Tod in der Arrestzelle

Ein tragischer Todesfall

Hier soll über einen tragischen Todesfall eines Zöglings des Militär-Knaben-Erziehungsinstitutes aus preußischer Zeit berichtet werden. Kindlicher Unverstand und heute überwundene drakonische Erziehungsmaßnahmen führten damals zu diesem tragischen Tod eines 12 oder 13-jährigen Jungen.

Berichtet wird über den Zögling Krause, der mit seinem Bruder gleichzeitig im Annaburger Institut weilte. Durch tatsächlichen oder vermeidlichen Ungehorsam wurde der Zögling durch seine Vorgesetzte zu Arrest im Arrestlokal des Schlosses bestraft. Aus dem Arrest heraus holte sich der Tod hier seine Beute. Liebevolle Fürsorge des Bruders des Heimgegangenen sollte hier den Todesfall heraufbeschwören. Bangend dachte der Bruder des kleinen Arrestanten an die Kälte im (unbeheizten) Arrestlokal. Heimlich wurde der Ofen geheizt. Doch unergründlich sind die Wege des Schicksals. Als man morgens die Zelle öffnete, war der Arrestant tot! (Nach den militärischen Vorschriften waren die Öfen zur Nachtruhe vollständig zu entleeren und damit auch die noch vorhandenen Glutreste zu entfernen – was in einer Arrestzelle aber so nicht möglich war, da ja dort nicht geheizt wurde) Kohlengase (Rauchgasvergiftung) hatten ein junges Leben ausgelöscht, dessen Sterben umso tragischer ist, als liebevolle Kameradschaft und brüderliche Fürsorge diesen Tod herbeigeführt haben.

Quelle: Annaburger Zeitung, 24.07.1937