Dr. Martin Luther

(1483- 1546)
"Und wenn die Welt voll Teufel wär, und wollt uns gar verschlingen, 
so fürchten wir uns nicht so sehr, es muss uns doch gelingen"

luthermoench27Mit diesen Verszeilen aus dem Lied „Ein feste Burg“ prägte der Bergmannssohn und Bauernenkel, der Mönch, Priester und Gelehrte Martin Luther das befreiende Lebensgefühl der Reformation in Deutschland. Auch in unserer Gegend wurden Weichen für seine Ideen, für sein Handeln gestellt. Hier traf er sich mit wichtigen Persönlichkeiten seiner Zeit, beriet sich mit ihnen, verbrachte aber sicher auch unterhaltsame Stunden hier mit seinen Freunden. Dass unsere Orte zur Wiege der Reformation gehören, haben wir auch den mehrmaligen Aufenthalten Luthers und seines Beschützers Friedrich dem Weisen zu verdanken, von denen hier berichtet werden soll.

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Die Lichtenburger Mönche im Kloster des Antoniterordens nahe Prettin spielten im Leben des Augustiners und Professors Martin Luther eine bedeutsame Rolle. Als er in seiner bedrohlichen Lage im Oktober 1518 nach Wittenberg geflohen war, beschied ihm Friedrich der Weise, der nicht die Absicht hegte, ihn an den Papst auszuliefern, sich im November 1518 im Antoniterkloster einzufinden, um sich mit dem kurfürstlichen Geheimsekretär Georg von Spalatin über sein weiteres Verhalten zu besprechen. Zwei Jahre später fand dann im September 1520 im Lichtenburger Kloster die letzte und wiederum ergebnislose Besprechung statt, diesmal in Anwesenheit von Philipp Melanchthon und dem päpstlichen Legaten Carl von Miltitz.

Die freundschaftlichen Beziehungen Martin Luthers zum Prior der Klosters, Wolfgang Reißenbusch, werden sicherlich dazu beigetragen haben, dass sich bereits 1525 die meisten Mönche zur neuen reformatorischen Lehre bekannten und das Kloster verließen.

Die Ideen der Reformation führten bei den untersten Schichten, den Bauern zu den großen Bauernaufständen 1525 in Deutschland. Ihre Forderungen  unter Berufung auf das Evangelium („göttliches Recht“ = Naturrecht) bestanden in der Aufhebung der Leibeigenschaft, Milderung der Abgaben, gerechtes Gericht, freie Wahl der Pfarrer, Freiheit der Jagd und des Fischfangs. Das ging Martin Luther den doch zu weit, er predigte die göttliche Ordnung und verweigerte entschieden die Unterstützung der Forderungen dieser Bauern.

Einen anderen in Freundschaft verbundenen Mitstreiters Luthers verschlug es ebenfalls in die waldreiche Lochauer Gegend. Magister Michael Stifel bekam durch den Zuspruch des Reformators die Pfarrstelle in Lochau angetragen. Luther führte er ihn dort am 25. Oktober 1528 ein und vermählte ihn mit der Witwe seines Amtsvorgängers, „mit welcher Stifel fortan in glücklicher Ehe lebte“, wie es hieß. In den „Registraturen der Kirchenvisitationen im ehemaligen sächsischen Kurkreise“ ist im Jahre 1528 das „Ambt Lochau“ als „Stetlein Lochau“ genannt. Dazu ist erwähnt: Die „Pfarr zur Lochaw“ ist in dieser Zeit mit einem wohlgelehrten Mann, Magister Stifel genannt, versorgt befunden, und hat neben dem Städtlein zu 33 Feuerstellen noch ein Dorf zu versorgen, nämlich „Portzyn“, eine halbe Meile entfernt gelegen. Beider Orte Gottesdienst ist mit zwei Personen besetzt, Pfarrer und Küster. Dem Pfarrer ist befohlen, sonntags und zu den Festen in „Lochau“ und einmal aller zwei Wochen in „Portzin“ das Evangelium zu predigen, und in jedem Ort an einem Tag in der Woche den Katechismus zu studieren, und das Volk zu ermahnen, ihre Kinder in die Schule zu schicken, unter Erwähnung der Nachteile einer versäumten und der Vorteile einer guten Bildung. So kann man in Frieden und Einigkeit tugendlich, höflich und ehrlich leben, wie es einem frommen Christen wohl ansteht. Man habe sich an die Lehre und Verbreitung der heiligen Sakramente und Zeremonien zu halten, wie sie im Büchlein zum Unterricht von den Visitatoren angegeben sind. Desgleichen soll er auf die Schule gut achtgeben, damit die Kinder wohl gelehrt werden. Der Küster soll die Knaben lesen, schreiben, auch singen sowie denen, die soweit kommen, Grammatik lehren, desgleichen soll er dem Pfarrer in der Kirche bei allen Dingen beistehen.

Die Verbreitung der neuen Lehre, brachte es mit sich, dass es einer Ordnung im Gemeindeleben und im Gottesdienst bedurfte. Diese wurde dann durch die oben beschriebenen Visitationen vermittelt, geprüft und verbessert. Dafür verfasste Luther den kleinen und den großen Katechismus. Auch Schulen wurden gefördert, denn wer sich auf die Bibel berufen wollte, musste sie lesen können.

Schon Friedrich der Weise, Luthers Beschützer und Förderer weilte oft und gern hier in der Lochau. Durch seine abwartende, abwägende, aber auch auf Eigenständigkeit bedachte Politik trug er maßgeblich zur Ausbreitung der Reformation bei.

   Nur wenige Wochen nach Friedrichs Ableben verweilte am 09.07.1525 Luther im Schloss Lochau und verfasste in der grünen Stube den Nachruf auf seinen verstorbenen Landesherren für das noch leere Feld unter dem von Cranach erschaffenem Gedächtnisbild:

"Fridrich bin ich billich genant                                                              Schonen fride erhielt ich im landt                                                                Durch gros Vernunft, dedült und gluck                                 Wider manchen ertzbosen Duck.                                          Das land ziret ich mit bauwerck                                                                Und stifft dy schul zu Wittenbergk.                                     Da selbst aus kam gottes wort,                                         Das gros ding thet an manchen ort.                                                                    Das bebstlich reich sturtzt es nider                                   Und bracht rechten glauben wider.                                    Keiser Karl ich treulich welt                                                                   Von den mich nit want gunst noch gelt."
Luther war hier
Luther war hier

Luther war hier !

 

(Übernommen vom Amtsblatt der Stadt Annaburg)

Quelle

Countdown 2017, Luther (1483-1546); Amtsblatt der Stadt Annaburg Nr.05 vom 10.05.2016