Luftkampf


Luftkampf über der Glücksburger Heide (1944-45)

Der Krieg kehrt an seinen Ausgangspunkt zurück


In der Heide gibt es mehrere Absturzstellen von Flugzeugen, zwei davon sind besonders gekennzeichnet.


Juni 1944 – Absturz eines englischen Bombers

Ein viermotoriger englischer Bomber stürzte durch Abschuss im Juni 1944 südlich von Mark Zwuschen ab. Ein Augenzeuge berichtet:

„Der Absturz war unweit des Flugplatzes zwischen dem am Südende des Flugplatzes vorbeiführenden Weges Oehna-Seyda und dem in einigen hundert Metern Entfernung südlich liegenden Waldrand, etwas auf Morxdorf zu. Als wir Jungens nach der Schule dorthin kamen, war von der Besatzung, ob tot oder gefangen genommen, nichts mehr zu sehen. Das Flugzeug war zertrümmert. Einige Neugierige wie wir waren noch zugegen. Was wir lediglich noch an Interessantem vorfanden, war MG (Maschinengewehr-) Munition und einige beheizbare Handschuhe der Besatzung, ansonsten weder Waffen noch andere für uns Jungen verlockende und brauchbare Gegenstände. Entweder war solches schon beräumt, oder schon von anderen mitgehen geheißen. Solches Flugzeug hatte sieben Mann Besatzung. Das Wrack lag in einem Roggenfeld, dessen Getreide schon am Reife-Erbleichen war, deshalb so Ende Juni (?).“ 

Alle sieben Besatzungsmitglieder wurden beim Absturz getötet, danach in Morxdorf beigesetzt und nach dem Krieg 1947 von den Engländern exhumiert und heimgeholt.

 

Quelle
T. Meindorf, „Die Seydaer Heide“, www.beepworld.de/members3/seydaaktuell/elberetten.htm Zugriff 05.2008
Niendorf, 23. November 2006.

März 1945 – einer gegen viele

Im März 1945 wurde von Morxdorf aus ein deutscher Jagdflieger beobachtet, der sich einem alliierten Bomberverband mit ca. 800 Flugzeugen allein entgegenstellte. Diese Bomberverbände waren unterwegs nach Berlin. Der einzelne Flieger hatte keine Chance, er wurde sofort abgeschossen. Sein Flugzeug ging in der Heide nieder. An der Einsturzstelle wurde ein Krater aufgerissen. Das Gelände wurde abgesperrt und „oberflächenberäumt“, aber es blieb nicht viel Zeit: die Front drängte heran.

Den Morxdorfern war der Ort in der Heide durch die Zeiten bekannt, wenn er auch zuwuchs. Erst nach der Wende wurde eine Ausgrabung vorgenommen. Man fand die Reste des Flugzeuges, eine Me 109 – und darin den Piloten. Er wurde auf dem Friedhof in Morxdorf 2002 beerdigt. Am 1. September 2006 wurde ihm ein Kreuz gesetzt. In der Heide erinnert ein Gedenkstein an den Absturz, dort fand im Jahr 2002 eine Andacht statt, in der aller Gefallenen und Kriegsopfer der Gemeinde Morxdorf gedacht wurde.

Nach neusten Recherchen könnte es sich bei den Flieger um Heinz Otto handeln, geboren am 6.1.1920 in Lützkewitz bei Profen. Ein damals 11jähriger Gadegaster erlebte die Einquartierung eines Jagdfliegers in diesen Tagen, der an dem Tag nicht zurückkehrte, als das Unglück geschah. Sein Name war Otto Heinz oder Heinz Otto aus Erfurt. Im Oktober 2006 wurden 79 Briefe nach Erfurt geschickt, an alle Familien Heinz und Otto. Die Suche ergab, dass es nur einen Heinz Otto gibt, der seit 1937 in Erfurt lebte und sich dann zur Wehrmacht abmeldete. Nach einem Schreiben der Gemeindekirchenratsvorsitzenden aus Profen mit dem Ortsteil Lützkewitz galt der einzige Sohn seiner Eltern als vermisst. „Die Mutter hatte wohl zu seinem Gedächtnis ein kleines Grab zu Hause angelegt.
Quelle
Meindorf, „Die Seydaer Heide“, www.beepworld.de/members3/seydaaktuell/elberetten.htm Zugriff 05.2008

