Unternehmen Fähre

Von der Fähre zu Prettin


So benennt sich ein Ausgabetitel in den alten Rechenbüchern des Amtes Schweinitz, zu dem Prettin einst rechnete. Die ersten erhaltenen Amtsrechnungen – die von 1431 ab, nennen die Prettiner Fähre. Jahr für Jahr sind Ausgaben und Einnahmen aufgeführt.
1509 wird ein neues Fährschiff gebraucht. Man kauft es zu Pirna für 30 Sch. (Schock) 31 Gr. (Groschen) 8 Pfg (Pfennige). [ 1 Schock sind bömische Groschen =2 Kurant Taler = 3 Gulden].
Mit 26 Schck. (Wort nicht lesbar) beladen schwimmt es seinem Bestimmungsorte zu. Der Fährmeister, vier Knechte, ein Steuermeister lenken es. An Zoll sind 52 Gr. 4 Pfg. zu erlegen, und zwar in Pirna und Mühlberg, während Meißen und Dresden das Geleit erlassen.
Die Fähre – ihre Beschaffung wie der Unterhalt – wird von der Obrigkeit Kursachsens bezahlt. Der Fährmeister nebst seinen Knechten erhalten vom Schaffer zu Schweinitz den Lohn. Sie haben dagegen das Fährgeld ihm abzuliefern. Die Höhe für Benutzung der Überfahrt durch Reuttern (Reiter) oder Wagen wissen wir nicht. Nur die Gesamtsumme ist angegeben. Sie sei für etliche Jahre hier aufgeführt: 1521-22. 45 Schck. 46 Gr. 6 Pfg. hat das Jahr die Fähre getragen mit dem so allenthalben darauf gegangenen, ausgeschlossen die Zeit von Weihnacht bis uft Sonntag nach Valentini (14. Februar), da die Elbe gestanden gewest, daß man aber fist [fest] gefahren. Die Ausgabe beträgt 27 Schck. 1 Gr. 2 Pfg. Sie ist hoch. So setzt sie sich zusammen: 9 Schck. 6 Gr. des Fährmeisters Jahrsold. 6 Schck. 4 Gr. zwei gemietete Fährknecht. Das sind hohe Löhne: Im gleichen Jahre erhalten die Amtsschreiber nur 1 Schck. 45 Gr., der Landsknecht 4 Schck. 24 Gr., der Torwärter zu Schweinitz 1 Schck. 20 Gr., ein Knecht 1 Schck. Bei den Fährknechte heißt es noch: "haben den Zugang an Trankgeld von den Reuttern und Fußgängern!"
5 Schck. 40 Gr. das neue Schiff bezahlt, ist ver [für] 12 Schck. verdinget worden zu Pirna, daran ist in der nächsten Rechnung 6 Schck. 20 Gr. darauf zu geben, und ist so alles bezahlt, darinnen man drei gemeine Wagen führen mag. 2 Schck 30 Gr. Fuhrgeleit (Wasserzoll) und Zehrung von Pirna bis Prettin. 12 Gr. von 2 Schiffung zugraben an der obersten Fähre. 3 Gr. geben die Schiffe zu der obersten Fähre im kleinen Wasser zu fahren. 12 Gr. für 2 Fuder Schrip [?] stangen. 6 Gr. für ein Prieltzeisen [?]. 10 Gr. 2 Pfg. für Brennholz für die Fährleute dem Winter über. 11 1/2 Pfg. Baltzer, ein Helferknecht, im großen Winde vor Weihnacht hat acht Tage helfen fahren. 5 Pfg. dem Schmiede, die Ketten bessern. 1 Schck 4 Gr. für Lohn, Esesen und Trinken, als man die Wunnen [?] in der großen Kälte gemacht. 1 Schck. 24 Gr. ein Helferknecht hat vier Wochen in der Eisfahrt helfen fahren und hernachmals vier Wochen im großen Wasser. 3 Gr. dem Knecht hat drei Nächte in der Eisfahrt gemacht. 3 Gr. dem Knecht im großen Wind, das Wasser aus dem Schiff gegossen, daß der Wind hinein geschlagen. 3 Gr. dem Schreiber, der dem Fährmeister die Rechnungen geschrieben.
Im nächsten Jahr sind 41 Schck. 58 Gr. 3 Pfg. 1 Heller Fährgeld eingekommen. Die Ausgaben betragen 17 Schck. 51 1/2 Gr. Bemerkenswert ist dabei, daß für 11 1/2 Gr. ein Helfersknecht im Leipziger Michaelismarkt acht Tage fahren helfen must. Die Eisfahrt dauert dies Jahr nur neun Tage; aber sechs Wochen muß im Hochwasser Aushilfe eingefordert werden. 1523-24 kommen 79 Schck. 42 Gr. 4 Pfg. ein. Dem stehem nur 29 Schck. 40 Gr. 8 Pfg. Ausgaben gegenüber. Drei Mal ist Hochwasser. Zum Hauptschiff kauft man für 2 Schck. 27 Gr. von Lichtenburg einen Handkahn. Ein Kachelofen für die Fährbude kostet 12 Gr. 5 Pfg. 1524-25 stehen 52 Schck. 9 Gr. Einnahmen, 20 Schck. 9 Gr. Ausgaben gegenüber. 1525-26 sind es 50 Schck 42 Gr. und 17 Schck. 59 Gr. Das Schiff scheint durchlässig geworden zu sein. Man dichtet es mit "Moch" (Moos). Zunächst will man dem Fischermeister das 1 Schck. Groschen nicht dafür geben. Moos gäbe es doch genug im Walde. Er weist aber nach, daß er solches Wassermoos nur von den "behemischen Gebirgen", alher es von den großen Buchen kommt, benutzt hat! Die Fähre zu Prettin brachte dem Amte genug ein. Gegenüber Amtsweinberg und Schäferei war sie ein rentables Unternehmen.

 

Quelle:

Paul Kirmis, Dautzschen