Annaburger Schulen

eine Schulgeschichte


Die Schulentwicklung in Annaburg – von der Vergangenheit bis zur Gegenwart – ist ein interessantes Thema, denn es zeigt die wechselnden Interessen der Akteure, der Obrigkeit, der Eltern und ihrer Kinder die sich in der Bildungspolitik der jeweiligen Zeit widerspiegeln. Es geht dabei um die Bildung der Mehrheit eines Volkes – wie viel Wissen war da erlaubt und erwünscht. Bildung für das Volk setzte erst mit der Reformation ein. Davor war es ein Privileg der Kirche, weder der Adel noch das niedere Volk konnte in der Masse lesen und schreiben. In den Städten, vorrangig durch die Kaufleuten angeregt, entstanden die ersten eigenen Bildungs- und zaghaften Schulversuche. Wenn Quellen dennoch von ersten (Dorf)Schulen berichten, ging es dort nicht um Lesen und Schreiben noch Rechnen, es war eine frühe Form des Religionsunterrichts, gelehrt wurde der Katechismus (Katechismus – gesamte mündliche Unterweisung der Gläubigen), denn ein gefestigter Glaube setzte auch Kenntnisse voraus. Dieser Glaubensunterricht wurde vom „Schulmeister“, dem Küster und/oder Kantor (Küsterschule) durchgeführt. Er erfolgte auch nicht täglich, sondern meist nur sonntags (Sonntagsschule) oder im Winterhalbjahr an dafür bestimmten Tagen. Allerdings wurden diese „Schulen“ aufgrund ihres geringen Stelleneinkommens von eher ungebildeten Küstern, oder Schulmeistern mit Nebengewerbe gehalten. Eine Schulpflicht bestand nicht, man war angehalten die Kinder dorthin zu schicken. An dieser Art Bildung war in erster Linie die Kirche interessiert – nicht die Eltern, sie benötigten ihre Kinder als Arbeitskraft. Schulgeld war noch nicht üblich, der Schulmeister erhielt von den Eltern Geld, wenn er „schnell“ war und die Kinder nicht so lange in der Schule verblieben. Ein gesondertes Schulgebäude wurde dazu nicht benötigt. Dieser Unterricht erfolgte meist im Hausstand des „Schulmeisters“. Die Kinder in dieser Zeit, und auch noch viele Jahrhunderte später, mussten häufig die Grammatik oder Texte einfach nur hören und auswendig lernen. Dabei erhielten sie kein tieferes Verständnis für die Unterrichtsinhalte.

Die Lochauer (Annaburger) Kirchschule in sächsischer Zeit

Daran wurde in der Reformationszeit angeknüpft. Die jetzt endlich auch über eine eigene höhere Bildung verfügende Landesfürsten fühlten sich nun mehr oder weniger auch für die Bildung ihrer Landeskinder zuständig. Eine Bibel in deutscher Sprache – sie sollte nun auch gelesen werden können. Deswegen stand am Anfang bei der Wissensvermittlung das Lesen neben den Glaubensinhalten im Vordergrund. Das vermittelte Schulwissen diente in erster Linie der Stärkung der Kirche als Institution. Martin Luther höchstpersönlich schrieb schon 1529 in Auswertung der ersten Kirchenvisitation von 1528 in Wittenberg den „Deutsch Katechismus“ – für den Unterricht der Kinder und Einfältigen. Auch unser Landesvater Kurfürst August wurde aktiv und in seiner „väterlichen Art“ schrieb er dazu 1580 die Kirchen- und Schulordnung in Annaburg, die dann in ganz Sachsen in Kraft treten sollte. „So bedeutet das Jahr 1580 einen Merkstein in der Geschichte des Schulwesens, insofern, als damit zum ersten Male eine Regelung der Schulverhältnisse auf dem Weg der Gesetzgebung erfolgte.“ (1) Unterrichtet werden sollte der Katechismus, Singen, Lesen, Schreiben und Rechnen durch einen fähigen Lehrer. Die Finanzierung hatte durch die Kirchengemeinde, weshalb später der Kantor und/oder Küster auch der Lehrer in Personalunion wurde, zu erfolgen. Ein Schulgeld war auch vorgesehen, deren Erhebung bei den Armen „der Nächstenliebe halber“ auszusetzen sei. Sachsen, ganz vorbildlich, legte die Pflicht der Eltern, sie sollten ihre Kinder (Mädchen und Jungen) fortan fleißig zur Schule schicken, fest. Es gilt als eine Vorform der allgemeinen Schulpflicht, denn die Eltern wurden erstmal nur angehalten, ihre Kinder dorthin zu schicken. In vielen Gemeinden, so auch in Annaburg, reichte die Wohnung des Schulmeisters als Unterrichtsraum nun nicht mehr aus, ein gesondertes Gebäude musste her. Die Gemeinden erbauten jetzt ihre Schulhäuser, auch Annaburg 1583. Sie wurden als Einklassenschulen eingerichtet. Dabei reichte meist ein gemeinsamer Klassenraum für Mädchen und Jungen aus. Im oberen Geschoß fand meist noch der Schulmeister seine Wohnung. So vermutlich auch im ersten Schulgebäude hier in Annaburg. Anfänglich erfolgte Unterricht bei uns in Annaburg durch einen Schulmeister, denn in unserer Kirche gab es im 16./17. Jahrhundert noch keine Kirchenangestellten, wie Küster oder Kantor. Die schulische Unterweisung hatte ihren festen Ort in unmittelbarer Nähe zur Kirche. Die Finanzierung lag bei der Kirchengemeinde, weshalb es schon sehr nahe lag, auf dem Grund und Boden der Kirche zu bauen. Das Einkommen bezog der Schulmeister und/oder später der Küster neben dem Schulgeld ausschließlich von Seiten der Kirche. Ihm stand eine freie Wohnung, für den Unterhalt ein kleines gezahltes Gehalt und damals üblich und verbreitet auch die Nutzung von Dienstländereien, wie etwa ein am Schulhaus gelegener Garten, zu. Vor allem die Schulmeister in den kleinen Dorfgemeinden waren gezwungen ein Nebengewerbe zu betreiben, weil das gezahlte Schulgeld für ihren Unterhalt meist nicht ausreichte. So können wir aus der Richterchronik über die Labruner Dorfschule noch Anfang des 18. Jahrhundert entnehmen: 

Seit 1726 arbeiten an dieser Schule folgende Lehrer Christian Roick, der zugleich nebenbei das ehrsame Schneiderhandwerk betrieb.

Über die Bethauer Schule erfahren wir aus der dortigen Schulchronik:

Der erste Lehrer in Bethau, der mit Namen bekannt ist, heißt Andreas Bernth, seines Zeichens ein Kleinschmied. Er amtierte von 1572 bis 1612. Dann kommt ein Prettiner Bürgersohn Namens Johannes Lehmann, ein Leineweber. Er starb 1637 an der Pest.

Auch bei diesen Schulmeistern lässt sich vermuten, dass sie ihr Gewerbe auch weiterhin nebenher ausübten.

Die Schulzeit war anfangs auf 4 Jahre (10 – 14 Jahre) beschränkt. Die Schulaufsicht lag beim Pfarrer, der aber bei der Einstellung des Küsters und/oder Kantor kein Mitspracherecht besaß.

Was das 16. Jahrhundert mühsam aufgerichtet hatte, ging im 17. Jahrhundert fast vollständig zugrunde.“[1] Die Pfarrer kamen nur sehr selten ihrer Aufsichtspflicht in vollem Umfang nach[2], sicher auch weil es einen enormen Zeitaufwand, der nicht immer aufzubringen war, forderte. Ein weiterer Faktor, welcher die Entwicklung des Schulwesens enorm behinderte, war mit Sicherheit der 30-Jährige Krieg. Für die Bevölkerung waren gerade in diesen Zeiten andere Dinge von wesentlicher Wichtigkeit, als ihre Kinder in die Schule zu schicken.

Sachsen ging bei der Schulentwicklung in Deutschland weiterhin voran. Der Föderalismus der Kleinstaaterei in Deutschland verhinderte eine einheitliche Entwicklung dabei entschieden, damals mehr als heute. So zog das benachbarte Preußen erst Anfang des 18. Jh. nach. Hier erließ der preußische König für seine Landeskinder 1717 eine Schulordnung, in der die allgemeine Schulpflicht für Mädchen und Jungen gleichermaßen festgeschrieben wurde. Es entstand dabei eine „Sonntagsschule“, denn als Arbeitskraft sollten die Kinder im „armen“ Preußen nicht verloren gehen. (3)

Erst die französische Aufklärung im 18. Jahrhundert gab der Schulentwicklung neue Impulse. Mit der Aufklärung sollten weitere Lerninhalte in die allgemeine Schule einfließen. In Sachsen erließ die Regierung am 17.3.1773 eine erneuerte Schulordnung, die auf die aktuellen Gegebenheiten einging und gleichzeitig auf die Kirchen- und Schulordnung von 1580 zurückgriff. Unsere Kirchengemeinde verfügte nun schon über einen Küster und/oder Kantor. Ab jetzt bestand für alle Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren die Pflicht, in die Schule zu gehen. Dadurch stieg die Anzahl der Schüler durch die Erweiterung der Schulpflicht. Eltern, die ihre Kinder zum Beispiel in den Erntemonaten nicht zur Schule schickten, mussten, wie schon in einer Verordnung von 1769, eine Strafe von 60 Groschen. bezahlen. Es bestand die Möglichkeit, dass für besonders arme Eltern das Schulgeld für die Kinder von der Kirche bezahlt wurde. Die Kinder sollten in 3 „Haufen“ unterrichtet werden. Das erklärt uns auch die noch 1840 beschriebene Klasseneinteilung (1. Klasse; 2. Klasse 1. Abteilung und 2. Klasse 2. Abteilung). Dem Einfluss der Aufklärung ist es zu verdanken, dass realistische Unterrichtsthemen eingeführt werden sollten. So wurde dem Vorwurf, dass die Schule zu einseitig auf Kirche ausgerichtet war, Rechnung getragen. Der Wissensstand der Jungen und Mädchen wurde jetzt dokumentiert. Dabei wurden meist Tabellarisch alle erfasst mit Namen, Alter sowie ihrer Anwesenheit. Nachgewiesen wurden auch alle versäumten Schullektionen in Monaten, Wochen, Tagen und Stunden. Wobei die meisten Kinder zwischen einem und fünf Monaten fehlten. Das war der „Normalzustand“ der aufzeigte, dass die angeordnete Schulpflicht weder von den Eltern noch vom Pfarrer in Form von Strafe wie gefordert umgesetzt wurde. Das Bedeutet aber auch, dass das Mindestmaß an Bildung bei vielen nicht erreicht wurde. Trotz allem wurde die Leistungen eines jeden auch bewertet, das Wissen der einzelnen Kinder in der Bibel und dem Katechismus, ihre Fertigkeiten im Lesen und Buchstabieren, im Schreiben und im Rechnen wurde beurteilt. In der letzten Spalte wurden ihre Sitten mit Adjektiven wie nachlässig, unachtsam, faul, fleißig, gehorsam, folgsam oder aufmerksam eingeschätzt. Den Abschluss bildete ein Bericht über die gelehrten Inhalte, welcher gleichsam einen Einblick in die Art und Weise des Unterrichts gaben. In Vorbereitung der Schulprüfungen hatte der Pfarrer eine Schulpredigt zu halten, in der den Eltern der Nutzen und die Notwendigkeit des Schulbesuchs erklärt wurde. Kinder im Alter von 14 Jahren erhielten nach bestandener Schulprüfung die Konfirmation. Erst danach waren die jungen Erwachsenen zum Abendmahl zugelassen und nicht mehr schulpflichtig. (4)

