1000 – 1500

Annaburg durch die J a h r h u n d e r t e – Chronologie der Ereignisse 1000 – 1500

zeilebrehna2Mittelalter Annaburg


6. Jh. In diesem Jahrhundert begann die Westwanderung der Slawen in das durch den Abzug germanischer Stämme in der großen Völkerwanderungszeit von Menschen weitgehend entblößte Gebiet bis zur Elbe-Saale-Linie. Unser heutiges Heimatgebiet lag tief auf slawischem Gebiet.

10. Jh. Eine Urkunde aus dem Jahr 965, deren Richtigkeit (mit Ausnahme der Ortszusammenstellung) als nicht vollständig gesichert erscheint, beinhaltet eine erste Zusammenstellung von bestehenden Orten aus der Wendenzeit, die bereits im 10. Jh. in unserem erweiteten Heimatgebiet gegründet sind. Es sind dies u.a.:

Torgua         =     Torgau
Dumoz          =     Dommitzsch
Clotna         =     Clöden (Klöden)
Sipnizi        =     Süptitz
Wazgrini       =     Axien
Triebaz        =     Trebitz
Olsnich        =     Elsnich
Prietozini     =     Pretzsch
Usizi          =     Eutzsch
Zuetna         =     Zwethau
Rochutim       =     Rakith
Broth          =     Pratau
Pretimi        =     Prettin
Hessuzi        =     Kemberg
Grodisti       =     Radis

In dieser Urkunde wurde von Otto I. der Honigzehnt aus der Wendenprovinz Nisizi an das Johanniskloster vor Magdeburg vergeben. Verwaltet wurde diese Provinz in der letzten Hälfte des 10. Jahrhundert von einem (Mark) Grafen Gero.

10. Jh. Rückeroberung der slawischen Gebiete jenseits von Elbe und Saale durch germanische Stämme. Heinrich der I. (919-936) legt frühzeitig Marken an, die als Schutzburgen an der Grenze der Völkerscheide errichtet werden. Die sogenannten Burgwarde (auch Burgwarte), sind Orte mit einer germanischen Besatzung in burgähnlichen Anlagen zum Schütze des Siedlungsraumes gegen den Slawen (Expansionsdrang der slawischen Adligen). In unserem Raum sind es u.a. ostelbisch Prettin (Erstnennung 965), Axien (Erstnennung 965) und Klöden (Erstnennung 965) sowie westelbisch Dommitzsch (Erstnennung 981) und Pretzsch (Erstnennung 981).

1004   In dieser Zeit muss nun der Gau Nisizi wieder den Charakter einer Mark angenommen haben, und war zu einer Grafschaft unter Graf Gero vereinigt gewesen. Dass dem so gewesen ist, geht auch aus einer Urkunde Kaiser Heinrich II., der von 1002-1024 regierte, hervor: in derselben bestätigt er am November 1004 dem Johanniter-Kloster vor Magdeburg den Honigzehnt aus der Slawenprovinz Nisizi. Die Orte, welche in dieser Urkunde genannt wurden, sind dieselben wie bei Otto I. im Jahre 965. Die Zeit der Markgrafenschaft Geros war eine fortlaufende Reihe von Kriegen mit Polen, in denen er sich nur sehr schwer behaupten konnte. Er selbst fiel in einem solchen Feldzuge gegen Polen im  Jahre 1015.

1012   Der Burgward Prettin kam an das Erzstift Magdeburg, in dessen  Besitz es sich noch 1163 befand.

12. Jahrhundert

lochau_120012. Jh. Im 12. Jahrhundert wurde die kirchliche Versorgung wendischer Ortschaften sehr stark intensiviert. Auf diese Weise konnte die wendische Bevölkerung in die Arbeit der Pfarrämter einbezogen werden. Um diese Zeit kam es auch zur Gründung einer Pfarrei in Lochau, das zum Bistum Merseburg gehörte. Der wendische Ort trug den Namen „Glochowe“. (L. Mechling, bis 1993 Pfarrer in Annaburg, schreibt, bezogen auf A. Hauck, a.a.O., Bd. 4; S. 583)

