vom Trunke

zum Zapfenstreich

Mit diesem Begriff verbinden „gediente“ Leute meist Männer, ein feierliches militärisches Zeremoniell, wobei hier eine bestimmte Musikreihenfolge eine tragende Rolle spielt. In der Bundesrepublik wird unter anderem bei der Verabschiedung von Staatsoberhäuptern der „Große Zapfenstreich“ aufgeführt. Aber der Zapfenstreich hat im 15. Jahrhundert viel mehr mit dem in Sichtweite des Lochauer Jagdschloss sich befindenden  „Schwarzen Adler“ von Dorf Lochau zu tun. Hier labe sich so mancher Bote nach seinem Botengang. Dieser Zapfenstreich war ohne musikalische Intonierung, begleitet höchstens dem Gegröle der Kneipen- und Saufliedern in den Kaschemmen und  Marketenderzelten der Söldner und Fuhrknechten. Hier gab es abends regelmäßig Probleme, die Geharnischten vom Zapfhahn wegzubekommen. Meist musste dem Wirt von einem Offizier mit Gewalt der Zapfen des Bier- oder Weinfasses ins Fass hineingetrieben werden, damit nicht mehr ausgeschenkt werden konnte. Erst viel später, während des 30igjährigen Krieges, wurde dieser Streich auf den Zapfen der Schenken in der Soldatensprache auf den Trommelwirbel übertragen, mit dem dieser Vorgang dann auch begleitet wurde.

Getrunken und gesoffen wurde in dieser Zeit reichlich. Auch aus diesem Grund erläßt Friedrich der Weise 1513 eine scharfe Vermahnung und Verordnung gegen das „unpflegliche Zutrinken“, diesen übertriebenen Brauch, sich beste Gesundheit zu wünschen, was „stehend oder knieend, in einem Zuge oder mit Absetzen, sturzweise und ohne zu atmen, mit ganz oder halbgeöffnetem Munde, bis auf den Grund des Bechers, ohne Schnauben und Bartwischen“ gepflegt wurde.

In den Geschichtsbüchern wird Friedrich der Weise wird oft wegen seiner vielen schätzenswerten Eigenschaften gelobt, getadelt hingegen wegen seiner Steuer, die er aufs Bier legte und welche den Armen und Reichen auf gleiche Weise drückend erschien.

Claus Narr, eigentlich Claus von Ranstedt, der Narr unter vier Landsherren gab Friedrich den Rat als der abends zuviel gezecht hatte und am Morgen über seinen Kopf klagte: „er solle es wieder hinwegtrinken und den andern Morgen, wenn ihm der Kopf wieder wehe täte, aber so.“ Als aber der Kurfürst fragte: „Was wird aber endlich draus?“ Antwortet Claus: „Ein Narr wie ich bin.“ Als Claus Narr an einem Hause den ausgehängten Bierwisch sah, meinte er: „Diese Bierwische sind Irrwische, welche die Leute am hellen Tag verführen und sie vor Mitternacht nicht wieder nach Hause lassen.“

Claus Narr wohnte im Turm des Schlosses Hartenfels zu Torgau. Dort zeigt ihn eine Konsolplastik neben dem Wendelstein noch heute.

Claus Narr aus Ranstedt gehörte einst zum „Kleineren“ Gefolge des Kurfürsten Friedrich des Weisen, so in der Zeit von 1461/62 in Lochau und Schweinitz mit 20 bis 30 Berittenen unterwegs. Heute würde man vom engeren Kreis sprechen zu der Claus Narr mit gehörte.

 

BERND HOPKE
ORTSCHRONIST

AnnaOffice©2024-05-10

 

Quelle:

Thomas Lang; Auszüge zum Jagdschloss Lochau aus dem Manuskript seiner Dissertation über die ernestinische Hofhaltung im ausgehenden Mittelalter im Übergang zur Neuzeit; unveröffentlicht 2022;

Gerhard Wagner; „Schwein gehabt! Redewendungen des Mittelalter“; Regionalia Verlag 2019;

F.E.Prasser, Chronik von Großröhrsdorf, Stadt und Dorf Pulsnitz usw., Selbstverlag,1869;