Die Schule in Annaburg wurde so zu einer 9 Klassigen „Elementarschule“. Die Kinder waren in 3 Klassen mit Knaben und Mägdlein eingeteilt deren Unterricht im Schulgebäude am Markt in zwei Klassenräumen stattfand. Immer drei Jahrgänge in einer Klasse. Die dritte Klasse (eigentlich Klasse 2 Abteilung 2) waren die Kleinsten und hatten vormittags bei einem angestellten Lehrer Unterricht. Die zweite Klasse wurde im gleichen Schulraum dann vom Küster am Nachmittag unterrichtet. Die „Großen“ in der ersten Klasse hatten ihren Unterricht beim Kantor. Dabei wurde das Lesen, Schreiben, Rechnen und Unterricht in Glaubensfragen einschließlich Singen, als kirchlichen Gesangunterricht, gelehrt. Oft war es üblich, dass die Lehrer auf Grund ihres geringen Einkommens gezwungen waren nebenher einen handwerklichen Beruf meist auch in der Schulstube auszuüben. So war es in Bethau durchaus möglich, dass der Lehrer während des Unterrichts noch Näharbeiten verrichtete. Das betraf z.B. die Bethauer Schule, da hier der Schulmeister keine Kirchenfunktion in Personalunion ausübte. Schließlich wurde, um die Qualität des Unterrichts noch mehr zu verbessern, auch ein separater Unterrichtsraum gefordert. Dieser bestand zwar schon lange in Annaburg, reichte aber mit Entstehung der Neuhäuser schon lange nicht mehr aus. So bestand seit 1773 auch die Notwendigkeit der Erweiterung des Annaburger Schulgebäude. Da die Erweiterung erst in preußischer Zeit erfolgte, erklärt sich die Unterteilung der 2. Klasse in Abteilung I und II. Da sich hier, mit 2. Klasse war der zweite Schulraum gemeint, die Schüler der Abteilung I Vormittags und Abteilung II Nachmittags den gleichen Klassenraum teilen mussten. Anders wäre man mit dem Schulgebäude am Markt mit den zwei Klassenräumen in der unteren Etage (oben wohnten Kantor, Küster und Lehrer)  nicht so lange ausgekommen. (6)

Die Zeit der Aufklärung bescherte den Annaburger aber auch eine Spezialschule, das Militär-Knaben-Erziehungsinstitut, welches 1738 in Dresden gegründet und 1762 wegen der schlechten Versorgungslage im Siebenjährigen Krieg nach Annaburg verlegt wurde. Hier wurden meist Waisenknaben, deren Väter beim Militär dienten im Alter von 8-9 Jahren aufgenommen und erhielten eine vierjährige Ausbildung. Anfänglich wurde die Ausbildung altgedienten Unteroffiziere übertragen. Diese wurde aber zum Ende des 18. Jahrhunderts bereits durch richtig ausgebildete Lehrer ersetzt. Die hier vermittelte Ausbildung entsprach dadurch immer mehr einer „realen“ Bildung, auch wenn diese in erster Linie auf militärische Ansprüche ausgerichtet wurde. Die in den Volksschulen vorgebildeten Zöglinge (aufzunehmende Zöglinge mussten mindesten 3 Jahre Volksschule absolviert haben) wurden jetzt auf Schönschreiben und das Beherrschen des Rechnens getrimmt. Trigonometrie und Vermessungskunst wurde wie Zeichnen, Geografie, Naturlehre und Musik unterrichtet. Auch Latein wurde zeitweise gelehrt. Auf die musikalische Ausbildung war das MKI von Anfang an spezialisiert. 1/4 bis 1/3 der talentiertesten Zöglinge wurden in so genannte Musikklassen zusammengefasst und gründlich als Musiker ausgebildet.

Der musikalische Unterricht ist natürlich teils theoretisch, teils praktisch. Bei dem ersteren macht der Musiklehrer damit den Anfang, dass er seine Schüler die Eigenschaften der Instrumente, die Noten und das Zusammenwirken der einzelnen Instrumenten in einem Orchester kennen lehrt. Der Wissenstand wird periodisch überprüft. Die Musikschüler werden in drei Abteilungen unterrichtet. Die Schüler der untersten Abteilung, der dritten lernen die Noten. Die zweite Abteilung lerne die "italische Benennung" kennen und verstehen und die ersten leichten "Manieren" kennen und ausführen. Die dritte Abteilung erhält die Unterweisung in die Ausführung der Akkorde und Intervalle. Sie üben auch das Notenschreiben in ihren Fächern. Zum praktischen Unterricht werden folgende Instrumente bespielt:

  4   Tropeten
  6   Waldhörner
20   Klarinetten
  6   Hautbois
  2   Tailles
20   Quartflöten
  2   Pikkelflöten
  4   Fagotts
20   Pfeiffen
12   Violinen
  2   Violen
  2   Violonce´lls 
  2   Violo
  1   große Trommel
  2   messingene Becken
  2   Triangel
  1   Tambourin
  1   halber Mond
Diesen Instrumentenbestand besaß das Institut aber erst am Ende des 18. Jahrhundert.  

Die Armee benötigt schließlich auch Pfeifer, Trommler und Oboisten. Die hier ihre Ausbildung absolvierten traten nicht alle in den Armeedienst, aber sie besaßen ein Bildungsniveau mit dem sie nichtakademische Stellen voll ausfüllten, als Stadtschreiber, Steuereinnehmer, Schulmeister usw.  (5)

Die so ausgebildeten Zöglingen fanden außer einer militärischen Verwendung, Anstellungen als Stadt-, Tor-, Marktschreiber, genauso als Steuer- oder Akziseneintreiber. Durch ihre gute Zeichnerische Ausbildung fanden sie auch Zugang als Porzellanmaler oder Kupferstecher in den Druckhäusern.     


Die Annaburger Elementarschule in preußischer Zeit

In der Preußischen Zeit erfolgte endlich die seit 100 Jahren im gesetzlichen Rahmen geforderte, aber nie umgesetzte Unterweisung in „Realien“ – gemeint eine an den weltlichen Erfordernissen ausgerichtete Schulausbildung in den Volksschulen. Diese wurde noch nicht von oben herab verordnet, sondern geschah allmählich durch Protektionisten des deutschen Bildungsbürgertums. In erster Linie durch das Wirken der sowieso vor Ort zuständigen evangelischen Pfarrern. In Annaburg in der ersten Hälfte bis Mitte des 19. Jahrhunderts durch das Wirken von Pfarrer Dr. Georg August Wilhelm Seyler genauso wie durch den Leonhard Woepcke dem Schlossprediger und Schulinspektor am Militär-Knaben-Erziehungs-Institutes. Die Annaburger Volksschule profitierte in dieser Zeit auch von der Existenz des MKI. Wir können davon ausgehen, dass der Unterricht in unserer Dorfschule Qualitativ entschieden von den üblichen Dorfschulen abwich und die Kinder in der Annaburger Gemeinde eine wesentlich bessere Schulbildung erhielten die sich mit den umliegenden Städten durchaus messen konnte.

Baulich tat sich auch einiges, 1825 erfolgte der Neubau des Schulgebäudes am Markt (es wurde 100 Fuß zum Markt versetzt). Die Finanzierung erfolgte aber nicht mehr nur durch die evangelische Kirchengemeinde da der Schuleinzug jetzt für die Annaburger Landgemeinde galt – wozu jetzt auch der Forstgutsbezirk Annaburg zählte. Die Kirche steuerte für den 2.600 Taler teuren Neubau lediglich noch 500 Taler (behördlich Angeordnetes Gnadengeschenk) und stellte das Grundstück (Küstergrundstück) zur Verfügung. Später erst, 1940, wurde die Kirche gezwungen dieses Grundstück der Annaburger Schulgemeinde zu übereignen. Mit diesem Neubau wurde aber lediglich dem höherem Platzbedarf der gewachsenen Schülerzahl durch die sich gebildete Neuhäusergemeinde endlich Rechnung getragen. Zukunftsträchtig war das aber gar nicht,  da sich die Landgemeinde Annaburg von ca. 1.000 Einwohner auf 1.500 erhöht hat und dabei die Schülerzahl im Einzugsgebiet auf 400 stieg. Deswegen bekommt 1849 die Kirchgemeinde den Standort der nicht mehr benötigten Kornspeicher am Markt in der Nähe des Schosses als Bauland für ein neues Schulgebäude zugewiesen, welches 1851 als zweites Schulgebäude fertig gestellt und dann genutzt wurde. 

