Die Suche nach kürzeren Wegen für den Holztransport
Da auf der Schwarzen Elster, vor allem im Unterlauf das Flößen so erschwert war, suchte man ständig nach Lösungen, den Weg zur Elbe zu verkürzen. Bereits 1702 unterbreitete man Dresden den Vorschlag einen Floßgraben von der Schwarzen Elster bei Wahrenbrück bis nach Mühlberg anzulegen. Dresden wollte aber Geld einnehmen und nicht ausgeben und lehnte diesen Vorschlag ab. Da die Schwierigkeiten mit er Schwarzen Elster, vor allem die Holzverluste aber blieben, folgte bereits 1721 der Vorschlag die Schwarze Elster Schiffbare zu machen. Dazu wurde von zwei Sachverständigen ab dem 27. Oktober 1721 eine Besichtigungsfahrt von der Mündung der Schwarzen Elster stromaufwärts bis zur Lausitz durchgeführte. Nach Beendigung der Befahrung am 5. November stellten sie in ihrem Bericht fest:
„Dieses Vorhaben ist zu kostspielig, Es müssten 13 Schleusen angelegt werden. Häfen müssten gebaut und der Flusslauf an vielen Stellen vertieft werden. Auch Begradigungen wären an einigen Stellen notwendig.“
1725 und 1733 folgte weitere Schriften wegen der Anlegung eines Floßgrabens zwischen Schwarzer Elster und Elbe. Aber Dresden ließ sich von der Notwendigkeit nicht überzeugen. Erst 1741 fanden die Pläne zur Anlegung eines Hauptfloßkanals von den Elsterwerdaer „Vorhölzern bis zur Elbe zwischen Grödel und Moritz“ sowie der Anlegung eines Hauptfloßgrabens in den Liebenwerdaer und Finsterwalder Waldrevieren gehör. Zur Erschließung dieser Waldgebiete erfolgte 1742/43 der Bau des Hauptfloßgrabens vom Mahlenser Teich bis Finsterwalde über Sorno und Gosda zur Schwarzen Elster bei Plessa.
Die Schaffung des auch als Hauptfloßgraben benannten Gohra-Elsterwerdaer Floßgraben erfolgte im engen Zusammenhang mit dem zur gleichen Zeit geplanten Elbe-Elster-Kanal, dem Grödel-Elsterwerdaer Floßkanal. Er wurde 1740-1744 angelegt unter der Bauleitung von JOHANN MÜLLER und diente wie auch der südlich von Elsterwerda beginnende Floßkanal zur Holzversorgung der Stadt Dresden und der Gegend zwischen Torgau und Meißen. Er erhielt sein Wasser über ein System von Wasserstauen u.a. vom Neuen Teich (südlich von Gohra, durch den Landverbrauch des Braunkohlenbergbau abgetragen), vom See-Teich (südlich von Lichterfeld, ebenfalls abgetragen) und vom Mahlenz- und Schneidemühlenteich (südlich von Nehesdorf), die sich bei Sorno vereinigten. Der Graben war 10-12 Ellen (5,60-6,70 m) breit und hatte aufgrund der sandigen Bodenbeschaffenheit eine zur damaligen Zeit übliche Uferbefestigung aus Fichtenreisig.
Das interessante an diesem rein zu Floßzwecken errichtete Wasserbauwerk war die Tatsache, dass er nur beim Flößen Wasser führte. Ansonsten war er die meiste Zeit trocken. Bei Plessa mündete der Floßgraben in die Schwarze Elster. Zum Wasserstau dienten außer den erwähnten Teichen noch sieben so genannte Polterwehre und weitere Wehre (u. a. bei Oppelhain und am Döllinger See). Die Baumstämme wurden einzeln bis zur Mündung bei Plessa heruntergeschwemmt. Von dort, über die Schwarze Elster, gelangte es dann bis zur Hammermühle, wo sich ein Floßrechen befand, der das Holz in den Floßgrabenabschnitt durch den Schraden leitete. Von dort gelangte es über die „Neue Pulsnitz“ bis Elsterwerda. Hier wurde es schließlich über Holzrechen in der Pulsnitz in einen der drei Auswaschgräben des Holzhofes gezogen. Der Wasserstand dort wurde über zwei Wehranlagen gesichert. Zu diesem Holzhof wurde auch auf dem Landwege Holz mit Fuhrwerken aus den Dobraer Waldungen transportiert. Insbesondere nach den Flussregulierungen wurde beklagt, dass bei starkem Hochwasser infolge Rückstaus die ganze rechtsseitige Elsterniederung zwischen Plessa und Mückenberg unter Wasser gesetzt wurde. Durch den Braunkohlenbergbau verschwand er fast, Teile davon dienen heute zur Entwässerung des neuentstandenen Seengebietes (infolge Schließung der Tagebaue).
