigen „Einheitsforstämter“ Annaburg, Thiergarten und Rosenfeld und ersetzten die Oberförstereien.

Ab 1949 wurde alles „Kreisgeleitet“ zusammengefasst. Es entstand das Kreisforstamt Torgau mit dem Sitz in Annaburg. Dieses Amt wurde nach dem uns bekannten Muster 1951 dann aber nach Torgau verlegt. Außer dieses Torgauer Amt war auch das Kreisforstamt Herzberg für einige Teilbereiche der Annaburger Heide zuständig. Eine weitere Veränderung war der Zusammenschluss der Einheitsforstämter Tiergarten und Annaburg zum Forstamt Annaburg. Diesem waren nun folgende Revierförstereien nachgeordnet:

Annaburg; Arnsnesta; Frauenhorst; Heidemühle; Meuselko; Eichenheide; Brucke und Kreuz.

Dem Forstamt Rosenfeld waren die Revierförstereien Rosenfeld, Falkenstruth, Görnewitz, Fermerswalde, Züllsdorf und Kleinesee.

Die Elbe wird zur Forstgrenze


1952 wurde das Kreisforstamt Torgau in diesseits und jenseits der Elbe aufgespaltet, mit dem Ergebnis, dass in Annaburg der staatliche Forstwirtschaftsbetrieb Jessen in Annaburg entstand.

Dieser Forstwirtschaftsbetrieb Jessen mit Sitz in Annaburg unterstehen wieder „Oberförstereien“ – die Oberförsterei Annaburg und die Oberförsterei Züllsdorf (ehemals Rosenfeld).

    • Zur Oberförsterei Annaburg gehören die bekannten Forstreviere: Arnsnesta, Meuselko, Annaburg, Frauenhorst, Heidemühle, Eichenheide, Brucke und Kreuz.
    • Zu Züllsdorf zählen die bekannten Reviere Fermerswalde, Görnewitz, Züllsdorf, Falkenstruth, Kleinesee und Rosenfeld.

Die nächste Zäsur stellt die Militarisierung der Annaburger Heide dar. Das beginnt schon 1953 mit ca. 3000 ha Waldfläche die sich aus den Flächen der Forstreviere Brucke und Eichenheide zusammensetzten. In den Jahren von 1953 bis 30.06.1990 war die „Annaburger Heide“ das Kerngebiet des Militärforstwirtschaftsbetriebes (VEB) Züllsdorf und der vorher davon namentlich abweichenden Struktureinheiten. Der erste Forstmann und Leiter des Arbeitsbereich Annaburg war Revierförster Siegfried Pfeiffer.

Der staatliche Forstwirtschaftsbetrieb Jessen mit Sitz Annaburg blieb in dieser Zeit weiter bestehen und war zuständig für die Waldgebiete bei Seyda, Uebigau und Hohenbucko. Diese waren in drei Oberförstereien aufgeteilt – in die Oberförsterei Hohenbucko, Uebigau und Glücksburg.


Folgende 23 Volkswaldreviere gehörten 1956 zu dem Annaburger Betrieb:

Die Reviere: Labusa; Hohenbucko; Striesa-Süd; Striesa-Nord; Herzberg; Brandis; Arnsnesta; Falkenberg; Uebigau; Lönnewitz; Mögelenz; Martinskirchen; Görnewitz; Fermerswalde; Falkenstruth; Kleinesee; Jessen; Steinsdorf; Mügeln; Klöden; Seyda; Hohenkuhnsdorf; und Meuselko.

Diesen Volkswaldrevieren waren aber auch schon Privat- und Bauernwald angegliedert. Vor allem durch die Angliederung der Bereiche Hohenbucko und Uebigau des ehemaligen Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes Herzberg in Falkenberg an den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Jessen in Annaburg stieg diese Fläche auf 25.901 ha (1955) davon waren 15 % LPG-Wald und 85 % reiner Privatwald (21.850 ha). Durch den strukturellen Nachteil fiel bei der Bewirtschaftung der Reinertrag 1/3 geringer gegenüber den Staatswaldungen aus. Deshalb arbeitete man an einem „freiwilligen Zusammenschuss“ der privaten Waldeigentümer, um bewirtschaftungsbare zusammenhängende Waldreviere zu schaffen.