Auch die Anzahl der Lehrerstellen erhöhte sich. Mit der Aufhebung der Leibeigenschaft gab es speziell in Annaburg eine folgenreiche Änderungen der Schulgemeinschaft. Die Kinder aus den Forstarbeiterfamilien, den Forstgutsbezirken, wurden teilweise in die Annaburger Schulgemeinschaft intrigiert, dafür erhielten sie vom Forstfiskus die alten Kornspeicher zum Abbruch und als Bauland für ein neues Schulgebäude und sicherlich auch noch das Bauholz dazu. Damit sollte der Konflikt behoben werden, der darin bestand, dass die Bewohner des Forstguts-Bezirkes Steuerfrei waren und nicht in die Gemeindekasse zahlen mussten. Der gefundene Kompromiss der zwischen der Gemeinde (Gemeindevorsteher Buntrock) und der Forstverwaltung (Forstmeister von Hagen) ausgehandelt wurde sah daher vor, dass der Gemeinde das Grundstück der Kornspeicher übereignet wurde und die Kinder vom Zschernick aber ihre eigene Schule bekamen. Das bedeutete, dass der Forstgutsbezirk (Tiergarten) weiterhin eine eigene Schulgemeinschaft bildete und dazu auf Kosten des Forst-Fiscus eine Einklassenschule im Zschernick betrieb. Diese Schulgemeinschaft umfasste die Kinder der Waldarbeiterfamilien der Forstreviere Arnestnester, Löbener Revier (später Meuselko), dem Redslob Revier (Tiergarten), dem Madelner Forstrevier und dem Revier Züllsdorf (Pechhütte). Durch die nachfolgende Umstrukturierung in der Forstverwaltung mit Bildung der Oberförstereien und der Aufgabe der Holzflößerei wurde die Schule im Zschernick nach wenigen Jahrzehnten wieder geschlossen. Die Kinder wurden danach in die Schulgemeinschaften ihrer Wohnorte integriert. Unter Führung des Ortspfarrers Dr. Seyler wurde eine reine Mädchenklasse gebildet, wo auch hauswirtschaftliche Themen gelehrt wurden. Anfänglich erfolgt dieser Unterricht von verschiedenen Frauen aus den bürgerlichen Schichten unentgeltlich. Mittels seiner von ihm gegründeten Stiftung bemüht er sich um eine Feste weibliche Lehrerstelle für diese „Mädchenschule“. Zu den schulischen Lehrthemen wurde Völkerkunde/Geografie, Landesgeschichte und Zeichen aufgenommen. Um Sport und Spiel den Kindern zeigend zu lehren wurde das Kinderfest – das spätere Kinder- und Schulfest 1837 erstmals durchgeführt. Zeitgenossen schrieben dazu „Seit dem Jahre 1838 wird hier jährlich ein Schulfest auf dem Anger hinter der Mühle gefeiert. Die Stiftung dieses Festes ist ein Werk unseres Hochverehrten Seelsorgers Herrn Dr. Seyler.(6) Hieraus entwickelten sich die Schul- und Heimatfeste die in unserer unmittelbaren Region (Schweinitz, Annaburg und Jessen) in den Sommermonaten noch heute stattfinden und die Erntedankfeste im Herbst verdrängten.

Eine weitere preußische Neuerung war, dass die Lehrer ungefähr ab 1840 auf ihren Beruf auf Lehrerseminaren herangebildet wurden. Damit gingen die Zeiten der eher ungebildeten Schulmeister in den ländlichen Dorfschulen zu Ende. Aus der Bethauer Schulchronik erfahren wir deshalb:

Von 1819 bis 1849 wird in Bethau Lehrer Siebert eingesetzt. Dieser stammte aus Rade bei Jessen und war von Beruf Seiler. Siebert war der letzte Bethauer Lehrer, der ein Handwerk erlernt hatte. In der Zeit des aufstrebenden Bürgertums wurde auch der Lehrerbildung mehr Beachtung geschenkt, und so kann angenommen werden, dass die Amtsnachfolger Sieberts über die damals übliche Seminarausbildung in ihre Stelle gelangten.

Jetzt konnte man schon eher von einer einheitlichen Schulausbildung reden. Die gewerbliche Nebentätigkeit der Lehrer, wobei man meist nicht unterscheiden konnte was hierbei die eigentliche Nebentätigkeit war, hörte damit langsam auf. Der positive Effekt dabei war, dass die Kinder nun auch mehr erlernen konnten. Eine weitere Station auf diesem Wege war dann auch in Preußen die Bildung der staatlichen Oberschulbehörde 1860. Dieser Prozess wurde initiiert durch die Reformen vom Freiherr von Stein und von Hardenberg. Das was sich daraus entwickelt hat wurde später dann im deutschen Kaiserreich allen anderen „Ländern“ übergestülpt. Auch wenn die Menschen es damals gar nicht wussten, aber die Schaffung dieses einheitliche Schulsystems war eine der Pfeiler auf der die industrielle Revolution in Deutschland sich entsprechend entwickeln konnte. 

Gegenspieler vom Pfarrer Dr. Seyler war beim MKI Leonhard Woepcke der als evangelischer Schlossprediger gleichzeitig der Schulinspektor war. Seine Bestrebungen lagen in der Verbesserung der Anschaulichkeit bei der Unterrichtsgestaltung. Die Benutzung von Anschauungsmittel im Unterricht sowie die weitere Ausgestaltung der Naturlehre trieb er mit voran. Letztlich verband ihn das mit Frederick Fröbel der auf der Suche nach Spielgaben für Kinder mit Leonhard Woepcke eine lange Brieffreundschaft pflegte. Da außer den Musikschülern (in dieser Zeit ca. 100 Schüler) nur ein sehr kleiner Teil der anderen MKI-Zöglinge tatsächlich einen militärischen Weg beschritten, die Schützlinge aber jetzt länger in der Anstalt verbleiben, sorgte das MKI auch schon für eine solide Berufsausbildung. Dazu entstanden kurzzeitig Handwerkerschulen in den Gebäuden des aufgelösten Annaburger Gestüts.  Diese Maßnahmen waren notwendig, weil das preußische Kriegsministerium die Verlängerung der Ausbildungszeit bis zum 18. Lebensjahr verfügte und festlegte, dass jeder Zögling für jedes Jahr zukünftig zwei Jahre im stehenden Heer zu dienen hat.  Damit stieg die Schüleranzahl auf ca. 400 Militärwaisenknaben in den Altersstufen von 10 bis 18 Jahre. Sie wurden in 7 Schulklassen, Jahrgangsweise unterrichtet, dadurch war die Ausbildung viel intensiver und vor allem auf die Beherrschung des Unterrichtsstoffes abgestellt. Auch wurde dem „militärischen Erfordernis“ bei der Ausbildung entsprochen und das nicht nur durch Sport- und Exerzierausbildung. Dazu mussten die Unterrichts- und Erziehungspläne bedeutend geändert werden und neues Personal konnte eingestellt werden. (7)

Leonhard Woepcke wusste diese Umstände zu nutzen. Wie Fortschrittlich diese Einrichtung in ihrer Zeit nach außen wirkte, zeigt dass die amerikanische Delegation auf der Suche nach geeigneter Bildungsformen und Einrichtungen in der alten Welt auch das Annaburger MKI besuchten und ausführlich darüber im „Report on education in europe zo the girard college for orphans“ in Philadelphia 1839 berichteten.(8)

Ja, dass amerikanische Eliteschulen noch heute ihre Schüler wie Kadetten führen, ist letztlich auf das damalige MKI in Annaburg zurückzuführen und damit auf das unmittelbare Wirken eines Mannes wie Leonard Woepcke dessen Name heute kaum einer kennt. 1848 endete auch dieses durchaus fortschrittliche Kapitel in der MKI-Schulgeschichte. Eingeleitet mit der Schließung der Handwerkerschulen 1846 und abgeschlossen mit der Änderung der Unterstellung des MKI 1852 unter das allgemeine Kriegs-Departments gestellt. Der Lehrplan der MKI-Schüler entsprach ab dieser Zeit wieder der einer Volksschule, wenigstens mit dem Vorteil einer intensiveren Jahrgangsbezogenen Ausbildung. Die MKI-Zöglinge wurden bis auf die Militär- und Musikschüler mit dem 15. Lebensjahr entlassen, bei einer Aufnahme im Alter von 10-11 Jahren. Das bedeutete, dass sie nur die Hälfte ihres Bildungsweges hier verbrachten und vorher im Heimatgebiet die dortige Dorfschule schon besuchten.  


Die Annaburger Volksschule in der deutschen Kaiserzeit

Die Bemühungen des Annaburger Bildungsbürgertums ihren Schutzbefohlenen eine gute Bildung zu bereiten, fanden nach Gründung des deutschen Kaiserreiches ihr jähes Ende. Die Weichen in diese Richtung wurden schon 1860 mit der Bildung einer Oberschulbehörde gestellt, der Übergang zu einer staatlichen Schulaufsicht in Preußen. Im gesamten deutschen Kaiserreich wurde das staatliche Schulwesen als ein Bestandteil des „Kulturkampfes“ zur Minimierung des kirchlichen Einflusses (vorrangig der katholischen Kirche) institutionalisierte. Das Unterrichtsgesetz von 1870 begründete die öffentliche Volksschule, die Unterrichtspflicht, die staatliche Lehrerausbildung und die staatliche Schulaufsicht. Die Parochialschulen werden in einem langwierigen Prozess in staatliche öffentliche Volksschulen überführt. Dabei versuchte man aber die Unkosten der entstehenden Schulgemeinden nach wie vor auf die Kirche abzuwälzen. Dem Annaburger Gemeindepfarrer Dr. Lange wurde die Schulaufsicht entzogen, aber er wusste sich dagegen zu helfen, die Kosten der Instandhaltung der Schulgebäude von der Evangelischen Glaubensgemeinschaft abzuwehren. 

1872 veröffentlichte Konrad Duden seine Abhandlung „Die deutsche Rechtschreibung. Das führte in Folge zu einer einheitlichen deutschen Schreibweise. Es dauerte zwar noch weitere 8 Jahre bis die erste Auflage seines Hauptwerks, vom Verlag später als „Urduden“ bezeichnet, am 7. Juli 1880 endlich erschien. Das „Vollständige Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache“, geläufiger als „Duden“ bezeichnet, fand ihren Weg in die Klassenräume und quälte fortan die Schüler. Der erste „Duden“ versammelte 27.000 Stichwörter auf 187 Seiten, und setzte sich nachfolgend im gesamten Deutschen Kaiserreich als Orthografie-Nachschlagewerk durch.

Außer einer einheitlichen deutschen Schreibweise erreichte uns im Kaiserreich das sich etablierte zweigeteilte Schulwesen mit der einfachen Volksschulen für die Masse hier in Annaburg und dem Gymnasium für eine kleine Elite, zu finden in Torgau. Zwischen ihnen entstand das mittlere Schulwesen, in Form der Realschule zu finden in Wittenberg, Torgau und Herzberg. Der gemeinsame Besuch der Grundschule macht aus dem Nebeneinander ein zusammenhängendes System. Dagegen galt, wer das Gymnasium besuchen wollte, musste vorher auf eine schulgeldpflichtige, eigens zur Vorbereitung auf das Gymnasium eingerichtete „Vorschule„.