1118   In diesem Jahr hat der Elbstrom alle Felder und Wiesen überschwemmt, wodurch Feldfrüchte und Gras verdorben. (Dommitzscher Chronik)

1136-59 In sechs Einwanderungswellen erfolgt die Besiedelung der Gegend zwischen Elbe und Elster auf Geheiß Konrad von Meißen (der Große) durch deutsche Ansiedler. Ab 1152 nach verheerenden Sturmfluten an der Nordseeküste kamen verstärkt Holländer, Flamen und Friesen, die sich auch vorrangig in unsere Gegend ansiedelten. Charakteristisch für unsere Gegend ist aber auch dass die planmäßige Anlage neuer Dörfer durch die Lokatoren neben deutschen Siedlern auch slawische Siedler ins Land geholt wurden. Nur so lässt sich das enge räumliche Nebeneinander deutscher und slawischer Orts- und Flurnamen erklären.

1138  war eine solche Dürre, das die Erde in großen Risse aufsprang. Bei dieser großen Hitze gab auch große Waldbrände (Die Dommitzscher Chronik berichtet, dass aus den Erdrissen Feuerflammen gestiegen seien, welche ganze Wälder angezündet hätten).

1156 Die Mark Landsberg wurde vom Graf von Brehna erworben. Zu ihren Burgen gehörte auch Jezzant, das heutige Jessen, die wahrscheinlich auf einer vorhandenen Burgwallanlage errichtet worden war. Dabei gelangten als Magdeburger Lehen: Arnoldshagen, Trebus, Löben, Prettin mit der Heide, Burg, Schweinitz, Jessen, Klöden, Zwetau, Herzberg, Beizig, Zahna, Wiesenburg, Werben, Gommern u. a. in seinen Besitz. Ab dieser Zeit gehörte auch das Gebiet um Lochau (Annaburg) zur Brehnaer Grafschaft. Die Zeit der Brehnaer Grafen liefert uns aber keine Anhaltspunkte, ob bereits im 13. Jahrhundert eine burgähnliche Anlage in Lochau bestanden hat.

ps_201610171911331156 – 1181 Die Brehnaer Grafen schieben im Verein mit dem Erzbischof von Magdeburg (Wichmann) ihre Macht nach Osten vor. So wurden sie Herren unserer Region.

1159   Im Zuge der Ostsiedlung sollen auch Hohndorf – hoch gelegenes Dorf – und Bethau Flämischen Ursprung haben, deren Gründung in das Jahr 1159 gelegt wird (Leisegang).

1160  wurde Herzberg gegründet (Der Sage nach erlegte an dieser Stelle Albrecht der Bär einen Edelhirsch und gründete zum Andenken an jene Tat die Stadt).

1163/65   Der Burgwart Prettin wechselt die Besitzer. Die Urkunden dazu sind widersprüchlich, danach kommt die Burgwart an das Bistum Meißen, soll aber zur gleichen Zeit gegen Löbnitz an den Erzbischof Wichmann getauscht worden sein. „Es beweist einmal mehr, dass man den Urkunden aus dieser Zeit nicht unbedingt glauben darf. Viele sind gefälscht, selbst wenn sie aus dieser Zeit tatsächlich stammen, dann dem Inhalt nach, oder sie wurden in einer späteren Zeit erstellt. Es ging in den Urkunden ja in erster Linie um Besitz. Schriftkundig waren nur wenige, die Unterzeichner und Akteure selber in den seltensten Fällen. Den Nachweis der Echtheit, kann man erst Heute mit unseren Vielen Möglichkeiten erbringen. Dabei sind aber nicht alle Urkunden schon entsprechend untersucht worden.“

1170 Die letzte Bastion der Slawen in unserer Gegend, die starke Feste Jütribog (Jüterbog) fiel. Mit dem „burgwartenen Jütribog“ werden 1174 die Grafen von Brehna belehnt.

1172  war der Winter so mild, dass sich im Februar die Bäume belaubten, die Vögel ihre Nester bauten und Jungen brüteten.

1181 – 1221 Die Grafen von Brehna verlegen ihren Sitz in unsere Region (Löben), da ihre Mutter Brehna in ein Frauenkloster verwandelt. 

