Apfeldieb

Die Apfeldiebe bei Pankrath


Im Herbst des Jahres 1890 reiften in Pankraths Garten in Bethau die knackigsten Äpfel der ganzen Gegend. Nicht viele konnten sich damals rühmen, solch schöne Früchte ihr eigen zu nennen, kein Wunder, dass den Dorfjungen der Sinn danach stand. So holten sie sich auch ein paar Tage ihren Teil und, der alte Pankrath merkte bald, dass seine Äpfel abnahmen. Nun war aber bei der vielen Herbstarbeit keine Zeit, um eine Wache zu stellen. Aber Johann Pankrath war aus einer anderen Gegend gekommen und konnte einiges mehr als die Alteingesessenen, man sagte: „Er hatte das Siebente Buch Moses“, welches seinen Besitzern verschiedene Fähigkeiten vermitteln könne. So auch in diesem Fall, unbemerkt ging er dreimal an seinen Stachelzaun hin und her. Am Nachmittag stiegen nun abermals vier Jungen auf den Zaun, als sie nun aber in den Garten springen wollten wurden sie von unsichtbaren Kräften festgehalten. Sie konnten nicht rückwärts und nicht vorwärts, auch andere konnten sie nicht von ihrem Hochsitz befreien. Da kam zum Abend dann auch die Pankraths vom Felde. Sie taten so, als ob sie nichts sahen und versorgten erst in aller Ruhe ihr Vieh. Nun erst trat er wieder vor die Türe und hielt den Festgebannten erst eine ordentliche Moralpredigt. Sodann ging er zu den einzelnen hob sie vom Stachelzaun und verschrieb ihnen noch einiges auf ihre vier Buchstaben.- Seid diesem Tag fehlt bei den Pankraths von den Äpfel keiner mehr und die Jungen mieden ängstlich die westliche Straßenseite.

 

 

Willy Eichler

 

Quelle
Sagensammlung von Willy Eichler, Schulbroschüre

Annaburg©2022-02-11