Holzspielzeug

Kinderspielzeug

Holzspielzeug ist seit jeher Gegenstand der Kindererholung.  Spielzeug aus Holz ist so alt wie die Menschheit überhaupt.

Das ausgestellte Spielzeug entstammt fast vollständig der industriellen Zeit. Dabei müssen wir aber unterscheiden welche Kinder damit überhaupt spielen konnten und durften.

In den unteren Schichten der Bevölkerung, nicht nur hier in Annaburg, stellte man für die eigenen Kinder das Spielzeug aus Holz meist selbst her, wie z.B. den ausgestellten Holzkreisel.

Besonders im Erzgebirge entwickelte sich die Herstellung von Holzspielzeug infolge der früher herrschenden finanziellen Not und durch den Holzreichtum der Region zu einer wichtigen Nebenerwerbsquelle. Um kleine Holzfiguren durch Massenproduktion wirtschaftlicher herstellen zu können, wurde in dieser Gegend zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Technik des Reifendrehens entwickelt. Mittels dieser Technik sind einige der hier ausgestellten Spielfiguren hergestellt worden und anschließend aufwendig in Heimarbeit bemalt.

Die Produktion von Holzspielzeug zum Verkauf begann in Deutschland bereits im 16. Jahrhundert. Deutsche Künstler begannen, ihr Spielzeug in ganz Europa zu verkaufen. Dieses Spielzeug war allerdings nur für die Kinder der Oberschicht zugänglich.

Das hier ausgestellte Holzspielzeug, stammt aus dem Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderte. Es ist zum größten Teil bescheidenes Holzspielzeug welches aber aufwändiger und komplizierter in der beginnenden Industrialisierung hergestellt wurde. Neben Miniaturtieren und -puppen sehen wir aufwändige und dekorative Puppen, Feuerwehrautos, Karren und dekorativ bemalte Soldaten.

Selbst dieses Spielzeug war für die meisten Annaburger Kinder unerschwinglich. Hiermit spielten die Kinder aus der Mittelschicht, der Händler und Gewerbetreibenden.

 

Der Kaufmannsladen

Zu den anspruchsvollsten Holzspielsachen zählt ursprünglich auch der Kaufmannsladen, die Puppenstube und für die Jungen die Ritterburg

Der Kaufmannsladen hatte seine Ursprünge im Zeitalter der Industrialisierung. Kinder lernten zu dieser Zeit den Handel kennen und wollten dies auch spielerisch umsetzen. Der Kaufmannsladen zählte seinerzeit schon zu den anspruchsvolleren Spielzeugen und war mindestens gleichgestellt mit Autos und Kinderküchen sowie Puppenstuben oder den bereits damals beliebten Spielzeugwaffen; daher allerdings auch eher Kindern aus reicheren Haushalten zugängig. Kaufmannsläden für Kinder als Spielzeug sind schon mindestens seit dem frühen 19. Jahrhundert geläufig und sie wurden seinerzeit, wie auch die praktisch zeitgleich aufkommenden Puppenhäuser üblicherweise von Schreinern oder anderen Handwerkern als Einzelstück gefertigt und häufig zu Weihnachten als Brauch genutzt. Erst um 1900 herum fingen dann die Spielzeugfabriken damit an, Kaufläden mit Komplettausstattung zu fertigen und zu vertreiben. Bis heute ist der Kaufmannsladen einer der Klassiker im Bereich der Kinderspielzeuge und in nur geringer Abwandlung zur Ursprungsform weiterhin erhältlich und auch nach wie vor als Weihnachtsgeschenk für das Kind beliebt.

Kinder lernen mit dem Kaufmannsladen für den Alltag. Dabei sind realistische Rollenspiele im Kinderzimmer umsetzbar, in dem eines der Kinder den Verkäufer, das andere den Käufer darstellt und wo ein Wechsel die Perspektiven der Kinder verändern kann. Rollenspiele sind für Kinder sehr spannend, denn sie können sich so die Welt der Erwachsenen spielerisch erschließen. Dabei werden Szenen des Alltags umgesetzt und gleichzeitig wird die Fantasie der Kinder durch Rollenspiele angeregt.

Solche „Spiele“ wurden preisgünstig auch ohne „Laden“ angeboten, wie unser Ausstellungsstück die „Post“ zeigt.

 

 

Puppenstube

Die Puppenstube ist wesentlich älter als der Kaufmannsladen. Die Geschichte der Puppenstube geht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Das älteste bekannte Puppenhaus wurde 1558 für Herzog Albrecht V. von Bayern gebaut – allerdings nicht als Spielzeug, sondern als kleines Kunstwerk und Schaustück. Im 17. und 18. Jahrhundert griffen reiche Patrizierfamilien in Nürnberg und Augsburg diese Idee auf und ließen sich ihre Häuser im Kleinformat nachbauen, um ihren Reichtum zu zeigen. Besonders in den Niederlanden war es Mode diese „Puppenhäuser“ nicht in Modell-Häusern einzubetten, sondern als Barockschrank zu gestalten.

Das erste „moderne“ Puppenhaus, das mit erzieherischer Intention gefertigt wurde, schuf 1631 Anna Köferlin in Nürnberg, die dazu auch ein Flugblatt herstellen ließ. Mädchen sollten spielerisch auf ihre spätere Aufgabe als Hausfrau vorbereitet werden. Erst im Biedermeier fand das Spielzeug aber weitere Verbreitung. Vorbild waren die Wohnungen gehobener Bürgerfamilien, die möglichst naturgetreu nachgebildet wurden.

Es gab auch einzelne Räume als Puppenstube, vor allem als Salons und Puppenküchen, die mit allen nötigen Küchengeräten ausgestattet waren. Zu dieser Zeit kam auch der Kaufladen auf, mit dem Geschwister zusammen spielen konnten. Mittlerweile wurden Puppenstuben industriell hergestellt, in ärmeren Familien entstanden sie jedoch in einfacher Form in Handarbeit. Dabei war es früher in Deutschland üblich, die Puppenstube zur Bescherung an Heiligabend aufzubauen und sie nach Weihnachten zum Dreikönigstag wieder einzupacken und auf dem Dachboden zu verstauen, sodass lediglich kurze Zeit damit gespielt werden konnte.

Kinder lernen mit der Puppenstube für den Alltag. Dabei sind realistische Rollenspiele im Kinderzimmer umsetzbar, in dem den kleinen Puppen in der Puppenstube die Akteure stellvertretend verkörpern. Rollenspiele sind für Kinder sehr spannend, denn sie können sich so die Welt der Erwachsenen spielerisch erschließen. Dabei werden Szenen des Alltags umgesetzt und gleichzeitig wird die Fantasie der Kinder durch Rollenspiele mit ihren Puppen angeregt.

Die Ritterburg, später die Indianerhöhle und das Western Ford waren das Gegenstück zur Puppenstube für die Jungen. Das Rollenspiel ähnlich, nur halt militanter ausgeprägt.