Ausschnitte aus der Familienchronik: 1842 -1906
von Bernhard Redslob
1842 ist die Lungenseuche in Annaburg ausgebrochen, dabei sind 120 Stück Vieh verloren gegangen. Zeitlich vorher wurde von den ortsansässigen Bauern eine Viehkasse von 125 Talern angelegt. Das meiste aus der Kasse haben die Bauern Wassermann, Holfeld und Reitzenstein bekommen. Mein Vater hat 7 Stück Vieh verloren, hat nichts mehr bekommen, das kann ich Bernhard Redslob mit meinen 14 Jahren beurkunden.
Am 8. August 1855 ist mein Vater August Redslob verstorben. Am 1.Juli 1855 habe ich Bernhard Redslob unsere Wirtschaft und die Gastwirtschaft zum Siegeskranz übernommen.
1857 hatten die Mäuse das ganze Getreide weggefressen, vorzüglich in Annaburg der Elbgegend um Prettin, Gemen, Axien und noch in anderen Dörfern. In diesem Jahr war das Rindvieh sehr billig, dafür aber das Stroh und Heu sehr teuer.
Am 20. Juni1 1859 wurde die preußische Armee mobil gemacht. Die Landwehr eingezogen, wo Schuhmann, Schurig, Hamann und sonstige gute Freunde aus Annaburg mit fort mussten. Am 1. August war wieder Friede in Österreich, die Landwehr und die Reserve kamen wieder nach Hause
Am 25. Februar 1861 ist der Annaburger Gesangsverein gegründet worden.
Am 2.Juni 1862 ist ganz Naundorf, am Prettiner Markttag, abgebrannt.
Vom Monat April bis zum 20. Mai 1866 ist die ganze preußische Armee wieder mobil gemacht worden, um einen Krieg mit Österreich anzufangen. Wahrscheinlich wegen Schleswig-Holstein und sonstiger anderer deutscher Verhältnisse. Das erste große Aufgebot wurde ganz eingezogen.
Gottlieb Schurig, gestorben, von Gottfried Schurig ein Bruder. Den nannten sie den dicken Schurig, trank alle Tage seine 4 Liter Schnaps.
1873 habe ich eine neue Häckselmaschine gekauft, war teuer.
Im September 1873 war die erste Verhandlung mit der (Berlin-) Anhaltinischen–Eisenbahn. Den 12. November habe ich mit der Eisenbahn verhandelt - 4 Morgen a 300 Taler macht 12.000 Taler. Der Verkauf trennt den Beckerbesitz meines Urgroßvaters mitten durch, der Bahnhof usw. wurde dort erbaut.
Am 1. Januar 1874 ist der Eisenbahnbau in Angriff genommen worden, zwischen Wittenberg und Falkenberg.
Am 1.Januar war die Wahl des Kirchenvorstandes. Es wurden gewählt: Redslob, Bettcher, Miething und Betge.
Am 1. Oktober haben wir die gerodeten Ackerpläne im Bruch bekommen, wo ich 1000 Taler für Stämme roden bezahlen musste.
Am 15.Oktober 1874 wurde die Bahnstrecke Wittenberg—Falkenberg in Betrieb genommen.
Am 3. Dezember 1874 habe ich ein Pferd für 100 Taler gekauft, meinen Schwarzbraunen für 200 Taler verkauft.
Im September 1875 habe ich den neuen Brunnen für 66 Taler gebaut. Habe noch eine neue Kuhkrippe gebaut. Das Dach auf dem Stall umgedeckt und das Haus verbreitert, kostete zusammen 300 Taler.
1876 wurde das neue Beamtenhaus erbaut.
Am 1. April 1878 hat der Besitzer des Steingutwerkes Herr Böttcher Konkurs angemeldet. 1878 am 9. November wurde die Böttcherische Fabrik vom Gericht versteigert und verkauft. Schon 1877 hatte der Kaufmann Böttcher das 1. Mal für seine Fabrik Konkurs angemeldet. Böttcher hatte damals aus der Vorschusskasse 11.000 Taler entnommen und 8.000 Taler verunglückte Papiere an der Börse zu verzeichnen, welches für die Fabrikarbeiter ein großes Unglück war. Die Menschen aus unserem Ort und der Umgebung haben viel Geld verloren, das sind eben die Gründerzeiten. Die Steingutfabrik schloss 1879 wieder ihre Pforten. Der Junior Böttcher ist nach Amerika ausgewandert. 1878 ist der neue Speisesaal im Schloss erbaut worden.
