Puppen

Mädchenspielzeug

Eine Puppe (von latein pupa, „kleines Mädchen“) ist eine figürliche Nachbildung eines Menschen oder menschenähnlichen Wesens. Puppen gehören zu den ältesten und häufigsten Spielzeugen. Schon in der Steinzeit waren Puppen von Bedeutung. Aus dieser Zeit fand man Überreste aus Steinen und Knochen, die zu Puppen gehörten. Puppen gehören zu den frühesten Spielzeugen überhaupt, wobei das Spiel mit dem Gegenstand „Puppe“ selbst wahrscheinlich bedeutender ist als die qualitative Ausführung des Gegenstandes. Kinder nutzen jeden ähnlichen Gegenstand (Stöcke, Wurzeln, Steine …) um die Bemutterung nachzuahmen. Dieses Verhalten gehört zum menschlichen Verhaltensrepertoire.

So werden in Kindergräbern der Jungsteinzeit gefundene Figuren aus Ton und anderen Materialien als Spielpuppen gedeutet.

Frühe Puppen bestanden aus allem, was die Umwelt bot. Je nach klimatischen Bedingungen und Alter sind Puppen erhalten geblieben, die vor allem aus Ton, Holz, Kuhfladen, Pflanzenfasern, Stoff oder Bronze bestanden.

Im antiken China wurden Puppen aus Stroh gefertigt und nicht nur als Spielzeug genutzt. So wurden hier ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. die Puppen als Heilpuppen u.a. verwendet.

Aus der Zeit vom späten Mittelalter bis zur Neuzeit sind Puppen aus weniger vergänglichen Materialien erhalten geblieben, so aus Terrakotta und Alabaster oder Wachs. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Ausstattungen hinzu: Puppenkleidchen, Hosen für männliche Puppen, Puppenhäuser und -stuben mit Einrichtung. Größere Puppen (etwa in Größe eines Babys) werden oft in Puppenwagen herumgefahren, bekocht, schlafen gelegt etc.

So richtig beginnt die Geschichte des beliebten Spielzeugs im frühen 15. Jahrhundert. Es entstand die Puppenproduktion auf gewerblicher Ebene. In Nürnberg tauchen die ersten Dockenmacher auf (Docke zunächst ein Synonym für Spielzeug, später für Puppe). Etwa zur selben Zeit oder wenig später hat sich die Spielwaren- und Puppenproduktion nach Sonneberg ausgebreitet. So ist in Sonneberg schon im 17. Jahrhundert (FM Schilling) und im thüringischen Waltershausen ab 1815 eine frühe Puppenproduktion nachgewiesen. Waltershausen übernimmt im industriellen Zeitalter mit dem Export von Puppen in 30 Länder der Erde, die Führungsrolle der Puppenindustrie in Deutschland. Hier stellen etwa 50 Produzenten Puppen, Puppenmöbel, Spielzeug, Zubehör und Verpackungen her. Darunter waren neben Kleinbetrieben so bedeutende Unternehmen wie die Puppenfabriken von Johann Daniel Kestner jun., Heinrich Handwerck, Max Handwerck, Kämmer & Reinhardt, König & Wernicke, Bruno Schmidt, Otto Gans, Seyfarth & Reinhardt.

1854 schrieb schon die französische Autorin Julie Gouraud frei übersetzt, dass Mädchen so mit ihren Puppen spielen, wie sie später als Frau in der Welt ihren Platz finden werden. Daran ist deutlich zu erkennen, welchen Zweck die Puppe eigentlich erfüllen sollte.

In Westeuropa dominierte im 19. Jahrhundert neben Deutschland die französische Puppenproduktion, die in Konkurrenz zu ihren deutschen Nachbarn stand. Neuerungen in der Puppenproduktion des 19. Jahrhunderts waren die Einführung von Drechselmaschinen, Pappmaché; Porzellanköpfen, die ersten Babypuppen, der Einsatz von Gummi für Puppenkörper, Kugelgelenke als Verbindung der Glieder und das Celluloid, aus dem Köpfe, aber auch ganze Puppen entstanden.