Die räumliche Entfernung zu den größeren Städten unserer Region mit den höheren Bildungsmöglichkeiten, ermöglichte es nur sehr wenigen Annaburger diesen Bildungsweg zu beschreiten. Der Grund lag auf der Hand, Annaburg war keine Stadt, die Gemeindeeinnahmen ließen das auch gar nicht zu. Die Schule war jetzt eine kommunale Aufgabe und durch die (Schul)Gemeinde Annaburg zu finanzieren. Eine städtische Realschule konnte so beim besten willen nicht finanziert werden. Allein das Kirchenpersonal (Küster, Kantor) reicht nun nicht mehr als Lehrpersonal. Durch die staatliche Lehrerausbildung ändern sich ohnehin die Zugangsvoraussetzungen für das Lehrpersonal und die staatliche Schulaufsicht enthebt den Pfarrer von seiner Aufsichtspflicht, nimmt ihm aber auch gleichzeitig seine Einflussmöglichkeiten auf die „Bildung„.   

Erschwerend für die Schulumbildung wirkte sich die dynamischen Entwicklung unserer fast städtischen Gemeinde, die in den sechziger Jahren noch 1.839 Einwohner zählte und auf dieser Höhe sich bis Mitte der achtziger Jahre gehalten hat, dann aber bis auf 3.587 angewachsen ist. Dadurch wurden weitere Schulneubauten dringends notwendig und es entstand schon viel zu spät 1895 ein weiteres (zweiklassiges) Schulhaus am Standort der ehemaligen Kornhäuser am Markt. Dafür musste die Gemeinde entsprechenden Kredit aufnehmen. Zukunftsfähig wurde unsere Schulsituation damit nicht. Denn nur 15 Jahre später war der Platzbedarf so groß, dass endlich an ein großes einheitliches Schulgebäude gedacht wurde. Denn zuvor waren (1885—1896) 4 Lehrern in 4 Klassen beschäftigt, dann steigt der Bedarf auf 6. Lehrer und im Jahre 1908 waren es schon 12 Schulkassen mit 10 angestellten Lehrkräfte in der Annaburger Volksschule beschäftigt. Zu diesem Zeitpunkt vollzog sich fast unmerklich die Wandlung der Annaburger „Dorfschule“ zur städtischen Volksschule, wo die einzelnen Jahrgänge auch klassenweise beschult wurden. Durch die Aufstockung der Lehrkräfte werden jetzt die einzelnen Jahrgänge nicht nur Klassenweise geschult, sondern es setzen sich auch die Fachlehrer im Annaburger Schulbetrieb langsam durch. Die Redslob-Chronik berichtet dazu:

"… (1997) sind noch 2 weitere Lehrer eingestellt worden, jetzt arbeiten 8 Lehrer in der Schule. Zu meiner Zeit unterrichteten 2 Lehrer 380 Kinder, welch ein Fortschritt heute." (26)

Rektor war zur Jahrhundertwende Herr Jähnig und die Lehrer waren u.a. Herr Trautmann, Herr Sander, Herr Schlüter, Herr Manig, Herr Ritter, Herr Rohrbacher, Herr Spantman und Herr Kohlan. Nur zwei Frauen waren als Lehrerinnen an unserer Schule tätig, Fräulein Kunze und Fleischhauer. (Die Zeit der Emanzipation war ja auch noch nicht gekommen) Noch lange galt (bis 1945 in Annaburg), dass bei einer Heirat, eine sofortige Entlassung aus dem Schuldienst erfolgte. Dieser Hohe Bedarfstand an Lehrkräften ging u.a. auch zurück auf die Liquidierung der in preußischer Zeit erst gebildeten forst-fiskalischen Gutsbezirken (Oberförsterei Annaburg und Oberförsterei Tiergarten) mit ihrer eigenen Schule im Zschernick. Diese wurde nun geschlossen und die Kinder mussten zur Schule nach Annaburg laufen. 1906 hat durch das neue Schullastengesetz die Hausväterschulgemeinde generell zu existieren aufgehört. In Annaburg zeichnete sich dieser Trennt bereits bei dem Neubau des Schulgebäudes auf dem Kornspeichergrundstück ab, ab dieser Zeit schon erfolgte allmählich die Trennung zwischen Schul- und Glaubensgemeinschaft. Auch wenn die Schulaufsicht bis 1906 beim Annaburger Schul- und Kirchenrat lag und die „Vermögensfrage“ mit der Übereignung des alten Schulgebäudes neben dem Pfarrgebäude (Küstergrundstück) erst am 29.08.1940 dem späteren Schulverband übereignet wurde. An Stelle des Schul- und Kirchenrates trat ab 1906 der Schulverband Annaburg. Einzig allein der Schloss-Guts-Bezirk blieb eigenständig weiterhin unter der Militärverwaltung bestehen. (9)

Annaburg, hier vor allem der Zuständige Annaburger Schul- und Kirchenrat war mit der entstandenen Situation überfordert. Das fand seinen sichtbarsten Niederschlag in der Annaburger Kirchgemeinde. Die Annaburger Kirche, unser Gotteshaus, hielt nicht Schritt mit dem starken Bevölkerungszuwachs in der Stadt. Von den Schulkindern, für welche, bei der Zahl von etwa 800, in der Kirche naturgemäß kein Platz war, sollten daher nur die Konfirmanden zur Kirche gehen, aber auch von diesen ging tatsächlich nur etwa die Hälfte zum Gottesdienst. Diese Zeit ist geprägt durch einen besonders tüchtiger, tätiger und taktvoller Geistlicher im Ort, wie Zeitzeugen beklagen. Eine Unterstützung durch den Jessener Superintendenten erfolgte leider auch nicht. Eine der Ursachen dabei lag sicherlich in der fehlenden Übereinstimmung der politischen und der kirchlichen Verwaltungsstruktur. Dieser Missstand, der fehlende Einfluss der Kirche auf die Heranwachsenden führte in Folge zum „Roten Annaburg“, dem großen Einfluss den die Arbeiterbewegung in der Stadt hatte.(10)

1910 nachdem die „Neue Welt“ entstand, mussten schon 13 Klassen für 498 Schüler gebildet werden. Zur Verfügung standen aber nur 11 Klassenräume. Es bestand ein zusätzlicher Bedarf an Schulraum – eine richtige Schule musste her.

Daher plante der Annaburger Schulverband mit der Gemeinde Annaburg einen Schulneubau mit Turnhalle und Pausenplatz und erwirbt dazu das Gartengrundstück Holzdorfer Str. 12. Heute „Schulstraße“ bebaut mit AWG-Wohngebäuden (DDR Neubauwohnungen). Aber es sollte anders kommen, der erste Weltkrieg begann und die Gemeinde Annaburg musste ihre Schulgebäude am Markt erweitern und umbauen, da ein Schulneubau nun nicht mehr finanziert werden konnte. (11)

Das Militär-Knaben-Erziehungsinstitut entwickelt sich im Kaiserreich immer mehr zu einer Militärischen Spezialschule. Wo früher die Gelder nur spärlich flossen, wurde jetzt richtig geklotzt. Eine Vielzahl von Gebäuden die noch heute das Stadtbild von Annaburg prägen, ist in dieser Zeit im Zusammenhang mit dem MKI und der aus dieser Einrichtung hervorgegangenen Unteroffiziersvorschule entstanden. 1872 Bau der Turnhalle – heutige Schulturnhalle, 1876 Verwaltungs- und Stabsgebäude – heutige Grundschule; 1878 die Schlosskirche; 1881 die Kaserne der Unteroffiziersvorschule – heutiges Altenpflegeheim II des DRK; 1883 das Lehrerhaus und spätere Postamt – heute Wohnhaus; 1884 der Speisesaal; 1900 die Tiefbrunnenanlage wurde gebaut, endlich fließendes frisches Wasser für das MKI; 1902 das zentrale Toilettenhaus wurde neben dem Kellerberg errichtet. 1903 Militär- und Musikschule – heutige Sekundarschule und 1907 das neue Lazarett – heutiges Altenpflegeheim I des DRK. Die Ausbildung der Zöglinge wurde allerdings immer intensiver auf die militärischen Erfordernisse ausgerichtet. Ein wesentlicher Schritt dazu war die Bildung der Unteroffiziersvorschule. Mit dieser Einrichtung konnte man nun die bestehende Lücke zwischen Konfirmation und Volljährigkeit (Eintrittsalter in die Armee) der MKI-Zöglinge am effizient schließen. Die Musikschüler verblieben dagegen auch weiterhin bis zum 18. Lebensjahr in der Musikschule.

Die Ausbildung im MKI entsprach einem Mittleren Bildungsabschluss. Wer diese Ausbildung durchlaufen hatte, verfügte über ein höheres Bildungsniveau als die Schüler aus der Annaburger Volksschule. Aber der aufziehende Krieg, vor allem sein Ergebnis sollte alles verändern. (12)

  


Die Annaburger Schule in der Weimarer Zeit

Krieg – Revolution – Konterrevolution und die Macht liegt in den Händen der Sozialdemokratie. Die Weimarer Zeit bringt viele Änderungen – oder eben auch nicht.