So sind ab 1965 auch „Privatwaldreviere“ neben den „Volkswaldreviere“ in den Forstwirtschaftsbetrieben in ihrer Struktur intregiert. 

Daher gliederte sich ab 1965 die Struktur des StFB Jessen in Annaburg sich in:

    • Oberförsterei Uebigau mit den nachgeordneten Volkswaldrevieren: Uebigau, Falkenberg, Lönnewitz, Möglenz und den Privatwaldrevieren: Liebenwerda, Beutersitz, Saxdorf, Ölsig und Falkenberg.
    • Oberförsterei Herzberg mit den Volkswaldrevieren: Fermerswalde, Görnewitz, Falkenstruth, Brandis und den Privatwaldrevieren: Beilrode, Gräfendorf, Kolochau, Züllsdorf und Grassau
    • Oberförsterei Hohenbucko mit den Volkswaldrevieren: Hohenbucko, Labusa, Striesa-Süd, Striesa-Nord und die Privatwaldrevieren: Hohenbucko, Naundorf; Schlieben; Hillmersdorf, Schöna-Kölpien und Wipersdorf;
    • Oberförsterei Glücksburg mit den Volkswaldrevieren: Meuselko, Hohenkuhnsdorf, Glücksburg, Jessen, Seyda und den Privatwaldrevieren: Holzdorf, Jessen, Linda, Schweinitz, Schönewalde, Mark-Zwuschen.
BERND HOPKE
ORTSCHRONIST

AnnaOffice©2022-05-25

 

 

Quellen:

Otto Heintze „Die Annaburger Heide“; Verlag Steinbeiß; von 1938;
Gründler, E.: „Schloß Annaburg“ Festschrift zur einhundertfünfzig-jährigen Jubelfeier des Militär-Knaben-Instituts zu Annaburg, Verlag von Oscar Haebringer, Berlin 1888
Annaburger Heide G. Bethig; interne Informationsschrift der Bundesforst um 2000;
Danckelmann; Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen, Heft 13 von 1881; Berlin; S629-632;
archäologische Luftbildaufnahmen vom Gebiet der Nachthainichten; um 1995; unveröffentlicht; aus dem Privatarchiv von Edwin Kretzschmar
Thomas Lang; Inventar des Amtes Lochau  des Jürgen Hesse von 1509 in Thüringer Hauptstaatsarchiv Weimar, EGA, Reg. AA 1134, Bl.23R-37V (hier Blatt 35-37); 2019; Ausarbeitung zur Erstellung seiner Doktorantenarbeit;
Thomas Lang; Beschiedbuch der Ämter Sachsen, Meißen, Thüringen, Franken 1509, Lochau (32R) in Thüringer Hauptstaatsarchiv Weimar, EGA, Kopialbuch F 38); 2019; Ausarbeitung zur Erstellung seiner Doktorantenarbeit;
Karte Nachzeichnung (18. Jh):  Lochische und Seydische Heide mit den umliegenden kleineren Wäldern und Gehölzen, 1556, im Sächsisches Staatsarchiv, 12884 Karten und Risse, Nr. Schr 006, F 080, Nr 013;
Karte der Annaburger Heide, 1633, Sächsisches Staatsarchiv, 12884 Karten und Risse, Nr. Schr 003, F 044, Nr 001;
Öder, Georg d. J., Forstzeichenbuch, 16.Jh. –   Sächsisches Staatsarchiv, 12884 Karten und Risse, Nr. Forstzeichenbuch 47;
Autorenkollektiv unter Leitung von Willy Hartung; „Betriebsgeschichte des Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes Jessen in Annaburg“,um 1985 unverlegt; Eigenverlag,;
Matthäus Seutter; Ämterkarten – Amt Annaburg; um 1700
August Zürner; Landesaufnahme 1711 aus Atlas Augusteus Saxonicus (Exemplar A), Handzeichnung,: Tabelle der Kreise und Ämter, 1711-1742