Weiße Frau

Die „weiße Frau“ im Annaburger Schloss


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1696 wird die „weiße Frau“ im Schloss Annaburg zum ersten Male gesehen. Nach dem Tode der Kurfürstin Anna verbreitet sich das Gerücht, „Mutter Anna“ habe in ihrem Laboratorium geheime Künste getrieben und dadurch große Schätze erlangt, die noch im Schloss verborgen seien. Die Kurfürstin habe sich einst, so erzählt man sich, aus dem Auslande einen Maurer verschrieben, ihn zur Verschwiegenheit verpflichtet und darnach durch ihn einem Rondel einen Schatz sicher einmauern lassen. Die Trottin, die im Jahre 1696 beim Amtman diente, will gesehen haben, wie dreimal aus der Erde eine Flamme emporgestiegen ist, und gleichzeitig vom Schloss her eine lange, weiße Frau nach dieser Stelle bewegt hat. Als bei dem Abtragen eines alten Walles im Schlossgarten ein verschüttet gewesenes Gewölbe freigelegt wird, entsteht das Gerücht, der Amtman Kutschreuter habe in Gemeinschaft mit Gärtner Hartung einen unermesslichen Schatz gehoben und für sich behalten, „ der in drei großen Koffern verwahrt gewesen sei, in deren einem große Menge kleiner Fächer mit Geschmeiden sich befand, während in den anderen Goldstücke „so groß wie die Teller“ waren. Vier Tage und vier Nächte habe das Zählen gedauert“.

schatztruhe

Durch die obersten Behörden in Dresden wurde 1727 eine Sonderkommission berufen, die dem hartnäckigen und alten Gerücht nachzugehen hatte, dass der Amtmann und der Gärtner im Spätsommer des Jahres 1696 einen verborgenen Schatz der Kurfürstin gehoben haben soll. Natürlich war die Arbeit der Sonderkommission ohne Erfolg. Wie sollten sie auch - Geister kann man nicht tatsächlich fangen. Und Schätze?

Quelle

    • Autorenkollektiv; Schloss Annaburg – Festschrift aus Anlaß der einhundertfünfundsiebzigjährigen Jubelfeier der Militär-Knaben-Erziehungsanstalt in Annaburg; Annaburg 1913; Verlag der Militär-Knaben-Erziehungsanstalt