Fastnacht (Fasching)

Jedes Jahr seit Generationen wird Fastnachten gefeiert. Heute sagen wir Fasching dazu. Über seine Entstehung gehen die Meinungen auseinander. Einige meinen das Wort kommt von „faseln“ = plaudern, andere wiederum denken, dass es vom „Fasten“ kommt.
Auch dieser Brauch reicht weit zurück. Unsere heidnischen Vorfahren opferten der Sonne Ochs und Schwein. Brauch war es auf dem Land zu Fastnachten ein „Spofackerl“ am Spieß zu braten. Im Mittelalter bestand das Fastnachtsessen aus geräuchertem Ochsenfleisch, Schweineschinken, Mettwurst und dem Fastnachtswecken, der in Sonnenform, mit einem Kreuz darin gebacken wurde. Bei uns blieb das Mitternachtsessen und Darreichung des Pfannkuchens mit Muss zur Fastnacht übrig. (Dabei wurde auch meist ein Pfannkuchen mit Senf gefüllt). Mehr zum Fläming zu wurde traditionelle der Klemmkuchen zum Mitternachtsessen gereicht (Neben Wurst, Kartoffelsalat, Fettstullen, usw.). Zum Mitternachtsessen lädt die Fastnachtsdame ihren angetanzten Partner ein.
Tanzen gehörte zu den Geselligkeiten immer dazu. Es geht auch auf das Tanzschwingen“, ein alter Brauch der Germanen, zurück. Derjenige, der seine Frau oder Mädchen am längsten und höchsten „schwingen“ konnte, holte sich den Segen des Flachs ein. Je höher der Schwung, desto länger der Flachs. Dieser Brauch galt noch beim Einladen zur Fastnacht in unserer Gegend. Die „Einladung“ wurde durch Platzmeister und Kalfaktoren durchgeführt.
Als Zeichen der Platzmeister und Kalfaktoren, gilt der mit bunten Bändern und Blumen geschmückte Zylinder, sowie lange bunte Bänder links und rechts des Frackes. Wobei die Anzahl der Bänder von der Anzahl der teilnehmenden Frauen abhängt. Als Kopfbedeckung wurden vor dem Zylinder aber auch normale Hüte mit einem Blumengebinde, bzw. spitze Tüten getragen. Beim „Einladen“ bekamen die Platzmeister ihre Bänder angesteckt, ein Schnäpschen wurde getrunken und ein Tanz mit der Gastgeberin getanzt.
Traditionell wurden die Frauen von einem Sammelplatz mit Musik, durch die Platzmeister und Kalfaktoren durch den Ort geleitet. Nachdem sie an einem extra Tisch platz genommen haben, erfolgt dann das Antanzen. Jeder Partner muss wenigstens drei Tänze mit seiner Fastnachtsdame tanzen. Beim Antanzen der übrigen Gesellschaft, entrichten diese einen Obolus in den Zylinder. Während des gesamten Abends muss wenigstens ein Platzmeister im Saal sein. Gelingt es jemanden einen Knoten in ein Band zu knüpfen, muss er demjenigen einen ausgeben, verliert er sogar ein Band, so ist eine Saalrunde fällig. Während des ganzen Abends besteht die Kussfreiheit.
Es wurden Männer -, Jugend- und Frauenfastnachten gefeiert. Moderner und jünger (erst seit den 80er Jahren) wird statt der Jugendfastnacht ein Kinderfasching veranstaltet.

In einigen Teilen Deutschlands gibt es die großen Faschingsumzüge, wo allerlei Larven und Gaben für, oder gegen die Götter mitgeführt werden. Dieser Brauch stellt auch die Opfergaben in germanischer Zeit dar.

Bei uns wird dafür traditionell das „Zempern“ durchgeführt. Dabei geht die Jugend nach dem Fastnachten durch den Ort „zempern“, um den sogenannten Schlappenball auszurichten. Hier war das Erscheinen in Schlappen, Nachtzeug und später auch in anderer Verkleidung erwünscht.
Das Zempern (auch Zemper- oder Heischegang genannt) ist eine alte Tradition der Sorben, die auch in anderen Dörfern Südostbrandenburgs und Nordostsachsens weit verbreitet ist. Das Wort stammt vom sorbischen «heischen, einfordern» (camprowanje). Das Maskieren und Verkleiden, das Lärmen und Musizieren sowie das Schlagen mit Lebensruten (Weiden und Birken) sollte böse Geister, Gespenster und Dämonen sowie den Winter vertreiben.

In unseren Regionen wird für den gleichen Brauch laut dem Herzberger Geschichtsschreiber K. Pallas in der Generalversammlung des Vereins für Heimatkunde im Kreise Schweinitz am 2. November 1898 in Holzdorf das Wort Zempern benutzt.

Text: Bernd Hopke

Bearbeitet von Lara und Moritz
Quelle:
Material des Vereins für Heimatgeschichte und Denkmalpflege e.V. Annaburg
Lausitzer Rundschau unter www.lr-online.de/regionen/elbe-elster/Herzberg Zugriff 01/2008