– das besondere Lusthaus
Der Vogelfang als das Fangen von Wildvögeln wird zur Nahrungsergänzung schon lange vorher betrieben, wobei der Fang für die Singvögelhaltung erst seit dem Mittelalter überliefert ist. Dabei wurden besonders schön singende oder farbenprächtige Singvögel für die Käfighaltung aus der Natur entnommen. Aber für ein Jagdschloss typisch wurden auch gefangene Jagdvögel gehalten und für das Jagen im Rahmen der Beizjagd abgerichtet. Da es die Greifvogelvermehrung erst seit den 1970er Jahren gibt, waren früher alle Jagdvögel Wildfänge. Die Singvögel wie die Jagdvögel mussten entsprechend untergebracht werden. Dazu wurden die Vogelhäuser in den Gärten des Lochauer Schlosses benötigt. Sie dienten hier aber nicht nur zu ihrer Unterbringung sondern sollten auch prachtvoll präsentiert werden. So waren die Vogelhäuser begehbare in Form eines Gartenhauses errichtete Vogelvolieren. Ihre Errichtung erfolgte aber relativ spät, erst 1505/06 tauchen sie in den Amtsrechnungen auf.
Schon ein Jahr später folgt eine vollständig neu ausgeführt Vogelstube sowie am Teich ein Reiherhaus und es erfolgen auch Umbauten am Turm mit der Vogelstube darin. 1507 tauchen die Vogelhäuser erneut in den Amtsrechnungen auf, worauf 1508/09 sogar Ausmalungen im Vogelhaus abgerechnet werden. 1509 muss die Vogelstube bereits wider erneuert werden. 1510/11 erhält sie zu ihrer repräsentativen Ausschmückung noch Säulen und damit sie schneller zu erreichen ist wird ein Steg vom Weingarten zum Vogelhaus errichtet.
Hans Herzheimer berichtet wie folgt darüber:
Das dritte Lusthaus enthält ein großes, schönes, grünes Vogelhaus, etwa 20 Schritte lang und fünf Schritte breit. Es hat eine Stube, wo die Vögel im Winter bleiben können. Und es gibt alle Arten von Vögeln. Wenn die Vögel im Sommer singen, hört man sie in allen Räumen des Schlosses.
In wie weit dieses Vogelhaus schon einer heutigen Voliere bzw. Aviarium entsprach, die es den gehaltenen Vögel auch ermöglichte darin zu fliegen, wissen wir nicht. Zumindest schützte es die darin gehaltenen Vögel vor extremer Witterung und erlaubte das Überwintern.
BERND HOPKE
ORTSCHRONIST
AnnaOffice©2023-05-17
Quelle
- Thomas Lang; Auszüge zum Jagdschloss Lochau aus dem Manuskript seiner Dissertation über die ernestinische Hofhaltung im ausgehenden Mittelalter im Übergang zur Neuzeit; unveröffentlicht 2022;
- Stephan Hoppe „Anatomie einer frühen Villa „Rustica“ 2004;
- Ingetraut Ludolphy: Friedrich der Weise – Kurfürst von Sachsen 1463-1525, Leipzig 2006,