Vater August

AUGUST, Kurfürst von Sachsen (1526/1553-1586)

Kurfürst August

August, Kurfürst von Sachsen, * 31.7. 1526 in Freiberg (Sachsen) als zweiter Sohn des Herzogs Heinrich des Frommen (1473-1541) und jüngerer Bruder des Kurfürsten Moritz von Sachsen, † 11.2. 1586 in Dresden.
Seine Mutter Augusts, Katharina von Mecklenburg, gab den Ausschlag dafür gab, dass Herzogs Heinrich des Frommen 1539 die Reformation Martin Luthers in seinem Herrschaftsbereich einführte. August wuchs vornehmlich in Weißenfels und Wolkenstein auf. Diese Tatsache wurde offenbar dafür entscheidend, dass dieser Wettiner sich während seiner gesamten Regierungszeit den Problemen des Bergbaues und dem Handel aufgeschlossen zeigte.
Als Jüngling wurde er, obwohl er dem evangelischen Glauben angehörte, in Prag am Hof des katholischen Habsburgers Ferdinand I. – dem jüngeren Bruder von Kaiser Karl V. – erzogen. Während dieser Zeit entwickelten sich freundschaftliche Beziehungen mit Ferdinands Sohn Maximilian, dem späteren Kaiser Maximilian II.. Diese Kontakte bildeten ein wichtiges Unterpfand für die weitere Politik Kursachsens. Es folgte der Besuch der Universität Leipzig, wo Johann Rivius sein Lehrer und Berater wurde.
1541 – das Testament des Vaters bestimmte August zu gleichem Anteil an dem väterlichen Erbe – verzichtete er (erst 15 Jahre alt) auf seinen Machtanspruch zu Gunsten seines älteren Bruders, Kurfürsten Moritz von Sachsen (1521/1541-1553) und damit auf die Teilung Sachsen.
Er wurde 1544 mit der Verwaltung des Hochstiftes Merseburg von Moritz betraute.
Um sich mit Anna von Dänemark – der Tochter König Christians III. – am 7. Oktober 1548 zu vermählen, musste August diese Tätigkeit aber bereits 1548 niederlegen.
Seine praktische politische Erfahrungen hatte er als Administrator des Stiftes Merseburg, während des Schmalkaldischen Krieges (1546/1547) als militärischer Führer und schließlich als Vertreter seines Bruders während dessen Kriegszuges gegen Kaiser Karl V. 1552 sammeln können. Er folgte 1553 seinem in der Schlacht bei Sievershausen gefallenen Bruder Moritz als Kurfürst.
Die Nachwelt schenkte ihm im Gegensatz zu seinem Vorgänger wenig Aufmerksamkeit. Dabei hat Kurfürst August die von seinem Bruder Moritz erlangte Machtstellung des albertineschen Sachsen durch eine umsichtige Politik dauerhaft gesichert. Als er 1553 die Herrschaft angetreten hatte, stand er nicht nur vor leeren Kassen, er sah sich überdies der auf Revision der nach der Wittenberger Kapitulation von 1547 entstandenen Machtverhältnisse zielenden feindlichen Haltung der ernestinischen Verwandten gegenüber – eine Situation, die er auf Grund seiner alten persönlichen Beziehungen zum Hofe des Habsburger Ferdinands I zu meistern verstand. So wundert es nicht, dass er sich nach 1553 als dessen verlässlicher Verbündeter erwies und vor allem dem späteren Kaiser Maximilian II. gegenüber mit seiner kaisertreue Reichspolitik in den späteren Jahren.
Auf dem Passauer Vertrag (1552) aufbauend, handelte er als führender protestantischer Reichsfürst 1555 den Augsburger Religionsfrieden mit aus. Damit wurden der Fortbestand des Protestantismus und damit das dauerhafte Nebeneinander von Katholizismus und Protestantismus anerkannt. Bei seinen späteren politischen Bemühungen hat Kurfürst August in der Erhaltung der Stabilität und der bestehenden Verfassung des Reiches die beste Möglichkeit gesehen, die eigenen Interessen zu wahren und die Position des Kurstaates evtl. noch zu stärken. Nach diesem ersten außenpolitischen Erfolg, wandte sich August verstärkt dem inneren Ausbau seiner Territorien zu. August galt als Muster eines patriarchalischen Landesvaters, der sich mit Eifer und Umsicht dem inneren Aufbau seines Staatswesens widmete. Dabei zog er ganz bewusst auch Kräfte aus dem noch jungen Bürgertum in diesen Prozess ein, auch hierin kommt sein realistischer, auf den wirtschaftlichen und politischen Machtausbau bedachte umsichtige Politik zum Ausdruck. Hervorzuheben sind seine erfolgreichen Bemühungen zur Verbesserung der Landwirtschaft, der Gewerbetätigkeit, des Finanz- und Schulwesens, der Behörden- und Kirchenorganisation, der Justiz-Verfassung und nicht zuletzt seine für einen Renaissancefürsten sicher nicht ungewöhnlichen Bemühungen um den kulturellen Fortschritt in seinem Lande. Ein 1572 eingeführtes neues Gesetzbuch, die „Codex Augusteus“, vereinte Elemente des deutschen und des römischen Rechts. Weitere wichtige Gesetzesvorgaben, die wir seiner Regierungszeit verdanken, waren die Polizeiordnung von 1555, die Münzordnung von 1558, die Forstordnung von 1560 und die Schulordnung von 1580; in allen diesen Gesetzeswerken offenbarte dieser Wettiner eine genaue Kenntnis der Materie, eine gewisse Liebe für Gerechtigkeit und ein Eintreten für die Erhaltung wohl erworbener Rechte früherer Zeiten.
Nicht bloß die Tatsache des gut organisierten Silberbergbaus, sondern die Rolle Augusts als erfolgreicher Unternehmer und Wirtschaftspolitiker trug ihm eine Vorrangstellung unter allen deutschen Territorialfürsten ein. Auf dem Höhepunkt seiner Macht suchte er diese Stellung durch zahlreiche Schlossbauten auch nach außen zu dokumentieren.