Zugleich wurde mit dem Bau des Grödel-Elsterwerdaer Floßkanals als kürzeste Schiffsverbindung zwischen dem Mittellauf der Schwarzen Elster und der Elbe begonnen. Er wurde der längste Kanal in Sachsen und konnte am 2./3.12.1748 (Beginn des Kanalbetriebes) fertig gestellt werden.
Der Kanal wurde 21,4 km lang und hatte 4 teils hölzerne und steinerne Schleusen, mehrere Überfälle und Wehre sorgten für einen ausgeglichenen Wasserstand. Wie exakt die damalige Planung eigentlich war, zeigt, dass die geplante Summe von 57.971 Talern nur mit 1.440 Taler überschritten wurde. Das aber nur, weil ein Dammbruch an der Elbe dazu führte, dass Elbwasser den Kanal verschlammte. Außerdem war zusätzlich ein Dammbau bei Pulsen für den Hochwasserschutz notwendig geworden, was man bei der Planung noch nicht erkannt hatte. Auch die Fuhrkosten für den Brückenbau hatten zur Überschreitung der Baukosten beigetragen, wie uns die Quellen verraten (Sicherlich, weil durch die „Rechtewahrung“ mehr Brücken als ursprünglich geplant, errichtet werden mussten).
Damit Verschob sich der Schwerpunkt der Kommissionsarbeit ins Amt Liebenwerda. Für Annaburg fokussierte sich bis zur preußischen Übernahme das Floßgeschäft auf die Holzscheitflößung auf den Neugraben.
Nach Errichtung des Grödel-Elsterwerdaer Floßkanals gingen die Überlegung 1754 auch dahin die Waldressourcen der Lausitz entlang der Spree wirtschaftlich für Sachsen zu erschließen. Dabei ging es auch hier vorrangig um Holztransporte auf dem Wasserweg. Es wurde in einer Denkschrift darum ersucht, den uns schon bekannten Wassermeister Johann Müller zu entsenden,
„damit er eine Linie ausgehe, sie abwiege, einen Riß einreicht und die Kosten in einen zuverlässigen Anschlag bringt“.
Johann Müller und Sohn wurden alsbald tätig. Ihr projektierter Graben sollte aus dem Raum Hoyerswerda kommend, den Lippitzgraben entlang zum Wolsching-Strom bis an die Reppitzer Wiesen (bei Senftenberg) führen. Durch diese hindurch zur Wolschnitz hernieder bis auf Höhe des Dorfes Brietzke und dort in die Schwarze Elster münden. Die Kosten für einen 5,6 m breiten Graben (bei einer Gesamtlänge – Neuanlage von 3,7 km) sollten lediglich bei 2.351 Talern liegen. Die Unterlagen wurden beim Premier-Minister Reichsgrafen von Brühl im Juni 1754 eingereicht. Neben der Beschriebenen Strecke aus dem Raum Hoyerswerda über Senftenberg zur Schwarzen Elster, gab es noch andere Trassenvorschläge.
So auch Spreewald – Luckau – Finsterwalde. Aber der Oberfloßinspektor Fink in seiner Stellungnahme schrieb dazu:
„Ist ein weitausstehendes Projekt, das viel Gulden kosten wird.“
Nach dieser Warnung wurde das Projekt fallen gelassen.
Um aber das Holz aus der Annaburger Heide auch in Sachsen zu verwerten und eventuell auf dem Schiffswege bis nach Dresden zu befördern, gab es noch 1780 den letzten Versuch einen schiffbaren Kanal durch die Annaburger Heide zu bauen. Der Auftrag ging im Frühjahr 1780 an den Landvermesser Ludwig Friedrich Hahn. Er plante den Kanal von der Schwarzen Elster zwischen Herzberg – Arnsnester über die Heidemühle (Wasserstau der Heidemühle nutzen) zum Schwannensee und von dort über Kochs Loch zum Roten Ochsen und dort in die Elbe mündend. Allein der Bau von sieben notwendigen Schleusen verteuerte auch dieses Projekt. Die Länge dieses Kanals sollten 6171 Ruten (ca. 23 km) betragen.
Bernd Hopke
Ortschronist
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