Vom Schützenhaus

Ein Schießhaus für die Prettiner Schützengesellschaft


Magister Fürchtegott Buch schreibt auch kurioses über das Prettiner Schützenhaus:

"Besondere Erwähnung und Beachtung bedarf nun noch das Schießhaus, das einen eigenen Entwicklungsgang durchgemacht hat. Die ältesten Nachrichten darüber reichen bis in das Jahr 1806 zurück. In diesem Jahr brannte das alte baufällige Gebäude ab, und man fing an ein neues zu bauen und war damit 1808 bis zum Dach gekommen. Da aber der Bau bis dahin schon 8000 Taler gekostet hatte und nach einem gefertigten Anschlag bis zum fertigen Ausbau noch 8000 Taler erforderlich zu scheinen schienen, so blieb es unausgebaut von 1808 stehen bis zum Jahr 1823. Zu bemerken ist, daß der Stadtschreiber und Accisinspektor Schmorl Auftrag hatte, das neue Schützenhaus zu bauen, da es aber den Bau zu kostspielig angelegt hatte, dass es bis zum Dache schon 8000 Taler kostete, und die Kommune nicht weiter zu geben wollte, so blieb dieser Bau, wie gesagt unvollendet liegen.
Jetzt, statt dieses große und schon soweit schön massiv ausgeführte Gebäude zu vollenden, fasste man den törichten Entschluss, dasselbe, wie es stand, an den Meistbietenden mit Genehmigung Königlich hochlöblichen Regierung zu Merseburg, zu verkaufen. In demselben Jahre wurde es öffentlich an den meistbietenden verkauft. Der Schmiedemeister Müller erstand es nun und für den geringen Preis von 1325 Taler. 
Von demselben kaufte es die Schützengesellschaft wieder, um aus dem Baumaterial ein kleineres Schützenhaus, von weit geringeren Umfange und Ansehen, für 1500 Taler zu erbauen, welches unten massiv und oben von Holz ist. Dieses Bürgerschützenhaus, ward aus Geldmangel an den Schaafmeister zu Lichtenburg Kauerauf (1831) käuflich abgelassen für 1050 Taler.

Man muss annehmen, dass es etliche Bürger der Stadt Prettin dem Schaafmeister seine Neuerwerbung nicht gönnten, denn:

am 21.Oktober 1838 brannte früh nach einem Bürgerball gegen fünf Uhr das Schützenhaus ab, ob durch Anstiften des Besitzers und damaligen Eigentümers oder durch Verwahrlosung, ist noch unerkannt geblieben.

Aber diesmal wurde es schon im folgenden Jahre wieder vom Besitzer aufgebaut.

"Dasselbe kam dann aber im Jahre 1860 zur Subhastation (Zwangsversteigerung), wobei es die Schützengesellschaft für 20 Taler erstand; es haftete außerdem ein Ergebnis (Hypothek) von 26 Taler darauf. Die Gesellschaft verkaufte es später wieder. Am 06. Mai 1878 ging es abermals in Flammen auf. Der jetzige Besitzer (Dünnebier) baute dasselbe nun aber nicht wieder an der alten Stelle außerhalb der Stadt am Dommitzscher Wege auf, sondern kaufte einen Garten am Elbtore, wo er das neue Schießhaus noch in demselben Jahre fertig stellte."

Bernd Hopke
Annaburger Ortschronist

 

 

Quelle:
Chronik von Prettin u. Lichtenburg angefangen v. Magister Friedrich Adolph Fürchtegott Buch, Oberpfarrer; Übertragen von Hans-Albrecht Gäbel; 2009; unveröffentlicht
Julius August Richter; Handschrift „Chronik der Umgebung Prettin“; Kap.16; Übertragen von Hans-Albrecht Gäbel; 2003; unveröffentlicht