1182 Der Ort Schweinitz wird in einer alten Quelle erstmalig genannt als „Swinze“

1190  war ein so gelinder Winter, dass im Mai die Ernte begann.

11.-14. Jh. Die Chroniken berichten über 44 schwere Hochwasserfluten.


13. Jahrhundert

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1205 soll so große Kälte gewesen sein, dass das Bier in den Kellern gefror und pfundweise verkauft werden musste.

1260 Seit dieser Zeit war Wittenberg unter Albrecht II., Herzog von Sachsen – Wittenberg, die alleinige askanische Residenz

1280   Es ist eine wohlfeile Zeit gewesen; so dass man l Scheffel Korn um 22 Pf, l Huhn um 2 Pf. und l Mandel Eier um l Pf. hat kaufen können.

1289   war gar kein Winter

1290   In diesem Jahr belehnte König Rudolf seinen Enkel, Herzog Albrecht II. (1261-1298), mit der Grafschaft Brehna. Damit gehörte unser Heimatgebiet zu seinem unmittelbaren Untertänigkeitsbereich. Der Ort Lochau ist zu dieser Zeit noch nicht Urkundlich genannt.

1298    Herzog Rudolf I v. Sachsen verschreibt seiner Frau Jutta v. Brandenburg „dominium in Bren… cum castro Sliwen, Loffen Prettin, Pitervelt et oppido Hertzperch“.


14. Jahrhundert

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1327 Es wurde befohlen, dass von den Leuten in und außer Gericht alles in deutscher und nicht wie bisher in wendischer Sprache angebracht werden sollte. Das passierte aber nicht etwa einheitlich in allen ehemaligen slawischen Gebieten. So wurde im mittleren Elstergebiet noch bis ins 18.Jh. Gericht in slawischer Sprache gehalten.

1334   Sind von dem Churfürsten /Herzog/ Rudolph I. die zu dem verwüsteten Dorfe Coswigk gehörigen 66 Hufen, der Stadt Prettin einverleibt worden. (Die Schenkungsurkunde befand sich im 19.Jh. in der Urschrift im Prettiner Raths Archiv.) Nach der Prettiner Chronik von Leisegang soll Coswig während der kriegerischen Eroberung der Brandenburg durch Albrecht dem Bären im 12. Jahrhundert zerstört worden sein. 

1336   Prettin gelangt in den Besitz von Kurfürst Rudolph I. welcher hier ein Jagd- und Sommerschloss hatte und daselbst oft residierte. Ein Teil desselben soll übrig geblieben sein im so genannten  Schlösschen.


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1339 Erstnennung von Lochau (Annaburg) in einer Urkunde. In einer Schenkungsurkunde von Rudolf I., Herzog von Sachsen-Wittenberg (um 1284; † 12. März 1356) an die Pfarrkirche in Bretin (Prettin) werden die Orte Lochaw (Annaburg), Zulsdorf (Züllsdorf), Rosenfeld, Bethau, Purzin, Treben, Dautschen, Lebin, Plossig, Neuendorff (Groß Naundorf), Loeben, (Löben), Schweinitz, Jessen, Grabo, Schoeneicho (Schöneicho), Battin, Rade, Jorsdorf, Cleden (Klöden), Troeben (Dröben), Jemen, Axien, Tussnitz (Düßnitz), Hoendorf (Hohendorf), Zweth (Zwethau) genannt.

1342   Nach einem furchtbaren Winterhochwasser am Anfang Februar kam die „Sintflut des Mittelalters„, das Magdalenen-Hochwasser: „Die größte Über-schwemmung seit Menschengedenken fand im vierzehnten Jahrhundert statt. …“ das Magdalenen-Hochwasser fand im Sommer in der Zeit vom 21./22. Juli 1342 den Quellen zu folge statt. Die Quellentexte zur Witterungsgeschichte Europas‘ von Curt Weikinn belegen, dass neben Main, Rhein ebenfalls Donau, Elbe, Weser und deren Nebenflüsse überschwemmt wurden. Selbst die Eider nördlich von Hamburg trat noch über die Ufer. Das Katastrophengebiet erstreckte sich damals bis nach Kärnten und Norditalien. Heute geht man bei diesem Ereignis davon aus, dass es sich um eine 5b – Wetterlage handelte, die Mitteleuropa nach langer Hitze und Trockenheit erfasst hatte. In nur 2 Tagen fiel mehr als die Hälfte der üblichen Jahresmenge.