Als Deutschland nach dem verlorenen ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch des Kaiserreichs 1918 zur Republik wurde, wollten die progressiven Parteien, voran die SPD mit einer Reform des Schulsystems Impulse für die Demokratisierung von Staat und Gesellschaft setzen. Nicht nur ein einheitliches Bildungssystem sollte entstehen wonach jeder die gleichen Chancen auf Bildung hat, sondern dadurch das die Kinder aus allen Schichten, Arme wie Reiche eine gemeinsame Zeit in der Schule verbringen, sollte die vormalig ständische und konfessionelle Prägung des Schulwesens verschwinden. Übrig blieb der faule Kompromiss eine für alle Kinder gemeinsame „Grundschule“ von lediglich vier Jahren wurde geschaffen. Private Vorschulen sollte es trotzdem geben. Danach wurden die Schüler wieder auf verschiedene Schulformen aufgeteilt werden, die gemäß der „Mannigfaltigkeit der Lebensberufe“ als einfache, mittlere und höhere Bildungsgänge unterschieden wurden, die vor allem in Süddeutschland noch konfessionell geprägt waren. Progressiv daran war aber, dass über den weiteren Schulweg des Kindes, fortan einzig und allein die in der Grundschule festgestellte „Anlage und Neigung“ entscheiden sollte, „nicht die wirtschaftliche und gesellschaftliche Stellung oder das Religionsbekenntnis seiner Eltern(Artikel 146, Weimarer Reichsverfassung). Die Volksschule in Annaburg war der unterste Bildungsweg, nach der Grundschule von vier Jahren folgte nun ein Sekundarbereich mit weiteren 4 Jahren „Volksbildung“. Die neuen Schulfächer, die im Sekundarbereich eingeführt wurden, „Staatsbürgerkunde“ und „Arbeitsunterricht„, sollten zudem die demokratische Gesinnung der Heranwachsenden und so den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der jungen Demokratie stärken. Die Annaburger Volksschule schloss man nach insgesamt acht Schuljahren mit dem Volksschulabschluss ab. Neu war in der Weimarer Republik, dass die Volksschule kein Schulgeld mehr kostete. (3) Aber auch, dass der regelmäßige Schulbesuch zur Pflicht und zum Recht für jedes Kinder in die Weimarer Verfassung aufgenommen wurde. Und so steht es auch heute im Grundgesetz. (13)

Zu den unmittelbaren Kriegsfolgen 1919 zählte die Auflösung der Unteroffiziersvorschule 1920 und des Militär-Knaben-Erziehungsinstitut 1921. Der wirtschaftliche Aderlass für die Annaburger Gemeinde war beträchtlich, auch wenn das „Militär“ steuerlich für die Gemeindehaushalt nicht relevant war. Indirekt aber brach die Kaufkraft des hier ehemals stationierten Personals bei den Annaburger Händler und Gewerbetreibenden weg. (14)

Da die Schulzeit nun nicht mehr durch die Konfirmation endete und um die konfessionellen Schranken in der Annaburger Gesellschaft einzureißen wurde durch die Freidenker im April 1919 die erste Jugendweihe im „Bürgergarten“ ausgerichtet. (15)

Die Suche nach einem ausreichendem und zweckmäßigen Schulgebäude und Gelände hatte nun ein Ende. Der Besitzer der ehemaligen Musikschule des MKI, der Militärfiskus, machte 1922 der Gemeinde Annaburg ein günstiges Angebot für einen Pachtvertrag für das Schulgebäude. Und so konnten am 24.11.1922 um 10.00 Uhr die Kinder den feierlichen Um- und Einzug in die „Schlossschule“, der heutigen Sekundarschule feiern. 1925 wurde erstmals eine einheitliche Klassenordnung erlassen. Sie verbietet zwar noch nicht die damals übliche körperliche Züchtigung, legt aber nachvollziehbare Rahmenbedingungen fest wann und wie sie anzuwenden war. Die körperliche Züchtigung war ja in der Vergangenheit überall gebräuchlich. Die Lehrer und ehemals die Schulmeister konnten von ihr willkürlich und nach gut dünken Gebrauch machen. Dieser „Willkür“ bei der körperlichen Züchtigung wurde mit der „Klassenordnung“ ein Ende bereitet, ein sehr kleiner Schritt in die richtige Richtung. Sie legt eine strenge Sitz- und Meldeordnung und Verhaltensvorschriften gegenüber den Lehrern fest. Aber auch das „Verhalten“ der Lehrer wurde reglementiert. Frauenfeindlich war, dass die Lehrerinnen ledig und bei Heirat aus dem Schuldienst ausscheiden mussten. Im Sportunterricht wurde 1927 in der Annaburger Volksschule ein obligatorischer Schwimmunterricht im Waldbad an der Herzberger Straße, in der Nähe der „Hohen Holzbrücke“ eingeführt. 1932 auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise worden wechselseitig getrennt für Jungen und Mädchen feste Essenzeiten für die Schulspeisung, z.B. Erbsensuppe mit einem Brötchen eingeführt. Die Anzahl der teilnehmenden Schüler steigt auf 160 Jungen (Montag, Mittwoch und Freitag) und 140 Mädchen (Dienstag, Donnerstag und Samstag). 1932 wird zum Schulleiter der Annaburger Volksschule Rektor Werner Gerth berufen. Er wird dieses Amt auch in der NS-Zeit bis 1945 bekleiden. (11)

 


Die Annaburger Schule in der Zeit des Nationalsozialismus

Schon wenige Wochen nach der Machtübernahme 1933 erhielt die Ideologie der Nationalsozialisten Einzug in das deutsche Schulwesen. Neben dem Gesetz zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ kam insbesondere dem neuen Schulverwaltungsgesetz vom 23.6.1933 eine zentrale Funktion zu. Es beseitigte die demokratischen Errungenschaften der Weimarer Republik wie Selbstverwaltung und Elternmitsprache. (3) Rektor Werner Gerth wurde nicht aus seinem Amt entlassen, er als Schulleiter hatte jetzt gegenüber dem Kollegium uneingeschränkte Verfügungsgewalt. (10) Im Zuge der „Gleichschaltungspolitik“ wurden die liberalen und demokratischen Beamten aus dem Schulsystem und den Schulbehörden entfernt. Die Schulverwaltung, die bis dahin – dem Prinzip des Kulturföderalismus folgend – immer in der Hand der einzelnen Gliedstaaten gelegen hatte, wurde im Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung ab dem 1. Mai 1934 zentralisiert und damit die Voraussetzungen dafür geschaffen, das Führerprinzip in den Schulen durchzusetzen und die Lehrpläne nach völkischen Kriterien umzuschreiben. Aber das bedeutete auch, dass in Deutschland ein einheitliches Schulsystem geschaffen wurde auf Basis der vierjährigen gemeinsamen Grundschule mit der vier Jahre Volksschule (+ dreijährige Berufsausbildung) oder Mittelschule (+ zweijährige Berufsausbildung) oder die höhere Schule. (17) 

Ab 19. September 1935 durften jüdische Schülerinnen und Schüler öffentliche Schulen nicht mehr besuchen. Da es aber keine jüdischen Familien und damit keine entsprechende Schüler gab, blieb diese diskriminierende Bestimmung glücklicher Weise ohne Folgen für unsere Schule. (3)

Ab dieser Zeit gab es die gemeinsame Bestrebung der Stadt Prettin und der Gemeinde Annaburg eine gemeinsame Mittelschule in Annaburg zu errichten. (17)  Ab 1936/37 gestalten die Nazis den Schulunterricht mehr und mehr um. In unserer Volksschule wurde der Fahnenappell eingeführt, dabei mussten die Jungen und Mädchen mit ihren Lehrern auf dem Schulhof in Reih und Glied strammstehen und die Hakenkreuzfahne mit „Heil Hitler“ grüßen. Das war aber nicht die einzige „Neuerung“. Hitler-Fotos im Klassenraum, Hakenkreuzfahnen in und vor der Schule gehörten nun zum Alltag.  Im „gesinnungsbildenden“ Fach Deutsch traten Rechtschreibung, Grammatik und  Literatur zurück. Stattdessen wurde das Deutsche Vaterland und die Helden der deutschen Geschichte hervorgehoben.  Der Geschichtsunterricht  wurde eingeschränkt – statt Weltgeschichte nur noch deutsche Geschichte mit Schwerpunkt  „Überlegenheit der nordischen Rasse„. Neu im Biologieunterricht  der Nationalsozialisten waren  „Vererbungslehre“ und „Rassenkunde“ – ein Fach in dem pseudowissenschaftliche Behauptungen verbreitet wurden, die von der seriösen Wissenschaft abgelehnt wurden und werden. (19)  Statt Erwerb von Wissen galt als nationalsozialistisches Ideal die „körperliche Ertüchtigung“ – die Zahl der Sportstunden stieg von 2 auf 4 – 6 Stunden in der Woche.  Die klassisch-humanistische Bildung wurde als „undeutsch“ abgelehnt.

Ab 1936 wurde die Hitlerjugend zu einer zentralen Erziehungsinstitution neben Schule und Familie. Grund hierfür war das Gesetz über die Hitlerjugend von 1936, welches die Rolle der Hitlerjugend gesetzlich verankerte und Jugendarbeiten in anderen Institutionen wie Kirchen unmöglich machte. Ab 1939 wurde die Jugenddienstpflicht eingeführt, sodass schon 10 jährige Kinder zum Beitritt in die Hitlerjugend verpflichtet wurden. (16)

Am 1. April 1939 wurde in Annaburg die Mittelschule Annaburg – Prettin gegründet. Damit stand auch der Mittlere Bildungsweg den Leistungsstärkeren Annaburgern und Prettinern zur Verfügung. Ermöglicht wurde die Errichtung der gemeinsamen Mittelschule das Vorhandensein eines ausreichend großes Schulgebäude (ehemalige Musikschule des aufgelösten MKI) und der Kleinbahnverbindung zwischen Annaburg – Prettin. Ausstattung und benötigte Lehrerstellen wurden über den Staat finanziert. Wer diese Mittelschule besuchen wollte musste eine Aufnahmeprüfung ablegen. Jeder der 4 Jahre Volksschule besucht und die Aufnahmeprüfung bestanden hatte, konnte mit Einwilligung seiner Eltern in diese Mittelschule aufgenommen werden. Die gesamte Schulzeit mit der Volksschule waren 10 Jahre und der bestandene Abschluss war dann die Mittlere Reife. Die Mittlere Reife war für viele Berufe die Grundlage zur weiteren Ausbildung als Ingenieur, Lehrer, Verwaltungsdienst, Militärdienst usw: Es war möglich mit 8 Jahren die Mittelschule zu beenden und dann eine Handwerkerlehre zu beginnen. Eine Fremdsprache (Englisch) war Pflicht und die zweite Fremdsprache konnte von der Schule ausgewählt werden. Je nach den Familienverhältnissen musste Schulgeld gezahlt werden, nur die Bedürftigen konnten auf Antrag befreit werden. Schuleinzugsgebiet waren die Städte Annaburg und Prettin, sowie Axien, Groß Naundorf, Hohndorf, Axien, Plossig, Naundorf, Kolonie, Bethau, Großtreben, Jessen, Schweinitz, Klossa, Purzien und Gerbisbach. Von Prettin wurde die Kleinbahn für die Schüler mit genutzt. Die Schüler aus den Dörfern Großtreben mussten mit dem Fahrrad nach Prettin, aus Axien nach Hohndorf, aus Bethau nach Naundorf um die Kleinbahn zu erreichen. Von Jessen kamen die Schüler mit der Reichsbahn und von Schweinitz, Klossa, Purzien und Gerbisbach mit dem Fahrrad nach Annaburg. Schulleiter wurde Rektor Werner Gerth, der von der Volksschule zur Mittelschule versetzt wurde. Nachfolger in der Volksschule wurde kurzzeitig Rektor Herr Prieß. Seine Einberufung erfolgte im Herbst und Rektor Werner Gerth musste ab da beide Schulen leiten. (18)

Der Krieg brachte für unsere Volksschule und der neuerrichteten Mittelschule Annaburg – Prettin die ersten Einschränkungen. 1940 musste das Schulgebäude geräumt werden, weil der damalige Besitzer (Wehrmacht) ihn als Verwaltungssitz und Unterkunft einer Wacheinheit nutzten wollte und demzufolge den Pachtvertrag kündigte. Das Gelände wurde eingezäunt und auf dem ehemaligen Schulgelände worden 4 Baracken errichtet. Sie dienten als Unterkünfte für die Kriegsgefangenen, anfänglich für den gefangenen serbischen Generalstab, später für die gefangenen britischen oder amerikanischen Flugzeugbesatzungen und für die indischen Kriegsgefangenen.

