Gaststätten

die ehemaligen vielbesuchten Gaststätten in Annaburg


Auf dem Markt gab es drei Häuser, neben dem Siegeskranz (Gaststätte und Fleischerei von Herrn Dubro), auch gleich daneben das Hotel Stadt Berlin. Der Besitzer war Otto Löffler. Im Krieg war die dazugehörige Kegelbahn als Gefangenlager für Französische Kriegsgefangene ausgebaut. Otto Löffler führte das Hotel bis 1972, dann übernahm Michael Prüfer mit seiner Mutter die Gaststätte. Der Nachfolger wurde Andreas Kobs und Wilhelm Waisch bis 1980. Danach wurde die Gaststätte als HO - Laden für Haushaltswaren eingerichtet.
Die dritte Gaststätte auf dem Markt war der Goldene Anker. Der Pächter war Felix Martini, später wurde es HO- Gaststätte bis 1988.
In der Torgauer Straße war die Gaststätte Waldschlößchen. Es gehörte Helene Kleinsorg bis 1948, dann übernahm die Tochter Käthe Kunze das Waldschlößchen, die es an die Konsum Genossenschaft verkaufte. So wurde die Konsumgaststätte als Parkgaststätte umbenannt. Der Leiter der Parkgaststätte war viele Jahre Kurt Betz mit seiner Ehefrau. 
Die nächste Gaststätte war im Bahnhof. Sie war verpachtet und wurde später HO -Gaststätte im Bahnhof.
In der Gärtnerstraße war das Hotel Zur Kleinbahn von Theodor Koenecke. Es wechselte später öfter den Pächter.
Als der neue Sportplatz gebaut wurde, war auch 1970 das Sportlerheim eröffnet worden. Es war Konsumgaststätte und hat doch mehrmals den Gaststättenleiter gewechselt. Der Name des Sportlerheims ist im Volksmund die Waldapotheke.
In der Friedensstraße war das Hotel Zur Weintraube das der Familie Hermann und Erna Käse gehörte. Sie hatten es von ihren Eltern übernommen und nach dem Tod von Hermann hat es Erna Käse bis 1992 selbständig weitergeführt.
In der Feldstraße hatte der Gastwirt Gustav Schmidt die Gastwirtschaft von der Familie Hoppe gekauft. Den Tanzsaal baute er zu einem Kinosaal um und so wurde die Gaststätte mit Lichtspielhaus Neue Welt eingerichtet. 
Ende 1949 baute Gustav Schmidt den Kinosaal wieder als Tanzsaal um und die Kinoeinrichtung mit der Kinoapparatur wurde ausgebaut. Doch durch den Umbau hatte er sich so verschuldet und da er seine Kinoeinrichtung nicht verkaufen konnte ist er zahlungsunfähig geworden und so wurde der Betrieb geschlossen. Die Konsum Genossenschaft hat das Grundstück übernommen, einen Möbelladen und auch einen Lebensmittelladen bis zur Schließung dort betrieben.
In der Mühlenstraße war die Gaststätte "Der Bürgergarten". Es war eine große Kegelbahn vorhanden. Ein großer Garten für den Sommer als Biergarten, ein Tanzsaal und ein großer Stall zum Ausspannen für die Pferde der Gäste. 
Der große Stall an der Straße wurde verkauft an Familie Maiwald aus Wittenberg. Sie bauten den Stall vollständig um und so wurde in Annaburg das zweite Kino geschaffen mit dem Namen „Palast Theater". Das Palast Theater betrieben sie bis zur Verstaatlichung und es wurde bis 1990 weiter bespielt. Die Gaststätte "Der Bürgergarten" war bis 1940 noch in Betrieb und der Tanzsaal wurde Gefangenlager für Kriegsgefangene aus Holland und noch 1944 aus Italien. Nach dem Krieg übernahm den Saal ein Tischlermeister Wendland der dort Küchen herstellte und noch eine Werkstatt im Sägewerk in betrieb hatte.
In der Hinterstraße ist die Gaststätte Goldener Ring. Die Familie Max Däumichen und seine Ehefrau Frieda hatten von den Eltern die Gaststätte übernommen. Doch Max Däumichen verstarb frühzeitig und so führte seine Ehefrau Frieda das Geschäft bis 1963 weiter. Dann pachtete die Gaststätte Heinz Kügler bis 1964, der nächste Pächter war Hubert Schmidt bis 1965, dann war die nächste Pächterin Hannelore Sender bis 1968, dann bis 1971 Gisela Schellhase und als letzter Pächter war Wolfgang Böhme bis 1985. Die Tochter von Frieda Däumichen, Frau Waltraud Lehmann verkaufte 1990 die Gaststätte an Jürgen Lehmann, dem heutigen Besitzer der sie nach Wolfgang Böhme auch erst gepachtet hatte.
Die nächste Gaststätte ist in der Holzdorfer Straße, sie gehörte Lieselotte Kolbe, die auch noch einen Lebensmittelladen betrieb. Sie hatte von ihren Eltern Familie Gasse das Geschäft übernommen. Im Jahre 1981 verkaufte sie das Grundstück an Erika Dietze, die die Gaststätte mit einem neuen Saal an und umbaute. Die Gaststätte auch als Hotel mit Übernachtungen hat sie dann ihrem Sohn Sörn Dietze übergeben, der es nun weiter führt. Die letzte Gaststätte in Annaburg war in der Mittelstraße, wo der Gastwirt Hugo Linowitzki der Besitzer der Herberge in Annaburg war. Es war bis vor dem Krieg die Möglichkeit als Handwerksbursche einer Zunft in dieser Herberge billig zu übernachten. Da die Handwerksburschen ausblieben, war es eine ganz normale Gaststätte bis 1970 geblieben.

Eberhard Förster

Quelle:
Eberhard Förster; Gewerbe- und Handwerksbetriebe Annaburg – Manuskript für die Filme „Straßen von Annnaburg“; Annaburg 2010 Privatarchiv, unveröffentlicht