Die Firma Schildkröt-Puppen, vormals Rheinische Gummi- und Celluloidfabrik, wurde 1873 in Mannheim gegründet. 1896 wurde die erste Puppe aus dem damals neuen Material Celluloid produziert. Sie war dadurch bruchfest, abwaschbar, farbecht und hygienisch. Das Warenzeichen, die „Schildkröte“, wurde im Kaiserlichen Patentamt in Berlin eingetragen. Schildkröt ist einer der seltenen Puppenhersteller, der von 1896 bis heute durchgehend Puppen produziert.

Etwa 1908/09 begannen Künstler anspruchsvolle Puppen zu entwerfen und selbst herzustellen, sogenannte Künstlerpuppen. Die industrielle Antwort darauf: 1909 schuf die Puppenfabrik Kämmer & Reinhardt nach einem Entwurf des Berliner Bildhauers Prof. Lewin-Funcke die „Charakterpuppe“, die dem lebenden Vorbild eines Kleinkindes sehr ähnlich war.

Käthe Kruse sorgte ab 1908 für Aufsehen, indem sie Künstlerpuppen schuf, die zugleich den Ansprüchen der Spielpuppen gerecht wurden.

Diese und einige andere Hersteller sind bekannt für wunderschöne Puppen, die damals Mädchenherzen höherschlagen ließen, heute einen Sammlerwert haben und zum Teil immer noch in Produktion sind. Gerade Käthe Kruse dürfte vielen ein Begriff sein. Die Gesichter waren lieblich wie die von Kindern und konnten doch die verschiedensten Gefühle zeigen. Der Körper war aus Stoff gefertigt und mit Sand gefüllt, was ihn so herrlich weich machte. Wer heute noch eine richtig alte Käthe Kruse Puppe sein Eigen nennt, hat unter Umständen ein echtes Sammlerstück.

Die Puppe erlebt ihre Blütezeit, wurde figürlich dem Menschen nachgebildet und erhielt filigrane Gesichter und wunderschöne Kleider der damaligen Mode. Gerade die Mädchen sollten so ein Vorbild haben und eine Vorstellung davon erhalten, wie eine Frau auszusehen hatte. Die Mädchen dieser Zeit sollten mit ihren Puppen spielerisch den Umgang mit Babys und Kindern erlernen. Sie wurden spielerisch auf ihre Rolle als Frau vorbereitet.

Die Weltkriege unterbrachen die Blüte der Puppenindustrie, und nur langsam erholte sich dieser Industriezweig wieder. So auch in Thüringen und Franken, die noch immer wichtige Puppen- und Spielzeugstandorte waren. Die industriellen Umbrüche des ausgehenden 20. Jahrhunderts und die voranschreitende Globalisierung führten zum rapiden Rückgang der Puppenproduktion in diesen Regionen. So werden z. B. in Waltershausen seit 2003 überhaupt keine Puppen mehr gewerblich hergestellt.

 

Herstellung

Die Arbeitsschritte bei der Herstellung sind:

    • Modellieren des Körpers mit einer Masse aus Ton oder Kunststoff
    • Gipsform als Negativ
    • Ausgießen mit Porzellanmasse oder Kunststoffen
    • Brennen oder Pressen
    • Bemalen und Gestalten

 


Puppenwagen

Der Puppenwagen ist ein Kinderspielzeug zum Transport sowie ein Schlaf- und Ruheplatz von Puppen. Ideengeber war der Stubenwagen für Säuglinge, dessen konventionelle Fertigung indes bald der Mode und Herstellung des 1880 in Großbritannien erfundenen Kinderwagens folgte. In den 1950er Jahren wurde in Westeuropa damit begonnen, von Kinderwagen-Modellen weitgehend exakte Puppenwagen-Kopien herzustellen, während der Stubenwagen unverändert weiter existiert und ebenfalls als Spielzeug erhalten blieb.