Nachdem wieder der Plan zum Bau eines großen Schulzentrums wieder aus dem Schubkasten gezogen wurde, er aber wegen „Nichtfinanzierbar in Kriegszeiten“ abgelehnt wurde, mussten die alten beengten Räumlichkeiten wieder genutzt werden. Da diese Gebäude zwischenzeitlich für Wohnzwecke genutzt wurden, kam die Stadt mit der Wehrmacht überein, dass durch das Militär Holzbaracken als Notunterkünfte für die Betroffenen Bewohner errichtet werden. Der Unterricht wurde wieder in den Räumen der alten Schule am Markt (Sparkassengebäude) aber auch im Saal im „goldenen Ring“ (da ja viele Festlichkeiten in der Zeit des Krieges nicht mehr stattfinden durften) durchgeführt. Die Mittelschule hingegen wurde im Vorderschloss untergebracht. Sie kam in dem Flügel der an den ehemaligen Spielplatz grenzt unter. Als Pausenhof musste der Schlosshof dienen, da der Spielplatz auch durch die Wehrmacht genutzt wurde und durch Stacheldraht entsprechend abgesperrt war.   

Die Annaburger-Prettiner Mittelschule wurde 1942 zur Hauptschule. Die Schule blieb eine 10 Klassenschule mit dem Abschluss der Mittleren Reife oder den Abgang nach der 8. Klasse. Mit diesen Abschlüssen trat man in das Berufsleben ein und erlernte einen Beruf. Die Aufnahmeprüfung wurde abgeschafft und dafür eine Probezeit von 1/4 Jahr eingeführt. Waren die Aufgaben nicht erfüllt und die Zensuren nicht zufrieden stellend mussten die Schüler in die Volksschule ihres Heimatortes zurückkehren. Schulgeld für die Hauptschule wurde nicht erhoben. Am Lehrstoff und den Lehrer gab es keine Veränderungen. Die Schule im NS-Reich endete am 16. April abrupt. Unter dem Hinweis, dass „die Fronten von Ost und West … sehr weit an uns heran gerückt sind“ wurde die Schule „vorübergehend“ geschlossen. (18)


Die Annaburger Schule in der Nachkriegszeit

Deutschland verlor den 2. Weltkrieg. Unser Schulgebäude in Annaburg wurde vorübergehend durch die Besatzungstruppen als Militärlazarett genutzt.

Mit Unterstützung des Annaburger Militärkommandanten Gardekapitän Schakirow, konnte unter organisatorischer Leitung von Alfred Prüfer am 11.05.1945 der Schulunterricht in der Volksschule wieder aufgenommen werden. Er fand wieder in den kleinen Schulhäusern am Markt mit 221 Schülern statt. Der Unterricht in diesen Räumen ging bis zum 14.07.1945, weil dann die Ferien begannen. (20)

Die Mittelschule nahm sich mehr Zeit. Hier begann der Unterricht erst Anfang Juli 1945: „Am ersten Tag mussten wir alle unsere Lehrbücher abgeben, auch die von den Fächern, wo nichts politisches aus der N. S. Zeit darin stand. Den Lehrern wurden nach der Durchsicht der Bücher und die Entfernung von politischen Teilen das Buch für ihren Unterricht übergeben und sie konnten nach der Überarbeitung und der Ausarbeitung ihres Lehrvortrages den Unterricht in Vortragsform den Schülern übermitteln.(18) Diesem lokalen Schulbeginn folgte in der Sowjetischen Besatzungszone die „Entnazifizierung der Bildungseinrichtungen“ und der geordnete Neuanfang mit dem Schuljahr 1945/46. dazu wurde der Befehl Nr. 40 von Marschall Schukow vom 25. August 1945 „über die Vorbereitung der Schulen zum Schulbetrieb“ erlassen, auf deren Grundlage der Schulbetrieb in Ostdeutschland ab dem 01.10.1945 wieder aufgenommen wurde. In Annaburg konnte ab dem 04.10.1945 auch wieder die ehemalige Musikschule des MKI, als Schulgebäude (heutige Sekundärschule) durch die Schüler, als eine Hauptschule mit den Klassen 1-10, genutzt werden. Dazu wurde innerhalb eines Monats auf Anordnung des Militärkommandanten das ehemalige Schulgebäude (Musikschule) durch das Militärlazarett geräumt und alle Handwerker der Stadt aufgeboten um das Gebäude in einem für unsere Kinder schöneren Zustand zu versetzten. Durch die Lehrerschaft wurden die verstreuten Schulmöbel zusammengetragen und instand gesetzt. Auch die abhanden gekommenen Lehrmittel wurden soweit es möglich war wieder zusammengetragen. (20)

Der ehemalige Rektor Werner Gerth und einige Lehrer mit NS-Vergangenheit wurden entlassen. Als Schulleiter wurde ab 01.09.1945 Rektor Alwin Jäger eingesetzt. (18)

Dagegen mussten die Lehrerinnen bei einer Heirat nicht mehr ihr Lehramt aufgeben. Diese diskriminierende Bestimmung galt hingegen in den alten Bundesländern, wie Baden-Würtenberg sogar noch bis 1956 fort. (22)

Dieses erste Nachkriegsschuljahr begann für 307 Jungen und 263 Mädchen in Annaburg wieder mit regelmäßigen lernen. Im Juni 1946 wurden die Kinder zur Kartoffelkäfersuche auf die Felder geschickt. (15)

Die Annaburg-Prettiner Mittelschule wurde offiziell am 13.07.1946 geschlossen und die Klassen als so genannte „Sonderklassen“ in die Annaburger Hauptschule integriert. (23)

Das Schuljahr 1946/47 sollte schon auf der Grundlage vollständig neuer und einheitlicher Schulbücher in der Sowjetischen Besatzungszone, wozu auch Annaburg gehört, erfolgen.

Auf der Grundlage des Befehles 150 der SMAD mussten 120 Lehrer in zwei Monaten neue Schulbücher für alle Klassenstufen zusammenstellen deren Druck im Zeitraum August bis November durch den Verlag „Volk und Wissen“ zu gewährleisten war (8. Millionen bis zum 01.10. und weitere 7 Millionen bis zum 15.12. für alle Klassen und Schulen in der sowjetischen SBZ) (21)

Das Schulfrühstück wurde 1946 wieder eingeführt, es bestand aus einem Brötchen und einer Tasse Malzkaffee. Im Winter wurde die Turnhalle am Kellerberg als Getreidespeicher genutzt, da in Zeiten, in denen Lebensmittel knapp sind, die Ernte bewahrt werden muss. Der Sportunterricht fand im Freien statt und Russisch wurde als neues Unterrichtsfach in der Mittelschule eingeführt. In diesem Schuljahr (46/47) blieben in den Klassen 1-4 allerdings auch 53 Schüler sitzen. Das Fußballspielen auf dem Schulhof wurde verboten, um die Schuhe zu schonen. (15)

In den danach folgenden Jahren wuchs die Anzahl der Schüler durch die heimatvertriebenen Umsiedler schnell auf ca. 1.100 Schüler. Diese wurden in einer Klassenstärke bis 63 Schüler unterrichtet. Der Unterrichtet erfolgte zu je 6 Stunden von Montag bis Sonnabend mit insgesamt 20 Lehrkräften. Ab Mai 1948 wurde als neuer Schulleiter Axel Prüfer und als sein Stellvertreter Alwin Jäger eingesetzt. (11)


Schulentwicklung in der DDR

Die Aula, ein kahler, lieblos nüchterner Raum wurde 1949 neu hergerichtet und für Feierstunden genutzt. Die Einrichtung der Schulräume wurde ergänzt und verbessert. Auch der Lehrmittelbestand wurde erheblich erweitert, zu seiner Unterbringung wurden drei Lehrmittelräume geschaffen. (15)

Die körperliche Züchtigung in der Schule wurde in der DDR 1949 flächendeckend verboten. In der BRD wurde dieses Verbot erst im Jahr 1983 (!) erteilt. (13,24)

Es entstand nach dem Krieg eine Vielzahl an unterschiedlichsten Bildungseinrichtungen in den ab 1952 bestehenden Bezirk Cottbus, dem Annaburg angehörte. Von Ende der 50er-Jahre an durchliefen Kinder und Jugendliche in der DDR ein einheitliches Bildungssystem. Die Annaburger Schule entsprach dabei dem klassischen Regelfall mit einer anfangs 8-jährige und später einer 10-jährige Ausbildung an einer Polytechnischen-Oberschule (POS). Abitur konnte bei besonderer Eignung nach 12 Jahren (11-12 Klasse), aber nicht in Annaburg erworben werden. Das gesamte Bildungssystem der DDR war darauf ausgerichtet, gut ausgebildete Arbeitskräfte für die Produktionsbetriebe zu gewinnen. Auf allen Ebenen stand die breite Bildung im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich im Vordergrund. Zentral für das polytechnische Prinzip war die Verbindung von Theorie und Praxis. Im Unterricht sollte nicht nur Wissen vermittelt werden, sondern auch praktische Fähigkeiten. Daher spielten Experimente, praktische Übungen und Projekte eine zentrale Rolle im polytechnischen Unterricht. (9)

Unsere Schule wurde im Zeitraum 1950-54 zur „Zentralschule Annaburg“ für die 1.-8. Klasse mit dem erweiterten Einzugsgebiet ab der 5. Klasse aus Plossig, Bethau, Groß Naundorf und Kolonie. Für den Transport wurde die Kleinbahn Annaburg-Prettin genutzt. In diese Zentralschulen wurden die allmählich aufzulösenden Dorfschulen intrigiert. „Der Werbung für diesen Gedanken ist es gelungen weitere Elternkreise für die Zentralschule zu gewinnen. So werden ca. 60 Schüler der Axiner Grundschule vom 5. Schuljahr ab nach Annaburg überführt. Von Purzien wird ein ähnlicher Beschuß erwartet“, hieß es auf der Lehrerkonferenz am 19.7.1950 dazu. (22)

Ab dem 1.4.1950 gab es auch ein warmes Mittagsessen für die Schüler. Unsere Schulküche wurde dementsprechend erweitert. In den Sommerferien wurden für ca. 100 Schüler die Ferienbetreuung durch die Lehrkräfte unserer Schule eingerichtet. Daraus entwickelte sich allmählich die Hortbetreuung als Ganztagsbetreuung. Der Hort schuf einen Übergang von der Ganztagsbetreuung in den Kindergärten zum Schulalltag. Die Hortbetreuung übernahmen später nach Auflösung der Einklassengrundschulen auf den Dörfern die Unterstufenlehrer. Schüler der ersten bis vierten Klasse konnten vor und nach Unterrichtsbeginn (6.00 – 17.00 Uhr) durch schulpädagogisch ausgebildete Fachkräfte betreut werden – auch bei den Hausaufgaben.