 Der ausgetrocknete Boden konnte diese immensen Wassermassen nicht aufnehmen und speichern, es kam zum großräumigen Oberflächenabfluss und Überschwemmungen. Die Auswirkungen waren katastrophal: „allein in der Donauregion fanden mehr als 6000 Personen den Tod; es gab riesige Verwüstungen; Häuser, Mühlen, und Brücken wurden zerstört. Die Fluten schwemmten so viel fruchtbaren Boden fort, wie bei normalen Wetterbedingungen in einem Zeitraum von 2000 Jahren verloren geht. In den darauf folgenden Sommern herrschten nasskaltes Wetter und Hungersnöte. Über die geschwächte Bevölkerung brach in der Folge 1348 bis 1350 die Pest herein, bei der mindestens ein Drittel der deutschen Bevölkerung ums Leben kam.“

1347   Im November legt ein Schiff aus dem genuesischen Kaffa in Marsaille an. Die Menschen an Bord leiden an der Pest und wurden bei der Belagerung von Kaffa von den Mongolen angesteckt. Der „Schwarze Tod“ hat Europa erreicht und die Epidemie breitet sich rasend schnell über den gesamten Kontinent aus. 350 Jahre lang wütete die Pest in Mitteldeutschland und erlosch dann von selbst. So wurde 1348 auch unser Heimatbereich betroffen. In zahlreichen Ortschroniken wird darüber berichtet. Über Verluste des Ortes Lochau, ist nichts bekannt geworden.


1355-1815 U. d. Kurfürstentum Sachsen

1356  Der wohl folgenreichste Schritt in Karls der IV Regierung (R 1346-1378) war die Verabschiedung der Goldenen Bulle. Sie regelte unter anderem das Wahlverfahren des römisch-deutschen Königs und setzte die Anzahl und Namen der Kurfürsten fest. So wurde sie zum „Grundgesetz“ des Reichs bis zu seinem Untergang 1806.

1355(56)   Seit dieser Zeit besteht das Kurfürstentum Sachsen anfänglich bis 1423 als askanischer Besitz, danach als wettinischer Besitz.

1373   Der Ort Schweinitz wird in einer Urkunde als Stadt erwähnt, auch bestand dort ein altes Schloss – welches die Kurfürsten oft besuchten.


15.  Jahrhundert

1401  In den Jahren von 1401 bis 1432 sind Jahre großer Wasserfluten gewesen, wodurch großer Schaden verursacht wurden.

1421   blühten im März alle Obstbäume und Ende April reiften die Kirschen

zeilelochauhirschjagd

1422   Erstmals wird das Lochauer „Haus“ (Jagdhaus – das Wort „Schloss“ wurde erst seit 1450 dafür benutzt) im Zusammenhang mit dem Tode des letzten askanischen Herzogs aus dem Haus Sachsen-Wittenberg erwähnt. Danach übernachtete Albrecht III. (1419-1422) nach einem Jagdausflug auf der Lochau. Als in der Nacht ein Feuer ausbrach, fielen 15 Menschen den Flammen zum Opfer. Der Herzog konnte sich nur mit Mühe retten, verstarb jedoch wenige Tage später am 25. Juli 1422 im nahen Wittenberg an den Folgen des Unglücks.

1423  Da Albrecht III. kinderlos starb, belehnte König Sigismund am 6. Januar 1423 den Markgrafen Friedrich IV., den Streitbaren von Meißen (1381-1428), mit dem Herzogtum und der Kurwürde von Sachsen. Der Landesname der neuen Herrschaft, des Herzogtums Sachsens, wurde nach und nach für das gesamte wettinische Gebiet (so die Mark Meißen und Mark Lausitz) gebräuchlich.

1429/30  fielen die Hussiten in unsere Region ein und verwüsteten viele Ortschaften bei ihrem Durchzug. 