April 1945 – Kameradschaft


 

„Am 17. April 1945 rettete mir Oberfeldwebel Fritz Zarske das Leben. Das geschah in Mark Zwuschen beim Landeanflug. Ich hatte schon das Fahrwerk ausgefahren, als sich eine Thunderbolt hinter mich setzte und schoss. Oberfeldwebel Zarske schoss den Ami ab. Eine P 47 kam hinter Zarske und schoss ihn ab. Er versuchte noch einen Fallschirmabsprung, aber der Fallschirm öffnete sich nicht mehr, so dass Zarske tödlich verletzt wurde.“

Eine „Thunderbolt“ P-47 hatte ein Maschinengewehr mit 8 x 12,7 mm Geschossen und eine Bombenlast von 900 kg.

Fritz Zarske ist mit anderen, auch unbekannten Soldaten, auf dem Friedhof in Seyda beerdigt worden. An seinem Grab findet jedes Jahr zum Volkstrauertag ein Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft statt.

Gedenktafel des Heimatverein „Glücksburger Heide“

Hptm. G. Schwanecke „Sturmjäger J 64“ von Eric Mombeck

Quelle
Meindorf, „Die Seydaer Heide“, www.beepworld.de/members3/seydaaktuell/elberetten.htm Zugriff 05.2008

Im Februar 1945 (14.02.) verlegte nach dem Fall der Oderlinie die IV. Gruppe des Jagdgeschwaders 4 mit der 13., 14., 15., und 16. Staffel von Reppen und Drewitz nach Mark-Zwuschen bei Jüterbog, von wo aus die Gruppe Einsätze über dem Raum Berlin flog. Hier löste sich die Gruppe im April 1945 auf.

Außerdem verlegten die Reste der III. Gruppe des Jagdgeschwaders 4 mit ihrer 9., 10., 11. und 12. Staffel am 12.04.1945 von der Oderfront nach Mark-Zwuschen. An der Oderfront hatte diese Gruppe bei den schweren Luftkämpfen über den russischen Oder-Brückenköpfen schwere Verluste erlitten. Die III. Gruppe mit ihren Staffel verlegte bereits am 19.04.1945 noch nach Rechlin-Roggethin. Bei Kriegsende lag sie in Leck.

In der Glücksburger Heide war vom 12.04.-19.04.1945 die II. Gruppe des Jagdgeschwaders 4 mit der 5.;6.;7. und 8.Staffel kurzzeitig stationiert. Die II. Gruppe des Jagdgeschwaders 4 lag zu Beginn des Jahres 1945 im Rahmen der Reichsluftverteidigung in Babenhausen und Schafstädt. Am 23. Januar verlegte die Gruppe geschlossen nach Neuhausen bei Cottbus, am 9. Februar nach Guben und am 12. Februar nach Berlin-Schönefeld. Es folgten Einsätze von verschiedenen Fliegerhorsten und Flugplätzen an der Oder und schließlich der Rückzug der Gruppe nach Leck, wo sie am 8. Mai kapitulierte.