Ab dem Schuljahr 1951/52 wurde ab der 5. Klasse Russisch als Unterrichtsfach in der Annaburger Zentralschule eingeführt. Nach wie vor waren an unserer Schule 21 Lehrkräfte tätig.

Da das Schulgebäude aus dem vorigen Jahrhundert als eine reine Jungenschule errichtet wurde, gab es keine ausreichenden sanitären Anlagen. Die Schüler mussten das Sanitärgebäude am Kellerberg, welches einst für das MKI gebaut wurde, nutzen. Die Toiletten im ersten Stock standen nur den Lehrern zur Verfügung. 1952 erfolgte deswegen ein Anbau für eine zweiflüglig Toilettenanlagen (42.350 DDR-Mark) für die Schüler auf der Hofseite zur Straße hin. Auch die Heizungsanlage musste von einer Heißluftanlage in eine Wasserdampfheizung mit Kessel umgebaut und entsprechend erneuert (Der Kessel stammte aus dem Sintulanwerk; Baujahr 1880) werden.

1954 wurde unsere Schule endlich zur „Mittelschule Annaburg“ jetzt für die Klassen 1.-10. erweitert. Die Schülerzahl 1954 lag bei ca. 800 mit einer Klassenstärke bis max. 37 Schüler.

Mit dem Schulgesetz von 1959 wurde der polytechnische Unterricht in der Oberschule gesetzlich verankert. Er bestand aus dem Fach „Einführung in die sozialistische Produktion“ (ESP), das durch die Praxisphase „Unterrichtstag in der Produktion“ (von 1970 an „Produktive Arbeit„) ergänzt wurde. Damit wurde die Polytechnische Oberschule geschaffen. (25)

In Ostdeutschland gab es ein einheitliches Schulsystem auf der Basis der 10. Klassen polytechnischen Oberschule (Vier Jahre Unterstufe + sechs Jahre Oberschule) mit einer achtjährigen gemeinsamen Ausbildung. Die leistungsstarken Schüler gingen ab der 8. Klasse in die Erweiterte Oberschule (EOS), deren Abschluss (Abitur) die Aufnahme eines Hochschulstudiums ermöglichte. Wer die 10. Klassen POS abschloss konnte jetzt wählen zwischen einer dreijährige Berufsausbildung mit Abitur (für ein Hochschulstudium) oder eine zweijährige Berufsausbildung ohne Abitur. Hier war es aber immer noch möglich ein Berufsorientiertes Fachstudium zu absolvieren. Leistungsschwächere Schüler konnten ab der 8. Klasse abgehen, mit einer anschließenden dreijährigen Berufsausbildung die meist den Lehrstoff der 9./10. Klasse mit beinhaltete. Dabei wurde die POS, EOS und die Berufsausbildung mit einer Prüfung (mündlich wie schriftlich) abgeschlossen.

Dementsprechend wurde zu Beginn des Schuljahres 1959/60 unsere Mittelschule umgebildet in eine „Zehnklassige allgemeinbildende polytechnische Oberschule“ – kurz POS Annaburg. Schulleiter blieb auch weiterhin Axel Prüfer. Die Heizungsanlage der gesamten Schule wurde 1965 erneut umgebaut zu einer effizienteren Warmwasseranlage. 1969 wurde als neuer Schulleiter eingesetzt J. Eckerlein. (11)

Die Schulen erhielten in der DDR sehr oft Namen von Menschen, die sich für die sozialistische Gesellschaft, für den Frieden oder in irgendeiner Weise gegen Unterdrückung eingesetzt hatten. Die POS Annaburg erhielt 1974 den Namen „Wilhelm-Pieck-Oberschule„. Wilhelm Pieck lebte von 1876 -1960, war Tischler von Beruf und der erste Präsident der DDR. (15)

Die Zeit der Zentralschule mit dem erweiterten Einzugsgebiet in unserer Region endet 1975. Die POS Groß Naundorf wird erweitert für die Klassen 1.- 10. Damit endet die Zeit der „Fahrschüler“ und die Schülerzahl reduziert sich auf 500-600 Schüler. Als Schulleiter wurde G. Riedel eingesetzt. (11)

Im Jahrhundertwinter 1978/79 fror die Heizungsanlage infolge Stromausfalls ein und der 100 jährige Kessel musste nun erneuert werden.

Die Schule wurde im Zeitraum 1980-85 renoviert. Es wurden die Fenster gestrichen und teilweise erneuert. Die Fußböden der Flure und Klassenzimmer erhielten einen Gummibelag. Die Treppen erhielten Terrazzostufen und der Schulhof wurde mit Betonplatten gepflastert und eingezäunt. Für die Schüler wurde noch eine Sitzmauer errichtet.

1989-91 Zeit des Umbruches, die Schülerzahl beträgt noch ca. 460 Schüler in den Klassen 1 -10. Diese wurden jetzt unterteilt in die Unterstufe (Klasse 1.-4) und in die Oberstufe (5.-10. Klasse) (11) 

 


Die Annaburger Schule im vereinigten Deutschland

Ein Schritt vor und zwei Schritt zurück

Am 3. Oktober 1990 erfolgte mit der Deutschen Wiedervereinigung die Neubildung des Landes Sachsen-Anhalt mit den ehemaligen Bezirksterritorien Halle und Magdeburg. Die Bewohner des Landkreis Jessen (Bezirk Cottbus) votierten für Sachsen-Anhalt. Damit gehörte Annaburg nun zum Land Sachsen-Anhalt. Die Schulbildung und Schulstruktur unterlag nun dem Föderalismus. (21) Für das Schuljahr 1990/91 blieb es noch bei den alten Strukturen. Nur der Name „Wilhelm Pieck“ wurde gleich abgeschafft. (15)

Die stufenförmig organisierte DDR-Einheitsschule wurde in das gegliederte System der Bundesrepublik aus der Zeit der Weimarer Republik zurückgewandelt. Wobei, „System der Bundesrepublik“ ist weit hergeholt, denn jedes Bundesland pflegt seine eigenen Schulformen und Bezeichnungen. An der Vielfalt an Schulformen und Bezeichnungen nimmt Deutschland international einen Spitzenplatz ein. Das ist aber auch der Preis für die schlechten Ergebnisse mit der Deutschland bei den PISA-Studien nun ständig abschneidet.

Dieses „neue“ System, diese strukturelle Vielfalt ließ sich aber nicht sofort von heut auf morgen realisieren. Aber in Ostdeutschland wurde das Gymnasium nach der Wiedervereinigung flächendeckend eingeführt, dagegen verzichtete man auf die Einrichtung einer eigenständigen Hauptschule zugunsten einer differenzierten Mittelschule, der Sekundarschule, die als ersetzende Alternative zur westdeutschen Gesamtschule eingerichtet wurde. Es konnte sofort eine Lehrkörperbereinigung mit der Entlassung eines Teiles der Systemnahen Lehrer durchgeführt werden. Auch die Verbindung von Theorie und Praxis in der Schulbildung wurde in wesentlichen Teilen aufgehoben und durch Wahlpraktika ersetzt. Die Vielzahl der Arbeitsgemeinschaften, der außerschulischen Betreuung fand ein abruptes Ende. Das ging fast geräuschlos von statten, begünstigt durch den Niedergang der ostdeutschen Industrie und durch Bevölkerungsschwund verursachten drastischen Rückgang der Schülerzahlen. Die schulische Hortbetreuung wurde liquidiert, die Annaburger Grundschüler konnten nach der Schule in der Kita kostenpflichtig „betreut“ werden.    

Dass sich die Bildungsinhalte und Ansprüche nun von Bundesland zu Bundesland variieren, verstand sich fast von selbst. (24)

So wurden 1991/92 die alten Schulstufen in Annaburg wieder eingeführt, Grundschule, Sekundarschule und auch das Gymnasium.

Die Grundschule Annaburg zieht im ehemaligen „Stabsgebäude“ im Schlossbereich mit der 1.-4. Klasse mit ca. 200 Schüler in 12 Klassen, betreut durch 14 Lehrkräfte ein. Erste Schulleiterin wurde Frau D. Kühn.

Die Sekundarschule verblieb im großen Schulgebäude mit den Klassen 5.- 10. Klasse, mit ca. 250 Schülern in 12 Klassen und wurde durch 19 Fachlehrer betreut. Erster Schulleiter wurde Herr Dietrich Glöckner. Die Sekundarschule belegte mit ihren Klassenräumen die 1. und 2. Etage des Schulgebäudes. Damit wurde auch Platz für das sich im Aufbau befindliche Gymnasiums (7.-12. Klasse) mit 180 Schülern in 7 gebildete Klassen der Stufe: Klasse 7. bis 9. ein. (11)

Diese Erste Schulreform beinhaltet aber auch die Zusammenführung der Schulen Annaburg und Groß Naundorf. Dabei wurden anfänglich noch die Schulräume in Groß Naundorf durch die Schüler des „Gymnasium Annaburg“ und der „Sekundarschule Annaburg“ aus dem bisherigen Einzugsbereich dieser Schule gemeinsam Übergangsweise genutzt. Der Prozess wurde 1995 mit Aufgabe des Schulstandortes in Groß Naundorf abgeschlossen (11).

