Kullerberge

Osterfreude im Annaburger Tiergarten


ls ein farbenprächtiges, deutliches Bild ist mir auf ewig der Ostermorgen im Gedächtnis. Blauer Himmel und Sonne, dazu der erwartungsfrohe Gang zum Ostereiersuchen in den Garten. Ich glaube, ab 1949 war auch mein Vater wieder dabei, wenigstens zu Besuch; denn durch den Wirrwarr nach dem Krieg konnte er seine berufliche Existenz nur in Halle sichern. Eine Freude! Alle beisammen! Und so viele bunte Eier fand ich. Brauch war, ehe ein Osterei gegessen werden durfte, es von einem der Kullerberge im Tiergarten herunterzukullern, bis die Schale gebrochen war. Deshalb strömten in munterer Unterhaltung und mit Gelächter am Ostersonntag und Ostermontag sämtliche Familien in den Tiergarten. Ein herrlich buntes und fröhliches Treiben war das, trotz aller Bescheidenheit und Not. Die Kullerberge sind übrigens Hünengräber aus der Bronzezeit.

Übrigens war es ebenfalls Brauch, an dem folgenden Sonntag nach Ostern noch mal „Kleine Ostern“ zu feiern. Nicht nur wegen der winzigen Anzahl bunter Eier. Nein, auch als Christen. Ohne Ostern gäbe es kein Weihnachten. So scheint für Christen eigentlich das ganze Jahr Ostern zu sein, das ganze Jahr Auferstehung.“

Auszug aus dem Buch „Flieg, Käfer; Flieg… – eine Nachkriegskindheit in Annaburg“ von Margit Naumann