Am 6. Dezember 1879 verstarb die Schwester vom alten Annaburger Apotheker Violet. Die Dame hat viel Geld, und hat viel für die Armen im Ort getan.
Im Juni 1880 hat Annaburg das erste Steinpflaster bekommen. Vom Tischlermeister Kluge ( jetzt ca. von der Bierstube Ullrich) in der Torgauerstrasse bis an meine Wohnung (jetzt Ecke Torgauerstr.—Markt). Das Stück Strasse kostete 400 Taler oder 1.200 Mark. Nun soll in jedem Jahr in Annaburg ein Stück Strasse gepflastert werden. 1000 Mark hat Annaburg vom Kreisausschuss bekommen. Diese 1000 Mark soll Annaburg in jedem Jahr bekommen, wenn es weiter pflastert. Dies muss auch geschehen damit in Annaburg die Knüppeldämme weg kommen.
1881 ist von meiner Hausecke (Ecke Torgauerstr.—Markt) bis zu Fleischer Höringen gepflastert worden und noch den Markt bis zu Schurig.
Die Kastanienallee auf dem Markt hat Leutnant Buntrock 1881 anpflanzen lassen.
Die Linden in Annaburg und die Obstallee hinter dem Mühlentor an der Jessener und der Schweinitzerstr. hat der Mühlenbesitzer Miething als Amtsvorsteher anlegen lassen.
Der Amtsvorsteher Abeb hat in 6 Jahren seiner Tätigkeit mit den Schöffen Riethdorf, Reitzenstein, Redslob und Walter 4000 Mark für das Annaburger Strassenpflaster ausgegeben.
1882 ist dann in Annaburg weiter gepflastert worden. Von Julius Schurig bis zu Dubro. 1882 kostete das Pfund Rindfleisch 55 Pfennig, Schweinefleisch 70 Pfennig, Kalbsfleisch, 40 Pfennig, Schöpsenfleisch (Hammel) 55 Pfennig. Die Kanne Butter zu 4 Stück 2,30 Mark. Die Mandel Eier 70 Pfennig bis 1,00 Mark.
Nun ist 1883 in der Provinz Sachsen der Befehl herausgegeben worden das alle Kaufläden, Bäcker und Fleischerläden sonntags von 1 bis 3 Uhr geschlossen sein müssen. Die Musikhaltenden müssen einmal im Monat abends um 11 Uhr schließen. Sind mehrere Wirte im Ort, dann müssen alle zusammen an einem Tag halten. Für die Fastnachten 1883 ist ein Tag Tanzmusik erlaubt. Am 28. April 1883 hat Kantor Grosse der Begründer des Annaburger Kinderfestes sein 50 jähriges Dienstjubiläum gefeiert. Die Feier mit dem Festessen fand in meiner Gastwirtschaft statt. 111 Personen haben gespeist, pro Person 1,25 Mark Essen plus 1 Flasche Wein für 1,50 Mark. Abends gab es einen riesigen Fackelumzug, es war ein großartiges Fest, so etwas hat Annaburg noch nicht gesehen. Es waren extra 8 seiner ehemaligen Schüler aus Berlin angereist.
Am 31. August und am 1. September 1884 wurde wieder Kinderfest auf dem alten Pechberg links von der Holzdorferstrasse in den Neuhäusern abgehalten. Es hat viel Mühe gekostet ehe es so weit war.
Im Oktober 1885 hat der Bauunternehmer Kunze die Dampfmühle von Puttendörfer für 20.000 Mark gekauft.
1886 ist ein Teil des Annaburger Pflasters fertig gestellt worden, es hat viel Geld gekostet.
Im Mai 1886 ist am alten Kornhaus die erste Litfaßsäule errichtet worden. Die Kosten hat die Frau Hollmig, Gastwirtin vom Goldenen Anker übernommen. Von September bis Oktober 1886 wurde in Annaburg weiter gepflastert. Es wurde die halbe Strasse vom Bahnhof bis zum Steingutwerk fertig gestellt. Am 1.April 1886 wurde die Waldeisenbahn (ehem. Schmalspur) in der Nähe der Züllsdorferstrasse für den Holztransport von der Annaburger Heide zum Bahnanschluss in Annaburg, in Betrieb genommen. Die Steingutfabrik hat Herr Heckmann aus Berlin gekauft, und ist seit 1883 wieder in Betrieb. Jetzt ist alles mit Dampfkraft eingerichtet. Zurzeit sind ca. 100 Arbeiter beschäftigt die Qualität der Ware ist gut und der Absatz auch. Sie können gar nicht genug herstellen. Das Schwimmbassin vom Institut an der Herzbergerstrasse ist vergrößert worden. Der Pastor vom Institut ist mit 86 Jahren leider verstorben, war ein guter Kunde von mir. Die Annaburger Feuerwehr hat im Mai 1886 eine neue Feuerspritze von Heiligenstädt bei Herzberg bekommen. Die Kosten von einem drittel hat die Feuersozität bezahlt. Hat 1000 Mark mit 86 Meter Schläuchen gekostet.