1431   Vertrieb der Kurfürst Friedrich der Gütige alle Juden aus Prettin

1432  war eine schlimme Überschwemmung in unserer Region

1434   Es wird eine ganz besonders schwere Sommerflut genannt und eine große Mäuse und Hamsterplage verheerten die Ernte in unserem Heimatgebiet.

1439  brach die Pest hier aus, an welcher viele Menschen starben, die Krankheit war eine Art Schlafsucht, die mit dem Tode endete.

1445 In diesem Jahr erfolgte der Bau eines völlig neuen „Hauses zu Lochau“ (Schloss). Hierzu wurde der Baugrund mit langen Eichenstämmen neu verfestigt. Der Schmied hatte dazu das Holz mit Eisenringen zu versehen um ein aufspalten beim einrammen der Eichenstämme zu verhindern. Es wurde Sandsteinen aus Pirna und Raseneisenstein aus der Heide zum Bau genutzt.

1447 Heinrich von Kyntsch der Lochau und das Befestigte zum Lehnen von Hans Friedrich von Sachsen besessen hatte, muss im April dieses Lehen aufgeben.

1449   hat Herzog Wilhelm zu Sachsen, von Torgau aus, durch seine Soldaten, die Stadt Prettin plündern und anzünden lassen; so auch viele Dörfer in dieser Umgebung.

1450 Das „Neue Haus„, wird erstmalig als „Schloss“ in den Amtsrechnungen des Amtes Lochau bezeichnet.

lichtenbgzeilenbild1451 Die Antoniermönche in Lichtenberg (jetzt Prettin) geben das Patronat über die Lochauer Pfarre im Tauschwege an Friedrich den Sanftmütigen, Herzog von Sachsen, ab. Auf dem alten Pergament vom 9. April 1451 steht (gekürzt) geschrieben: „Ich Henricus von Strasfelt, Meister der Belage und des Hauses Sankt Antonio zu Lichtenberg, bekenne und gebe zu, daß ich die zwei Pfarren von mir als Meister und Gebieter des Hofes zu Lichtenberg, nämlich die Pfarre von Lochaw und Zwesikoso Friedrich dem Herzog von Sachsen zu Lehen wende zu einer Wiedererstattung von zween Altaren der Praffkirchen zu Prettin gelegen.“

1556  ordnete Papst Kalix III. (Calixt III.) das Mittagsläuten an, wodurch die Leute zum Gebet gegen die Türken erinnert werden soll.

Schloss Hartenfels
Schloss Hartenfels

1463 Am 17. Januar 1463 auf „Schloss Hartenfels“ in Torgau Friedrich geboren. Er wurde ein bedachtsamer und zugleich aufgeschlossener Regent. Seine Charaktereigenschaften trugen ihm schon zu Lebzeiten den Beinamen „der Weise“ ein. Trotz der widersprüchlichen Beziehungen zwischen dem Kurfürsten und dem Reformator wurde Friedrich vor allem als Beschützer Martin Luthers bekannt.

1463  wütete die Pest abermals furchtbar, so dass viele Ortschaften an der Elbe ausstarben. Zu diesem Sterben kam noch eine große Teuerung, sodass man für ein Hausbackenes Brot ein ganzes Bauerngut eintauschen konnte.

1465 Das alte Schloss wird renoviert.

1468 Dieses Jahr datiert die Verleihung der Gerechtsamen für die Bienenbeutnerinnung die ca. 50 Ortschaften umfasst und ihrem Hauptsitz in Lochau (Annaburg) hatte. Diese Gerechtsame wird 1736 auf kurfürstlichen Befehl aufgehoben.

1484-85 Es erfolgt der Bau des Schloss „Lochau“. Nach einem alten Verzeichnis kostete der „Bau zu Lochau von Ulrici (4.Juli) bis auf Cathebra Petri (22.Februar) 1485 an Gelde, Fleisch, Butter, Käse, Korn und Hafer …die Summe von 153 Schock 25 Groschen und 4 Pfennige“. Nach damaligen Preisen kostete z.b. ein Rind 30 Groschen, ein Schwein 20 Groschen und ein Huhn 4 Pfennige. Das Geldmaß zu dieser Zeit war der sächsische Silbergroschen zu 9 Pfennigen, der Pfennig wieder zu zwei Heller. Der Heller war die niedrigste Münze. 60 Groschen ergaben einen (Neu)Schock, der Altschock war nur 20 Groschen wert. Der Bau kostete damals an Geld 9.205 Silbergroschen + 4 Pfennige oder 82.849 Pfennige.

