Toter Mann

Die Geschichte vom „Toten Mann“ aus der Haide


Kurz bevor die alte Poststraße zwischen Prettin und Herzberg die heutige Bahnlinie Annaburg-Falkenberg erreicht – heutige Betonstraße von Züllsdorf in Richtung Madeln, steht bei einer breiten Weggabelung ein schlichtes Holzkreuz mit der Inschrift „Toter Mann„. Dazu ist diese Geschichte überliefert, die für uns Willi Eichler aufgeschrieben hat:

„Ein Schneider aus Dautzschen befasste sich nebenher mit der Fischerei. Oft ging er durch die Heide, um in der Elster zu fischen. Da er wusste, dass bei schwülem Wetter und Gewitter die Fische besonders gut beißen, - scheute er kein Wetter. Er brachte es durch seinen Fleiß dann zu einem gewissen Wohlstand.
Bald fanden sich Neider, die munkelten, es gehe nicht mit rechten Dingen zu, wenn einer dem Gewitter Trotz bieten könne, während andere beteten. Er müsse mit dem Teufel einen Vertrag haben. Eines Tages war der Dautzschener Schneider wieder mit einem Sack voller Fische auf dem Heimweg. Zwei Burschen sprangen an einer dunklen Stelle aus dem Dickicht und erschlugen ihn. In ihrer Habgier fuhren sie gleich mit den Händen in den Sack, aber auch ebenso schnell zurück. Goldstücke hatten sie erhofft, etwas Glitschiges hatten sie berührt.
Angstvoll flohen sie.
Züllsdorfer Waldarbeiter fanden den Erschlagenen, und da sich die Dautschener dagegen wehrten, einen, der mit dem Teufel in Verbindung stand, auf ihrem Friedhof zu begraben, fand er in der Heide sein Grab. Da früher in der Annaburger Heide der Glaube an Hexen noch lebte, warf jeder, dessen Weg vorbeiführte, einen grünen Zweig auf den Grabhügel, um dadurch die Hexen zu bannen. Andere erzählen, dass Waldarbeiter einmal viele Dohlen sahen, die sich an etwas zu schaffen machten. Als sie näher traten, gewahrten sie eine halb verscharrte Leiche. Ermittlungen sollen ergeben haben, dass es sich bei dem Erschlagenen um einen Geldbote handelte.
Nun ergab sich, dass in Bethau bald ein Tanzvergnügen war. Zwei sonst recht mittellose Burschen traten zum Fest hinzu, da wurden sie schärfer beobachtet. Beide hatten sich an einem geöffneten Fenster niedergelassen und blickten nach draußen, da flogen einige Dohlen vorüber. Nun soll jemand vernommen haben, wie einer den anderen zuraunte: „Es sind die Dohlen vom Herzberger Weg“. Die Wahrnehmung wurde dem Gericht hinterbracht, und bald befanden sich die Mörder in sicherem Gewahrsam.

Quelle

Willi Eichler; Sagen und Erzählungen aus der Annaburger Heide – Die Geschichte vom „Toten Mann“; lose Blattsammlung; Privatarchiv von Hannes Quequin