 


Stoffpuppen

Die in den Fabriken hergestellten Spielzeugpuppen waren aber für die ärmeren, unteren Schichten nicht bezahlbar. Daher hatten die Kinder dieser Schichten meist Puppen die vom Vater oder der Mutter selber hergestellt wurden. Diese wurden aus den unterschiedlichsten Materialien gefertigt. Meist kamen Holz und Textilien zum Einsatz. Diese Art Stoffpuppen wurden seit dem Mittelalter für die Kinder in Handarbeit gefertigt.

Industriell wurden Stoffpuppen als Kinderspielzeug Mitte des 19.Jahrhundert in den USA und Europa gefertigt. Vorreiter war hier die amerikanische Puppenmacherin Izannah Walker die Anfang des 19. Jahrhundert im folkloristischen Stil Stoffpuppen herstellte, und die sich das patentieren ließ.

Die Stoffpuppen bestehen fast vollständig aus Stoff und werden in der Regel Baumwoll- oder Polyesterfasern gefüllt. Das Gesicht wird aufgenäht, genauso wie Haare, Augenbrauen und Wimpern. Sie bestehen meist aus Fäden oder Fasern. Izannah Walker Stoffpuppen bestanden aus mehrteilig verklebten Stofflagen, die dann durch Pressen geformt wurden.

Vorteilhaft war, dass Stoffpuppen meist aus waschbaren Materialien hergestellt wurde.

Auch Stoffpuppen konnten teilweise mit separaten wechselbaren Schuhe, Röcke, Hosen und Gürtel hergestellt werden. Was ihre Spieleigenschaften erhöhte, aber auch die Kosten in die Höhe trieb. Die beliebteste Stoffpuppe im Osten Deutschlands war lange Zeit das „Sandmännchen“. 

Eine Sonderform der Stoffpuppen bilden die Plüschtiere

 


Teddy und Co.

Stofftiere haben bereits eine sehr lange Geschichte hinter sich. In früheren Jahren, bereits vor Hunderten von Jahren, haben Mamas einfach verschiedene Stoffe zusammengenäht und ausgestopft. So war der Spiel- und Kuschelgefährte für die lieben Kleinen schnell gemacht und wurde heiß und innig geliebt, obwohl es optisch und qualitativ sicherlich eher einfach war.

Das Stofftier selbst, hat im 19. Jahrhundert seine Entstehung. Genau war es im Jahre 1879, als Margarete Steiff aus einem Schnittmuster heraus den ersten Stoff-Elefanten entwickelte. Die Kinder entdecken diesen kuscheligen Gesellen und verliebten sich in das neu geborene Spielzeug. Auf Grund der Beliebtheit ging er bald in Produktion.

1880 kam es dann zur Gründung der Steiff GmbH. Der Elefant blieb nicht lange alleine, denn weitere Stofftiere gesellten sich dazu. Bereits 1892 erschien der erste illustrierte Steiff-Katalog. Stofftiere aus dieser Produktionszeit waren jedoch allesamt unbeweglich.

Margarete Steiffs Neffe Richard Steiff erfand im Jahre 1902 dann das erste bewegliche Stofftier. Es war ein Bär, der sich bewegen konnte. Damit war der erste Gliederbär aus Plüschstoff geboren.

Der bewegliche Teddybär wurde innerhalb weniger Jahre für viele Länder mit Erfolg produziert. In den 50er Jahren gab es Kuscheltiere in allen Farben und Formen. Aus dem ursprünglichen Elefant und Teddy hat sich in all den Jahren eine unendlich große Auswahl entwickelt. Ein enormes Angebot an Größen, Materialien und Qualitäten hat sich entwickelt. Auch was die Füllungen betrifft, gibt es viele verschiedene Varianten.

In den 50iger Jahren und den folgenden Jahren begründet die Fertigung des Stofftieres „Mecki“ den weiteren Erfolg des Steiff-Unternehmens. Der Igel wurde in den 1950er-Jahren als Maskottchen der Fernsehzeitschrift „Hörzu“ bekannt.