Schlossbau

Der Schlossbau 1570-1580

Julius Richter schreibt hier über die Zeit des Schlossbaues und stützt sich vorrangig auf Schriften seiner Zeit. Neuerer Forschung würden einige Darstellungen nicht mehr standhalten.
Hier vor allem der Aufenthalt der sächsischen Kurfürstin Anna, sie hat sich die Lichtenburg als Witwensitz auserkoren und Kurfürst August hat bauen lassen, aber durch ihren frühen Tod kam es nicht zur entsprechenden Nutzung. Auch hielt sie sich in der Lichtenburg nicht länger auf. Die eigentliche Nutzung und „Glanzstunden“ erfuhr die Lichtenburg erst mit der sächsischen Kurfürstin Hedwig, Witwe des Kurfürsten Christian II., die hier von 1611 bis 1641 ihren Witwensitz hatte.

Die Kurfürstin Anna und Schloss Lichtenburg

„Der Kurfürst August und seine Gemahlin Anna, welche eine dänische Prinzessin war, weilten gern und oft in dem damaligen Jagdschloss Lochau. Da Letztere aber eine große Vorliebe für Landwirtschaft und Prachtbauten hatte, war ihr das beengte Jagdschloss Lochau bald nicht mehr groß genug und sie beschloss an dessen Stelle ein prächtiges Schloss mit Wirtschaftshof zu erbauen. Obwohl Anna’s Ansprüche an die Kasse ihres Gemahl’s oft nicht angemessen waren, gewährte er doch gern, was sie verlangte. Er gestattete, dass die Steine des abgebrannten Schlosses zu Schweinitz und der alten Ritterburg Löben zum Bau des neuen Schlosses verwendet werden durften. Bald waren auch die Baumeister berufen, und mit dem Bau ging es schnell vorwärts, so dass die im Jahre 1560 begonnene Arbeit nach 10 Jahren 1570 vollendet war. Die Gründerin benannte das neue Schloss nach ihrem Namen Annaburg. Um diese Zeit besuchte Anna auch das Jagdschloss zu Prettin in dem ihre Tante Elisabeth so lange geduldet hatte. Bei dieser Gelegenheit lernte sie auch die eingeäscherten Ruinen des alten Klosterhofes Lichtenberg mit seinen fruchtbaren Feldern, Wiesen und Auen kennen. Diese Letzteren gefielen ihr ganz besonders. Sie waren doch weit besser als der nasskalte und dürftige Boden bei Annaburg, weshalb sie auch sehr bald den Entschluss fasste, hier zu leben und zu wirtschaften und kaum hatte sie das neue Schloss Annaburg bezogen, da überredete sie ihren Gemahl und gewann ihn auch für ihren neuen Plan. Er gab seine Einwilligung und gestattete, dass das Jagdschloss zu Prettin abgebrochen und das so gewonnene Material zum Bau des Schlosses Lichtenburg verwendet werden durfte. Zuerst wurde 1570 mit dem Bau der Wirtschaftsgebäude begonnen. Was sie gebauet hat, steht zum größten Teil noch heute. 
Das jetzige Wohnhaus auf der Domäne, welches im Jahre 1878 einer gründlichen Reparatur unterworfen wurde, war ursprünglich ein Gewächshaus. Von 1574 ab wurde das Schloss selbst erbauet und zwar das Portal und der breite Hauptflügel Nr. 6 zu erst. Der vom alten Klosterhofe stehen gebliebene Hauptflügel wurde während des Baues benutzt und erst ganz zuletzt umgebaut. Der Wirtschaftshof war vom Schlosshof nur durch eine hohe eiserne Umfriedung, welche eine freie Durchsicht gewahrte, geschieden. Der ganze Bau wurde erst 1580 vollendet. Beweise dafür liefern die Jahreszahlen in sämtlichen vorhandenen Zahlen und Nachrichten aus dem Knopf des Lebiener Kirchturmes. Von jetzt ab führt nun das neue Schloss den Namen Lichtenburg (arx Luciy). 
Beim ersten Entwurf zum Bau des Schlosses Lichtenburg hatte Anna die Kirche vergessen; sie ist ein Anbau aus dem Jahre 1581, dieselbe wird nach ihren Namen Annenkirche genannt. 
Seit 1580 lebte Anna ausschließlich in Lichtenburg mit einem zahlreichen Gefolge, wo sie sich meist mit Landwirtschaft und mit der Erziehung ihrer Kinder, deren sie 15 hatte, beschäftigte. Sie leitete nicht selten die Anfangsübungen der letzteren im Reiten und Fahren, und wenn es darauf ankam, legte sie Hand mit an bei den gewöhnlichsten Arbeiten. Sie war freundlich gegen jedermann und half gern mit Rat und Tat, wo sie konnte. Durch ihre Leutseligkeit erwarb sie sich aller Zuneigung und Liebe, so dass sie allgemein Mutter Anna genannt wurde. Ihre Bemühungen für Feldbau und Wiesenkultur sowie für Viehzucht waren für die ganze Umgegend ein Antrieb zur Förderung derselben. Noch mehr wurde sie ein Segen für die Gegend dadurch, dass sie für die Eindeichung der Elbe sehr besorgt war. Sie rief Bauleute und wies bedeutende Summen für diesen Zweck an. Daneben ging ihr Bestreben darauf hin, sich Lichtenburg als Witwensitz einzurichten, aber Gott wollte es anders; er rief sie schon ein Jahr früher von dieser Welt ab als ihren Gemahl. Sie starb am 02. Oktober 1585 an der Pest in Dresden. Ihre irdische Hülle wurde am 02. November in der Fürstengruft im Dom zu Freiberg beigesetzt. Mit ihrem Tode verstummte das laute Leben in Lichtenburg auf eine Reihe von Jahren.“
Bernd Hopke
Ortschronist

Quelle:
Julius August Richter; Handschrift „Chronik der Umgebung Prettin“; Kap.5; abschriftlich und übertragen von Hans-Albrecht Gäbel; 2003

AnnaOffice©2020