Kunstgeschichte

a la Lochau (Annaburg)


Der 500erste Todestag von Friedrich dem Weisen (2025) nähert sich. Weswegen ich mich auf die Spurensuche seines Lebens gemacht habe. Denn sein Wirken kann ja nicht nur auf „Beschützer der Reformation“ reduziert werden.

 

Über die erste Phase des Ausbaues der alten Lochau ist wenig bekannt gemacht worden. Die Bauarbeiten am Lochauer Schloss verschlangen seit 1493 den allergrößten Teil und gelegentlich sogar ein Vielfaches der Amtseinnahme. Auch das zu versorgende Amtsgesindel wurde in dieser Zeit von 10 Personen bis 1505 auf 36 Personen aufgestockt. Die Ausgaben für Lohn und Kost stiegen entsprechend.

Was diese erste bedeutende Bauphase zutrifft, gilt natürlich auch für die darauf folgende Nutzungsphase Lochaus unter Friedrich dem Weisen. So finden wir den Kurfürsten mit Gefolge im Zeitraum von 1504-09 an 275 Tagen auf der Lochau und in der Lochischen Heide. Aber nur für 180 Tage ist sein Aufenthalt in seiner Residenzstadt Wittenberg nachgewiesen.

So kann es uns also auch nicht verwundern, dass neben den Meister Claus und Friedrich Maler auch der italienische Maler Jacopo de Barbari in Lochau tätig war.

Dieser italienische Künstler schuf vor 1500 die berühmte große Venedigansicht (heute zu finden in Minneapolis Institute of Art/USA) und hielt sich um 1500 in Nürnberg bei Albrecht Dürer auf. Dieser führte ihn in die Proportionslehre der Malerei ein. Er selbst arbeitete hier für den zukünftigen Kaiser Maximilian I. und traf so auch mit dem sächsischen Kurfürsten Friedrich den Weisen zusammen. 1503 folgte er seiner Einladung nach Sachsen und arbeitete ab 1504 in der Lochau. Barbari, der in den Quellen meist nur als der welsche Maler oder Meister Jakobo erscheint, empfing in Lochau u. a. die finanzielle Anerkennung für seine Arbeiten. Im Jagdschloss entstand vermutlich auch das erste Stillleben nördlich der Alpen:

Darauf ist realitätsgetreu ein erjagtes Rebhuhn mit einem Armbrustbolzen durchlöchert und ein mit Eisenketten versehener Panzerhandschuh abgebildet. Diese Bolzen wurden als rüstungsbrechende Waffe eingesetzt und nicht zur Jagd verwendet. Dergleichen war kein Panzerhandschuh bei der Rebhuhnjagd erforderlich. Diese Objekte wurden also absichtlich so zusammengestellt und stehen für Jagdrecht, Wehrbereitschaft und so auch für das Erzmarschallamt des sächsischen Kurfürsten.

Bedauerlich ist, dass bei 240 Professuren an der Martin-Luther Universität sich kein einzige um die Landesgeschichte hier in Sachsen-Anhalt kümmert. Ich griff auf Historiker der anderen Bundesländer zurück, um Geschichtliches über meine Heimatregion zu erfahren – in diesem Fall auf den Sächsischen Historiker Thomas Lang, dem ich diese historischen Fakte verdanke.

 

BERND HOPKE
ORTSCHRONIST

AnnaOffice©2022-06-09

 

Quelle:

Thomas Lang; Auszüge zum Jagdschloss Lochau aus dem Manuskript seiner Dissertation über die ernestinische Hofhaltung im ausgehenden Mittelalter im Übergang zur Neuzeit; unveröffentlicht 2022