Frühgeschichte

unsere Region in der Bronzezeit


Die Bronzezeit wird in unserer Region geprägt durch die Lausitzer Kultur und wird derzeit von ca. 1300 v. Chr. (Bronzezeit) bis ca. 500 v. Chr. (Eisenzeit) datiert.

Während dieser knapp 1000 Jahre besiedelten die Menschen der Lausitzer Kultur ein Gebiet, das sich in etwa von der Elbe bzw. der Saale bis östlich der Weichsel erstreckte und von der Ostsee bis in die Slowakei reichte.

Am Übergang zur Eisenzeit bilden sich starke regionale Unterschiede heraus, weshalb die Archäologen innerhalb der Lausitzer Kultur mehrere eigenständige früheisenzeitliche Gruppen unterscheiden: Die Billendorfer Gruppe, die Schlesische Gruppe, die Göritzer Gruppe und die Aurither Gruppe.

Die Keramik der Lausitzer Kultur ist geprägt durch die Buckelurnen

Diese Grabkeramik enthielt den Leichenbrand nach der Verbrennung der Toten. Die Brandbestattung wurde in diesen Epochen bevorzugt. Der Tote wurde auf der Ustrine am Rande des Gräberfeldes verbrannt. Daher ist von den Grabbeigaben und Trachtbestandteilen des Toten nur wenig erhalten. Doch erkennt man aus den Befunden, dass die Reste des Toten mit großer Sorgfalt aus dem Scheiterhaufen gelesen, gewaschen und anschließend in anatomischer Ordnung in die Urne geschichtet wurden. Diese Namengebende Grabkeramik ist aber nicht Bestandteil unserer Ausstellungsstücke. Die in der Annaburger Gemarkung gefundenen Keramikstücke stellen Gebrauchsgegenstände dar. Sie gehören zur späten Bronzezeit da die Gefäße mit waagrecht umlaufenden Riefen versehen wurden.

Die Ernährungsgrundlage der Lausitzer waren Ackerbau und Viehzucht. Durch Getreidereste aus Vorratsgruben und verbrannte Breireste aus Keramikgefäßen wissen wir heute, dass unter anderem verschiedene Getreidearten wie z.B. Einkorn, Emmer, Dinkel oder Gerste gelagert und verarbeitet wurden. In der Niederlausitz wurden regelrechte Speicherareale mit Gruben von bis zu 2 m Tiefe bei Ausgrabungen freigelegt. Auch Hülsenfrüchte wie Erbsen, Ackerbohnen und Linsen standen auf dem Speiseplan. Der Menge der gefundenen Tierknochen nach zu urteilen, spielte besonders das Rind eine große Rolle als Nutztier, daneben wurden Schafe, Ziegen, Schweine und Hunde gehalten. Aber auch Fische wie Hecht, Stör und Wels wurden zumindest in geringen Mengen mithilfe bronzener Angelhaken gefangen. Trensenreste verweisen auf die Nutzung von Pferden, und aus der späten Bronzezeit sind zum ersten Mal Holzpflüge überliefert.

In unserer Region ist die Lausitzer Kultur die bedeutendste urgeschichtliche Epoche. Weniger bekannt als die in beiden Lausitzen sehr häufigen frühmittelalterlichen Slawenburgen sind die weit über 1000 Jahre älteren großen Befestigungen der Lausitzer Kultur. Diese entstanden am Ende der Bronze- und zu Beginn der frühen Eisenzeit (8.–5. Jahrhundert v. Chr.). Eine dieser ehemaligen Befestigungen ist der Burgwall zwischen Annaburg und Gerbisbach. Die zu dieser Zeit bereits stark sozial differenzierte Gesellschaft zeigte damit ein wachsendes Schutzbedürfnis gegenüber inneren und äußeren Bedrohungen. Burgen der Lausitzer Kultur befinden sich immer in natürlich geschützten, aber auch strategisch wichtigen Lagen, sei es auf den Steilufern über größeren Gewässern oder auf Anhöhen in der Niederung. Sofern Ausgrabungsbefunde vorliegen und Deutungen zulassen, erkennen wir regelmäßige Burginnenbebauungen aus Häusern mit eingegrabenen Pfosten und den Nachweis von spezialisierten Handwerkern wie Bronzegießern. Wie die bedeutenden bronzezeitlichen Burgen an den Ufern von Elbe, Neiße, Oder und ihren Zuflüssen gelten auch die Burgen der Lausitzer Kultur in der Niederlausitz als Zentralorte mit Sitz der politischen und religiösen Stammeseliten und als Handels- sowie Handwerkerzentren. Der bekannte Berliner Arzt, Sozialpolitiker und Mitbegründer der modernen Ur- und Frühgeschichtsforschung Rudolf Virchow (1821–1902) benannte 1880 erstmals diese Kultur der Bronze- und frühen Eisenzeit nach der heute in Südbrandenburg liegenden (Nieder)Lausitz als „Lausitzer Kultur“. Unsere Region kann stolz sein auf diese weit über ihre Grenzen reichende und ausstrahlende urgeschichtliche Epoche. Unser Modell zeigt ein für diese Zeit übliches Pfostenhaus.

