Vom Schießen im Garten

das Schießhaus

Ein einfaches Schießhaus gehört auch zur „Erstausstattung“. Solcherart Bauwerk durfte hier bei einem Jagdschloss ja nicht fehlen. Die Adligen dieser Zeit waren ja noch die „Kriegerkaste“ die nicht nur ein Heer anführten, sondern noch tapfer mit stritten. Schon 1487/89 wird ein neueres Schießhaus errichtet. Ob dieses Gebäude schon so dimensioniert war, dass es im oberen Geschoss die „fröhliche“ Trinkstube aufnehmen konnte wissen wir nicht mit Sicherheit zu behaupten. Aber es kommt uns sehr bekannt vor, anzunehmen wie oben bei einer Kanne Wein gefachsimpelt wurde, während unten die Schützen gerade die neuste Waffe demonstrierten. Bereits 1494/95 wurde erneut am Schießhaus gebaut. 1498/99 erhielt das Schießhaus eine „moderne“ Seilzuganlage – nun konnte sogar auf den „laufenden Keiler“ geschossen werden. Herzheimer berichtet darüber:

Und in den anderen [...] Vergnügungshäuser gibt es einen schön gemachten Schießraum, mit einem fröhlichen Trinkraum (Trinckstuben) darüber. Sie können dort sitzen und die Schießübungen beobachten. Und unten im Garten erstrecken sich zwei Reihen, die mit einer Art Spalier bedeckt sind, von der Schießhütte bis zu einigen Sauerkirschbäumen.

Das hört sich nach einem guten Sicherheitskonzept an. Vermutlich war der Weg gemeint, der mit zwei Reihen Spalierobst begrenzt in Richtung Schießhütte verhinderte, dass Besucher versehentlich in die Schussbahn geraten konnten.

Standort des Schießhauses und der möglichen Finkenherde um 1520 – Rekonstruierte Darstellung in GoogleEarth
Das Nachfolgebauwerk der Schießhütte von 1578 mit dem Standort des ehemaligen Wildbades

In Nürnberg steht noch ein solches Schießhaus am Andreij-Sacharow-Platz, welches 1582/83 im Renaissancestil erbaut wurde. Im Erdgeschoss unter einer Pfeilerhalle begannen die Schießbahnen. Dieses „Schießhaus“ ist die städtische Entsprechung der Schießhäuser der Adligen in der Umgebung ihrer Schlösser. Während das Nürnberger Gebäude aus Stein gebaut war, dürfte das in Lochau errichtete Gebäude ein Fachwerkbau gewesen sein. 

BERND HOPKE
ORTSCHRONIST

AnnaOffice©2023-05-29

Quelle

  • Thomas Lang; Auszüge zum Jagdschloss Lochau aus dem Manuskript seiner Dissertation über die ernestinische Hofhaltung im ausgehenden Mittelalter im Übergang zur Neuzeit; unveröffentlicht 2022;
  • Stephan Hoppe „Anatomie einer frühen Villa „Rustica“ 2004;
  • Ingetraut Ludolphy: Friedrich der Weise – Kurfürst von Sachsen 1463-1525, Leipzig 2006,
  • Karte, Annaburg (Ort, Schloß- und Tiergarten) – Alter Plan des Ortes und des Schlosses Annaburg und der 1578 zu Anlegung einer Baumschule geschlagenen kreisrunden Rodung von 1600 Ellen im Durchmesser, welche mit zahlreichen Fischbehältern besetzt war; Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden, unter 12884 Karten und Risse, Schrank 5, Fach 68,Nr.9dd;