Ortschronik Groß Naundorf

Entstehungsgeschichte der Ortschronik

In Groß Naundorf wurde 1965 eine Ortschronik geführt.

Ausgangspunkt war, dass nach Gründung der DDR die Regional- und Heimatgeschichtsforschung genutzt werden sollte, das militaristisch ausgerichtete Geschichtsbild und Geschichtsbewusstsein ideologisch umzuformen. Dabei spielte naturgemäß auch die Aufarbeitung der Geschichte der Arbeiterbewegung (regional und lokal) eine wichtige Rolle. Auf der zweiten Parteikonferenz der SED fokussierte man 1952 auch die Heimatforschung um mit deren Hilfe die Heimatverbundenheit der Menschen, ihr Staatsbewusstsein zu festigen. 1955 erfolgte die ministeriale Anordnung (GBl. II,Nr.17, 3.117 f.) zur Führung von Ortschroniken in den Städten und Gemeinden. Vermutlich wurde die Erstellung dieser Ortschronik in Groß Naundorf erst auf behördlichen Nachdruck beschlossen.

In der Chronik wird darüber berichtet:

„Im Jahre 1962 wurde mit der Erstellung einer Ortschronik begonnen, d. h., es wurde Material gesammelt. Für die Erstellung waren vom Rat der Gemeinde an den Rat des Kreises als Chronisten gemeldet:

Arthur Groschwald (Heimat: Gablonz/Sudetenland); seit Februar 1946 Lehrer, Jetziger Schulleiter, an der Schule in Groß-Naundorf;

Magda Miething (Heimat: Berlin) seit dem 01.06.1956 Angestellte beim Rat der Gemeinde

Zur Mitarbeit erklärten sich folgende Personen, Einwohner von Groß-Naundorf, bereit:       

Bruno Moritz (Heimat: Langenreichenbach, Krs. Torgau) seit dem 0l .02.1919 Lehrer an der Schule Naundorf und Groß-Naundorf

Heinz Goldfuß (Heimat: Naundorf) Gärtner und Baumschule Naundorf

Bruno Rauhut Jun. (Heimat: Naundorf) Stellmacher PGH - Polstermöbel – vormals Stellmacherei Bruno Rauhut sen.

Hermann Enigk (Heimat: Naundorf) (das Geschlecht Ehnig-Enigk geht bis 1663 zurück) Landwirt - Altenteiler


Mit dem 06. Juli 1965 wurde mit der Auswertung des Materials und dem Schriftsatz durch die 2. Chronistin begonnen und am 07. August 1965 abgeschlossen.“

Wir sehen an dem „Abschlußdatum“, dass die Akteure gar nicht so richtig verstanden hatten was Chronikführung beinhaltete. Eigentlich sollte keine Ortsgeschichte erstellt werden, sondern die Aufgabe der Chronisten sollte folgende sein:

„In der Ortschronik sind alle für die Gemeinde, Stadt bzw. Stadtbezirk wichtigen Ereignisse und Begebenheiten schriftlich kurz festzuhalten und durch zeitgeschichtliche Unterlagen (Zeitungsausschnitte, Plakate, Programme, Flugblätter, Gelegenheitsschriften,  Tonbandaufnahmen usw.) zu belegen und zu ergänzen. Der Ortschronist muss sich stets bewusst sein, dass er späteren Generationen vom gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben und sonstigen Ereignissen unserer Zelt berichten und Zeugnis ablegen soll. Dabei ist nicht nur von den Erfolgen, sondern auch von den Schwierigkeiten unserer Aufbauarbeit zu berichten. In die Chronik sind auch statistische Angaben über die Zahl der Einwohner und der Geburten, Eheschließungen und Todesfälle aufzunehmen. Die Ortschronik soll mit den Eintragungen des Chronisten über die Zeitereignisse und den dazugehörigen Anlagen und Belegen lediglich eine Materialsammlung als Grundlage für eine künftige Ortsgeschichtsschreibung darstellen. Sie ist deshalb nicht in darstellender Form zu schreiben.“

Auch wenn diese Erläuterung als Datum „Jessen(Elster), den 8.8.1958“ trägt und vermutlich ein Schreiben des Rates des Kreises Jessen ist, scheinen diese wichtigen Hinweise unsere chronistischen Akteure erst nach ihrer „Schriftsetzung“ erreicht zu haben. 

    

BERND HOPKE
ORTSCHRONIST

AnnaOffice©2024-03-29

 

Quelle:
Zweite Chronistin Magda Miething; Chronik der Gemeinde Naundorf; 70iger Jahre, abschriftlich B. Hopke 2024-02-15