Vierenklee

Johann Ehrenfried Vierenklee

Johann Ehrenfried Vierenklee ist am 25.März 1716 in Großenhain geboren. Er besucht die Schule in Dresden und studiert Theologie in Leipzig und Halle. Wir können als gesichert annehmen, dass er aus einem evangelischen Elternhaus stammt und sein Vater Pastor war. Schon als Schuljunge wird er sich für die Arbeit von Adam Friedrich Zürner, der 1711 als eine seiner ersten größeren Arbeiten eine Karte von Großenhain dem sächsischen Kurfürsten vorlegte, interessiert haben. Adam Zürner war von 1706-1713 Pfarrer in der Nachbargemeinde von Großenhain Skassa. Über Pastor Zürner als „Land- und Grenzkommissar“ wurde sicher viel im Hause Vierenklee abendlich besprochen, der nun im Auftrag des Kurfürsten die sächsischen Straßen vermaß. Beim Aufstellen der Postmeilensäulen durch Zürner war Vierenklee zwar erst 5 Jahre alt, aber es muss ihn irgendwie geprägt haben. Zürner stirbt 1742 zu der Zeit hatte Vierenklee sein Studium gerade abgeschlossen und sich als Informator in hohen Adelshäusern verdingt. 1748 nahm er dann die ihm angebotene Rektorenstelle in Dobrilugk (Doberlug-Kirchhain) an. In seiner Zeit als Rektor an der Schule in Dobrilugk gab es Umstrukturierungen in der evangelischen Kirchenverwaltung. 1749 wurde das Konsistorium Wittenberg gegründet, welches für die Verwaltung der Kirchenangelegenheiten in der Region zuständig wurde. Es hatte die Aufgabe, die kirchlichen Gesetze durchzusetzen, die geistlichen Ämter zu verwalten und die Gemeinden zu unterstützen. Johann Ehrenfried Vierenklee hielt dieses Ereignis in seiner ersten großen kartografischen Arbeit fest. Die Gelegenheit seine Kartografischen Kenntnisse und Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

Er fertigte die kirchliche Verwaltungskarte „Consisorii Wittenbergensis“ an. 1751 wechselte Vierenklee nach Herzberg/Elster. Auch hier war er als Rektor an der städtischen Schule angestellt. 1754 wurde er Pfarrer in der Gemeinde in Rehfelde (bei Herzberg). In dieser Pfarrgemeinde am Rande der Annaburger Heide und hier im Bereich des bevorzugten Treibjagdbereiches auf Dautzschen waren oft höhere Forstmänner Gast in seiner Pfarrei. 

Die hohen Forstleute werden ihm ihr Leid geklagt haben, dass nach 1695 die verstärkte holzwirtschaftliche Nutzung nun im Mittelpunkt ihrer waidmännischen Tätigkeit stand. Im Gegensatz zur Jagd wurden ihnen jetzt Antworten abverlangt zum Baumbestand, wie viel Klafter Holz in welcher Zeit geschlagen werden kann, wieviel Personal dazu nötig ist, wie viele Fuhren Holz zu fahren usw. usf. Auch die Forstkarten sollten die geänderte Waldnutzung widerspiegeln. Alles Fragen die bisher nicht im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit standen. Die man daher gerne den niederen Forstleuten in Zusammenarbeit mit den Amtsmännern überließ. Für sie stand bisher nur die Jagd im Vordergrund all ihrer Tätigkeit. Grundlegendes, vor allem mathematisches Wissen war jetzt gefragt. Als Kartograf kannte Vierenklee sich mit der Mathematik bestens aus.

Diese Gespräche mit den Forstleuten animierte ihn mit seinem mathematischen Wissen auf forstwirtschaftliche Fragen angewandt spezieller einzugehen. Er schrieb in der Zeit als Pfarrer in Rehfelde und Plossig sein Mathematikbuch: „Mathematische Anfangsgründe der Arithmetik und Geometrie, insofern solche denjenigen, die sich dem höchstnöthigen Forstwesen auf eine vernünftige und gründliche Weise widmen wollen, zu wissen nöthig sind“ als Fachbuch für die Forst.

Sein Buch wurde in Leipzig 1767 verlegt. In diesem Jahre nahm er die Pfarrerstelle in Plossig an, wo er am 19.April 1777 nach zehnjähriger Amtszeit 61jährig verstarb.  

Abschließend sei berichtet, dass dieses forstliche Mathematikbuch des Prediger’s Johann Ehrenfried Vierenklee zu Ploßig als erstes Werk auf diesem Gebiete (Mathematische Anfangsgründe der Arithmetik und Geometrie, insofern solche denjenigen, die sich dem höchstnöthigen Forstwesen auf eine vernünftige und gründliche Weise widmen wollen, zu wissen nöthig sind, zu Leipzig 1767 erschienen) im Bücherschrank von Förster Cotta stand, dem späteren Begründer der Forstschule in Tharand. Da Vierenklee ein Nicht-Forstmann war, und inzwischen sich das Forstwesen weiterentwickelte, der Übergang von der Empirie zur Wissenschaft sich auch hier vollzog, konnte sein Werk den gesteigerten Anforderungen der neueren Zeit nicht mehr genügen. Es oblag aber Cotta’s Schüler Gottlob König (1776-1846) als forstlichen Praktiker durch und durch das Mathematikbuch von Vierenklee gründlich zu überarbeiten um es zum Lehrbuch an der Forstschule in Tharand zu machen. Von König stammt dann auch eine Vielzahl von praktischen Tabellen für die forstliche Arbeit.  

Heute wird Vierenklee im Internet als Mathematiker, Forstmann und Künstler geführt – aber eigentlich war er Pfarrer einer kleinen Gemeinde in Plossig der heutigen Stadt Annaburg wo er dann auch verstorben ist.

Da es keine Straße oder Gedenktafel gibt die an ihn erinnert, so möchte ich das wenigstens mit dieser Internet-Seite tun.

BERND HOPKE
ORTSCHRONIST

AnnaOffice©2024-04-21

 

Quellen:
Kirchenbuch der Gemeinde Plossig; eingesehen beim Annaburger Pfarrer 27.01.2015;
Deutsche Biographie - Vierenklee, Johann Ehrenfried unter: https://www.deutsche-biographie.de/sfzV0723.html; Zugriff: 04/2024
Kolorierte Kupferstich-Karte von Jean Ehrenfried Vierenklee bei Homanns Erben. "Regiae Celsitudini. Frider Christiano Leopoldo. Consistorii Wittebergensis tabulam. consecravit";Wittenberg; Verlag: Nürnberg, Homann Erben, 1749;
Johann Ehrenfried Vierenklee's Mathematische Anfangsgründe der Arithmetik und Geometrie : "in so fern solche denjenigen, die sich dem höchstnöthigen Forstwesen auf eine vernünftige und gründliche Weise widmen wollen, zu wissen..." mit Kupfern und einem illuminierten Plane; Leipzig 1767