Das graue Männlein aus Coswig
Westlich der Straße von Prettin – Axien erinnert ein Gedenkstein an den ehemaligen Ort Coswig. Als dieser Ort noch bewohnt war, erschien dem letzten Ortsrichter in der Nacht ein graues Männlein, das ihn aufforderte ihm zu folgen. Gegen eine reiche Belohnung könne er einen Geist erlösen. Als Männlein zum dritten Mal erschien und ihn anflehte, entsprach der Richter dessen Wunsch. Der Weg führte schnurstracks zum nahen Burgwall bei Prettin, dem heutigen Schlösschen. Hier war ein Gang aufgetan, das Männlein leuchtete und schweigend gelangten die beiden in einen großen Saal. Mehrere Truhen die mit Gold gefüllt waren standen darin.
Das Männlein sagte, der Richter solle so viel nehmen, wie er tragen könne. Doch der traute sich nicht etwas zu nehmen. Da nahm das Männlein eine Kiste und trug sie vor den Wall. Der Richter folgte. Das Männlein verschwand und der Gang schloss sich wieder. Der Richter konnte nun unmöglich alles fortbewegen. Schnell eilte er nach Coswig um Hilfe zu holen. Mit zwei kräftigen Burschen kehrte er bald zurück. Sie fanden die Kiste, doch darauf saß eine riesige Gestalt und forderte eine Unterschrift mit dem eigenen Blut.
Schleunigst ergriffen Richter und Burschen die Flucht. Doch in der kommenden Nacht war es in Coswig nicht mehr geheuer. Selbst tagsüber ging den Einwohnern so manches daneben. Um diesem oder gar noch größerem Unglück zu entgehen, beschlossen sie ihre Wohnstätte aufzugeben. Die Jahreszahl und die Richtung, in die die Leute ihre Schritte wandten, sind heute unbekannt. Die Coswiger Hufen nahm die Prettiner Bürgerschaft in ihren Besitz.
Willy Eichler
Quelle Sagensammlung von Willy Eichler, Schulbroschüre
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