Kriegsübung

Bomben und Flugzeugen
Die militärische Nutzung der Glücksburger Heide 

„Auf Befehl des Reichsluftfahrtministeriums wurde der Kahlschlag von ca. 220 Hektar Wald angeordnet. Dies war das Startzeichen zum Bau eines Bombenabwurfplatzes. Unter der Leitung der Firma Zucker aus Hohenleipisch wurden die Arbeiten von Forstarbeitern, Bauern und Angehörigen des Reichsarbeitsdienstes vorgenommen. Das eingeschlagene Holz wurde mit der im Jahre 1886 gebauten Waldbahn zum Bahnhof Linda transportiert und dort verladen. Am Rand des Kahlschlages baute man zwei Beobachtungstürme, die stark armiert waren und im November 1936 fertiggestellt wurden. Sie waren mit Telefonanschluss versehen und mit der Funkstelle der Försterei Mügeln verbunden. Im Dezember des Jahres 1936 begann die deutsche Luftwaffe mit ersten Bombenabwurfübungen auf dem hergerichteten Areal. Es wurde vorwiegend mit Betonbomben geübt. In einigen Bomben waren Glasröhrchen eingebracht, die mit einer Flüssigkeit gefüllt waren, welche in Verbindung mit Sauerstoff unterschiedliche Farben freigaben. Diese Farbzeichen sollten den Beobachtern auf den Türmen die Treffergenauigkeit signalisieren. Jahrelang, bis 1944, fielen tonnenweise Bomben auf die Glücksburger Heide. Ein Bordwaffenübungsplatz diente der Luftwaffe zur Bekämpfung von Bodenzielen.“ 
„Der gesamte Westteil des Forstamtes wurde zur Sperrzone erklärt, deren Betretung nur an übungsfreien Tagen gestattet war.“ 
„Die zwei Beobachtungstürme am Bombenabwurfplatz waren im Aufbau gleichmäßig zylindrisch und hatten einen Durchmesser etwa von 5 m; 12 m waren sie hoch. Nur oberhalb der Beobachtungsschlitze war die Spitze entsprechend ihrer Neigung schirmend um etwa ein Meter vorgezogen. Der Turmfuss lief in etwa ein Meter Höhe über dem Umgehungsniveau unter 45 Grad abgeschrägt in das Fundament über, was ringartig einen 2 Meter größeren Radius als der Turm hatte. Die Wanddicke des Turmes möge fast einen Meter gewesen sein... Der Beobachtungsraum hatte einen zur Platzseite gerichteten Beobachtungsschlitz von etwa 30 cm Höhe mit etwa 2,5 m Bogenlänge. An der Oberkante des Schlitzes lief eine Bogenschiene mit Gradeinteilung. Sonst war in dem Raum nur ein Telefon. Wenn ich mich recht erinnere, wurde im Stehen beobachtet. In der Regel war der Turm von zwei Beobachtern besetzt. Zur genaueren Trefferfeststellung der Bomben waren die beiden Türme an den Enden von sich zwei kreuzenden Koordinaten an der Peripherie des Platzes aufgestellt, einer am nördlichen Eintritt des Roten-Kreuz-Weges, der andere am östlichen Eintritt der Dahmschen Straße auf den Platz. Unter Angaben der Winkel zum Bombeneinschlag von beiden Türmen konnte man im Befehlsstand (wahrscheinlich Flugplatz Altes Lager) die Trefferlage ermitteln... Das Fundament des östlichen Turmes findet man noch jetzt einige hundert Meter zur Platzmitte hin (Kreuzung Roter-Kreuz-Weg/Dahmsche Straße).“ 

Viele Folgen hatte der Einzug der Armee in die Heide: Die Verkehrswege wurden unterbrochen, Familien getrennt, Handels- und Geschäftsbeziehungen erschwert; die landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Nutzung stark eingeschränkt. Die Alten berichten auch, dass vor 1936 kein Gewitter über die Heide gekommen sei, wegen der großen, mächtigen Bäume.
1937 wurde zuerst das Zielpunktabwerfen von Zementbomben geübt, dazu soll es einen spitzen Bunker an der Heimateiche gegeben haben. Dort saß einer drin und meldete die Treffer nach Jüterbog zum großen Flugplatz, wo die Maschinen starteten. Für Notfälle gab es zunächst eine kleine Landebahn in der Heide.
Die Stukas („Sturzkampfbomber Ju 87“) waren von den Wiesen ringsherum gut zu sehen; sie sollen immer 12 Bomben abgeworfen haben.
An anderer Stelle wurde das Maschinengewehrschießen auf Scheiben vom Flugzeug aus geübt.
Die deutschen Armeen überfielen fast ganz Europa und brachten unsägliches Leid über viele Völker. In der nahen Glücksburger Heide wurde dazu der Bombenkrieg geübt, der so viel Leid über andere Völker brachte.
Auch die Landung der Fallschirmspringer auf Kreta soll in der Glücksburger Heide vorbereitet worden sein. Die Flugzeuge kamen damals vom Flughafen Lennewitz bei Falkenberg; die Bewohner der umliegenden Orte konnten das „Schauspiel“ mit ansehen – und erinnerten sich wenige Tage später daran, als wieder ein Land überfallen worden war.

Im Jahre 1944 wurde der Feldflugplatz Glücksburg hergerichtet. Er hatte die Form eines „T“.“ 

Es gab eine Nord-Süd und eine Ost-West Start- und Landebahn, die dafür benötigten Flächen wurden einplaniert.

„Nach Fertigstellung des Platzes schlug man Schneisen in den Wald, in denen anschließend Kampf- und Jagdflugzeuge abgestellt wurden. Am 12. April 1945 nahm das Jagdgeschwader 4 den Flugplatz in Besitz. Von hier aus starteten die Piloten zu Kampfeinsätzen in Richtung Ost- und Westfront.“ 

Die Nutzung des Platzes erfolgte bis zu ihrem Abzug im April 1945 durch das Jagdgeschwader 4.
In Mark Zwuschen wurde auch ein Feldflugplatz errichtet. Er bestand nordöstlich des heutigen Ortes aus einem Flugfeld, Baracken und Boxen für die Flugzeuge standen im Wald. Ganz in der Nähe gab es ja den großen Flughafen bei Jüterbog, mit 25 Kilometer Rollbahnen. Mark Zwuschen war ein Ausweichpunkt. Zum Beispiel wurden zeitweise Attrappen auf den großen Flugplatz gestellt, und die „echten“ Flieger kamen nach Mark Zwuschen und in andere kleinere Flugplätze – so sollten die feindlichen Bomber getäuscht werden.

Quellen
T. Meindorf, „Die Seydaer Heide“, www.beepworld.de/members3/seydaaktuell/elberetten.htm Zugriff 05.2008
Die Glücksburger Heide, aaO 8f. 
Einschub aus Schulze, Martin u.a. (RANA – Büro für Ökologie und Naturschutz Frank Meyer, Halle): Endbericht 2005 zum Forschungsbericht Erhaltung und Schutz von Zwergstrauchheiden auf ehemaligen Truppenübungsplätzen in Sachsen-Anhalt vor dem Hintergrund europäischer Naturschutzbestimmungen (NATURA 2000).
Niendorf, Anmerkungen November 2006.
Elstermann aaO 36; Grundlagensammlung der Oberförsterei Glücksburg des StFB Jessen unveröffentlicht, 1966.

 

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