Preußische Lazarett

Die Belagerung von Torgau 1813


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„…Die eigentliche Belagerung wurde hier und zwar am 22sten November durch Errichtung einer Batterie in der linken Flanke der Teichschanze eröffnet, welche den Tag über heftig beschossen und in der darauf folgenden Nacht durch 200 Mann des Füsilier-Bataillons und 200 Mann vom 3ten neumärkischen Landwehrregimente erstürmt ward. Nach dieser Schanze führten zwei Dämme, welche ungefähr 150 Schritt vor derselben zusammen-stießen, der eine vor der Schafrichterei am Ende des großen Teiches, der andere, der sogenannte Färberdamm, weiter rechts. Auf den Letzteren ging Abends 11 Uhr der Kapitän v. Dobschütz vom Regimente mit der Kolonne, welche zum Soutien bestimmt war, und auf dem ersteren, zugleich dem näheren Wege, der Kapitän v. Winskowsky vor, dessen Kolonne eigentlich den Angriff ausführen sollte.ps_20161123132952Dem Kapitän v. Dobschütz war es indes in der Dunkelheit gelungen, unbemerkt bis in die Nähe der feindlichen Schanze zu gelangen und er hatte, des verabredeten Zeichens zum Vorgehen gegenwärtig seine Füsiliere auf beiden Seiten des Dammes niederlegen lassen als eine feindliche Patrouille dicht bei seiner Stellung vorüber ging und nach der Schanze zurückkehrte. Dieser folgten ein Paar Sektionen Füsiliere und drangen gleichzeitig mit ihr in die Schanze ein, während der Angriff auf allen Seiten erfolgte. Der Feind eröffnete zwar sogleich ein heftiges Gewehr- und Kartätschenfeuer, es wurden aber die Palisaden bald überstiegen und der Feind aus der Schanze vertrieben. Auch wurden die zwischen der letzteren und der Festung gelegenen zur Vorstadt gehörigen Häuser angezündet, und es kamen dabei mehrere feindliche Soldaten um, welche sich in dieselben geflüchtet hatten. Der Verlust unserer Truppen bestand in einigen Toten und 28 Verwundeten, unter welchen sich der Kapitän v. Winskowsky vom 1sten westpreußischen Landwehr Regiment befand, dem eine Kartätschenkugel beide Füße zerschmettert hatte und der später an dieser Wund starb.“

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Ein Grabstein auf dem Annaburger Barockfriedhof


Von November 1813 bis Februar 1814 war im Vorderschloss in Annaburg ein preußisches Feldlazarett eingerichtet. Dazu wurde ein Teil der Schulklassen und Schlafsäle, sowie einige Familienwohnungen geräumt und der Bereich durch einen Bretterzaun vom übrigen Schlosshof abgetrennt. Nach dem

„Verzeichnis der im Lazarett zu Annaburg verstorbenen Militärpersonen von den Truppen der hohen verbündeten Mächte im Jahre 1813 und 1814“ 

des Orts Kirchenbuches starben in dem Lazarett vom 5. November 1813 bis 10. Februar 1814 im ganzen 42 Personen, die meisten an Nervenfieber oder an Typhus, an Verwundung nur wenige.

ps_20161123142831Einer der wenigen im Lazarett verstorbenen Verwundeten ist der oben genannte Hauptmann Gustav Ewald von Winskowsky. Er wurde auf dem Friedhof der Ev. Kirche beigesetzt. Sein Grabstein kann dort besichtigt werden.

 

Thomas Finke

 

Quelle:

  • E.M. Dörk; „Das Königlich Preußische 15. Infanterie Regiment Prinz Friedrich der Niederlande (früher Graf Bülow von Dennewitz) in den Kriegsjahren 1813, 14 und 15“; von 1844 S.104ff