– Friedrich der Weise der Trendsetter
Friedrich der Weise war der erste deutsche Fürst der diese mediterranen „Gärten“ in Italien bei seiner Pilgerreise sah. Diese Art der Gärten faszinierten ihn und ließen ihn wohl an den biblischen Garten Eden denken. Mit den verfügbaren exotischen Pflanzen wollte er einen ebensolchen Garten hier in Deutschland haben. Mit seinen nach mediterranen Vorbild in Lochau gestalteten Gärten setzte er den „Trend“ beim Hochadel. Sie fingen an, an den zu Schlössern umgewandelten Adelssitzen, ähnliche Gartenanlagen zu schaffen und der Renaissancegarten war geboren. Bei diesen Gärten ging es nicht mehr nur um den Anbau von Obst, Gemüse, Kräutern und Blumen. Wir befinden uns schließlich in der Zeit wo Europa die „Welt“ entdeckte.

Die Teuer bei den Fuggern erworbenen exotischen Pflanzen brauchten einen entsprechenden Rahmen zu ihrer Vorführung. Da es sich dabei um Gewächse handelte, wurden sie entsprechend (un)natürlich arrangiert. Die Pflanzen, Bäume wie Sträucher wurden zu Raumbildende Elemente. Und weil man so schön dabei war, machte das nicht nur bei der Flora halt. Man griff erheblich in die Landschaft ein – verlegte Wasserläufe, staute das Wasser an und musste dazu die Landschaft entsprechend formen. Bewusst oder unbewusst griff man auf das Wissen der Antike, vor allem auf die Römische Ingenieurkunst zurück In den Kanzleiakten steht hingegen nüchtern; Teich gegraben, Schuttbau errichtet usw. usf.

Wir erlebten hier den Beginn der Landschaftsarchitektur. Wie heißt es so schön?
Die Landschaftsarchitektonische Räume verändern sich nicht nur durch den Einsatz von dynamischer Vegetation ständig, sondern auch durch die Änderung der Klimatischen- und Wasserverhältnisse. Sie sind daher im Gegensatz zu den architektonischen Räumen nie „fertig“ oder in ihrer Entwicklung abgeschlossen.
Mit Übernahme der Regierungsgeschäfte durch Friedrich dem Weisen existierten aber schon Gärten rund um die Lochau. So wurden schon Lusthäuser: ein Sommerhaus, eine evtl. identische Esslaube und ein Wolfsgarten hier genannt. Diese Baulichkeiten hingen aber vorzugsweise noch mit der standesgemäßen Jagd zusammen. Auch seltene Pflanzen könnten schon im Schlossgarten gestanden haben. Der war ja auch Würz- und Nutzgarten. Ein Gärtner sollte vor Weihnachten 1487 einen Johannisbrotbaum von Dresden nach Lochau bringen. Im Januar 1488 wurde sogar schon ein Dresdener Baumgärtner dafür gewonnen, in Lochau zu arbeiten. Einige tausend einheimische Setzlinge, die das Lochauer Hofgesinde jedes Jahr einkaufte und anpflanzte, sind wohl für den Küchengarten gedacht gewesen. So steht es bei Thomas Lang in seinem mir zur Verfügung gestellten Material.

Im Jahr 1493 unternahm Friedrich eine Pilgerreise ins Heilige Land. Während seiner Reise kam er in direkten Kontakt mit Teilen Italiens und der Welt der mediterranen Kultur. Auch wenn sein Weg dabei von Sterzing, Doblach und Treviso direkt nach Venedig (nach Th. Lang) und dann weiter die direkte Seeroute nach Jerusalem. Hier wird erst seine Idee zu einem „Gartenreich“ dem „Garten Eden“ als sein Schlossgarten zu Lochau gekommen sein. Hierin folge ich Professor Stephan Hoppe Schrift bedenkenlos.

Als ranghöchsten Fürst im Deutschen Kaiserreich weilte Kurfürst Friedrich der Weise in seiner Zeit von 1494 bis 1498 am Hof Kaiser Maximilians I. Als einer der engsten persönlichen und politischen Vertrauten des Kaisers kannte Friedrich das höfische Leben in seinen bevorzugten Palästen wie auch in den Niederlanden. Hier hatte es wohl das von Seen umgebene Jagdschloss Tervuren, als Rückzugsort des Kaisers, ihm besonders angetan. Auch wenn der Standort der alten Lochau am Rande der Auenlandschaft zwischen Elbe und Schwarzer Elster liegt und das Jagdschloss von einem Wasserraben umgeben war, gab es hier keine Seenlandschaft. Vor allem fehlte es hier an Fließgewässern und diese waren für die damalige Abfallentsorgung für eine größere Menschmenge dringend geboten.

BERND HOPKE
ORTSCHRONIST
AnnaOffice©2023-05-17
Quelle
- „Jagdschloss Annaburg -eine geschichtliche Wanderung“ Verein für Heimatgeschichte und Denkmalpflege e.V. Annaburg; Geigerverlag 1994;
- Thomas Lang; Auszüge zum Jagdschloss Lochau aus dem Manuskript seiner Dissertation über die ernestinische Hofhaltung im ausgehenden Mittelalter im Übergang zur Neuzeit; unveröffentlicht 2022;
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Prof. Stephan Hoppe; Anatomie einer frühen „Villa“ in Mitteleuropa 2015;