Blecheisenbahn

Tinplate Trains, Tinplate Eisenbahnen

Die Geschichte der Spielzeugeisenbahn, ist fast so alt wie die der richtigen Eisenbahn. Am Anfang von Miniaturisierungen standen Abbildungen der ersten Züge aus Silber oder Zinn, beliebt auf dem Schreibtisch der Väter und in den Händen der Söhne. Der zweite Schritt der folgte nach der Herstellung von Holzeisenbahnen. Das waren Modelle aus Blech die als Bodenläufer konzipiert waren. Die ersten Modelle davon eroberten mit Schwungrad-, Dampf- oder Uhrwerkantrieb die Kinderzimmer. Vor fast 150 Jahren wurde dann damit begonnen komplette Eisenbahnen als Modell nachzubilden.

Anfänglich war die Spurweite und somit die Größe der Modelle recht üppig, sicherlich auch geschuldet der Tatsache das alle Modelle noch komplett in Handarbeit hergestellt wurden und somit es je größer je einfacher war, die Herstellung der Blecheisenbahnen zu bewältigen.

Erst nach und nach wurden die Modelle detaillierter und die Spurweiten kleiner. Ganz große Handwerkskunst war die teilweise sehr liebevolle Ausstattung mit Türen die sich öffnen und schließen ließen und fein nachgebildete Innenausstattungen. Eines hatten aber alle Spurweiten gemeinsam, Blech prägte den Materialeinsatz, so dass sich der Begriff Blecheisenbahn anstatt Modelleisenbahn oder Spielzeugeisenbahn von ganz allein manifestierte.

Die Blecheisenbahnen bestanden weitestgehend aus Weissblech (engl. tinplate). In der Anfangszeit der Herstellung wurden die Einzelteile der Lokomotiven, Wagen und Zubehöre aus Blech ausgeschnitten, von Hand bearbeitet, verlötet und handlackiert. Später wurde die Fertigung vor allem bei den Nürnberger Firmen auf lithografiertes Blech umgestellt, das ausgestanzt und durch gefalzte „Blechnasen“ verbunden wurde, wodurch größere Stückzahlen preisgünstig produziert werden konnten.

Gebrüder Bing, Uhrwerk-Lok Spur 0, George the Fifth, ca. 1922

Die Gebrüder Bing in Nürnberg produzierten Blechspielzeug und Eisenbahnen von 1879 bis 1932. Sie hatten auf ihrem Höhepunkt 5000 Mitarbeiter und waren damit das größte Unternehmen dieser Art in Europa. 1866 gründeten Ignatz und Adolf Bing einen Einzelhandel. Sie begannen nach und nach, die von ihnen verkauften Waren selbst zu fertigen.

Bing war in den 1920er Jahren Marktführer bei den Blecheisenbahnen. Die Lokomotiven wurden immer besser und realistischer gestaltet und entwickelten sich in Richtung Modelleisenbahnen. Neben den Fahrzeugen und Schienenelementen gab es ein umfangreiches Sortiment an Zubehör und Gebäuden. Die große Zeit der Blech- oder Tinplate- Eisenbahn war in den 1920er und 30er Jahren.

Mindestens zwei weitere ehemalige Mitarbeiter von Bing machten sich erfolgreich selbstständig:

1912 gründete der Mustermacher Heinrich Müller zusammen mit Heinrich Schreyer das Unternehmen Schreyer & Co. Der Name Schuco wurde 1924 eingetragen; das Unternehmen bestand bis 1976. Heute werden Schuco-Replikate hergestellt und verkauft.
Am 11. Juni 1935 meldete Johann „Hans“ Biller (1898–1980) zusammen mit seiner Frau, rückwirkend zum 2. Mai 1935, in Nürnberg seine eigene Firma an. Ihr bekanntestes Nachkriegsprodukt war die „Biller-Bahn“, eine robuste, qualitativ hochwertige Lorenbahn. Hans Biller fabrizierte sein Patentspielzeug als erster in der Größe 0e von 1935 bis 1978. Seine Züge hatten wegen der Variationsmöglichkeiten und der guten Spielbarkeit viel Erfolg. Dies lag unter anderem an dem als Antrieb der Lokomotiven eingebauten Uhrwerk. Das Unternehmen ging 1977 in Konkurs.

Weitere deutsche Hersteller dieser Ära:

    • Jos. Kraus u. Co., Nürnberg
    • Karl Bub, Nürnberg
    • Heinrich Wimmer Blechspielwarenfabrik (HWN)
    • Konrad Dressler, Nürnberg
    • Carl Liebmann später: VEB Metallwarenfabrik Stadtilm, Stadtilm
    • Gebr. Märklin & Cie. GmbH, Göppingen
    • Jean Schoenner, Nürnberg
    • Ernst Plank KG, Nürnberg
    • Georges Carette & Cie., Nürnberg
    • Johann Andreas Issmayer, Nürnberg
    • Johann Distler KG, Nürnberg
    • Doll & Co., Nürnberg
    • Cabo, Carl Bochmann, Dresden
    • Josef Falk, Nürnberg
    • Kibri, Kindler & Briel, Böblingen
    • Trix, Nürnberg