Die Siedlungen, meist als Weiler errichtet, bestanden aus 3-5 rechteckigen Pfostenhäuser und die ca.  8,50 bis 12,50 Meter lang, sechs bis neun Meter breit waren. Sie umschlossen meist nur einen Raum mit Herdstelle. Dabei konnten größere Gebäude auch Mehrräumig ausgeführt sein. Dabei trennten Zwischenwände verschiedene Bereiche innerhalb der Häuser. Die Wände dieser Gebäude bestanden aus lehmverputztem Flechtwerk, wie Funde von Hüttenlehm mit Holz- und Geflechtnegativen belegen.


Eisenzeit zwischen Elbe und Elster

Seit Mitte des 7. Jahrhunderts bilden sich im Gebiet der Lausitzer Kultur größere regionale Unterschiede und Besonderheiten bei Grabanlagen und Keramikformen heraus. Die Lausitzer Kultur „zerfällt“ in einzelne Gruppen. In Ostsachsen und den nördlich und östlich angrenzenden Gebieten entwickelt sich aus der bronzezeitlichen Lausitzer Kultur ohne gravierende Veränderungen die Billendorfer Gruppe. Für eine (vor)germanische sprachliche Identität bzw. Ethnizität der Träger der Lausitzer Kultur spricht, dass das Verbreitungsgebiet dieser Kultur um die Zeitenwende von den (ost)germanischen Stämmen der Przeworsk-Kultur besiedelt war und es keine Hinweise auf größere Wanderungsbewegungen in diesem Raum in der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends vor Christus gibt.  

Eine um 800 v. Chr. einsetzende Klimaverschlechterung scheint aber einen Einfluss auf die Platzwahl für offene Siedlungen zu haben: Sie verschwinden aus den höheren Lagen (Fläming) und finden sich nun in unserer tiefer gelegenen Regionen. Eisen spielt anfangs noch eine eher untergeordnete Rolle, gewinnt aber nach und nach an Bedeutung. Durch seine oberflächennahen und lokalen Vorkommen in Form von Raseneisenerz ist es leichter in unserer Region zu beschaffen als Kupfer und Zinn, zudem eignet es sich durch seine größere Stabilität besser für Werkzeuge und Waffen. Um an das Metall heranzukommen, wurde das Raseneisenerz in so genannten Rennöfen verhüttet. Die ungewünschten Stoffe schmelzen aus und das im Ofen zurückbleibende Eisen wird anschließend durch Schmieden in die gewünschte Form gebracht.

Die hier ausgestellte Keramik stellen Vorratsgefäße dar, die in der Jessener Gemarkung gefunden wurden.

 


Slawen zwischen Elbe und Oder  (700 — 1250 n. Chr.)

Bis heute streiten sich die Forscher, wann die ersten slawischen Siedler in den Raum zwischen Ostseeküste und Elbe einwanderten. Übernommene germanische Gewässernamen wie Elbe, Oder, Saale und Havel lassen vermuten, dass sie noch auf eine germanische Restbevölkerung stießen.

Sicher beweisen lässt sich das bislang jedoch nicht, denn die frühesten dendrochronologisch datierten Nachweise für die Anwesenheit der Slawen zwischen Elbe und Oder stammen aus dem frühen 8. Jahrhundert n. Chr. Als Urheimat der späteren Elb- und Ostseeslawen kann die Ukraine angenommen werden.

Unter dem Druck der reiternomadischen Awaren zogen slawische Bevölkerungsgruppen im 6. Jh. n. Chr. in Richtung Mitteleuropa und bildeten in den folgenden Jahrhunderten auch zwischen Elbe und Schwarzer Elster neue Stämme und Herrschaften. Nach der Unterwerfung der Sachsen durch Karl den Großen (785 n. Chr.) und der Expansion des fränkischen Reiches in Richtung Elbe gelangten die slawischen Stämme stärker in den Fokus karolingischer und später ottonischer Missions- und Expansionspolitik.Der äußere Druck löste verstärkten Widerstand gegen Kirche und Herrschaft aus. Mit dem Aufstand von 983 n.Chr., der sich gegen die Bischofssitze in Brandenburg und Havelberg richtete, schüttelten die Slawen den Einfluss des Ottonischen Reiches und der christlichen Mission vorerst ab. Durch dieses Ereignis gewann der Lutizenbund, der slawische Stämme aus dem Gebiet von der Peene bis an die obere Havel vereinte, an Bedeutung.