Wildbad

ein Badehaus in der Wildnis

Nicht weit davon steht ein weiteres Lusthaus, das komplett rund ist (ein Lusthaus ganz Rund), mit schönen Fenstern ausgestattet. Daneben befindet sich ein laufender Brunnen. Das Wasser wird von einem etwa 9 km entfernten Berg namens Schwarze Elster von einem Berg namens Gurenperg [= Gorrenberg bei Schweinitz] in den Genuss gebracht.
Erbaut nach orientalischen Vorbild

Was ist ein Wildbad – ein Badehaus für Wildtiere? Auch Wikipedia ist hier nicht hilfreich, denn ein „Freibad“ ist es nicht. Eigentlich ist das Wildbad ein ganz normales Badehaus – nur befindet es sich außerhalb des Schlosses in der „Wildnis“. Badevergnügen in der Natur nach den Vorstellungen vor 500 Jahren. So richtig „natürlich“ wäre ja das Baden im großen Schlossteich, doch dazu hätte man auch schwimmen (müssen) können. Die beschriebene rund Form entspricht den orientalischen Badehäuser der damaligen Zeit, die Friedrich auf seiner Pilgerreise sicher kennen und schätzen gelernt hat. Auch die erzene Wanne folgt dieser Annahme.

Beispiel eines orientalisches Badehaus

Wie in dem Wittenberger Stadtschloss kamen in den Badestuben innerhalb des Jagdschlosses wie auch im Wildbad tönerne Röhren aus Schmiedeberg zum Einsatz. Sie wurden von der Schmiedeberger Töpferwerkstatt von Valentin Kneife angefertigt und geliefert. Auch das Wildbad war eine „Großbaustelle“. Es entstand nach den Amtrechnungen 1496/97 und wurde ein Jahr später mit einer Erzwanne und zusätzlicher Pumpen ausgestattet. Im Jahr 1499/00 erhielt es steinerne Treppen. Schon 1501/02 mussten Arbeiten an den Röhrleitungen durch den Röhrmeister ausgeführt werden und bereits 1506/07 wurden sie erneut ausgebessert. 1511/12 wurden im inneren des Gebäudes Täfelungen angebracht und das Wildbad erhielt ein Steinpflaster. 1512/13 musste es abgedichtete werden worauf es dann 1513/14 nochmals vollständig erneuert wurde.

Wildbad (Rundbau, östlich vom Schloss) und das Vogelhaus – Rekonstruierte Darstellung in GoogleEarth
Beispiel eines Wildbades (fürstliche Badestube) auf einer mittelalterlichen Stadtansicht aus dem süddeutschen Raum

BERND HOPKE
ORTSCHRONIST

AnnaOffice©2023-05-17

Quelle

  • Thomas Lang; Auszüge zum Jagdschloss Lochau aus dem Manuskript seiner Dissertation über die ernestinische Hofhaltung im ausgehenden Mittelalter im Übergang zur Neuzeit; unveröffentlicht 2022;
  • Stephan Hoppe „Anatomie einer frühen Villa „Rustica“ 2004;
  • Ingetraut Ludolphy: Friedrich der Weise – Kurfürst von Sachsen 1463-1525, Leipzig 2006,