Musiker aus Annaburg
Musikerfamilien sind nicht selten. Aus der Geschichte der deutschen Kultur sind die Familien Bach und Strauß wohlbekannt Musikalische Begabung vererbt sich oft. Hier ein Beispiel für solche Vererbung mit dem eigenartigen Merkmal, dass die Mitglieder dieser Familie größtenteils Soldaten waren, und zwar Militärmusiker, die zum Teil mit der Geschichte Annaburgs verknüpft sind.
Gottfried Schuhmann,
1760 in Langennaundorf geboren, war Schullehrer. Sein am 28.8.1795 geborener Sohn Leberecht wurde Ortsmusikus in Annaburg.
Leberecht Schuhmann,
hatte 3 Söhne, die bei ihm Musik lernten, und 3 Töchter.
a) August Schuhmann,
wurde Hoboist im Infanterie Regiment 87, dann 88, die in Mainz standen. Nach der Militärzeit wurde August ersten Trompeter am Stadttheater zu Mainz. Beim Infanterie Regiment 88 dienten zwei Söhne des August Schuhmann als Hoboisten.
b) Franz Schuhmann,
diente als Hoboist beim Infanterie Regiment 20 in Wittenberg (Trompeter) und wurde Stadtmusikus in Prettin, nachdem er aus dem Kriege 1870/71 heimgekehrt war. Aus der Ehe des Franz sind drei Söhne hervorgegangen, die sämtliche Musiker wurden.
c) Louis Schuhmann,
1833 geboren, diente als Hoboist beim Jäger Bataillon 3 und der Fußartillerie in Torgau. Nach der Militärzeit wurde er Ortsmusikus in Annaburg. Seine sechs Söhne und eine Tochter lernten Musik.
1. Otto Schuhmann, 1859 in Annaburg geboren, trat mit 17 Jahren beim Husaren Regiment 16 in Schleswig ein und wurde dort Solokornettist. Wegen seiner Leistungen wurde er schon nach einem Jahr Unteroffizier. Dann kam er zu den 15. Husaren nach Wandsbeck, diente noch neun Jahre und ging dann zur Polizei.
Otto Schuhmann hatte einen Sohn, der 12 Jahr als Musiker beim Feldartillerie Regiment 44 in Trier und Ulanen Regiment 5 in Düsseldorf diente. Er spielte Trompete und Waldhorn. Nach dem Weltkrieg und der Freikorpszeit kam er in den Justizdienst nach Hamburg.
2. Richard Schuhmann, 1863 in Annaburg geboren, diente bei den Infanterie Regimentern 92 und 110 sowie dem Pionier Bataillon 8. Er war Solotrompeter. Nach zwölfjähriger Dienstzeit ging er zur Polizei nach Koblenz.
3. Paul Schuhmann diente beim Jäger Bataillon 12 in Freiberg in Sachsen als Trompeter 12 Jahre und ging dann zur Justiz nach Leipzig.
4. Max Schuhmann, 1864 in Annaburg geboren, diente als Solokornettist und Waldhornist beim Husaren Regiment 5 in Stolp, dann im 2.Garde Ulanen Regiment und Ulanen Regiment 5. Nach 12 Jahren kam er zur Steuerbehörde nach Düsseldorf.
5. Karl Schuhmann, 1868 in Annaburg geboren, war ebenfalls im 5. Ulanen und 2.Garde Ulanen Regiment und zwar 12 Jahre als Trompeter und Waldhornist. Dann kam er zur Steuerbehörde.
6. Oskar Schuhmann, 1873 in Berlin geboren, war Trompeter und Bassist.
7. Die Tochter Ernestine heiratete. Aus ihrer Ehe mit dem Heizer Hentschel entsprang ein Sohn, der Musiker wurde und 12 Jahr diente, bis er zur Polizei übertrat.
d) Tochter Marie Schuhmann,
heiratete einen Gerichtsschreiber. Aus dieser Ehe entsprang ein Sohn, der Musiker wurde.
e) Tochter Louise Schuhmann,
heiratete einen Unteroffizier Merkel. Aus ihrer Ehe entsprang ein Sohn, der Musiker wurde.
f) Tochter Christel Schuhmann,
verheiratete sich in Annaburg mit dem Maurer Wilhelm Rohr. Aus dieser Ehe entsprangen zwei Söhne, Wilhelm und August.
Wilhelm Rohr diente als Trompeter beim Pionier Bataillon 8,
August Rohr diente als Trompeter beim Kürassier Regiment 4. August Rohr gründete nach seiner Entlassung die Stadtkapelle in Annaburg. In seine Stelle beim Kürassier Regiment 4 trat später sein Sohn Max Rohr als Trompeter, der nach seiner Dienstzeit sich zum Kapellmeister qualifizierte und 1923 die Annaburger Musikschule „Rohr“ gründete.
Max Rohr hatte vier Söhne, Heinz, Georg, Hans und Gerd. Außer Georg wurden die anderen alle vom Vater als Musiker ausgebildet. Hans Rohr qualifizierte sich zum Kapellmeister und übernahm 1946 die Annaburger Musikschule von seinem Vater, die er bis zu ihrer Schließung 1950 führte. Danach wurde er Direktor der staatlichen Musikschule in Torgau.
Quelle:
Die Geschichte des Deutschen Unteroffiziers, Hrsg. Reichstreubund ehemaliger Berufssoldaten, 1939 Junker und Dünnhaupt Verlag Berlin
Edwin Kretzschmann, Musikschule Rohr, Annaburg 1993