1486 Der Wettiner Friedrich (der Weise) III. (1463-1525) übernahm im Alter von 26 Jahren die Regentschaft im Herzogtum Sachsen. Um eine nochmalige Landaufteilung zu verhindern, teilte sich Friedrich die Regierungsgewalt mit seinem jüngeren Bruder Johann dem Beständigen (1486-1532).

1488/89  Erfährt man, dass am Schießgang am Lochauer Schloss die Überdachung mit Brettern erneuert werden musste. Am Torhaus musste die Zugbrücke erneuert werden. Als erster Neubau im Schlossaußenbereich entsteht ein Schießhaus. Zu dieser Zeit bestehen schon mehrere Themengärten im Außenbereich. So werden hier schon ein Sommerhaus, eine (evtl. identische) Esslaube und ein Wolfsgarten genannt. Auch die seltenen Pflanzen sollen schon in den Gärten gepflanzt worden sein. Aus den Rechnungen geht hervor das jährlich ca. 1.000 Setzlinge für die Nutzgärten vom Gesinde eingekauft und gepflanzt wurden.

1490  Die Lochau mit der angrenzenden Heide wurde als Rückzugsort im Wald häufig zu privateren Treffen mit den Albertinern, Welfen oder Erzbischof Ernst von Sachsen genutzt. So trafen sich beispielsweise die Ernestinern Ende Juni sowohl mit Herzog Georg von Sachsen, als auch Herzog Heinrich, den Mittleren, von Braunschweig-Lüneburg hier zur Jagd.

1490 Aus dieser Zeit stammt der hölzerne spätgotischen Corpus Christus (ohne Arme) der sich in unserer evangelischen Kirche befindet. Er stellt damit das älteste uns erhalten gebliebene Zeugnis unserer Stadt dar.

1490 Es beginnen die umfangreichen Neu- und Ausbauarbeiten ‚der Lochau‘. Der Kurfürst ließ das Schloss umgestalten. Neben Bauelementen der Spätgotik waren es nun Renaissancemerkmale, die das Aussehen des Schlosses bestimmten.  Es arbeiteten Maurer, Zimmerleute, Tischler und Maler an der Renovierung der Fürstengemächern auf den Türmen. Sie wurden erhöht und dann mit Täfelung, Schnitzerei, Bildwerken und verborgenen Aborttüren versehen zu komfortablen Wohnquartieren ausgebaut. Auch eine Drehstube für den Kurfürst, scheint bei diesen Umbauten in Lochau eingerichtet worden zu sein. Die Ausstattung für diese Stube erwarb der Kurfürst zuvor vermutlich in Nürnberg 

1493 gab im März Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen, den Befehl in seinem Schloss, dass eine Badestube und ein darüber gelegenes Gemach aus Stube und Kammer in seinem Turm errichtet werden sollte. Zuständig für die Bauaufsicht für diesen und die folgenden Bauten und war Graf Heinrich (XI.) Reuß von Plauen (1455–1502), der u. a. den Wittenberger tätigen Werkmeister Claus (Kirchner) für diese Aufgaben heranzog. Schon Ende November konnte die Badestube vom Hoflager genutzt werden.

1492-1514 Für Wölfe, die in den Waldgebieten unseres Heimatgebietes heimisch waren, ist an Hand der Torgauer Amtsrechnungen festzustellen, welche Fangprämien in diesen Jahren für Wölfe gezahlt wurden.

1494-1595 mussten die Amtsbauern hinter dem Schloss jenseits des Grabens Bäume gerodet, um Raum für einen Wild- oder Tiergarten zu schaffen. Zimmerleute begannen diesen zu umzäunen. Im Folgejahr arbeiteten Maurer an einer waldseitigen Umfassungsmauer, während Zimmerleute einen Plankenzaun in Richtung des Schlossgrabens errichteten. Hier wurden neben Hirschen und Rehe auch seltene Ochsen (Auerochsen und Bisons) gehalten. 