Aber bis dahin wurde erstmal das Schulgebäude in Annaburg grundlegend mit den Mitteln zur „Förderung der Ostwirtschaft“ saniert. So erfolgt die Instandsetzung der Turmuhr und Glockenwerk (Baujahr 1904) durch die Fa. Meißner. Es erfolgt die Dacheindeckung mit Originalziegel durch die Fa. Schräpler verbunden mit einer neuen Dachentwässerung, mit Sims- und Fensterbrettabdeckung durch die Fa. Jessener Dachbau. Die Fenster im Treppenhaus und der Aula wurden wieder in Orginalform durch die Fa. Schröder hergestellt und so erneuert. Auch die Elektroanlage wurde auf Bundesstandart teilweise in den Nassbereichen, wie Treppenhaus, Flure und Toiletten durch die Fa. Giesa modernisiert. Die in den Schulen jetzt geforderte Tritt- und Rutschfestigkeit wurde durch die Erneuerung der Fußböden und Beläge im Erdgeschoß durch die Fa. Bau GmbH Jessen hergestellt. Gleiches galt für die Blitzschutzanlage, sie wurde entsprechend den neuen DIN-Vorschriften überarbeitet und erneuert durch die Fa. Bittner, Elster. Der Verschönerung dienten die Reinigung der Außenfassade und Erneuerung des Außenputzes im angebauten Toilettentrakt durch die Fa. Berger Bau GmbH und Malerarbeiten im Flur und Treppenbereich und in einigen Klassenräumen durch die Fa. H. Krienitz und die Fa. R.Girke (11).

Dagegen wurden ab 1995 die kleineren Schulen der umliegenden größeren Orte nach und nach geschlossen. So kommen auch die Sekundarschüler der Schulen Groß-Naundorf, Prettin, Holzdorf und Linda nach Annaburg. Es entstand ein reger Busverkehr.(15)

Bis 1995 teilten sich die Sekundarschüler das Gebäude mit dem Gymnasium. Die Gymnasiasten in der unteren Etage, die Sekundarschüler oben. Die Fachräume wurden gemeinsam genutzt. Ab 1995 gingen alle Gymnasiasten, die aus Annaburg wie auch aus Groß Naundorf in das 9 km entfernte neue Gymnasium Jessen. Durch die räumliche Trennung von Realschule und Gymnasium wurde die letzten Rudimente eines gemeinsamen Bildungsweg in Annaburg wieder beseitigt. (11)

Die Fachräume für Chemie, Physik und Biologie wurden 1998/99 modernisiert und im Erdgeschoss wurde ein Computerkabinett eingerichtet. (11)

Zur Gewährleistung der Bundesdeutschen Normen beim Brandschutz mussten 1999/00  Feuerwehrnottreppen auf der Hofseite zur Kellerbergstraße errichtet werden. (11)

Es begann ein Tauziehen um die Schulstandorte, auch Annaburg musste um deren Erhalt kämpfen, dabei war eine der Voraussetzung, dass der Schuleinzug auch weiterhin als „Zweiklassen je Schulkassenstufe“ gesichert blieb. Wenn der Schulbusverkehr nach Annaburg wegfällt, gäbe es auch den letzten kläglichen Rest eines Nahverkehrs im Stadtgebiet von Annaburg nicht mehr. 2001 wurde die Sekundarschule in Prettin geschlossen. Die Schüler aus Prettin wurden nun wieder nach Annaburg gefahren. Aber nicht mehr wie früher mit der Eisenbahn, denn diese gibt es nun auch nicht mehr. (11)

Neuer Schulleiter der Sekundarschule Annaburg wurde 2002 Frau A. Müller. (11)

Je mehr sich das Land (schlanker Staat; Bürokratie) aus der Schulförderung zurückzieht, müssen (wenn vorhanden) Privatinitiativen diese Aufgaben übernehmen. So wurde am 09.11.2004 der Schulförderverein in Annaburg gegründet, damit auch unsere Schule einen Partner hat, um den wachsenden Aufgaben gerecht zu werden. Er unterstützt die Schule tatkräftig u.a. bei der Antragstellung für Förderprogramme und Projekte. (15)

Die Annaburger Realschule erhielt 2005 den Status einer Ganztagsschule. Bis 15.30 Uhr werden jetzt Arbeitsgemeinschaften und Förderstunden angeboten. (15)Seit Bestehen der Ganztagsschule haben sich verschiedene Arbeitsgemeinschaften und Projekte etabliert. Einen besonderen Stellenwert nahm dabei die Berufsorientierung ein. Als eine der ersten Schulen wurde ihr am 10. Juni 2008 das „Berufswahlsiegel Sachsen-Anhalt“  verliehen, welches auch im Schuljahr 2010/11 erfolgreich verteidigt werden konnte. (15)

Organisiert vom Schulförderverein hatten die Schüler der Annaburger Realschule im Rahmen eines Schulsportfestes einen Sponsorenlauf veranstaltet. Mit dem so erworbenen Geld konnte ein Bolzplatz auf dem Schulgelände errichtet werden. (15)

Nachdem bereits in den Vorjahren die Brandschutzauflagen für das Schulgebäude erhöht wurden, mussten 2012 weitere zusätzliche Fluchtwege über Außentreppen, sowie durch Umbauarbeiten, mehr Sicherheit im Inneren des Gebäudes geschaffen werden. (15)

Am 12. Juli 2013 wurde unsere Realschule der Titel „Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage“ verliehen. (15)

BERND HOPKE
ORTSCHRONIST

AnnaOffice©2022-02-22

Quellen
1  Wilhelm PAETZOLD: Geschichte des Volksschulwesens im Königreich Sachsen. Leipzig Frankfurt a.M. 1908
2  Julius RICHTER: Geschichte der Sächsischen Volksschule. Berlin 1930
3  Bundeszentrale zur politischen Bildung; Schulgeschichte bis 1945; unter https://www.bpb.de/gbpbesellschaft/bildung/zukunft-bildung/229629/ schulgeschichte-bis-1945
4  Lydia Simon, Das Verhältnis von Kirche und Schule in Sachsen im 19. Jahrhundert am Beispiel der Kirchschule Glösa, München, GRIN Verlag, 2009; https://www.grin.com/document/139630
5  Friedrich Gottlob Leonhardi, Erdbeschreibung der churfürstlich- und herzoglich- sächsischen Lande, Band 1
6  Friedrich Uhlig, Schneidermeister der Stadt Annaburg und ehemaliger Institutszögling, Nachrichten von 17. Juni 1841, aus dem Kirchkopf der evangelischen Stadtkirche, Annaburger ev. Kirchenarchiv
7  Heinrich Dorbritz, Militär-Knaben-Erziehungs-Institut zu Annaburg; Berlin 1857
8  Report on education in europe zo the girard college for orphans by Alex. Dallas Bache LL.D.; Hrsg. in Philadelphia 1839
9  Johannes Herrmann „Die Entwicklung der ländlichen Gemeindeabgaben im Kreise Torgau (Elbe).“ In Inaugural-Dissertation der hohen philosophischen Fakultät der Vereinigten Friedrichs-Universität Halle –Wittenberg; Juni 1910
10  Landrat Wisand; Schreiben an die königliche Regierung, Abt. für Kirchen- und Schulwesen in Merseburg vom 7.April 1916; Protokollbuch Nr. 1801; 
11  Dietrich Klöckner; Chronologie der Annaburger Schulentwicklung; handschriftlich 2021; Archiv des Vereines f. Heimatgeschichte und Denkmalpflege e.V. Annaburg
12  Otto Heintze, „Geschichtlicher Rückblick“ von 1938, Privatbesitz
13  Die Geschichte der Kinderrechte, unter https://www.kinderrechte.de/ kinderrechte/geschichte-der-kinderrechte/
14  Otto Heintze, „Annaburg das Städtlein an der Heide“ Geschichtlicher Rückblick, aus gebundene Beilagen der „Annaburger Zeitung“ um 1930
15  Homepage der Sekundarschule Annaburg; Eine Schule im Wandel der Zeit – Schulgeschichte unter: https://www.sks-annaburg.bildung-lsa.de/unsere-schule/ geschichte/
16  Autorenkollektiv, StudySmarter UG; München 2021; unter: https://www.studysmarter.de/ schule/geschichte/nationalsozialismus/hitlerjugend/
17  Autorenkollektiv; Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung unter Wikipedia; https://de.wikipedia.org/wiki/ Reichsministerium_ f%C3%BCr_Wissenschaft,_Erziehung_und_Volksbildung (20.07.2021)
18  Eberhardt und Ilse Förster; unsere Schulzeit; Annaburg 2009; unveröffentlicht; Archiv des Heimatverein und Denkmalpflege e.V. Annaburg
19  Autorenkollektiv; Rassentheorie unter Wikipedia; https://de.wikipedia.org/wiki/ Rassentheorie (18.10. 2019)
20  Edwin Kretzschmann; Ein geschichtlicher Rückblick auf die schulische Entwicklung der Volksschule in der Stadt Annaburg von 1945-1955; unveröffentlicht; Archiv des Heimatverein und Denkmalpflege e.V. Annaburg
21  Bundesarchiv, Befehl 150 der SMAD vom 18.05.1946; unter: https://www.bundesarchiv.de/ DE/Content/Bilder/Virtuelle-Ausstellungen/Volk-und-Wissen-Verlag/05_smad-befehl_dr-200-1563.jpg?__blob=poster
22  Protokollbuch der Zentralschule Annaburg (Kreis Torgau) 1950/51 über die Lehrerkonferenzen; Schulfund 2020; Archiv der Stadt Annaburg
23  Hauptbuch der Knaben- und Mädchen Mittelschule Annaburg-Prettin 1944-1948; Schulfund 2020; Archiv der Stadt Annaburg
24  Bundeszentrale zur politischen Bildung; Schulgeschichte ab 1945; unter https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/zukunft-bildung/229702/schulgeschichte-nach-1945
25  Bundeszentrale zur politischen Bildung; Von der Krippe bis zur Hochschule – das Bildungssystem der DDR; unter: https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/zukunft-bildung/230383/von-der-krippe-bis-zur-hochschule-das-bildungssystem-der-ddr
26  Bernhard Rebslob; Familienchronik in Privatbesitz, unveröffentlicht