das größte Lusthaus im Garten
Hans Herzheimer berichtet 1519 darüber:
Das fünfte Lusthaus befindet sich auf dem erwähnten Wall, etwa 200 Schritte vom Finkenherd entfernt. Es ist noch üppiger konstruiert. Dieses Lusthaus ist in Grün gehalten, alles einschließlich des Daches, und ist in niederländischer Manier (auf die Niderlendisch art gepawet) gebaut. Es enthält viele schöne Räume (gemache), die auf die künstlerischste Weise eingerichtet sind. Das Haus hat außergewöhnlich schöne Buchten [Ausladungen/Erker oder vorspringende Türme] mit großen Fenstern. Im Inneren befindet sich ein hervorragend gemalt Porträt eines römischen Kaisers mit seinen kirchlichen und weltlichen Kurfürsten in ihrem [unleserlichen Wort]. Und im Zentrum dieses Lusthauses befindet sich ein großer Innenhof (Zymlichs hofflen), in dem viele besondere Kräuter und Pflanzen wachsen. In der Mitte steht ein großes Vogelhaus mit Singvögeln. Sie können ihren melodischen Gesang überall im Lusthaus hören. Der Bau dieses Vergnügungshauses kostete mehr als 1.200 Gulden.
möglicher Standort des grünen Hauses(Turm) – Rekonstruierte Darstellung in GoogleEarth
Das grüne Haus war das größte Lusthaus, es war so markant, dass es in die Topografie der Waldkarte von 1556 und in den frühen Forstzeichenbüchern fand. Dort steht „Der Züllsdorfer Weg nimmt seinen Lauf vom grünen Haus aus.„
Das grüne Lusthaus (grünes Haus) entstand als letztes Bauwerk dieser Art. Es war auch größer und höher als alle anderen Bauwerke. Es wurde um 1509 errichtet und laut den Amtsakten wurde 1510/11 ein neuer grüner Turm mit seinen Ausmalungen abgerechnet.
Der grüne Turm wurde wenige Jahre später 1512/13 mit Kupfer gedeckt. Dieses Kupferdach sorgte dafür, dass schon wenig später das gesamte Gebäude in Grüner Farbe wahrgenommen wurde. Dieses Gebäude muss massiv, d.h. aus Stein errichtet gewesen sein, da es noch 1556 noch bestanden haben muss und auch in seiner eigentümlichen grünen Farbgebung zu erkennen war. Nach den vagen Lagebenennungen sollte beim Grünen Haus (Turm) der Garten im Süden aber auch der Garten im Norden und der Teich im Südosten) liegen.
So sieht ein „Lusthaus“ im Renaissancestil, welches noch erhalten ist bei Schloss Rochsburg aus – Die andere Darstellung zeigt einen spätmittelalterlichen Turm mit Erker und Ausladungen und vorspringenden Türmen – wie sie Herzheimer beschrieben hat.
Darstellung des grünen Hauses auf der Karte von 1556
Im Vergleich – rote Linie Ausdehnung der Gesamtgartenanlage von 1519 und gestrichelte Linie Lage des späteren Tiergarten von 1578
BERND HOPKE
ORTSCHRONIST
AnnaOffice©2023-05-17
Quelle
- Thomas Lang; Auszüge zum Jagdschloss Lochau aus dem Manuskript seiner Dissertation über die ernestinische Hofhaltung im ausgehenden Mittelalter im Übergang zur Neuzeit; unveröffentlicht 2022;
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Prof. Stephan Hoppe; Anatomie einer frühen „Villa“ in Mitteleuropa 2015;