1595-1597 In dieser Zeit entstehen ein neues Saalhaus mit sechs verglasten Erkern, Giebelhäusern und einem eigenen Wendelstein. Auch die Kapelle wurde teilweise abgerissen und erhielt neue Außenwände, Emporen, eine Orgel, Ausmalung und ein neues Gestühl. Für die Ausmalung der Turmspitzen, Erker, Kapelle und Fürstenstuben waren Cuntz und Ludwig Maler sowie mehrere Gehilfen verantwortlich. In dieser Zeit verzeichnet die „Lochau“ mit 1.200 Gulden die höchsten Bauausgaben. Im gleichen Zeitraum arbeitet der Chronist Adam von Fulda (Adam Sänger) mit seinem Schreiber Lucas in Lochau an der vom Kurfürsten beauftragten Chronik über die Geschichte der Herzöge von Sachsen.

1497 Im November werden in Lochau zwei erkrankte Wagenknechte in einer gesonderten Stube für dy krancken an der frantzoße versorgt. Es handelt sich bei ‚den Franzosen‘ um eine Variante der Syphilis. Diese Krankheit brachten die Seeleuten des Columbus 1493 aus Amerika mit.

1499 begannen auch die umfangreichen Arbeiten an den Lochauer Teichen. Der Teichmeister erhielt für die Arbeiten und Werkzeuge etwa 250 Gulden. Mit dem Ausheben von Teichen beim Schloss näherte sich die Lochauer Anlage dem Bild des von Seen umgebenen, brabantischen Jagdschlosses Tervuren weiter an. Die späteren Jahre belegen, dass damit Wasserproblem verbunden sind, die durch die neun Kilometer lange Röhrleitung vom Gorrenberg bei Schweinitz nicht ausreichend gelöst werden konnte.

 

Bernd Hopke
Ortschronist

AnnaOffice©2022-08-28

 

Quellen:

  • Verein f. Heimatgeschichte u. Denkmalpflege Annaburg (Hrsg.) Jagdschloss Annaburg – Eine geschichtliche Wanderung, Horb/Neckar 1994;
  • Gründler, E.: „Schloss Annaburg“ Festschrift zur einhundertfünfzig-jährigen Jubelfeier des Militär-Knaben-Instituts zu Annaburg, Verlag von Oscar Haebringer, Berlin 1888
  • Heintze, Otto: „Annaburg das Städtlein an der Heide“ Geschichtlicher Rückblick, aus gebundene Beilagen der „Annaburger Zeitung“ 1930;
  • Thomas Lang; Auszüge zum Jagdschloss Lochau aus dem Manuskript seiner Dissertation über die ernestinische Hofhaltung im ausgehenden Mittelalter im Übergang zur Neuzeit; unveröffentlicht 2022
  • Duden, Grundwissen-Geschichte, Verlag Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG Mannheim 1996
  • Annaburg, Fremdenverein »Annaburger Heide« e.V., o. J
  • Geschichtlicher Rückblick von Otto Heintze 1938, Privatbesitz
  • Erich Richter: „Die Flut kommt!“, Heimatkalender 1955, Hrsg. Kulturbund, Kreisleitung Jessen
  • Hans-Peter Zeilinger: „klimatischen Verhältnissen“, Heimatkalender 1957, Hrsg. Kulturbund, Kreisleitung Jessen
  • Dr.Ing. Gratz: „Chronik-Düßnitz“, Eigenverlag 2000, Privatbesitz
  • Andreas Anlauf, „Der Kampf mit dem Wasser in der Parochie Klöden“, Manuskript, Predigerseminar Wittenberg,
  • Magister Friedrich Adolph Fürchtegott Buch aus „Die Geschichte der Stadt Prettin und ihrer nächsten Umgebung dargestellt von Superintendent Leisegang im Kapitel 1.“In ältester Zeit“ aus einer von Superintendent Buch 1833 begonnenen Chronik Prettins zur Verfügung gestellt von Hans-Albrecht Gäbel 2015

 

 

27.08.2022