Am 13. Januar 1887 hat Annaburg 10 Stück Strassenlaternen angeschafft. Am 14.Januar sind Sie alle angebrannt worden. Die erste Laterne hat an meinem Haus gebrannt, wieder ein Fortschritt in Annaburg.
Am 24.Januar 1887 ist Julius Schurig gestorben, hat zu viel Branntwein getrunken.
Im April 1887 ist die andere Hälfte der Torgauerstrasse gepflastert worden. Nun ist nur noch die Mittel und Hinterstrasse zu pflastern.
Im Sommer 1887 hat der Heckmann seine Steingutfabrik vergrößert. Zur Strasse ist alles zu gebaut und einen Brennofen baute er ebenfalls noch dazu. Beschäftigt sind 130 Mann, dadurch ist es jetzt schwer einen Tagelöhner zu bekommen.
Im Sommer 1887 ist die Schlossbrücke vom Markt zum Schloss über den Flutergraben neu gebaut worden.
1888 hat Bauunternehmer Kunze seine Dampfmühle im Sägewerk vergrößert. Zum Holzschneiden mit Vollgatter Kreissäge und anderen modernen Zeug. Hat über 400 Taler gekostet.
In der Nacht vom 17. zum 18. März 1888 ist noch einmal Schnee gefallen, 1 Fuß hoch. Nun war noch einmal Schlittenfahrt möglich, dies ist eine Seltenheit zu dieser Jahreszeit. Zum 21. März dem Frühlingsanfang gab es Schneegestöber und nochmals 2 Fuß hohen Schnee, so was ist seit über 40 Jahren noch nicht da gewesen. Zum Unglück gab es Ende März sehr großes Wasser überall.
In diesem Jahr 1889 war das Paar Ferkel 4 und 6 Wochen alt, 8-12 Taler teuer, die Läufer sind auch furchtbar teuer. Der Zentner vom fetten Schwein kostet 16-20 Taler. Das Rindfleisch und Schöpse und auch Kälber sind nicht zu bezahlen, alles ist schrecklich teuer.
Zu den Preisen 1889:
Das Schock Stroh kostet im Frühjahr 11 bis 12 Taler, ein Ztr. Heu 50 Mark, 1 Ztr. Hafer 9 M. , 1 Sack Korn ca. 160 Pfund 14-15 M. , 1 Sack Weizen ca. 170 Pfund 18-20 M. , 1 Ztr. Kartoffeln 2 M. , 1Pfund Rindfleisch 60 Pfennig, 1 Pfund Schweinefleisch 70 Pfennig, 1 Pfund Kalbsfleisch 40-45 Pfennig. Teure Zeiten, so Bernhard Redslob.
Den 25. März 1889 ist mein guter Freund und Gevatter Wilhelm Dubro gestorben. Den 27. zur Ruhe getragen. Sehr große Beteiligung, war in Annaburg noch nicht da gewesen. Teilnahme aller Innungen, Gesangs, Kriegerverein und viele Bürger. Hellwigs Sohn hat ihn hinausgefahren, der Leichenwagen war von Schweinitz.
Am 1. Februar 1890 hat sich der Apotheker Emil Violet vergiftet, wurde aber ins Leben zurück geholt. Trotz Beobachtung hat er sich am 7. Februar die Kehle durchschnitten. Man sagt es sei Geistesschwäche gewesen, er hinterlässt seine Frau und 7 Kinder. Es ist aber viel Vermögen da, so das keine Not vorhanden ist. Bei Dautschen ist am 7. September 1890 der Elbdamm durchgegangen. Dadurch wurden die Dörfer rechts vom Elbufer bis Wittenberg überschwemmt Das Hochwasser überschwemmte auch die Annaburger Fluren. Für die Annaburger Bauern entstand großer Schaden, bei mir allein sind 50 Sack Kartoffeln ersoffen oder verfault. Auch der Grummet ging verloren, solch ein Hochwasser ist im Spätsommer seit 180 Jahren nicht da gewesen. Es gab große Not in den Dörfern Dautschen, Großtreben, Prettin, Bethau, Naundorf, Labrun, Hohndorf und in den anderen Dörfern bis hin nach Wittenberg. In Schokau sind ca. 40 Häuser durch das Wasser eingestürzt, ähnlich sah es in den anderen Orten aus, in dem das Hochwasser gewütet hat. Es war jammervoller anzusehen was doch Wasser für Schaden an Leib und Gut anrichten kann.
