Weinanbau

der Weingarten

Das Vergnügen: Das innere und äußere Schloss ist von einem künstlichen Erdwall umgeben, der zum Schutz gebaut wurde. Darin versteckt ist ein großer und schöner Weinberg (der über Stein geziegelt ist), der sich über Spaliere erstreckt.
Lage des Weingarten mit der Weinpresse und der Trinkstube um 1520 – – Rekonstruierte Darstellung in GoogleEarth
Im Weinberg gibt es eine wunderschön gearbeitete Weinpresse, ausgezeichnet in der Ausführung, mit allem notwendigen Zubehör. Über der Weinpresse betreten Sie eine schöne getäfelte Stube und Kammer, genannt Trinkraum, die sehr angenehm eingerichtet ist. Oben gibt es einen schönen Balkon (Gangk), auf dem man im Sommer sitzen kann, umgeben von Nelken, Zypressen, Lavendel und allerlei Kräutern und Gewürzen.

Der Weingarten, der direkt vom Schloss aus zu erreichen war, muss der am repräsentativsten ausgestaltete und genutzte Teil des Gartens von Friedrich dem Weisen gewesen sein. Das die Reben akkurat in Reihen ausgerichtet waren, verseht sich von selbst. In der älteren Voranlage sicher der Platz des Esslaube die dann nachdem der Weinberg errichtet wurde folgerichtig durch die Weinlaube ersetzt wurde.  Es wird die Weinlaube gewesen sein die Lukas Cranach in seinem Bild festgehalten hatte. Hier wurde in den Sommermonaten mit hohen Gästen in der „Wildnis“ (Natur) ausgiebig getafelt. Die Laube steht auf traditionellen Platz, denn schon bei Friedrichs Vater wird hier in der „Esslaube“ standesgemäß nach der Jagd getafelt.

Der 1503 bis 1506 erbauten oder erneuerte Weingarten mit der Weinlaube und der Weinpresse verursachten beständig hohe Kosten. Bereits 1510/11 musste die Weinlauben im Weingarten erneuert werden, auch das Lusthaus mit der Weinpresse wurde ständig verschönert, so der Saal neu getäfelt, das Gemach mit Boden und Keller, Treppen und Gittern überarbeitet. Ein Jahr später erfolgten weitere Arbeiten an der Weinlaube.

Den direkten Zugang zum Garten bildete eine Brücke vom Schloss (unter der Harnischkammer) aus. Sie wurde mehrmals erneuert und 1513/14 sogar überdacht und ihre Seiten verglast. Die verglasten Seiten erhielten nicht die billigen Butzenscheiben, sondern werden wohl mit den aufwändiger herzustellenden Flachglas verglast gewesen sein.  

Röhrwasser versorgten zwei ausgemauerte Fischbecken mit Frischwasser. Sie waren sicherlich für die Vorratshaltung gedacht und besaßen wohl auch einen Schau- und Unterhaltungswert. Eigens errichtete Ruhebänke am Steg im Weingarten luden zum Sitzen ein. Zum weiter hinten gelegenen übrigen Gartenbereich der gesamtheitlich durch den „Schuttenbau“, das heißt durch einen Wall umgrenzt wahr, gab es eine Abtrennung. Hierzu wurde 1505 eine Mauer, eine „Quermauer“ errichtet.

Festessen in der Weinlaube – nach einem Bildnis von Cranach

 

BERND HOPKE
ORTSCHRONIST

AnnaOffice©2023-05-29

Quelle

  • Thomas Lang; Auszüge zum Jagdschloss Lochau aus dem Manuskript seiner Dissertation über die ernestinische Hofhaltung im ausgehenden Mittelalter im Übergang zur Neuzeit; unveröffentlicht 2022;
  • Stephan Hoppe „Anatomie einer frühen Villa „Rustica“ 2004;
  • Ingetraut Ludolphy: Friedrich der Weise – Kurfürst von Sachsen 1463-1525, Leipzig 2006,