Quelle:
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de; Zugriff 11/2017

April 1945 – feindliche Luftherrschaft

„Ab 12. April 1945 kam unsere Gegend in den Aktionsradius amerikanischer Jagdbomber, von den Deutschen „Jabos“ genannt. An diesem Tag, so gegen 12.30 Uhr am Mittag, erlangten sie mit einem verheerenden Angriff von 12 Jagdbombern „Thunderbolt“, Typ P-47, auf den Flugplatz Jüterbog-Damm die Luftherrschaft über unsere Gegend. Bei diesem Angriff wurde auch ein Eisenbahn-Militärtransport angegriffen, wobei beide ziehenden Loks zerschossen worden sind. Auf dem Flugplatz Damm wurden viele abgestellte Flugzeuge zerschossen und ein Munitionszug, der auf den Flugplatzgleisen stand, zur Explosion gebracht (wie auch in Elster – T.M.). Die P-47 war mit sechs überschweren Maschinengewehren, Kaliber 12,7 mm, als Regel bewaffnet, sie konnte auch mehrere leichte Bomben zuladen. In den Tagen vom 12. bis zum 20. April, dem Russeneinmarsch in Jüterbog, waren die „Jabos“ tagsüber am Himmel nicht wegzudenken, griffen Flugplätze und Bahnlinien an, hielten so die „Wehrmacht“ nieder und ebneten den Russen den Weg. Selbst am Abend des 20. April gegen 17.30 Uhr wurde der Flugplatz Mark-Zwuschen noch sechs „Thunderbolts“ P-47 angegriffen. Durch Bombenangriffe wurden am 17. April der Bahnhofknotenpunkt Falkenberg und am 18. April der von Jüterbog zerstört. Auf den Bahnhof Jüterbog mit den Kasernen „Fuchsberge“ fielen 288 Bomben a 500 kg.“


„In den Tagen der Jabo-Luftherrschaft, es könnte der 15. oder 16. April gewesen sein, gab es bei Glücksburg einen großen Waldbrand, den ersten großen, den ich gesehen und erlebt habe. Um Haaresbreite fielen diesem fast die Häuser von Glücksburg zum Opfer. Er entstand wohl dadurch, dass die Amerikaner deutsche Militäransammlungen im dortigen Wald vermuteten und die Jabos dort mit Leuchtspur- und Brandmunition hineingeschossen haben. Der Brand war östlich der Straße Oehna-Mügeln. Auf der Heimfahrt mit dem Fahrrad mit mehreren Gleichaltrigen sahen wir im Waldstück hinter der jetzigen Blumberg-Kiesgrube ebenfalls Rauch aufsteigen. Wir löschten dort einen Entstehungsbrand, in dessen Mitte wir ein ausgebranntes Geschoss fanden, allerdings so Kaliber 30 mm, also kein typisches Bordwaffengeschoss, vielleicht aus einer Sonderbewaffnung der Jabos.“

Die Zivilbevölkerung der umliegenden Orte erlebte - auch durch die Militärstützpunkte in der Heide – Fliegerangriffe, nicht erst in den letzten Kriegstagen. Schon vorher mussten die Schulkinder oft in die Kellerräume des Amtshauses fliehen. Angloamerikanische Bomberverbände waren zu sehen, sie flogen Einsätze nach Wittenberg, Berlin und Dresden.

Am 15. April 1945 fuhr ein deutsches Militärauto durch ein offenes Hoftor in ein Gehöft in Leipa, um feindlichen Fliegern zu entkommen. Daraufhin wurden in Leipa vier große Bauerngehöfte beschossen und etliche Gebäude zerstört, weil man wohl vermutete, dass dort deutsches Militär einquartiert wäre.
Durch Bombenangriff getötete Annaburger (Umgekommen bei ihren Arbeitsorten) :

in Wittenberg (Arado)
Erich Albrecht
August Mies

bei Merseburg (Eisenbahn)
Richard Schnürpel
Paul Tristram
Quelle
Meindorf, „Die Seydaer Heide“, www.beepworld.de/members3/seydaaktuell/elberetten.htm Zugriff 05.2008
Niendorf, Anmerkungen November 2006.
Schulze, Endbericht, bestätigend dazu: „Während des Krieges war das Gebiet auch Ziel alliierter Luftangriffe, wie Funde von Fragmentstücken entsprechender Bomben belegen.“
Edwin Kretzschmann, Aufzeichnungen des Ortschronisten v. Annaburg, Privatbesitz