Im Frühjahr des Jahres 1891 wurde die Mittelstrasse gepflastert.
Am 1. Oktober 1891 ist das neue Einkommensteuergesetz eingeführt worden.
Im Jahre 1891 arbeiten in der Steingutfabrik 350 Leute. Die Fabrik hat jetzt Telefon, elektrisches Licht und den 7. Brennofen in Betrieb genommen. Weiterhin wurde eine eigene Feuerspritze angeschafft.
Am 1. April 1891 trat die neue Gemeindeverordnung in Kraft, sowie die Selbsteinschätzung in Sachen Einkommen.
Am 14. August 1893 wurde die Aufsetzung eines Kaufkontraktes hier an der Gerichtsstelle in Annaburg vollzogen, zwischen Gustav Dubro und seiner Ehefrau Luise Dubro geborene Redslob.
Am 1. Oktober 1893 hat mein Schwiegersohn Gustav Dubro mein Geschäft und die Wirtschaft übernommen. Leider habe ich keinen männlichen
Nachkommen gezeugt, so das jetzt der Name Redslob in Annaburg aussterben wird. Am 23.Oktober bin ich mit meiner Frau in unser Umzugshaus gezogen, so ist der Verlauf des Lebens.
1895 wurde die Gastwirtschaft Stadt Berlin und die Landwirtschaft von Schurigs verkauft. Von Januar bis April 1895 wurde in der Steingutfabrik gestreikt. Es war eine große Aufruhr in Annaburg. Die streikenden Dreher und Maler wurden nicht wieder eingestellt, wurde alles mit neuen Leuten besetzt. Die Streikenden sind reingefallen. Im Februar 1895 baute Herr Daimichen Gastwirt vom Goldenen Ring in der Hinterstrasse einen neuen Tanzsaal, größer als eine Kirche. Am 15. und 16. Juli 1895 fand das Kinderfest statt. Es war schönes Wetter, Gustav war mit der Bude draußen gewesen und hat ein gutes Geschäft gemacht. Am 21. Mai 1895 hat der alte Kantor Große seine Diamantene Hochzeit gefeiert, habe ihn 2 Läufer (Schweine) als Geschenk gegeben. Am 1.April 1895 hat Gustav Dubro das Schlachten für das Institut im Schloss bekommen, dort arbeiten jetzt 5 Fleischer. Im April 1895 tritt die Vergnügungssteuer, die Hundesteuer, die Gebäude-Grund und Gewerbesteuer mit Genehmigung der Regierung und des Kreisausschusses zu Gunsten der Kommune in Kraft. Das alte Kornhaus wurde 1895 abgerissen, dafür soll ein neues Schulhaus gebaut werden. Die Steingutfabrik wurde 1895 Gesellschaft. Besitzer Heckmann hat für 1 ½ Millionen gut verkauft. 1895 wurde die Hinter und Kirchhofstrasse gepflastert. In Annaburg wurden noch 2 neue Lehrer eingestellt, nun haben wir 6 Lehrer das ist nur gut für den Unterricht der Kinder. 1895/96 wurde ebenfalls ein neues Schulhaus gebaut.
Im Jahre 1896 wurde ein Reichsbahnanschluss durch das Gärtnerfeld für die Steingutfabrik gebaut.
1897 sind noch 2 weitere Lehrer eingestellt worden, jetzt arbeiten 8 Lehrer in der Schule. Zu meiner Zeit unterrichteten 2 Lehrer 380 Kinder, welch ein Fortschritt heute.
Am 23. Juli 1899 war ein großes Unwetter mit Hagel und Sturm in Annaburg.
Im Oktober 1899 hat Prinz Leopold von Bayern in der Gaststätte / Hotel bei Hollmigs in Annaburg Quartier bezogen.
Im Mai 1900 hat Herr Quehl bei uns gegenüber (Markt) ein neues schönes Geschäftshaus gebaut, und als Schnittwaren-Geschäft eingerichtet.
1901-Annaburg hat jetzt 9 Lehrer und einen Rektor. Wann wird nun Annaburg Stadt werden, unsere Kinder werden doch nun alles gebildete Leute.