So entstand neben der „Augustusburg“ (1568-72) bei Chemnitz auch unser Jagdschloss in Lochau (1572-74). Ausschlaggebend für diese Entscheidung dürfte wohl in erster Linie die Jagdleidenschaft des Kurfürsten gewesen sein. Das am nördlichen Rand der wildreichen „Lochauer Heide“ gelegene Jagdschloss, bot neben der Jagd auch ideale Bedingungen für Ruhe und Zurückgezogenheit. Ihre Liebe zur Heide und zum alten Lochauer Schloss muss das Kurfürstenpaar bereits in den 60er Jahren des 16. Jahrhunderts entdeckt haben, denn auch die Kurfürstin Anna Auguste bevorzugte das Lochauer Jagdschloss – das schließlich später, nach Fertigstellung des Neubaues, sogar ihren Namen trug – und sie so die Namensgeberin unseres Ortes wurde. Aus Lochau wurde 1572 schließlich Annaburg.
Das neue Jagdschloss wurde zu einem bevorzugten Aufenthaltssitz des Kurfürstenpaares, sie weilten oft monatelang in Annaburg. August brachte seine Buchdruckerei, seine Bibliothek und die Kupferstich- und Holzschnitzsammlung im Schloss unter. Diesen Platz behielten sie bis zu seinem Tode, erst danach kam alles nach Dresden.
Das Fürstenpaar, im Volksmund Vater August und Mutter Anna genannt, beschäftigte sich in Annaburg aktiv mit der Landwirtschaft, Pharmazie und Medizin.
So wurde unter Leitung August eine „Baumschule“ im so genannten Tiergarten nahe des Schlosses angelegt. Nach einem Inventarverzeichnis der neunziger Jahre des 16. Jahrhunderts sind im gesamten Tiergartenbereich 266.850 Bäume gesetzt worden. Unter Kurfürstin Anna wurden umfangreiche Kräutergärten nahe des Schlosses angelegt.
Der sächsische Kurfürst, ausgestattet mit einer ausgezeichneten Ausbildung und seinen Studien an der Leipziger Universität, kümmerte sich höchst selbst um den Neuerwerb seiner umfangreichen Buchsammlung – dazu sah er persönlich die Verzeichnisse der in Leipzig gedruckten sowie der in Frankfurt a.M. angebotenen Bücher durch und legte die Bücher fest, die angeschafft werden sollten.
August war lutherisch gesinnt, aber theologisch nicht gebildet. So konnten calvinische Lehren über seine Ratgeber (Kanzler Georg Cracow und Kaspar Peucer) und Theologen (u.a. Hofpredigers Schütz, Beichtvater Superintendenten Johann Stössel) in Kursachsen Verbreitung finden, die den von seiner Gemahlin Anna begünstigten lutherischen Einfluss zu verdrängen suchten. Aufmerksam geworden, machte August mit der 1576/77 erarbeiteten „Konkordienformel“ diesem Prozess ein Ende und erreichte nicht nur eine strenge Abgrenzung des lutherischen Glaubensbekenntnisses zum Kalvinismus – er wusste vor allem die große Mehrheit der protestantischen Reichs-Stände auf diese Lehrbekenntnis zu verpflichten und so die Führerschaft Kursachsens im protestantischen Lager für lange Zeit zu sichern. Allerdings erst am 25.6. 1580 erschien in Dresden das Konkordienbuch, die Sammlung der mit der Konkordienformel abgeschlossenen lutherischen Bekenntnisschriften.
In den allgemeinen Vorschriften wurde bei der Berufung von Professoren eine klare Absage gegenüber dem Kalvinismus erwartet. 1580 forderte der Kurfürst von den 19 Professoren außerhalb der Theologischen Fakultät ebenfalls die Unterschrift unter das Konkordienbuch. Zwei Professoren verweigerten das und verloren sofort ihr Amt.
Die Konkordienformel beendete die großen theologischen Streitigkeiten, verstärkte aber zugleich die formale Verfestigung der Lehre und führte zur Ausschaltung von Gegnern des strengen Luthertums an den Universitäten und in Kursachsen überhaupt.

Nach dem Tode seiner Frau am l. Oktober 1585 heiratete der 60jährige Kurfürst wenig später die 13jährige Agnes Hedwig von Anhalt. Jedoch bereits am 12. Februar 1586 verstarb er selbst in Dresden.

Bernd Hopke
Annaburger Ortschronist
Quellen- und Literaturhinweise:

Falke, Johannes Die Geschichte des Kurfürsten August von Sachsen in volkswirtschaftlicher Beziehung, Leipzig 1868 ;
Fischer, Gerhard Aus zwei Jahrhunderten Leipziger Handelsgeschichte, Leipzig 1929;
Herrmann, Johannes Moritz von Sachsen (1521 - 1553) - Landes- und Reichsfürst, Beucha 2003;
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Sachsen Herzog zu, Albert Die Albertinischen Wettiner - Geschichte des Sächsischen Königshauses 1763 - 1932, Gräfelfing bei München 1995 (3. Auflage);
Sachsen Herzog zu, Albert Die Wettiner in Lebensbildern, Graz - Wien - Köln 1995;
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Duden, Grundwissen-Geschichte, Verlag Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG Mannheim 1996
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Katrin Nitzschke, Der Vater der Liberey, SLUB-Kurier 2001/2;
Reinhardt Eigenwill, Der Politiker August, SLUB-Kurier 2001/2;

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