Geheime Treffen

              auf Schloss Lochau

zeilelochauhirschjagdUnter Johann dem Beständigen (1525-32), Bruder Friedrich des Weisen, entsteht die evangelisch- lutherische Landeskirche, und Wittenberg wird die Hochburg der Reformation. Auch sein Sohn und Nachfolger, Johann Friedrich der Großmütige setzt sich entschlossen für den neuen Glauben ein. Dieser führte dann auch den 1530/31 gegründeten Schmalkaldischen Bund an und sollte damit Kaiser Karl V. die Stirn bieten. Sein albertinischer Großcousin Moritz von Sachsen jedoch stellte sich auf die Seite des Kaisers. Das Angebot, die ernestinischen Ländereien und die Kurwürde zu erhalten, ließ ihn konfessionelle Erwägungen vergessen.

In diesen kritischen Zeiten des Protestantismus wurde die stille Lochau in den langen Jahren, in denen der Schmalkaldische Krieg vorbereitet wurde, oft zu geheimer Zwiesprache der protestantischen Fürsten untereinander aufgesucht. Das war nicht weiter auffällig, galten doch die Jagd und die damit verbundenen Trinkgelage als natürliche fürstliche Vergnügungen. Aber im engeren Kreis beim lodernden Kaminfeuer wurden Verschwörungen der evangelisch-kurfürstlichen Verbündeten gegen den katholisch-kaiserlichen Absolutismus geplant.

Auch die Entscheidungsschlacht des Schmalkaldischen Krieges fand in der nähe der Lochauer Heide statt. Dort erreichte das kaiserliche Heer den abziehenden ernestinischen Kurfürsten und nimmt ihn gefangen. Im seinem Gefolge befand sich der reich beladene Wagenzug des kurfürstlichen Hauptquartiers, der in dem unwegsamen Gelände der Lochauer Heide stecken geblieben war. Hier, wo ab dem 19. Jahrhundert der Dammweg die Eisenbahnlinie Falkenberg- Wittenberg quert, wurde der wertvolle Inhalt der Wagen und Kutschen eine leichte Beute der kaiserlichen Reitergruppe. Unter den erbeuteten Kostbarkeiten befanden sich auch das edle Tischgerät des Kurfürsten, umfangreiche gemünzte Geldvorräte, die wertvollen Schreine der kurfürstlichen Kanzlei und wichtige Dokumente. Die Stelle, an der der kurfürstliche Wagenzug erbeutet wurde, trägt noch heute den Namen „Silberdamm“.

Zum Dank für seine Bündnistreue zur kaiserlichen Heerschar erhielt Moritz von Sachsen nicht nur die Kurwürde, sondern auch den Kurkreis Wittenberg und die sächsischen Bergwerke zugesprochen Als Zeichen des Triumphes über seine Ernestinische Verwandtschaft fand 1548 im Schloss Hartenfels in Torgau, dem Lieblingsschloss Johann Friedrichs, das prunkvollen Fest anlässlich der Hochzeit von Moritz‘ Bruder August und der Prinzessin Anna von Dänemark statt.

Mit Kurfürst Moritz kam nun ein Herr über die Lochau, der dem Kaiser gefährlich werden sollte. Das zunehmende Drängen Karl V. nach uneingeschränkter Herrschaft über Deutschland war den Fürsten beider Bekenntnisse ein Dorn im Auge. In vielen „Tagungen“ mit anderen Fürsten war Moritz seit dem Jahr 1550 bemüht, gegen die Tyrannei Kaiser   Karl V. „viele gute Leute an den Tanz zu bringen“. Die Zusammenkünfte mit den Ernestinern und anderen protestantischen Fürsten in Torgau (Mai 1551) waren am kaiserlichen Hof nicht unbemerkt geblieben. So kam es für Moritz darauf an, einen möglichst entlegenen und verschwiegenen Ort zu finden, um ein Offensivbündnis zwischen deutschen Fürsten und Frankreich zu bilden. Dazu wählte er die Lochau. So ritten denn im September 1551 die beteiligten Fürsten und Räte ohne alles Gefolge in Lochau ein, als ob es sich um eine gewöhnliche Herbstjagd handele. Am Tage erscholl das Hifthorn (Signalhorn) und das Kläffen der Meute um die alten Mauern. Am Abend aber fanden geheime Beratungen im Inneren der Schlossmauern statt. Nach zehntägigen Verhandlungen kam am 5. Oktober in Lochau ein Vertrag zustande. Der französische König und die protestantischen Fürsten um Moritz von Sachsen wollten damit „…. die alte Freiheit unseres geliebten Vaterlandes, der deutschen Nation erretten.“ Dieser erhielt am 15. Januar 1552 im Schlosse Chambord die Bestätigung und Unterschrift Heinrichs II.

In unserem Schloss wurde Geschichte geschrieben- der Vertrag von Chambord!

 

ps_20161020222139"Hier wurde Kurfürst Joh. Friedrich v. Sachsen nach der Schlacht bei Mühlberg am 24.April 1547 gefangen genommen“

Gedenkstein in der Lochauer Heide, errichtet 1897 vom Kriegerverein zu Falkenberg, erneuert 1988 vom Rat der Stadt Falkenberg.

 

 

(Übernommen vom Amtsblatt der Stadt Annaburg)

Quelle

Countdown 2017, Geheime Treffen auf Schloss Lochau; Amtsblatt der Stadt Annaburg Nr.7 vom 12.07.2016