1901-Nach den Osterfeiertagen wird die Kleinbahn von Annaburg nach Prettin gebaut. Kommt über meinen Schwiegersohn seinen Acker, wird 4 Morgen los, der Preis steht noch nicht fest.
Im Juli 1901 hat Leipziger die Feldjagd von Bethge für 6 Jahre gepachtet, kostet 1500 Mark. Gleichzeitig hat er an den Mauerwiesen ein Wohnhaus gebaut.
Am 20. Juni 1902 ist die Kleinbahn nach Prettin eröffnet worden. Jeden Tag fahren 5 Züge hin und zurück.
1902 ist die neue Kienäpfeldarre hinter unseren Plan im Gärtnerfeld an der Strasse nach Naundorf erbauet worden, etwas sehr großartiges für unser Annaburg.
Im Jahr 1903 wurde die neue Schlachtesteuer eingeführt. Ein Schwein-1,-Mark, 1 Rind- 3,-Mark. Das ist für die Fleischer im ganzen Jahr eine furchtbare Geldausgabe. Dann kommt noch die Viehversicherung als Mehrausgabe. Ein Schwein 1,- Mark, 1Rind 3,-Mark. Steuererheber sind Herr Schlobach ehemaliger Besitzer der Heidemühle auf dem Zschernick und sein Stellvertreter Herr Conrad Müller. Herr Bernhard Lehmann hat an der Prettiner- Kleinbahn im Gärtnerfeld auf dem Ackerplan von meinem Schwiegersohn Gustav Dubro im Jahre 1903 eine Gastwirtschaft aufgebaut. Das neue Schulhaus am Institut ist nun 1903 fertig gestellt. Es wurden auf dem Vorderschloss viele Veränderungen getroffen, Kanalisation verlegt und vieles mehr. Am 31. Oktober 1903 haben die Leipziger Pächter eine große Jagd veranstaltet. 120 Hasen und 10 Rebhühner wurden erlegt. Haben alle bei uns im Siegeskranz zu Abend gegessen, es waren 25 Schützen.
Im Jahre 1904 hat Gustav Dubro die Versorgung mit Fleisch und Wurst für die Eisenbahnbauer der Linie Falkenberg—Jüterbog übernommen, hat 6 Wochen gedauert.
Im Jahre 1905 war das Kinderfest in Annaburg total verregnet. Es sind große Wassermassen gefallen. In Plossig hat es auf 2 Stellen eingeschlagen und gebrannt. In Bethau ist beim Gastwirt Rockmann die Scheune und der Stall durch Blitzschlag abgebrannt.
Im Jahre 1905 kostet Rind und Schweinefleisch 1 Pfund 0,80 M., Wurst 0,90 M., Mettwurst 1,20 M., Gehacktes 0,90 M., Speck 1,50 M., Schlackwurst 1,50 M., Kalbsfleisch 0,70 M., Hammelfleisch 0,90 M. So was von Huschpreisen ist noch nicht da gewesen.
Im Dezember dieses Jahres hatten wir viele Tage strengen Frost von Minus 10 Grad, da haben wir Fleischer gleich unseren Eiskeller voll gefahren.
1906 ist schon beschlossen soweit der Annaburger Flur geht, die Strasse nach Jessen und Schweinitz zu pflastern. Steine sind schon angefahren und vom Provinzialfond gibt es 1.400 Mark dazu. Trotzdem muß Annaburg noch viel Geld dazu legen. Der Forstfiskus steuert 7.500 Mark dazu.
Der Verfasser dieser umfassenden Familien und Ortschronik Herr Bernhard Redslob erlitt an seinem 50. Hochzeittag, ohne krank zu sein, einen Gehirnschlag, an dessen Folgen er am 15. Juni 1906 verstarb. Am 18. Juni 1906 wurde er unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt.
An dem wachsen von Annaburg hatte er regen und tätigen Anteil, er war jahrzehntelang Schöffe, Mitglied der Gemeindevertretung und 50 Jahre Mitglied des Schulvorstandes und des Gemeindekirchenrates.
Die Familie Schurig, die Großeltern des Chronisten, war sehr kinderreich, Schurigs am Mühlenende, am Markt und in der Holzdorferstr. waren die Nachkommen. Die Töchter verheirateten sich an Fleischermeister Heinze, Bäckermeister Helm und Landwirt Kutscher.
Mit ihm verstarb der letzte Besitzer des Namens Redslob in der Gaststätte zum Siegeskranz am Markt.
Quelle Familienchronik in Privatbesitz, unveröffentlicht