Otto Heintze

unser Heimatforscher 


Otto Heintze ist Namensgeber einer unserer Straßen hier in Annaburg. Er machte sich in der ersten Hälfe des vorigen Jahrhundert als regionaler Heimatforscher sich verdient. Viele seiner Schriften und Artikel sind der heutigen Generation leider nicht mehr bekannt. Ein Flyer des Vereines für Heimatgeschichte und  Denkmalpflege e.V. Annaburg informiert über das Leben und Schaffen von Otto Heintze:

Friedrich Otto Heintze wurde am 08. April 1873 in Rackith bei Wittenberg, als Sohn des Kleinbauern Johann Friedrich Heintze und dessen Ehefrau Johanne  Wilhelmine geboren. 

Nach dem Schulabschluss studierte er im Lehrerseminar  Delitzsch und legte dort das Examen ab.

Nach seiner Wehrdienstzeit beim 4. Thüringischen Infanterieregiment Nr. 72 in Torgau, trat er seine erste Lehrerstelle in Teutschenthal an. Es folgten Aufenthalte in Delitsch, Zahna und Halle.

1904 wechselte er als Lehrer an die Unteroffizier Vorschule Annaburg. Hier unterrichtete er die Vorschüler in den Naturwissenschaftlichen Fächern.

Zwei Jahre später heiratete Otto Heintze seine Jugendfreundin Marie Anna Elise Hornickel aus Rakith.  Aus der Ehe ging als einziges Kind am 26. September 1907 die Tochter Ottilie hervor. Vermutlich zu dieser Zeit verlegte die Familie Heintze ihren Wohnsitz nach Annaburg in die Torgauer Straße.

Im Jahre 1920 erfolgte  auf Grund des Versailler-Vertrages  die Auflösung der Unteroffizier-Vorschule. Bei dem feierlichen Schlussakt hielt Otto Heintze die Festrede.  Arbeitslos geworden, musste er sich eine neue Wirkungsstätte suchen. Diese fand er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1934 beim Landbund Wittenberg.

Bereits während seiner Zeit als Lehrer an der Unteroffizier Vorschule hatte sich Otto Heintze intensiv mit der Heimatgeschichte  unserer Region beschäftigt. Auf den Spuren des ehemaligen Institutspfarrers Gründler forschte er unter anderen zu Themen wie "Kurfürstin Anna", "Die Arznei von Annaburg" oder "Das Freigut Reitzenstein". Besonders am Herzen lag ihm die "Annaburger Heide" mit ihrer Geschichte, ihrer Flora und Fauna.

Gemeinsam mit seiner Tochter  erkundete Otto Heintze in den 30er Jahren per Fahrrad und Kilometerzähler die Heide.

Seine zunächst als Fortsetzungsserie in der "Annaburger Zeitung" erschienen Artikel fanden schließlich in der,  Ende der 30er Jahre  gedruckten Broschüre "Die Annaburger Heide" ihre Vollendung. Hier beschreibt Otto Heintze nicht nur Geschichte und Natur der  Heide, sondern gibt auch detaillierte Hinweise mit Wanderrouten und Entfernungsangaben zu den Sehenswürdigkeiten.

Seit 1934 war Otto Heintze auch als ehrenamtlicher Ortschronist für die Stadt Annaburg tätig. In dieser Eigenschaft veröffentlichte er regelmäßig Artikel zu geschichtlichen Themen in der lokalen Presse. Zugleich war er Ansprechpartner im Auftrag der Stadt Annaburg, für die ehemaligen Zöglinge des „Militär-Knaben-Erziehungsinstituts Annaburg“. Diese hatten „Ehemaligen-Vereine“ in vielen deutschen Städten gegründet und waren im „ Verband der Annaburger Vereine“, mit Sitz in Berlin zusammen geschlossen. Bis zum Ende des II. Weltkrieges bestand so eine enge Verbindung zwischen den ehemaligen Zöglingen und ihrem „Mutterhaus“ in Annaburg.

Mit seiner Pensionierung engagierte sich Otto Heintze zunehmend für den Aufbau eines Heimatmuseums in Annaburg. Erste Anfänge für eine heimatkundliche Sammlung gingen im Jahre 1916 von Rektor Schröder aus. Sie wurden jedoch erst 1933 durch Rektor Gerth wieder aufgegriffen und unter persönlichem Einsatz von Otto Heintze in die Tat umgesetzt. So konnten am 24. September 1933  erste Räume des Museums in der ehemaligen Musikschule des MKI (heute Sekundarschule) der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Otto Heintze wurde der erste Leiter des Heimatmuseums, dessen Erweiterung er durch eine unermüdliche  Sammlungstätigkeit und Systematisierung betrieb.

Neben seinen heimatgeschichtlichen Aktivitäten führte Otto Heintze gemeinsam mit seiner Tochter Ottilie (verheiratete Quehl), über Jahrzehnte ehrenamtlich, tägliche, metereologische Messungen für den Standort Annaburg durch. Auch nach seinem Tod wurden diese Aufzeichnungen bis zu ihrem Lebensende von Ottilie weitergeführt.

Otto Heintze starb am 24. April 1945, wenige Tage nach dem  Einmarsch der Roten Armee, unter bis heute ungeklärten Umständen. Mit seinem Tod endete auch die Existenz des Heimatmuseums, dessen Ausstellungsräume in den Wirren der Nachkriegstage geplündert wurden. Seine letzte Ruhestätte fand Otto Heintze auf dem Annaburger Stadtfriedhof. Nach Ablauf der Nutzungsdauer wurde die Grabstelle 2020 aufgelöst.

Eine intensive Geschichtsforschung auf den Spuren von Otto Heintze setzte erst wieder mit der Gründung der AG "Ortsgeschichte/ Denkmalpflege Annaburg" im Jahr 1981 ein. Von ihr ging auch die Wiedererrichtung eines Heimatmuseums aus, das erstmals im Jahr1986 im Hinterschloß wieder seine Pforten öffnen konnte. Zur Erinnerung an den Heimatforscher Otto Heintze wurde die Straße zur Kindertagesstätte durch die Stadt Annaburg   nach ihm benannt.


Verein Heimatgeschichte und Denkmalpflege e.V. Annaburg