Die Idee

 – Friedrich der Weise der Trendsetter

Friedrich der Weise war der erste deutsche Fürst der diese mediterranen  „Gärten“ in Italien bei seiner Pilgerreise mit anderen Augen sah. Diese Art der Gärten sprachen ihn wohl an. Sie faszinierten ihn und ließen ihn wohl an den biblischen Garten Eden denken. Mit den verfügbaren exotischen Pflanzen darin wollte er einen ebensolchen Garten hier in Deutschland haben. Mit seinen nach mediterranen Vorbild in Lochau gestalteten Gärten setzte er den „Trend“  beim Hochadel. Sie fingen an, ihre Burgen in Schlösser umzugestalten und ähnliche Gartenanlagen zu schaffen, damit war der Renaissancegarten geboren. Bei diesen Gärten ging es nicht mehr nur um den Anbau von Obst, Gemüse, Kräutern und Blumen. Man wollte „Natur“ im Garten, aber eigentlich nicht so richtig, denn Ordnung muss sein. Hier konnte man die Erschaffung der „Welt“ mit den „natürlichen“ Mitteln nachgestalten. Wir befinden uns auch in der Zeit wo Europa die „Neue Welt“ entdeckte. So wurde gleichzeitig der Rahmen geschaffen für all die exotischen Pflanzen, deren Besitz allein schon Bewunderung  einbrachte. 

Auswahlbildtafeln aus dem Kräuterbuch von J. Kentmann von 1563
Ordnung muss sein

Die Teuer bei den Fuggern erworbenen exotischen Pflanzen brauchten einen entsprechenden Rahmen zu ihrer Vorführung. Da es sich dabei um Gewächse handelte, wurden sie entsprechend (un)natürlich arrangiert. Die Pflanzen, Bäume wie Sträucher wurden zu Raumbildende Elemente. Auf den alten Stichen und Landschaftszeichnungen ist zu erkennen, dass man die Pflanzen streng geometrisch anordnete, in Reihe und Glied und im gleich Abstand zueinander. Zufällig oder absichtlich waren die Bäume alle im gleichen alter und dem entsprechend gleich groß. Das war alles andere als ein „natürlicher“ englischer Garten. Noch waren die Bäume nicht so unnatürlich verschnitten wie es im Barock aufkommen wird, obwohl man die Spalierbildung durch den Weinanbau kannte und nicht nur dort anwendete. So wird auch davon berichtet, dass die Obstbäume (Spalierobst) den Weg (zum Schießhaus) begrenzen.

Und weil man so schön dabei war, machte das nicht nur bei der Flora halt. Man griff erheblich in die Landschaft ein – verlegte Wasserläufe, staute das Wasser an und musste dazu die Landschaft entsprechend (um)formen. Bewusst oder unbewusst griff man auf das Wissen der Antike, vor allem auf die Römische Ingenieurkunst zurück. In den Kanzleiakten steht hingegen nüchtern; Teich gegraben, Schuttbau errichtet, Schlossgräben liegen höher als die Schwarze Elster usw. usf.

Rekonstruktion der Gartenanlage von 1519 mit ausgewählten Gartenbereichen

Wir erlebten hier den Beginn der Landschaftsarchitektur. Wie heißt es so schön?

Die Landschaftsarchitektonische Räume verändern sich nicht nur durch den Einsatz von dynamischer Vegetation ständig, sondern auch durch die Änderung der Klimatischen- und Wasserverhältnisse. Sie sind daher im Gegensatz zu den architektonischen Räumen nie „fertig“ oder in ihrer Entwicklung abgeschlossen

Mit Übernahme der Regierungsgeschäfte durch Friedrich dem Weisen existierten aber schon Gärten rund um die Lochau. So wurden schon Lusthäuser: ein Sommerhaus, eine evtl. identische Esslaube und ein Wolfsgarten hier genannt. Diese Baulichkeiten hingen aber vorzugsweise noch mit der standesgemäßen Jagd zusammen. Auch seltene Pflanzen könnten schon im Schlossgarten gestanden haben. Der war ja auch Würz- und Nutzgarten. Ein Gärtner sollte vor Weihnachten 1487 einen Johannisbrotbaum von Dresden nach Lochau bringen. Im Januar 1488 wurde sogar schon ein Dresdener Baumgärtner dafür gewonnen, in Lochau zu arbeiten. Einige tausend einheimische Setzlinge, die das Lochauer Hofgesinde jedes Jahr einkaufte und anpflanzte, sind wohl für den Küchengarten gedacht gewesen. So steht es bei Thomas Lang in seinem mir zur Verfügung gestellten Material.

Festessen in der Weinlaube – nach einem Bildnis von Cranach

Im Jahr 1493 unternahm Friedrich eine Pilgerreise ins Heilige Land. Während seiner Reise kam er in direkten Kontakt mit Teilen Italiens und der Welt der mediterranen Kultur. Auch, wenn sein Weg dabei von Sterzing, Doblach und Treviso direkt nach Venedig (nach Th. Lang) und dann weiter die direkte Seeroute nach Jerusalem nahm. Hier im Orient wird erst seine Idee zu einem „Gartenreich“ dem „Garten Eden“ als sein Schlossgarten zu Lochau gekommen sein. Hierin folge ich Professor Stephan Hoppe Schrift bedenkenlos.

Als ranghöchsten Fürst im Deutschen Kaiserreich weilte Kurfürst Friedrich der Weise in seiner Zeit von 1494 bis 1498 am Hof Kaiser Maximilians I. Als einer der engsten persönlichen und politischen Vertrauten des Kaisers kannte Friedrich das höfische Leben in seinen bevorzugten Palästen wie auch in den Niederlanden. Hier hatte es wohl das von Seen umgebene Jagdschloss Tervuren, als Rückzugsort des Kaisers, ihm besonders angetan.  Auch wenn der Standort der alten Lochau am Rande der Auenlandschaft zwischen Elbe und Schwarzer Elster liegt und das Jagdschloss von einem Wassergraben umgeben war, gab es hier keine Seenlandschaft. Vor allem fehlte es hier an Fließgewässern und diese waren für die damalige Abfallentsorgung für eine größere Menschmenge dringend geboten.

hier geht es weiter im Text

BERND HOPKE
ORTSCHRONIST

AnnaOffice©2023-05-17

Quelle

  • Thomas Lang; Auszüge zum Jagdschloss Lochau aus dem Manuskript seiner Dissertation über die ernestinische Hofhaltung im ausgehenden Mittelalter im Übergang zur Neuzeit; unveröffentlicht 2022;
  • Stephan Hoppe „Anatomie einer frühen Villa „Rustica“ 2004;
  • Ingetraut Ludolphy: Friedrich der Weise – Kurfürst von Sachsen 1463-1525, Leipzig 2006,
  • Das Kräuterbuch des Johannes Kentmann von 1563, Reprintausgabe 2022, Verlag Galerie Bilderwelt Stuttgart, Hrsg. Dr. Harald Alex
  • Waldkarte von 1556; Lochische und Seydische Heide mit den umliegenden kleineren Wäldern und Gehölzen, Sächsisches Staatsarchiv 12884 Karten und Risse, Nr. Schr 006, F 077, Nr 014;